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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2019
AuflagenNr.: 1
Seiten: 60
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Kann Kunsttherapie neben klassisch-medizinischen und psychologischen Behandlungsmethoden erfolgreich bei der Behandlung von Krebs eingesetzt werden? Dürfen Sozialarbeiter*innen kunsttherapeutische Methoden in der Praxis anwenden? Wird aktuell in Deutschland in onkologischen Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen Kunsttherapie praktiziert? Das hier vorgestellte Buch beantwortet diese und weiterführende Fragen wissenschaftlich und mit hohem Praxisbezug. Anhand zweier Interviews mit ehemals an Brustkrebs erkrankten Frauen werden Chancen und Probleme dargestellt und es wird aufgezeigt, inwiefern Kunsttherapie in persönlichen Coping-Prozessen wirksam werden kann. Das Buch fasst im Ergebnis Impulse und Potenzen der Kunsttherapie für das Fachgebiet Klinische Sozialarbeit zusammen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.3.1. Wirkfaktoren und Studienergebnisse Kunsttherapie Wesentliche Fragen bezüglich des Einsatzes kunsttherapeutischer Methoden und Techniken sind zu stellen: Wie wirkt Kunsttherapie? Welche Wirkergebnisse sind bei Hilfesuchenden zu spüren und/ oder von den Kunsttherapie Anbietenden zu beobachten? Wie ist der Forschungsstand? Die Recherche ergibt, dass derzeit keine Manuale oder Übersichten in Deutschland vorhanden sind, die Notwendigkeit der Erstellung eines überprüfbaren Methoden-kataloges wird angemahnt (vgl. Marten von Spreti 2018, S. 558). Wissenschaftliche Forschung mit objektiver Messbarkeit und Wiederholbarkeit, zum Thema Methoden und Wirkungen von Kunsttherapie wird allerdings schon länger gefordert. (vgl. ebd.). Dazu ist ein Katalog der Methoden, wie bei anderen Psychotherapieverfahren üblich, notwendig. Hemmend bei der Erstellung wirkt ein Konflikt zwischen individuellen künstlerischen Prozessen und dem Versuch der Manualisierung der Vorgehens-weisen bei künstlerisch-kreativen Techniken (vgl. Marten von Spreti 2018, S. 558). Petersen, Universitätsprofessor für Psychotherapie und Psychiater, schreibt dazu, obwohl es Publikationen zur Wirkung kunsttherapeutischer Methoden auf Kranke gibt, dass die Einordnung dieser Wirkung in den gesamten Kosmos der Therapie-lehre eine besondere Herausforderung (Petersen 1990, S. 3) darstelle. Acht Jahre später postuliert er noch entscheidender: Künstlerische Therapien sind ebenso wenig vermeßbar wie Kunst (Petersen 1998 in: Menzen 2016, S. 158). Bei der Forschung zur Wirksamkeit von Kunsttherapie mit psychotherapeutischem Anspruch, sollten allerdings nicht nur die Manualisierung der Techniken eine Rolle spielen, sondern ebenso die therapeutische Beziehung im jeweiligen Setting und die Reflexion dieser einbezogen werden (vgl. Marten von Spreti 2018, S. 558). Im Vergleich zu medizinischer oder psychotherapeutischer Forschung ist zu erkennen, dass die Beforschung der Wirksamkeit kunsttherapeutischer Methoden ein sehr komplexes Feld ist, das sich noch in der Anfangsphase befindet. Ein Grund dafür ist, dass erst im Laufe des 20. Jahrhunderts sich Kunsttherapien im engeren Sinn herausgebildet haben. Vor allem das Fehlen von Ansatz-, Methoden- und Arbeitsfeld übergreifender technischer Begriffsbildung verhinderte fachlichen Austausch in der Kunsttherapie. Dies beschreibt damit einen Faktor für die langsame Entwicklung kunsttherapeutischer Forschung (vgl. Petersen 1990, S. 1-2). Ein Viertel-Jahrhundert später scheint der Forschungsdruck für die Kunsttherapie im gegenwärtigen Gesundheitssystem mit erstellten Leitlinien gewachsen zu sein. Die darin geforderte, bereits im Abschnitt 3. 2. benannte Evidence Based Medicine, ist dabei ein zentraler Aspekt (vgl. Schulze 2018, S. 401 - 402). Dafür ist nötig, eine dem Gegenstand angemessene Evaluation und Dokumentation kunst-therapeutischer Interventionen (Schulze 2018, ebd.) zu etablieren, um ihre Wirksamkeit wissenschaftlich und praxisrelevant zu belegen und die weitere Modell- und Konzeptentwicklung empirisch fundieren zu können (Schulze 2018, ebd.). Die Vergleichbarkeit von erfolgten Studien und deren Ergebnisse im klinischen und rehabilitativen Bereich ist als schwierig einzuschätzen. Der Grund ist in der geringen Gesamtzahl der Ansätze unterschiedlicher psychotherapeutischer Richtungen, beispielsweise einer hohen Zahl aus anthroposophischer Schule, zu sehen. Im Psychiatrischen Arbeitsfeld gibt es Studienergebnisse, die hier jedoch keine Beachtung finden werden, wie auch Studien der primär fokussierten Psychotherapie. Forschungsergebnisse im disziplinenübergreifenden Rahmen gibt es innerhalb der psychoimmunologischen neurobiologischen Forschung, die Rezeption von Musik betreffend (vgl. Schuster 2018, S. 43 – 128). Ergebnisse zeigen sich in Forschungsarbeiten klinischer Bereiche bei Einsatz von Musikrezeption. Durch Prä-/ Post-messungen der Blutparameter für Stress und Immunabwehr, zum Beispiel während Operationen mit eingespielter Musik, konnte nachgewiesen werden, dass Blutwerte sich positiv veränderten (vgl. ebd.). Diese Wirkungen weisen zwar nicht unmittelbare Krankheitsbewältigung nach, aber es ist zu folgern, dass der bewusste Einsatz musikalischer Mittel Unterstützungs-ressource in Behandlungsprozessen von Krebs darstellen kann. Exemplarisch könnte die unmittelbare Stressreaktion nach Diagnose, der körperliche und psychische Stress bei Gabe von Chemotherapeutika oder Strahlenbehandlung durch Musikhören reduziert werden. Ergänzend kann hier die Studie der Nutzung rezeptierter Musik von Warth genannt werden. Diese weist erfolgreich bei Palliativpatientinnen und -patienten nach, dass Musikhören eine Entspannungsreaktion, Schmerzreduktion, Verbesserung der Lebensqualität sowie Verbesserung des Erschöpfungssyndroms erzielt (vgl. Warth 2004, in: www.archiv.ub.uni-heidelberg.de). Anhand von Stress- oder Immunparametern im Blut durch Prä-, Postmessung, bei Musikrezeption, wurden positive Ergebnisse beschrieben (vgl. Schuster 2018, S. 43 – 128). Die Erbringung des medizinischen Prä-/ Postnachweises bei Nutzung aktiver künstlerischen Methoden, dass vermutlich ebensolche positive Wirkungen im Blut von Patientinnen und Patienten nachzuweisen sind wäre anzustreben, um den Nutzen und das Ansehen der Kunst im Fachdiskurs zu fördern. 4.3.2. Studienergebnisse Kunsttherapie in der Onkologie Eine geringe Anzahl wissenschaftlicher Forschungsergebnisse schließt die beiden Bereiche Kunsttherapie und Onkologie im Blick auf Prozesse der Krankheitsbewältigung und Wirkfaktoren der künstlerischen Therapien ein. Psychoonkologische Forschungsprojekte wurden meist von Ärztinnen und Ärzten oder kunsttherapeutisch arbeitenden Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, selten von praktizierenden Kunsttherapeutinnen und Kunsttherapeuten durchgeführt. In einer phänomenologischen Einzelfallstudie einer an Krebs erkrankten Frau, in der Auseinandersetzung mit 116 ihrer über mehrere Jahre gemalten Bildern und Briefen der Betroffenen, werden Inhalte der Gemälde und Briefe analysiert und allgemeinen Prozessen der Krankheitsverarbeitung zugeordnet (vgl. Sinapius 2009). In dieser Arbeit werden Krankheitsbewältigung und bildnerisches Gestalten mit Phasen des Trauerns und Inhalten der Autoren John Bowlby, Verena Kast, und Elisabeth Kübler-Ross in Verbindung gebracht (vgl. ebd., S. 119). Herrlen-Pelzer führte, ebenfalls die Malerei nutzend, eine Studie mit erkrankten Personen zweier Krebsstationen der Ulmer Universitätsklinik durch. Wegen der besseren Vergleichbarkeit wurde nur mit Aquarellfarben gemalt, es fand zwei Mal die Woche eine freie Maltherapie über mehrere Wochen statt. 16 Teilnehmer*innen mit Krebserkrankung wurden in die Studie aufgenommen. Hauptergebnisse waren, dass bei vorliegenden Bildserien (mindestens 3 Folgebildern mit Zusammenhang) auf Bewältigungsprozesse zu schließen war. Weitere Ergebnisse der Studie beschreiben die Bewertung des Settings durch die Betroffenen. Diese schätzten eine entspannte Atmosphäre ohne Leistungsdruck und konnten das Thema der Krankheit, während der therapeutischen Malstunden vorübergehend vergessen. Nach Aussage der Autorin machten sie diese Aussage mehrheitlich an der Faszination durch die Aquarellfarben fest (vgl. Herrlen - Pelzer 1998, S. 35 - 39).

Über den Autor

Uta Maria Fieser, Heilerziehungspflegerin mit Zusatzausbildung Kunsttherapie, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin (B.A.) arbeitete mehr als 25 Jahre in der Praxis unterschiedlicher sozialer Felder. Wesentlich erscheint ihr der Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse in die Berufspraxis der Klinischen Sozialarbeit und der Kunsttherapie. Im Fokus der christlich geprägten Autorin liegt zudem das faszinierende Potenzial von Kunsttherapie, das eine hohe Wertigkeit für professionelle, gesellschaftliche und persönliche Nutzung bietet und daher Multiplikation erfahren sollte.

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