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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 09.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 19
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das Phänomen der Spekulationsblasen existiert seit dem 17. Jahrhundert, als sich in den Niederlanden die Preise für Tulpen erst sehr stark erhöhten und die Blumen dann in kürzester Zeit keinen Wert mehr hatten. Seitdem wurde auf Güter wie Aktien, Edelmetalle, Technologien und viele andere spekuliert. Neben einem Vermögensverlust der Anleger ziehen solche Blasen unter anderem auch eine Schwächung der Wirtschaft und staatliche Interventionen nach sich. Heutzutage verstärken sich diese Auswirkungen durch die Digitalisierung und Globalisierung. Zudem bewirkt zu spätes Erkennen der Blasen, dass durch Medienwirkung Anleger zu impulsiven Verkäufen bewegt werden. Das lässt Spekulationsblasen noch schneller und heftiger platzen. Daher ist es wichtig, entstehende Blasen rechtzeitig zu erkennen. Eine Auseinandersetzung mit der Charakteristik spekulativer Blasen ist folglich unabdingbar.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2: Ursachenvergleich: Die drei analysierten Spekulationsblasen wiesen vor ihrer Entstehung eine geschichtliche Vorbelastung auf. Vor der Südseeblase, Anfang des 18. Jahrhunderts, tobte der Krieg zwischen England und Spanien. Politische Unruhen, ausgelöst durch den Vietnamkrieg und die Ölkrise in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beispielsweise, lösten in Amerika eine konjunkturelle Depression aus. Auch die Dotcomblase startete mit einer konjunkturellen Depression. Diese fand zunächst nur in Amerika statt. Aufgrund der Vernetzung zu Deutschland in Form von Im- und Exporten, griff dieser konjunkturelle Abschwung über. Im nächsten Schritt waren geldpolitische Maßnahmen für die Blasenentstehung entscheidend. Einerseits wurde die Geldmenge auf verschiedene Weisen erhöht. Am Ende des Krieges zwischen Spanien und der Niederlande musste weniger Kapital in die Armee investiert werden und es blieb mehr Geld für die Förderung der Wirtschaft, die infolge dessen einen Aufschwung erfuhr. Zudem verschafften Erbschaften durch die Kriegsopfer hohe Liquidität und schließlich weitete die Amsterdamer Zentralbank die Geldmenge aus. Andererseits wurden Anlageperspektiven im Rentensektor durch sinkende Zinsen zerschlagen. Sowohl Anfang der Silberblase, als auch zu Beginn der Dotcomblase, wurden die Zinsen gesenkt, um die Wirtschaft nach der konjunkturellen Depression wieder anzukurbeln. Es wurde gehofft, dass die Menschen mehr konsumierten, statt ihr Geld anzulegen und der Wirtschaft somit zum Wachstum zu verhelfen. Beide Maßnahmen, sowohl die Ausweitung der Geldmenge als auch die Senkungen der Zinsen, waren Ursachen für eine neue Asset Allokation des Kapitals. Dabei sind aber nicht beide Voraussetzungen gleichzeitig für die Entstehung einer Aktien- oder Rohstoffblase zwangsläufig nötig. Aus Unternehmenssicht spielt der Aspekt der Überproduktion eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der spekulativen Aktien- und Rohstoffblasen. Nach einer konjunkturellen Depression beziehungsweise infolge eines Krieges steigt die Nachfrage nach Gütern. Da die Produktion und somit das Güterangebot zurückgefahren wurde, wird sie ab dem Zeitpunkt wieder ausgebaut. Ein höherer Güterverkauf bewirkt steigende Gewinne, was den Verwertungsprozess ankurbelt. Bei Reinvestition des Kapitals werden wiederum neue Gewinne generiert. Nach einer Begrenzung der Gewinnpotenziale in der Produktion durch beispielsweise eine Marktsättigung oder steigende Lohnkosten, werden neue Verwertungsmöglichkeiten gesucht. Wird in staatliche Felder investiert, werden Profite gesichert und es kommt zu keiner Blasenbildung. Werden die Gewinne stattdessen am Finanzmarkt angelegt, entstehen Spekulationsblasen. Die Finanzierung der Dividenden der Südseeaktien durch den Handel mit spanischen Kolonien klang als neue Anlagemöglichkeit verlockend. Der hohe Silberbedarf aufgrund der industriellen Entwicklung ließ die Erwartung von Preissteigerungen während des Anfangs der Silberblase aufkommen. Und auch die Entwicklung neuer Technologien Ende des 20. Jahrhunderts eröffnete eine neue, vielversprechende Anlagemöglichkeit. Nach den ersten Preissteigerungen aller untersuchten Spekulationsgüter stiegen weitere Anleger in den Markt ein, weil sie nochmals Preisanstiege erwarteten. Ab diesem Zeitpunkt begann die Spekulation. Kurz darauf war ein weiteres Phänomen zu beobachten. Nachdem die ersten von der neuen Anlage profitierten, wollten andere ebenfalls ihr Glück versuchen und das sogenanntes Herdenverhalten setzte ein, nach dem Motto: Es gibt nichts Ärgerlicheres und nichts trübt das Urteilsvermögen mehr, als einen Freund reich werden zu sehen. Da oftmals blind der Masse gefolgt wurde, schauten sich nur noch wenige die zu Grunde liegenden Daten der Anlage an. Neid und Profitgier sind dafür ausschlaggebend. Unterstützt wurde der Effekt durch die Medien, die fortlaufend über die gute Entwicklung der Güter berichteten und damit zu weiteren Käufen anregten. Den Anlegern wird die Existenz grenzenlos wachsender Gewinne suggeriert und aufgrund von Leichtgläubigkeit und Habsucht glauben einige diese Aussage. Ein zusätzlich begünstigender Effekt für die Entstehung der Blasen war die Kreditvergabe. In allen drei untersuchten Spekulationsblasen nahmen die Anleger Kredite auf, um weiter in die Güter investieren zu können. Die Südseegesellschaft beispielsweise bot eine Ratenzahlung für den Kauf der Aktien an. Durch die Wertsteigerungen der Aktien beziehungsweise Rohstoffe stieg auch der jeweilige Wert der hinterlegten Sicherheiten und die Kreditvergabe konnte ausgedehnt werden. Eine kapitalistische Wirtschaft funktioniert nur mit übermäßigem Krediteinsatz, was wiederum die Überproduktion und somit die Blasenentstehung fördert. Eine letzte Auffälligkeit bei der Analyse der Ursachen bezieht sich auf den Finanzsektor. Der Südseegesellschaft wurde erlaubt, unbegrenzt ihr Kapital zu beliebigen Kursen zu erhöhen. Ähnlich unregulierte Bereiche des Finanzmarktes herrschten auch bei den beiden anderen untersuchten Blasen. Während der Silberspekulation war es für Bunker Hunt, des Treiber des Silberpreises, zwar illegal, aber möglich, den Markt zu cornern. Während der Dotcomblase kam es zu einer Deregulierung des Finanzsystems, um digitale Kapitalmarkttransaktionen zu vereinfachen. Zusammenfassend lassen sich folgende Ursache und begünstigende Faktoren bei allen drei analysierten Spekulationsblasen feststellen: geschichtliche Vorbelastung, konjunkturelle Depression, niedrige Zinsen bzw. Geldmengenausweitung, neue Anlageperspektive , Überproduktion, Kreditvergabe, unregulierte Bereiche im Finanzmarkt, positive Erwartungen der Anleger über künftige Preisentwicklung, Profitgier, Spekulation auf Kursgewinne, Medienpräsenz, Herdenverhalten. In der Auswertung wird speziell auf einige der Ursachen ausführlich eingegangen, wie sie bei der Entstehung und Verstärkung einer Aktien- oder Rohstoffblase wirken. Grundsätzlich muss allerdings nicht jede Voraussetzung zwangsläufig auftreten, damit eine Blase heranwachsen kann. 3.3:Preisentwicklung : 3.3.1: Analyse des Zusammenhangs zwischen Zeit und Preis: Der Beginn einer Spekulationsblase kann verschiedene Ursachen haben, die bereits im Gliederungspunkt 3.2 Ursachenvergleich analysiert wurden. Im Anschluss stiegen die Preise in unterschiedlichen Zeiträumen bis auf ihr Maximum an. Die Südseeblase verzeichnete innerhalb 1,42 Jahren ein Wachstum von 850 Prozent. In den beiden zeitlich jüngeren Blasen wurden geringere prozentuale Preissteigerungen beobachtet. Der Silberpreis stieg um 683,6 Prozent in 5,91 Jahren und die Dotcomblase in Deutschland um 863,2 Prozent in 9,17 Jahren. Aus dieser Entwicklung lässt sich keine Regelmäßigkeit ableiten, da die Bedingungen für die Verstärkung der Blasen unterschiedlich stark ausgeprägt waren und unmittelbar für die Preissteigerungen verantwortlich sind. Anhang 1 Übersicht von preisbezogenen Eckdaten der analysierten Spekulationsblasen gibt tabellarisch eine Übersicht mit den wichtigsten Eckdaten der Preise der analysierten Spekulationsgüter wieder. Eine Regelmäßigkeit ist zu erkennen, wenn die Preisstürze der Spekulationsgüter betrachtet werden. Am Höhepunkt der Silberblase war kein Anleger mehr bereit, einen höheren Preis für die Aktien zu zahlen. Dazu kamen negative Nachrichten. Dividendenzahlungen sollten ausfallen. Da die Erwartung der Menschen stark von Informationen abhängig ist, reagierten sie mit Verkäufen, um keine beziehungsweise so geringe Verluste wie möglich hinnehmen zu müssen. Die Trendwende in der Silberspekulation wurde durch die Aussetzung des Silberterminhandels und einer schrittweisen Erhöhung der Leitzinsen ausgelöst. Kredite zur Finanzierung der Silberbestände verteuerten sich und führten schließlich zu Liquiditätsschwierigkeiten beim Hauptakteur Bunker Hunt. Dies wurde in den Medien veröffentlicht, was zu negativen Erwartungen bezüglich des Silberkurses führte. Die Medienpräsenz und die daraus resultierende negative Stimmung am Markt war auch Ursache des Endes der Euphorie während der Dotcomblase. Zusammenfassend lassen sich bei einem Crash entgegengesetzte Ursachen zur Auslösung erkennen: steigende Zinsen, teuer werdende Kredite, negative Pressemitteilungen, Erwartung fallender Kurse. In den analysierten Spekulationsblasen wurde ein durchschnittlicher Preisverfall von 92,4 Prozent verzeichnet (Südseeblase: 90,0 Prozent Silberblase: 90,5 Prozent Dotcomblase: 96,7 Prozent). Da die prozentualen Preisstürze nahe beieinander liegen, wird die These aufgestellt, dass Aktien- und Rohstoffblasen im Allgemeinen Verluste in dieser Größenordnung aufweisen. Auch im zeitlichen Umfang der Preisabstürze sind Auffälligkeiten zu finden. Während die Südseeblase innerhalb 1,33 Jahren platzte, dauerte dieser Vorgang in der Silberblase bereits 2,42 Jahr und in der Dotcomblase 4,00 Jahre. Daher wird die These getroffen, dass die Dauer der Crashs spekulativer Aktien- und Rohstoffblasen mit der Zeit zunimmt. Im nächsten Schritt der Analyse sind Anfangs- und Endwerte der Blasen zu vergleichen. Die Aktien der Südseegesellschaft wiesen bei der ersten Ausgabe einen Kurs von 100 Pfund auf und fielen während des Crashs auf 95,25 Pfund ab, also leicht unter den Ausgangswert. Der Silberpreis änderte sich im Zeitraum von Februar 1974 bis Juni 1982 von 6,70 Dollar über 52,50 Dollar im Hochpunkt auf schließlich fünf Dollar. Der Endwert lag ebenfalls unter dem Anfangswert der Betrachtung. Ebenso sank der Neue Marktindex nach dem Platzen der Dotcomblase auf 317 Punkte und damit unter seinen Anfangswert von 1.000 Punkten. Die Preise der untersuchten Spekulationsblasen sanken am Ende unter den ursprünglichen Wert. Auch hier wird die These der Verallgemeinerung aufgestellt. Der Verlauf der Aktien- und Rohstoffblasen weist Ähnlichkeiten zum Konjunkturzyklus auf. Es gibt ebenfalls eine Zeit der Wertsteigerung, der Wende und des Abschwungs des Güterpreises bis ein Tiefpunkt erreicht ist, in dem Anleger wieder bereit sind, das Asset zu kaufen. Genauer betrachtet fallen dennoch Unterschiede auf. Während der Konjunkturzyklus in der Theorie eine weitestgehend gleiche Zeitdauer der Expansion und Rezession beinhaltet, ist der zeitliche Verlauf der Aktien- und Rohstoffblasen etwas anders verteilt. Bis der Hochpunkt des Preises erreicht ist, vergeht mehr Zeit, als beim Platzen der Blase. Dies ist anhand der untersuchten Spekulationsgüter beweisbar. Die Südseeblase blähte sich innerhalb 1,42 Jahren auf und platzte binnen 1,33 Jahre. Der Silberpreis wuchs in 5,91 Jahren an und stürzte während der Dauer von 2,42 Jahren ab. Auch der Verfall des Neuen Marktindex dauerte mit 4,00 Jahren kürzer als sein Anstieg mit 9,17 Jahren. Die Gesamtdauer spekulativer Blasen betrug bisher zwischen 2,75 und 8,00 Jahren. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass der zeitliche Umfang von der Südseeblase mit 2,75 Jahren über die Silberblase mit 8,33 Jahren bis hin zur Dotcomblase mit 13,17 Jahren zunahm. Es lässt den Schluss zu, dass sich die Dauer künftiger Aktien- und Rohstoffblasen ausdehnen wird. Der zeitliche Umfang spekulativer Aktien- und Rohstoffblasen ist im Vergleich zu Konjunkturzyklen ähnlich. Während eines Zyklus von fünf bis acht Jahren können allerdings mehrere Spekulationsblasen gleichzeitig oder zeitlich versetzt auftreten. Eine Konjunkturwelle von 40 bis 60 Jahren umfasst viele Zyklen und noch mehr Blasen. Die Wellen überlagern folglich die Zyklen der Konjunktur, die wiederum die spekulativen Aktien- und Rohstoffblasen überlagern.

Über den Autor

Romy Scholz, B.A., wurde 1992 in Chemnitz geboren. Ihr Studium der Bankbetriebslehre an der University of Cooperative Education in Glauchau schloss die Autorin im Jahre 2014 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. Während des Studiums hat sie ihre Leidenschaft für die Forschung im Fachgebiet Volkswirtschaft und Volkswirtschaftsgeschichte entwickelt. Dies motivierte sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen. Aktuell absolviert die junge Stipendiatin neben ihrer Arbeit in der Sparkasse ihren Master of Arts im Bereich General Management an der International University of Applied Sciences in Bad Honnef.

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