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Gesundheitswesen

Natalya Enke

Schnittstellen in der Notfallversorgung

Eine problemorientierte Systemanalyse

ISBN: 978-3-8366-7490-4

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 130
Abb.: 4
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Teilweise heftige Kontroversen zeichnen die aktuelle Diskussion über das Gesundheitswesen aus. Die negativen Entwicklungen und Probleme, vor denen schon vor langer Zeit die Ökonomen gewarnt haben, sind nun zur Realität geworden und können auch von der Politik nicht mehr geleugnet werden. Konstruktive Lösungen sind gefragter denn je. Die aus ökonomischer Sicht notwendigen und unvermeidlichen Einschnitte und Entscheidungen erweisen sich aber häufig unter den potentiellen Wählern als unpopulär und kommen mit den politischen Zielen nicht in Einklang. Die Ausgangslage für die Entscheidungsfindung wird oft durch politisch geschlossene Kompromisse erschwert, die häufig nichts mit den realen Anforderungen des Gesundheitssystems zu tun haben. Im allgemeinen Kostenanstieg im Gesundheitswesen wurde der Bereich Ausgaben für den Rettungsdienst, die in die Statistiken der GKV als Fahrkosten eingehen, bislang nur dürftig behandelt. Die Tatsache, dass sie zwei Prozent der Gesamtausgaben der GKV betragen, kann nicht zur Rechtfertigung für die mangelnde Aufmerksamkeit herangezogen werden. Dieser scheinbar unbedeutende Bereich weist eine hohe Dynamik auf. Seit dem Jahr 1994 steigen die Fahrkosten nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit signifikant an. Die Höhe der Ausgaben spricht aber im Allgemeinen noch lange nicht für die Qualität der Notfallversorgung. Das System ist grundsätzlich nur so gut wie seine Schnittstellen. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung besteht in der detailierten Betrachtung der wichtigsten Schnittstelle in der Notfallversorgung, die zwischen Rettungsdienst und Krankenhaus entsteht. Hier treffen unterschiedliche Akteure, sowohl institutionelle (Rettungsdienste, Kliniken verschiedener Versorgungsstufen, private Krankentransportunternehmen usw.), als auch personelle (z.B.: Rettungsassistenten, Rettungssanitäter, Notärzte oder Hausärzte) aufeinander, die eigene, oft sehr ungleiche Ziele und Präferenzen aufweisen. Mit der Frage für welche Probleme dieser Bereich anfällig ist und welche Folgen, sowohl aus medizinischer als auch ökonomischer Sicht, diese im Hintergrund der aktuellen Entwicklungen im Gesundheitswesen haben, beschäftigt sich das vorliegende Buch. Bei Betrachtung dieser Probleme muss im Blickwinkel immer festgehalten werden, dass das gesamte System nur so verlässlich sein kann wie seine Schnittstellen. Ferner sollen einige mögliche Ansätze zur Lösung der bestehenden Probleme im Forschungsbereich ausgearbeitet werden.

Leseprobe

Kapitel 4.2 Unmittelbare Auswirkungen auf die Notfallversorgung: Die Einführung der neuen Vergütungsform übt einen deutlichen Einfluss auf die Veränderung der Krankenhauslandschaft aus, was dementsprechend weitreichende Folgen auch auf die Notfallversorgung hat. So sieht der Gesetzgeber im KHG eine Zu- und Abschlagsregelung vor, die die Krankenhäuser je nach ihrer Beteiligung an der Notfallversorgung betreffen. Die mangelnde Konkretisierung der Regelung seitens des Gesetzgebers hat die Differenzen der beteiligten Parteien, Krankenkassen als Kostenträger einerseits und der Krankenhäuser andererseits, offen gelegt. Dazu wurde eine Vereinbarung getroffen, die letztendlich auch keine deutliche Klarheit gebracht hat. So hat man sich zumindest auf den Abschlag vom Basisfallwert für die Nichtteilnahme an der Notfallversorgung geeinigt, da die meisten Krankenhäuser diese leisten. Die Höhe des Abschlags ist dem Verhandlungsgeschick der Parteien überlassen worden. Diese Regelung kann unter anderem dazu führen, dass vor allem kleinere Krankenhäuser diesen Teil der Versorgung aufgeben müssen, denn die Vorhaltekosten für sie besonders hoch ausfallen. Eine weitere deutliche Auswirkung der DRG auf die Krankenhauslandschaft liegt in der zunehmenden Spezialisierung der Häuser auf einzelne lukrative Leistungen. Auch wenn es kein flächendeckendes Phänomen ist, wie die Kritiker befürchten, treten im Alltag doch auch Fälle, vor allem in den Kliniken der Maximalversorgung, ein, wo der Eindruck entsteht, dass das DRG-System und die unzureichende Vergütung bestimmter Leistungen andere Häuser dazu veranlasst, defizitäre Fälle schnell weiter zu verlegen bzw. erst gar nicht aufzunehmen. So werden bestimmte kostenintensive Notfälle von der Klinik nicht angenommen oder weitergeleitet, man spricht vom Notfalltourismus-Phänomen, das aber nicht nur durch die Selektion der Patienten stattfindet, sondern unter anderem auch durch den Rückgang der verfügbaren Bettenzahl bedingt ist. Unter neuen Finanzierungsbedingungen sind die Krankenhäuser zum wirtschaftlichen Handeln gezwungen. Die Wirtschaftlichkeitsreserven müssen aufgedeckt werden, die Strukturen und Prozesse fordern eine Optimierung. Dies führt zunehmend dazu, dass die Krankenhäuser sich immer mehr auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Die Kliniken bilden Kompetenzzentren mit Schwerpunktbehandlung oder schließen sich mit anderen Häusern zu Klinikverbünden zusammen. Diese Tendenzen können auf die Notfallversorgung zweierlei Wirkungen ausüben: Einerseits ist die Erhöhung der Behandlungsqualität nicht zu übersehen, komplexe Behandlungen unter einem Dach werden möglich und ersparen weitere Verlegungen. Andererseits wird durch diese Konzentration die räumliche und zeitliche Erreichbarkeit solcher Zentren für die Rettungsdienste negativ beeinflusst. Die Schließung von kleineren Krankenhäusern aus Gründen der Unwirtschaftlichkeit verschärft noch mehr dieses Problem. Das Netz der Krankenhäuser dünnt sich damit aus und gefährdet auch die wohnhaftnahe (Notfall-)Versorgung. Als besonders gefährdet erweisen sich in dieser Situation die ländlichen Regionen.

Über den Autor

Natalya Enke, Diplom-Ökonomin, Wirtschaftswissenschaftliches Studium an der Leibniz Universität Hannover, Schwerpunkt Unternehmensführung und Organisation. Abschluss 2008. Wirtschaftwissenschaftliches Studium an der Nationalen Technischen Universität Sewastopol, Schwerpunkt Finanz- und Kreditwesen. Abschluss 2002.

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