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Pädagogik & Soziales

Melanie Schoenherr

Tatort Schule: Jugendgewalt an Berufsbildenden Schulen

ISBN: 978-3-95934-820-1

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 11.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

(Jugend-) Gewalt an Schulen stellt in unserer modernen Gesellschaft kein wirklich neues Phänomen dar. Allein statistisch betrachtet befindet sich insbesondere die Gruppe der Jugendlichen, die, neben (jungen) Erwachsenen, überwiegend an Berufsschulen anzutreffen ist, in der Altersphase, in der Gewalthandlungen am häufigsten auftreten. Dazu sind laut Medienberichten schulische Gewaltphänomene in den letzten Jahren stark angestiegen. Ob dies auch auf den Bereich der Berufsbildenden Schulen zutrifft, ist aufgrund vermeintlich fehlender Forschungsbelege und undurchsichtiger Studien zunächst fraglich. Folglich schließt die Autorin daraus, dass für den Bereich der Berufsbildenden Schulen eine Forschungslücke bestehen muss. Zwar gibt es eine Reihe wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Thema Gewalt an Schulen, doch wurde bei den bisherigen statistischen Untersuchungen dieser Bereich nur am Rande angesprochen oder gänzlich weggelassen. Das ist lediglich eine der Fragen, welche die Autorin in dieser Arbeit aufwirft und mit Hilfe interdisziplinärer Akteure und Ansätze versucht wissenschaftlich zu untersuchen und zu begründen. Eine besondere Herausforderung an berufsbildenden Schulen ist die heterogene Schu¨lerInnen-Konstellation. Denn anders als in allgemeinbildenden Schulen treffen an berufsbildenden Schulen Schu¨lerInnen aus ganz unterschiedlichen sozialen Schichten und vorausgegangenen schulischen Strukturen zusammen. Auch die Altersstruktur in den BBS‘en kann äußerst spezifisch und heterogen sein. Maßgeblich werden in dieser Arbeit förderliche und nachhaltige pädagogische Präventions- und Interventionsmaßnahmen gegen Jugendgewalt vorgestellt, die nicht nur für BerufsschullehrerInnen und ihren täglichen Umgang mit SchülerInnen interessant sind. Diese Maßnahmen lassen sich ohne weiteres auf viele andere schulische, aber auch außerschulische (Jugend-)Bereiche übertragen. Darüber hinaus zeigt die Autorin, dass neben der Schule und den Eltern auch andere (außerschulische) Bereiche und Akteure, bei der Prävention und Intervention zur Verminderung von (Jugend-) Gewalt an (Berufsbildenden) Schulen, aktiv werden können. Diese Arbeit weist demnach eine breite Palette an informativen Erklärungen für Jugendgewalt auf und zeigt zudem nützliche Maßnahmen, um dieser Gewalt entgegen zu wirken.

Leseprobe

Textprobe: Teil 3 Ausgewählte Erscheinungsformen von Jugendgewalt an (Berufsbildenden) Schulen: Während meiner Recherche zu dieser Arbeit bin ich wiederholt auf den Namen Dan Olweus (*1931 in Kalmar/Schweden) gestoßen. Der schwedische Psychologe und Professor Dan Olweus hat sich insbesondere auf dem Gebiet Gewalt an Schulen einen Namen gemacht. Folglich werde ich mich besonders in diesem und in den nachfolgenden Teilen wiederholt auf seine führenden Erkenntnisse berufen und stützen. Zusätzlich werde ich hier auf die Ergebnisse der in der Schulpädagogik beschäftigten Universitätsprofessorin, Dr. phil. Ulrike Popp (*1959), eingehen. Sie hat mit Hilfe eines Interviews, SchülerInnen an Schulen nach ihrem persönlichen Gewaltverständnis befragt. In Anbetracht der Kritik, die in Bezug auf die subjektiven Gewaltdarstellungen gesellschaftlich geäußert werden (vgl. Kap. III), stellen ihre Ergebnisse eine äußerst interessante Perspektive dar. Entstanden sind dabei sehr unterschiedliche Gewaltbezeichnungen, wobei viele SchülerInnen Gewalt zuerst auf physische Angriffe begrenzten. Generell kam sie dabei zu folgendem Ergebnis: Jungen als auch Mädchen scheinen unter Gewalt primär die Androhung und Realisierung von körperlichen Attacken mit Verletzungsfolge zu verstehen (Popp 2002: 125). Interessant bei diesen Interviewergebnissen ist auch, dass die Schule als Institution bei den SchülerInnen als geschützter Raum (Popp) wahrgenommen wird. Die SchülerInnen machten in ihren Äußerungen darauf aufmerksam, dass außerhalb dieser pädagogischen und kontrollierten Institution, mehr und extremere Gewalt vorkommt (vgl. Popp 2002: 124 f.). 3.1 Physische Formen von (Jugend-)Gewalt: Physische Gewalt findet im (berufs-)schulischen Kontext, im Vergleich zu psychischer Gewalt, deutlich weniger statt. Dennoch scheint beides viele (Berufs-)SchülerInnen gleichermaßen zu belasten. Zu diesem Ergebnis kamen Marek Fuchs, Sigfried Lamnek, Jens Luedtke und Nina Baur, die sich 1994, 1999 und 2004 mit dem Gewaltphänomen an Schulen beschäftigt haben und hier schon mehrfach erwähnt wurden. In ihrer Studie von 2004 haben sie mit 4 523 SchülerInnen eine Datenerhebung zu diesem Thema durchgeführt, an allgemeinbildenden, wie auch an berufsbildenden Schulen (vgl. Fuchs/Lamnek/Luedtke/Baur 2005: 21). Bei der physischen Gewalt handelt es sich allgemein um körperlich zugefügte Gewalt, die auch mit Waffen o.ä. in Erscheinung treten kann. Ferner findet auch eine Unterteilung in physische Gewalt statt, die sich gegen Personen (Schwind) richtet, sowie gegen Sachen (Schwind) (vgl. Schwind 2007: 31). Einige der physischen Gewaltformen werde ich jetzt vorstellen. 3.1.1 Happy Slapping und Snuff-Videos: Ein noch relativ unerforschtes Phänomen ist das sogenannte Happy Slapping, welches sich konkret gegen Personen richtet. Die englische Bezeichnung Happy Slapping ( to slap ) (BPJM), die übersetzt so viel wie fröhliches Schlagen (BPJM) bedeutet, entwickelt sich scheinbar bei einigen Jugendlichen zu einem neuen Trend. So werden in der Schule, beispielsweise aus Langerweile oder Frust, beliebige SchülerInnen (Opfer) herausgesucht, die ohne Grund in der Öffentlichkeit attackiert und mitunter verletzt werden. Gelegentlich führen derartige Handlungen auch zu Verletzungen mit Todesfolge. Das Charakteristische bei dieser Form von Gewalt ist, dass wenigstens ein Täter den Angriff auf Video festhält, wobei zur Aufnahme primär das Handy genutzt wird. Rasch erfolgt die Verbreitung der Tat dann via Internet oder über das Handy und wird dementsprechend zur Schau gestellt (vgl. Schultze-Krumbholz/Scheithauer/Braun 2009: 8 BPJM 2006: 1). Diese Gewaltform trifft vor allem auf Jugendliche und junge Erwachsene zu, wie sie an BBS´en anzutreffen sind, da sie zumindest vom Alter her meistens ein Handy besitzen. Wird von Happy Slapping gesprochen, fällt mitunter auch der Begriff Snuff-Videos. Der Begriff Snuff -Video leitet sich von dem englischen Verb to snuff out [Hervorh. Im Original] (jemanden) umbringen, (jemanden) auslöschen, ab (BPJM 2006: 1). Hierbei handelt es sich schließlich um gewaltverherrlichende Online-Videos, die Aufnahmen von schweren Gewalthandlungen gegenüber anderen zeigen. Auch hier kann es mitunter tödlich enden. Sie werden maßgeblich von Jugendlichen aus dem Netz gezogen und über das Handy weiter verbreitet (vgl. Rauchs 2011: 96 BPJM 2006: 1). 3.1.2 Sexuelle Gewalt: Eine weitere individuelle Gewaltform stellt die sexuelle Gewalt dar. Hierbei handelt es sich typischerweise um eine Zusammensetzung von psychischen und physischen Gewalthandlungen. Charakteristisch bei dieser Gewaltform ist die erzwungene Verschaffung körperlicher Nähe und Intimität oder auch sexueller Vorgänge. Folglich richtet sie sich gegen Personen (vgl. Hurrelmann/Bründel 2007: 19), wobei insbesondere Mädchen und junge Frauen in der Altersphase der Auszubildenden oder generell in der Arbeitswelt (Rauchs), betroffen sind (vgl. Rauchs 2011: 95). Das Opfer erleidet dadurch einen psychischen und/oder auch physischen Schaden, der zu Entwürdigung und Erniedrigung führen kann. Dem Gewalttäter verschafft es zumeist eine persönliche sexuelle Befriedigung, sowie die Befriedung der Machtbedürfnisse (Hurrelmann/Bründel) (vgl. Hurrelmann/Bründel 2007: 19) und Unterordnung, die als besonderes Gewaltmerkmal gelten (vgl. Kap. 1.4.1). Durch Alkohol- oder Drogenkonsum, der verstärkt in der Altersphase der BerufsschülerInnen konsumiert wird, sinkt nicht selten die Hemmschwelle, mitunter gefolgt von einer (höheren) Gewaltbereitschaft. Auch dies kann zu sexuellen Übergriffen und somit zur Gewalt führen. 3.1.3 Amoklauf: Die schon in der Einleitung erwähnte Gewaltform, und eine der schlimmsten sich gegenüber Personen richtenden Form, stellt der Amoklauf dar. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um eine physische Gewaltform, die eine gezielte Tötungsabsicht darstellt. Für die Opfer, die einen Amoklauf miterleben und ihn überlebt haben, handelt es sich auch um eine psychische Gewaltform. Der Begriff Amok (Bannenberg) stammt ursprünglich aus dem malaiischen und bezeichnet eine … unvorhersehbare und plötzlich eintretende Katastrophe (Bannenberg 2011: 76). Beim Amoklauf handelt es sich laut Bannenberg, um eine … versuchte und vollendete Mehrfachtötungen mit unklarem Motiv … (Bannenberg 2011: 76). Amokläufe … sind geplante Gewalttaten mit übersteigerten Hass- und Rachephantasien, die meistens im ebenfalls geplanten Suizid des ganz überwiegenden männlichen Täters enden (Bannenberg 2011: 76). Manche Eltern, Freunde, (Berufs-)SchülerInnen oder LehrerInnen von (potenziellen) Amokläufern, nehmen im Vorfeld oft prekäre Verhaltensänderungen des Täters wahr, können sich aber zugegeben nicht vorstellen, dass der oder die (Berufs-)SchülerIn zu einer derartigen Tat fähig ist. Dadurch kann wertvolle Zeit oder auch die Chance auf frühzeitige präventive und professionelle Hilfe verloren gehen. Vielen fehlt die nötige Fähigkeit Anzeichen oder den Ernst der Lage zu erkennen. Die Gefahren von Amokdrohungen an Schulen werden zudem oft unterschätzt (vgl. Bannenberg 2011: 76). Meines Erachtens liegt das daran, dass es seit Winnenden (11.03.2009) vermehrt Nachahmer gibt, zumindest was die Amokdrohungen angeht,. Diese wurden glücklicherweise im Vorfeld gestoppt oder waren tatsächlich auf Drohungen von SchülerInnen zurückzuführen, die sich möglicherweise nur einen Spaß erlauben wollten, mit dem Ziel einen Tag Schulfrei zu bekommen.

Über den Autor

Melanie Schoenherr wurde 1976 als viertes von sechs Kindern in Lippstadt geboren. Heute ist sie verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Nach Erfolgen in ihrer ersten beruflichen Karriere und nach der Geburt ihres ersten Kindes begann sie auf dem zweiten Bildungsweg Ihr Lehramts-Studium der Beruflichen Bildung in der Sozialpädagogik (B.A.) mit dem Nebenfach Politik. Im Jahr 2013 absolvierte sie erfolgreich ihr erstes Studium an der Leuphana Universität Lüneburg mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts. Schon während des B.A.-Studiums sammelte die Autorin praktische Erfahrungen an Berufsbildenden Schulen und entwickelte zunehmend Interesse am Bereich der Jugendentwicklung und -erziehung mit dem Schwerpunkt Jugenddelinquenz. Seit 2013 studiert sie Lehramt an Berufsbildenden Schulen mit der Fachrichtung Sozialpädagogik (M. Ed.).

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