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Gesellschaft / Kultur


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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 05.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 184
Abb.: 11
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

HartzIV-Fernsehen , asozial , verdummend - das sind nur einige Begriffe, die im Zusammenhang mit Scripted Reality fallen. Gut ist das Image von Familien im Brennpunkt , Verdachtsfälle und Mitten im Leben also nicht. Dennoch sind die Quoten dauerhaft gut bis sehr gut. Die Zuschauer wollen also diese Fiktionalisierung der Realität im Fernsehen sehen. Besonders überraschend war der Erfolg von Berlin - Tag & Nacht . Zuerst als Lückenfüller für die nächste Big Brother -Staffel gedacht, entwickelte sich die Serie rund um das Leben einer Wohngemeinschaft im szenigen Berlin-Kreuzberg schnell zu einem Quotengarant für RTLII und den Produzenten filmpool. Diese Studie untersucht die Wirkung von Scripted-Reality-Formaten am Beispiel von Berlin - Tag & Nacht . Warum ist das Format so beliebt? Aufgrund des gescripteten Charakters? Oder sind sich die Zuschauer dessen gar nicht bewusst? Die Wahrnehmung von Scripted Reality bildet zurzeit noch eine Forschungslücke, zumal es weder eine einheitliche Bezeichnung, noch eine einheitliche Kennzeichnung der betreffenden Formate gibt. Um diese wissenschaftliche Lücke zu schließen, wurde anhand von 16 fokussierten Interviews untersucht, warum die Befragten Berlin - Tag & Nacht schauen und ob sie das Format als glaubwürdig einschätzen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2, Einordnung innerhalb des Reality TV: Die Begriffsvielfalt für Scripted Reality und deren Formate ist enorm. Erschwerend hinzu kommt, dass sich selbst Produzenten, Verantwortliche der Sendeanstalten und Forscher uneins über Definitionen sind. Demzufolge gibt es auch keine einheitliche Verwendung. Allerdings ist dies auch das Charakteristische an der Gattung. Für die in dieser Arbeit enthaltene Untersuchung ist es notwendig, dass der Begriff, die Entwicklung und das Umfeld von Scripted Reality umfassend erläutert wird, um darauf Bezug nehmen zu können. Am Anfang der Hierarchie steht der Begriff Reality TV. Dies ist der Oberbegriff für sämtliche Gattungen. Spricht man von Reality TV, muss grundsätzlich zwischen narrativem und performativem Reality TV unterschieden werden. Performatives Reality TV zeichnet sich im Gegensatz zum narrativen dadurch aus, dass diese Formate einen realen Hintergrund haben, in dem direkt in die Alltagswelt von Menschen eingegriffen wird (vgl. Lücke, 2002, S.). Um die Unterschiede noch genauer erklären zu können, muss zuerst eine genauere Begriffsbestimmung erfolgen, für die kurz die Entwicklung des Reality TV skizziert werden muss. Mittlerweile sind Gattungen des Reality TV, also z.B. neben Scripted-Reality-Formaten auch Doku-Soaps oder Reality-Soaps, fester Bestandteil des deutschen Fernsehens. Über den genauen Beginn der Entwicklung gibt es verschiedene Ansichten, Grundlage dieser Studie sind die Schilderungen von Stephanie Lücke und Christian Hißnauer. Den ersten Boom der Reality-TV-Formate gab es Anfang der 1990er Jahre. Zu diesem Zeitpunkt tauchte der Begriff in der medienwissenschaftlichen Debatte auf und war attraktiv, weil er Authentizität versprach. Konkret handelte es sich zuerst um sogenannte eyewitness programmes, also u.a. Kompilationen von Augenzeugenberichten, Homevideos oder nachgestellte dramatische Ereignisse anhand von Zeugenaussagen (wie ‘Bitte lächeln’ oder ‘Notruf’). Insgesamt sprach man damals von gewaltzentriertem Reality TV, weil der Fokus der Sendungen eben meist auf Unfällen oder Rettungsaktionen gerichtet war. Zu dieser Zeit waren Formen des Reality TV ganz klar der Information und nicht der Unterhaltung zugeordnet. Es folgte ein deutlicher Wandel im Begriffsverständnis, hin zu einem kommerziellen, auf Unterhaltung ausgerichtetem Programmangebot. Heutzutage versteht man Reality TV als Oberbegriff für verschiedene Formen, die sowohl einen Unterhaltungs- als auch einen Anspruch auf dokumentarische Wirklichkeitsdarstellung haben (vgl. Lücke, 2002 und Hißnauer, 2011). Einige Autoren verwenden synonym den Begriff Factual Entertainment. Dieser stammt aus der angelsächsischen Literatur und beschreibt die Unterscheidung bei nonfiktionalen Fernsehformaten zwischen Information (z.B. Nachrichten) und Unterhaltung (z.B. Doku-Soaps) (vgl. Weiß/Ahrens, 2012, S. 65f). Im Laufe dieses Wandels bildeten sich die Merkmale des Reality TV aus: die Vermischung von Fiktion und Non-Fiktion. Reality TV ist gekennzeichnet von Hybridisierung, d.h. es verknüpft Charakteristika verschiedener Gattungen und formt daraus neue Formate. Zusammen mit einer thematischen Verschiebung, vom Schicksal des Einzelnen hin zum Alltag (obwohl auch dort eher das Spektakuläre im Alltag von Interesse ist) von Menschen. Der zweite Boom folgte dann 2000 mit der Ausstrahlung der ersten Staffel von ‘Big Brother’. Damals war von Sittenverfall die Rede, dennoch gilt ‘Big Brother’ als Start der Real-Life-Soaps bzw. als das Synonym für semi-dokumentarische Formen. Unter dem Begriff Real-Life-Soap werden die Gattungen Doku-Soap, Reality-Soap sowie Scripted Reality subsumiert. Doku-Soaps kennzeichnen das Prinzip, dass Menschen in ihrer gewohnten Umgebung gezeigt werden. Reality-Soaps dagegen sind selbstgenerierte TV-Events, d.h. sie finden nur statt, damit sie im Fernsehen gezeigt werden können. Doku-Soaps unterstellt man grundsätzlich, dass sie echt und dokumentarischen seien (natürlich mit einem gewissen Grad an Inszenierung). Doku-Soaps werden aber immer mehr und immer öfter fiktionalisiert - sodass sie zu Scripted-Reality-Formaten werden. An diesem Punkt setzt noch mal die genauere Definition von narrativem und performativem Reality TV an: Bei performativen Showformaten (also Reality-Soap-Formaten) macht das Script die Show bzw. die Sendung und gibt den Handlungsrahmen vor, in dem sich die Akteure bewegen können. Beispiele dafür sind ‘Big Brother’, ‘Das perfekte Dinner’ oder ‘Frauentausch’. Bei narrativen Erzählformaten verändert das Script die dokumentarische Erzählstruktur komplett und wandelt sich vom Beobachten zum Nachspielen. Dazu gehören dann sowohl die klassischen Doku-Soap-Formate wie ‘Goodbye Deutschland’, ‘Unsere erste gemeinsame Wohnung’ oder ‘Menschen, Tiere & Doktoren’ sowie Scripted-Reality-Formate (vgl. Hißnauer, 2011 und Weiß/Ahrens, 2012, S 62f).

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