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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 116
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Inhalt vorliegender Arbeit ist die Untersuchung der Fragestellung, ob und auf welche Weise es möglich ist, Kinder mittels musikalischer Bildung - im speziellen durch die praktische Arbeit mit dem Rhythmus - in ihrem Selbstwert zu stärken. Ein gut entwickeltes Selbstwertgefühl wird als Grundlage für das Erreichen verbesserter Lernerfolge und eines prosozialen Verhaltens angesehen. Ein Leitfadeninterview mit erfahrenen Musikpädagogen soll neben einer in einer Wiener Mittelschule durchgeführten Aktionsforschung über die selbstwertfördernden Wirkungen der Beschäftigung mit dem Rhythmus berichten. Bei etlichen Schülerinnen und Schülern konnte sowohl eine Beruhigung ihrer persönlichen Rastlosigkeit als auch eine Steigerung ihrer Konzentrationsfähigkeit sowie eine bessere Einbindung in die Klassengemeinschaft festgestellt werden. Ziel dieses Buches ist es, die mit der Erziehung Jugendlicher betrauten Menschen zu einem wertschätzenden und liebevollen Umgang mit diesen zu ermutigen und ihnen das Potential aufzuzeigen, das in der rhythmisch-musikalischen Erziehung liegt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 1, Einleitung: Rhythmische Strukturen bestimmen unser Leben. Sie treten uns als natürliche Phänomene, angefangen beim Lauf der Gestirne auf ihren festen Bahnen, die in zeitlich periodischer Wiederkehr bestimmte Punkte erreichen, bis hin zum Schwingen der Elementarteilchen auf ihren Gitterplätzen in Abhängigkeit vom energetischen Erregungszustand, entgegen. Interaktionen, die unser Sein bestimmen, verdeutlichen sich auch in pulsatorischen Interferenzen, d.h. wie eins das andere beeinflusst, mitresoniert, verstärkt oder auslöscht. Rhythmische Muster und Strukturen, Pulse, sind in unserem Leben auf dieser Erde allgegenwärtig und bestimmen es. Die Separierung von diesem Bewusstsein, das nicht auf unsere inneren Rhythmen Achten, bringt uns aus unserer Mitte. Die Suche nach neuen Wegen, um Kindern in der Stärkung ihrer Persönlichkeit, ihres Selbst beizustehen, ist die eigentliche Herausforderung der heutigen Zeit an die Pädagogik. Ein provokativ-pädagogischer Ansatz birgt in sich neue, ungewöhnliche, ja oft sogar bislang unbekannte Zugänge. Diese in den Unterricht zu integrieren, bzw. ihn komplett danach auszurichten und daher umzugestalten, ist gefragt. Die Scheu der Umgebung vor Ungewöhnlichem sollte die moderne Lehrkraft nicht davor abhalten, zu ungewöhnlichen Mitteln zu greifen, um die erstrebten Teilziele zu erreichen und den Jugendlichen auf ihrem Lebensweg damit beizustehen. Der Zweck heiligt die Mittel! (‘An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen’). Im Zuge seiner fast zwanzigjährigen Praxis als Pädagoge in Wiener Pflichtschulen hat der Autor vorliegender Studie erkannt, dass die Jugendlichen, speziell wenn sie in die Pubertät eintreten, über den Weg des aktiven Handelns besser angesprochen und ihre Ressourcen mobilisiert werden können, als durch das Vortragen und Abprüfen rein kognitiven Wissens. Die Wichtigkeit der Kreativität kann hier nicht oft genug betont werden. Musik und Tanz, Rhythmus und Bewegung gehören als Mittel zur Persönlichkeitsbildung gewürdigt und auf den Rang gehoben, der ihnen zusteht. Die vorliegende Studie wird speziell auf den Rhythmus blicken. In ihr soll vor allem untersucht werden, ob und inwieweit rhythmische Übung oder quasi ein rhythmisch bewusstes Leben das Lernen allgemein positiv beeinflusst und im Besonderen der Entwicklung der Persönlichkeit der Jugendlichen förderlich ist, indem deren Selbstwert wächst und in Folge davon ihr soziales Interagieren dem Gemeinwohl als zuträglich beschrieben werden kann. 1.1, Forschungsinteresse: Wie ist es möglich, durch die Arbeit mit dem Rhythmus Kinder in ihrem Selbstwert zu stärken? Den Überlegungen des Autors zufolge lässt die Kinder ein verbessertes Körper-gefühl, das sie durch das Trommeln, im speziellen durch die Bodypercussion am eigenen Körper, erfahren, im Wachsen ihres Selbstwertes Unterstützung finden. Wer sich selbst gut spürt und, wie beim Spielen üblich, mit beiden Beinen fest am Boden steht, nimmt sich selbst besser wahr und wächst daher in seiner Selbstwahrnehmung. In weiterer Folge sind dadurch ein verbessertes soziales Verhalten und mehr Aufmerksamkeit im Unterricht zu erwarten, was wiederum die Lernerfolge des einzelnen Schülers, der einzelnen Schülerin erhöht. 1.2, Was den Selbstwert ausmacht: Unter Selbstwert versteht man das Gefühl darüber, was man sich selbst wert ist, wie hoch man seinen eigenen Wert einstuft. Klarerweise ist das immer verbunden mit einem Messen an der Umwelt. Der Selbstwert stellt eine von der eigenen psychischen Befindlichkeit abhängige Selbsteinschätzung dar, die von der Wechselwirkung zwischen eigenem Befinden und Erleben einerseits und der Reflexion durch die Umwelt und der Persönlichkeitsstärke derer Mitglieder andererseits abhängt. ‘Ein positiver Selbstwert steht in enger Verbindung mit psychischem und physischem Wohlergehen.’ Das Wörterbuch der Soziologie beschreibt das Selbstwertgefühl als ‘Bezeichnung für die gefühlsbeladene Selbstbewertung und -einstufung der eigenen Person im Rahmen des sozialen Lebenszusammenhangs. Diese Einstellung gegenüber sich selbst kann sowohl positiv (Selbstachtung) wie auch negativ (Minderwertigkeitsgefühl) ausgeprägt sein. Das S. [Selbstwertgefühl, Anm. d. Autors] eines Individuums hängt mit der frühkindlichen Sozialisation, Höhe des eigenen gesellschaftl. Status und mit der Wertschätzung durch die soziale Umwelt zusammen (Prestige). Unzureichendes S. beeinträchtigt die psychische Gesundheit, das erfolgreiche Handeln und die sozialen Beziehungen. Das Bedürfnis nach S. verstärkt das Streben nach Erfolg, höherem Status, Prestige und Geltungskonsum.’ Wenn man den Selbstwert, wie der Name schon sagt, als Ergebnis der Bewertung eines Selbst sieht, so kommt man nicht umhin auf die Definition des Selbst als Grundlage für die Bestimmung des Selbstwertes und für die Schaffung von selbstwertdienlichem Verhalten zu blicken. Die Beschäftigung mit dem Begriff des Selbst hat in der Psychologie nach Sigmund Freud, unter dem es Hochkonjunktur hatte, in den letzten 100 Jahren an Attraktivität eingebüßt. Erst in den letzten 20 Jahren lebte das Interesse an dieser Thematik erneut wieder auf. Als Ausgangspunkt für die heutige Auseinandersetzung mit diesem Thema gilt nach wie vor die Arbeit des um die vorletzte Jahrhundertwende wirkenden amerikanischen Psychologen William James. Der Autor unterscheidet in seinem legendären Werk ‘Principles of Psychology’ beim Selbst das Ich (I) und das Mich (me). Das Ich nimmt er als den Bewusstsein habenden Teil, das Mich hingegen als den in das Bewusstsein kommenden, also von außen eindringenden Teil. ‘Der Begriff des Selbst umfaßt [sic!] demnach sowohl das Wissen, daß eine Person über sich selbst hat (MICH oder auch ‘empirisches Selbst’) als auch den Gegenstand (ICH), der sich im Bewußtsein der Person zeigt.’ Demnach zeigt sich dem Menschen das Ich immer nur über das Bild des Mich. Das Mich wiederum ist als Resultat der Wahrnehmung des Ich zu sehen. Daraus ergibt sich die Conclusio, dass diese beiden nicht ident sein müssen. Die Wahrnehmensforschung kommt zu der Erkenntnis, dass es wahrscheinlich ist, dass zwischen diesen beiden Aspekten des Selbst eine Diskrepanz besteht, die dem Individuum selbst nicht bewusst ist und von seiner Umwelt nur schwer zu begreifen ist. Der Begriff des Selbst betont, dass der Mensch gleichzeitig Subjekt und Objekt seines Bewusstseins ist. James unterscheidet beim empirischen Selbst zwischen geistigem und sozialem MICH. Das geistige MICH bezieht sich auf die eigenen Emotionen, Antriebe, Gedanken und Talente. Auf Informationen also, die ausschließlich nur der Person selbst bewusst sind. Ihre Umwelt kann nur durch von der Person gemachte Aussagen oder ihrem Verhalten auf diese Inhalte schließen. Die das Individuum umgebenden Menschen machen sich auch eine Konzeption der spezifischen Merkmale der beobachteten Person. Diese bezeichnet James als das soziale MICH. Klarerweise gibt es von einer Person dann unzählig viele Aussenwahrnehmungen und Beschreibungen eben so viele, wie es Menschen gibt, die sie beobachten. Daraus ergibt sich nun, dass ‘der Selbstwert in der psychologischen Forschung nicht als eine objektiv vorhandene, quasi materielle Größe, sondern vielmehr als ein Bestandteil personenbezogener Konstruktion der Realität verstanden wird’. Ist der Selbstwert also als Produkt einer Einstellung gegenüber einer Person? In der Tat wird zwischen privatem und öffentlichen Selbstwert, zwischen Bewertungen durch die Person selbst und solchen von anderen Menschen über diese, unterschieden. Klarerweise stehen inner self-esteem und outer self-esteem in gegenseitiger Wechselwirkung. Ein Mensch, der generell zu seiner eigenen Person wohlmeinend eingestellt ist, wird auch im Außen als selbstsicher, kompetent, etc. wahrgenommen werden. Und vice versa verhält es sich ebenso. Positive credits aus dem sozialen Umfeld werden ein möglicherweise negativ geprägtes Selbstbildnis mildern oder sogar ersetzen können. Schließlich kann man noch sagen, dass nicht nur ein Zuwenig an positiver Selbsteinschätzung, sondern auch das Zuviel derselben als therapiewürdige, psychische Störung angesehen wird. Der Erfahrung des Autors nach quälen Kinder, deren Selbstwert gestärkt ist, nicht andere, um sich an deren Unterlegenheit selbst aufzurichten. Sie sind frei, die Angebote der Schule zum Erhalt von Bildung anzunehmen und haben weniger Blockaden, die sie am Lernen hindern. Die vorliegende Untersuchung legt das Augenmerk vor allem auf die Notwendigkeit, Schülerinnen und Schülern bei der Entwicklung ihres Selbstwertes beizustehen, um sie dadurch im sozialen Kontext bewusster und verantwortungsvoller handeln zu lassen. Erreicht soll das durch die Beschäftigung mit sich selbst, dem eigenen Körper und durch das Erlernen, Spielen und Erfahren von Rhythmen in der Gruppe werden. Ziel dieser Studie ist es ferner, einen Beitrag dahingehend zu leisten, den Blick auf die rhythmischen Strukturen im Leben zu lenken und sich dessen bewusst zu werden, wie Periodizität, Pulse und Rhythmik unser Leben bestimmen. Erreichen sollen die Inhalte vorliegender Studie nicht nur Kolleginnen und Kollegen, die sich um die Mädchen und Buben bemühen, sondern vor allem auch die Ausbildungsinstitutionen, die bei der Lehre und Begleitung künftiger Pädagoginnen und Pädagogen hierin einen wichtigen Ausbildungsinhalt finden mögen. Es ist höchst an der Zeit, dass die Arbeit an der Stärkung des Selbstwertes - speziell durch die Beschäftigung mit dem Rhythmus ausgezeichnet schulbar - in die LehrerInnenausbildung Einzug hält. Als Ergebnis der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema im Zuge dieser Untersuchung wird erwartet, mehr über die salutogene Wirkung der Musik und des Rhythmus zu erfahren, um zu wissen, wie man sich des Rhythmus bedienen kann um Freude zu gewinnen, den Selbstwert zu stärken, Lerninhalte besser zu verankern und last not least in der sozialen Verantwortungsfähigkeit zu wachsen. 1.3, Verwendete Methoden: Die hauptsächlich verwendete Methode besteht in einer Recherche vorhandener Literatur und bereits gemachter Studien, die durch Experteninterviews sowie eigene Beobachtungen und praktische Untersuchungen im Rahmen eines Projektes in zwei Schulklassen mittels Aktionsforschung und Fokusgruppe ergänzt wird. Diese Methoden boten sich an, da der Autor auf eine jahrzehntelange Praxis als Musiker zurückblickt und daher die Beziehung zu Spitzenmusikern der heimischen Szene, die auch als Instrumentallehrer an Musikschulen und in der Lehrerfortbildung arbeiten, nützen kann. Die Beobachtungen in Schülergruppen an Hand der Feldforschung wurde durch den aktuellen Stundenplan ermöglicht, der viel Musikpraxis, nämlich zwei Mal in der Woche in Form einer Doppelstunde, vorsah. Ferner konnte eine in der WMS neu geschaffene Unterrichtsstunde, das sogenannte Lerncoaching, immer wieder einmal gut für diese Zwecke zusätzlich herangezogen werden. 1.4, Studienfelder: Im Folgenden soll kurz ein Überblick über die verschiedenen Aspekte der Studie gegeben werden. Zu Beginn wird der Begriff des Rhythmus definiert und die in der Musik üblichen Fachausdrücke zum besseren Verständnis erläutert. Die Erklärung der Abstammung des Wortes sowie Überlegungen zur Entstehung von Rhythmus schließen dann das zweite Kapitel ab. Anschließend wird ein Blick auf die oft unbewusste Allgegenwart rhythmischer Phänomene in der belebten und unbelebten Natur zwecks Erkenntnisgewinns universaler Zusammenhänge geworfen. Sodann werden die Rhythmuspädagogik von Reinhard Flatischler namens TaKeTiNa, sowie das Fachgebiet der Rhythmik (im Sinne der rhythmisch-musikalischen Gymnastik) als therapeutisch-pädagogisch-erzieherische Methode studiert, um darin Belege zu finden, die das Forschungsinteresse wie es möglich sei, durch die Arbeit mit dem Rhythmus Kinder in ihrem Selbstwert zu stärken, untermauern. Im Anschluss findet sich die Auseinandersetzung mit drei in den U.S.A. und Deutschland gemachten Studien, die sich mit dem Phänomen des Transfers von einer Musikausbildung im Kindesalter zur Verbesserung der kognitiven Leistungen befassen. Ein international vielbeachtetes Projekt findet man in einem eigenen Kapitel beschrieben: Die Arbeit von Royston Maldoom, welcher weltweit wiederholt Projekte in Krisengebieten oder mit Straßenkindern initiiert hat und ein eindrucksvolles Zeugnis von der Motivierbarkeit Jugendlicher durch harte, fokussierte Arbeit mit Tanz und Rhythmus ablegt. Der darauf folgende praktische Teil diskutiert zuerst jene Interviews, welche mit vier heimischen Musikern und Musikpädagogen in Hinblick auf die soziale Entwicklung und die Verbesserung des Selbstwertes von Jugendlichen geführt worden sind. Sodann folgt der Bericht über die mehr als 16 Monate dauernde Untersuchung, die die Schülerinnen und Schüler zweier Klassen in Wien-Hernals beim Erlernen, Üben und Aufführen von Rhythmen und den damit einhergehenden Entwicklungen ihrer Persönlichkeit unter besonderem Hinblick auf den Selbstwert sowie dem Verhalten in der Gemeinschaft, beobachtet hat. Da es ja um diesen Selbstwert von Jugendlichen geht, lässt eine Befragung im Rahmen einer Fokusgruppe die Schülerinnen und Schüler schließlich selbst zu Wort kommen, um eine Auswirkung der Projektarbeit auf ihren subjektiv erfühlten Selbstwert zu erheben. Trotz aller Liebe zum Thema und persönlichem Engagement kann die vorliegende Untersuchung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Manche Bereiche des Themas konnten, da ansonsten der Rahmen dieser Studie gesprengt worden wäre, daher nur ansatzweise behandelt werden.

Über den Autor

Gerhard Johannes Zeilinger (*1963 in Wien) absolvierte neben Studien an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst und am Konservatorium der Stadt Wien (Jazzschlagzeug/Percussion) ein Lehramtsstudium an der Pädagogischen Akademie in Wien. Sein Studium der Provokativpädagogik an der Donau-Universität Krems schloss er 2013 erfolgreich mit dem akademischen Grad Master of Arts ab. Neben seiner Tätigkeit als freiberuflicher Musiker und Instrumentallehrer arbeitet der Autor als Referent in der LehrerInnenfortbildung für Pädagogische Hochschulen und seit mehr als 25 Jahren als Hauptschullehrer in Wien. Selbst Vater von vier Kindern, ist ihm die Förderung der Persönlichkeit von jungen Menschen ein zentrales Anliegen. Dies mit Hilfe des Rhythmus erreichen zu können, verfolgt die vorliegende Arbeit als Ziel.

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