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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2025
AuflagenNr.: 1
Seiten: 132
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Viele Minderjährige in Deutschland leben mit psychosozialen Belastungen und Ressourcendefiziten, was sie zu Angehörigen einer schwierigen Lebenslage macht. Diesen Heranwachsenden begegnet die Klinische Sozialarbeit in zahlreichen Handlungsfeldern mit dem Ziel, sie bei ihrer Lebensbewältigung zu unterstützen. Hierzu bedarf es einer geeigneten, kindgerechten Form der Diagnostik und Intervention. Daraus entwickelt sich die Fragestellung nach dem Potenzial von Märchen für die Klinische Sozialarbeit mit Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen. Die Ergebnisse zeigen, dass Märchen als ein intermediäres Medium der Überwindung von sprachlichen oder kognitiven Barrieren und Stagnationen des Prozesses dienen, bei der Umge-hung von Widerständen unterstützen, der helfenden Beziehung sowie der Motivation der jungen Menschen dienlich sind. Zudem stellen sie eine kindgerechte Form der Diagnostik und Interventi-on dar. Sie erlauben, die Lebenslage im Schutz der Märchenfiguren zu bearbeiten und schonen Solidaritäts- und Loyalitätsgefühle. Weitere Potenziale zeigen sich in der Reduzierung des Ge-fühls, mit seinen Problemen allein dazustehen und der Förderung von Kreativität, Fantasie, Res-sourcen und Schutzfaktoren, was hilfreich für die Angstbewältigung und den Erwerb neuer Hand-lungsmöglichkeiten, alternativer Bewältigungsstrategien sowie von Resilienz ist.

Leseprobe

Textprobe: Klinische Sozialarbeit mit Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen Der Begriff Klinische Sozialarbeit wurde vor allem von Veröffentlichungen von Geißler-Piltz, Mühlum & Pauls (2010), Mühlum (2001), Ortmann & Schaub (2002) und Pauls (2013) geprägt und beschreibt die direkt behandelnde und beratende Soziale Arbeit in den psychosozialen Bereichen des Gesundheits- und Sozialwesens (vgl. Pauls 2013, S. 16 Pauls & Gahleitner 2022, S. 514). Dabei folgt sie entsprechend Engels (1980) Modell einem bio-psycho-sozialen Verständnis von Krankheit und Gesundheit, wodurch sie neben Psychologie und Medizin die dritte Säule der Behandlung darstellt und dabei Expertin für die soziale Dimension, also den Erhalt sowie die Erhöhung der psychosozialen Funktionsfähigkeit der Klient*innen ist (vgl. Geißler-Piltz, Mühlum & Pauls 2010, S. 13 Pauls 2013, S. 16 Pauls & Gahleitner 2022, S. 514 Schaub 2008, S. 88). Demnach liegt der Fokus Klinischer Sozialarbeiter*innen einerseits auf der*dem Klient*in und andererseits auf ihrer*seiner sozialen Lebenswelt, den Lebensbedingungen und dem Alltag sowie deren konstruktiver Veränderung (vgl. Geißler-Piltz, Mühlum & Pauls 2010, S. 14 Pauls & Gahleitner 2022, S. 514). Engels und Kraus benennen diese äußeren immateriellen und materiellen Bedingungen, die das Leben eines Menschen prägen, in ihren jeweiligen Publikationen als Lebenslage (vgl. Engels 2022, S. 553 Kraus 2017, S. 32). Der Begriff der Lebenslage wird in Praxis, Theorie und Politik uneinheitlich sowohl als Leitbegriff oder Forschungskonzept als auch als Interventionsperspektive verwendet und geht ursprünglich auf Neurath (1931) zurück (vgl. Beck & Greving 2012, S. 17). Er definiert Lebenslagen als die Gesamtheit der Umstände, welche direkt die Verhaltensweisen eines Menschen beeinflussen (vgl. Neurath 1931, S. 125). Etwas enger bestimmt Hradil kennzeichnende Begleitumstände von Handlungsbedingungen, welche eine verhältnismäßig schlechte oder gute Chance zur Erfüllung von allgemein anerkannten Bedürfnissen zulassen, als Lebenslage (vgl. 1987, S. 153). Demzufolge meint der Begriff den äußeren Rahmen bzw. Spielraum einer*s Klient*in, der ihre*seine Bedürfnisbefriedigung konstituiert und multidimensional zu betrachten ist, da er in materielle und immaterielle sowie ökonomische und nicht-ökonomische und objektive wie auch subjektive Dimensionen aufgeschlüsselt werden kann (vgl. Beck & Greving 2012, S. 18 Voges et al. 2003, S. 39f., 43). Diese verschiedenen Dimensionen beeinflussen sich wechselseitig und umschreiben so die Summe der sozialen Verhältnisse, in denen Menschen ihre Möglichkeiten nutzen, woraus sich ihre emotionalen und kognitiven Verarbeitungs- und Deutungsmuster entwickeln (vgl. Amann 1983, S. 34 Engels 2007, S. 5ff.). Kann ein Mensch seine Bedürfnisse nicht befriedigen, nur bedingt am sozialen Leben teilhaben und sind seine Ressourcenausstattung sowie seine Verwirklichungschancen bzw. seine Spielräume, sich selbst zu verwirklichen, eingeschränkt, befindet er sich in einer schwierigen Lebenslage (vgl. Röh 2013, S. 56, 146 Sommerfeld, Hollenstein & Calzaferri 2011, S. 271). Schwierige Lebenslagen zu definieren ist keine einfache Aufgabe, da hierfür die subjektive Einschätzung der individuell betroffenen Personen ausschlaggebend ist und die Bewertung einer objektiven Situation subjektiv äußerst vielfältig aussehen kann (vgl. Amacker 2011, S. 410 Kraus 2017, S. 33 Rauschenbach et al. 2009, S. 6). Nach Böhnischs Konzept der Lebensbewältigung betrachten Menschen ihre Lebenslage dann als schwierig oder kritisch, wenn ihr psychosoziales Gleichgewicht gefährdet ist, wenn also die ihnen zur Verfügung stehenden sozialen und personalen Ressourcen nicht mehr für die Bewältigung einer Situation ausreichen (vgl. Böhnisch 2023, S. 29). Grundsätzlich können demnach ein unzureichender Versorgungs- und Einkommens-, Kontakt- und Kooperations-, Partizipations-, Lern- und Erfahrungsspielraum sowie Muße- und Regenerationsspielraum als Orientierungspunkte einer schwierigen Lebenslage angeführt werden (vgl. Nahnsen 1992, S. 119ff.). Neben Nahnsens Zugang zum Begriff umfasst der Forschungsstand zu Lebenslagen zahlreiche weitere Beiträge, wobei der Ansatz gegenwärtig vorwiegend in der zielgruppenentsprechenden Planung von Maßnahmen im Rahmen der Gesundheitsförderung Verwendung findet (vgl. Kolip 2020 Röh 2013, S. 145). Aus der Perspektive der Klinischen Sozialarbeit ist jedoch vor allem die Verbindung des Lebenslagenkonzepts mit dem Capability Approach, der auf die Arbeiten von Sen und Nussbaum zurückgeht, relevant (vgl. Röh 2013, S. 93). Die beiden Ansätze teilen sich die gemeinsame Bezugnahme auf die subjektiven Voraussetzungen und Bedingungen einer gelingenden Lebensführung sowie die Beschäftigung mit Spielräumen und Verwirklichungschancen (vgl. ebd., S. 146). So sprechen Sen (2010) und Nussbaum (1999) von Capabilities, als reale Möglichkeiten bzw. Verwirklichungschancen, die Menschen in Tätigkeiten verwandeln können, wohingegen Weisser (1956), als bedeutender Vertreter des Lebenslagenansatzes, diese als Spielräume zur Realisierung von Grundanliegen und Lebenschancen bezeichnet (vgl. Leßmann 2007, S. 95 Röh 2013, S. 168 Weisser 1956, S. 986). Die Klinische Sozialarbeit hat es sich zur Aufgabe gesetzt, Menschen in schwierigen Lebenslagen zu helfen und adressiert sie deswegen in verschiedenen Handlungsfeldern, wie bereits im ersten Gliederungspunkt aufgezählt wurde (vgl. Graßhoff 2015, S. 54, 57). Dabei befasst sie sich einerseits mit den strukturellen Bedingungen und Ursachen der sozialen Probleme der Klient*innen und beschäftigt sich andererseits mit dem individuellen Verhalten der Menschen, denn Belastungen sind immer eine Folge von Faktoren der Lebenslage sowie der Lebensweise, also sowohl der Verhältnisse als auch des Verhaltens (vgl. Deichsel 2023, S. 94 Pauls 2013, S. 72 Röh 2013, S. 57). Demnach setzt die Profession sowohl an der psychischen, der sozial-emotionalen und der sozial-ökologischen Ebene als auch an der materiellen Ebene, also der objektiven Situation eines Menschen, an (vgl. Pauls 2013, S. 77). Dabei liegt der Fokus der lebensweltorientierten Klinischen Sozialarbeit, die sich am Theoriekonzept von Thiersch (2020) orientiert, vorrangig auf der Handlungsbefähigung der Klient*innen (vgl. Lamp 2007, S. 130). Daran anschließend konzentriert sich auch die vorliegende Studie auf die Aufgabe der Fachkräfte, die Klient*innen mittels subjektorientierter psychosozialer Interventionen bei einem gelingenderen Alltag zu unterstützen, statt auf ihre gesellschaftliche Funktion als Stachel im Fleisch bestehender Machtverhältnisse (Thiersch 1986, S. 43f.). Hierzu werden nachfolgend überblicksartig die Lebenslagen von Heranwachsenden, die von Konflikten und der Trennung ihrer Eltern betroffen sind (vgl. Kapitel 2.1ff.), von Kindern deren Eltern mit einer psychischen Erkrankung leben (vgl. Kapitel 2.2ff.) und von jungen Menschen, die von Mobbing betroffen sind (vgl. Kapitel 2.3ff.), aufgrund ihrer hohen Fallzahlen im Vergleich zu anderen sozialen Lagen in Deutschland, exemplarisch als Beispiele für vielfältige schwierige Lebenslagen, die Kinder und Jugendliche betreffen können, betrachtet. Damit einhergehend beschäftigt sich das Buch mit den möglichen Auswirkungen der jeweiligen Lebenslage auf die Heranwachsenden sowie den Behandlungszielen der Klinischen Sozialarbeit in der psychosozialen Arbeit mit der Zielgruppe. Hierbei soll ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass die Ausführungen lediglich einen knappen Überblick bieten und keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Dabei beschreiben die Begriffe Kindheit und Jugend bestimmte Lebensaltersgruppen, die zwar in der Alltagssprache eindeutig scheinen, sich in der Fachdiskussion allerdings als wenig präzise herausstellen, da sie von den verschiedenen Professionen unterschiedlich gedeutet werden (vgl. Münchmeier 2012, S. 87 Thole 2021, S. 447). Bei der Verwendung der Bezeichnung Kindheit bezieht sich diese Untersuchung auf das Verständnis von Schulz und Petermann, das den Lebensabschnitt eines Menschen zwischen seiner Geburt und dem Eintritt in die Adoleszenz bzw. Jugend beschreibt (vgl. Petermann 2013, S. 23 Schulz 2018, S. 5). Das Jugendalter als Bezeichnung für den Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter ist in der Literatur ebenfalls sehr offen definiert und variiert zwischen dem zehnten und 25. Lebensjahr eines Menschen (vgl. Hurrelmann & Quenzel 2016, S. 21 Konrad & König 2018, S. 2). Die vorliegenden Ausführungen orientiert sich hier an der rechtlichen Definition des Jugendalters in Deutschland, die den Bereich von 14 bis 17 Jahren festlegt (vgl. § 7 Abs. 1 S. 2 SGB VIII). Konflikte und Trennung der Eltern In Deutschland wurde im Jahr 2023 etwas mehr als jede dritte Ehe geschieden (vgl. Statista 2024). Dabei waren knapp 110.000 Kinder und Jugendliche von einer Scheidung ihrer Eltern, im Sinne der juristischen Beendigung ihrer Ehe, betroffen, was zu insgesamt schätzungsweise 1,5 Millionen Minderjährigen führt, deren Eltern sich scheiden lassen haben (vgl. Destatis 2023 Eiber & Träg 2008, S. 201 Gürbüz 2021, S. 719). Zusätzlich zur traditionellen ehelichen Familie hat sich auch die Familienform der unverheirateten Eltern, die mit ihren Kindern zusammenleben, etabliert, weshalb nachfolgend von der elterlichen Trennung statt der Scheidung gesprochen wird, womit beide Konstellationen gemeint sind (vgl. Franz 2013, S. 80). Im Zusammenhang mit dem Anstieg von Teilfamilien und Mehrelternfamilien rücken Ehescheidungen, Trennungen, Konflikte und Beziehungsprobleme immer mehr in den Fokus gesellschaftlicher Aufmerksamkeit, sodass sie vermehrt zum Beschäftigungsfeld der Klinischen Sozialarbeit gehören (vgl. Eiber & Träg 2008, S. 201 Schwarz 2009, S. 856). Eine Trennung stellt ein langfristig wirkendes, nicht-normatives kritisches Lebensereignis dar, das in den meisten Fällen von länger andauernden Konflikten und fehlgeschlagenen Lösungsversuchen begleitet wird und demnach die ganze Familie belastet (vgl. Eiber & Träg 2008, S. 203 Figdor 2012, S. 27 Jaede 1993, S. 43 Kölch & Fegert 2008, S. 484). Da Paarkonflikte und die Trennung der Eltern nach Figdor häufig Hand in Hand gehen, werden sie in den folgenden Gliederungspunkten gemeinsam betrachtet (vgl. 2012, S. 27). Was ist dabei unter der Begrifflichkeit des Konfliktes zu verstehen? Gemäß Braun & Löhe bezeichnet ein Konflikt das Aufeinandertreffen widersprüchlicher und nicht miteinander vereinbar scheinender Werte, Interessen und Ziele von Menschen (vgl. 2017, S. 269). In einem Interview wurde die französische Kinderärztin und Psychoanalytikerin Françoise Dolto einmal gefragt: Wenn die Eltern ständig uneins sind, bringt dies das Kind nicht ebenso aus dem Gleichgewicht wie eine Trennung oder Scheidung? (Dolto 2008, S. 11). Daraufhin erklärte sie, dass die Wahrnehmung eines zerrütteten Elternhauses und immer wiederkehrenden Streits die Entwicklung eines Kindes genauso wie eine Trennung der Eltern negativ beeinflussen kann und eine Bedrohung für dessen inneren Zusammenhalt darstellt (vgl. ebd.). Die Folge kontinuierlicher elterlicher Konflikte kann dann eine Trennung sein (vgl. Eiber & Träg 2008, S. 203). Eine Trennung bedeutet für die jungen Menschen den Verlust eines Elternteils und hat neben der Veränderung der Familienkonstellation auch Auswirkungen auf die Mutter-Kind- bzw. Vater-Kind-Beziehung (vgl. Figdor 2012, S. 58). So besteht die Gefahr der Parentifizierung, vermehrter negativer Interaktionen und Loyalitätskonflikte (vgl. Brisch 2019, S. 242 Paul & Dietrich 2006, S. 20). Dabei existiert zudem das Risiko, dass die Kinder und Jugendlichen zum Auseinandersetzungsmittel bzw. Streitgegenstand werden, indem sie in den Streit der Eltern mit hineingezogen werden (vgl. Alfes 2013, S. 186 Eckhardt 2013, S. 118 Kadkhodaey & Heubrock 2015, S. 148). Andererseits bedeutet eine Trennung eine Veränderung der bisherigen Lebenswelt und Lebensbedingungen der Heranwachsenden (vgl. Beushausen & Finke 2018, S. 90 Loschky & Koch 2013, S. 165). So beschreiben Beushausen & Finke diverse strukturelle, soziale, ökonomische, psychologische sowie ökologische Modifikationen, die mit der neuen Situation einhergehen (vgl. 2018, S. 90). Zu den bedeutungsvollsten und emotional schwerwiegendsten Veränderungen zählen andauernde elterliche Streitereien und Konflikte, die neue Beziehung zu dem zukünftig von der Familie getrenntlebenden Elternteil, eine Reduzierung des gewohnten Lebensstandards aufgrund des verminderten Einkommens und ein möglicher Umzug bzw. der Wegfall des gewohnten sozialen Umfelds inklusive der Freund*innen und für die Heranwachsenden wichtigen Menschen (vgl. Beushausen & Finke 2018, S. 90 Eckardt 2013, S. 118). Übertragen auf die Sichtweise von Nahnsen (1992), die die jeweilige Lebenslage in verschiedene Spielräume differenziert, sind demnach durch die kontinuierlichen Konflikte der Muße- und Regenerationsspielraum, der der Erholung der Kinder und Jugendlichen von Belastungen dient, und aufgrund der veränderten Beziehung zu mindestens einem Elternteil sowie dem Verlust des gewohnten Umfelds, der Kontakt- und Kooperationsspielraum, als die Möglichkeit soziale Beziehungen aufrechtzuerhalten, betroffen, sowie durch das verringerte Einkommen der Versorgungs- und Einkommensspielraum, also das Vorhandensein der Mittel zur Deckung des Lebensbedarfs und der Befriedigung der Interessen der Betroffenen, beeinträchtigt (vgl. Nahnsen 1992, S. 119, 123, 133). Darüber hinaus können die mit der Trennung zusammenhängenden Belastungen und ein möglicher Schulwechsel zu Konzentrationsproblemen und Leistungseinbrüchen führen, wodurch der Lern- und Erfahrungsspielraum der Heranwachsenden beschnitten wird (vgl. ebd., S. 128). Zudem geht die mit der Offenbarung der Trennung verbundene Stellung vor vollendete Tatsachen mit einem Verlust der Mitentscheidungsmöglichkeiten der jungen Menschen und somit mit einer Beeinträchtigung ihres Dispositions- und Partizipationsspielraums einher (vgl. ebd., S. 140). Dabei sind als Risikofaktoren für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen in dieser Lebenslage unter anderem Armut, eine psychische Erkrankung eines oder beider Elternteile, die Überforderung oder Hochstrittigkeit der Eltern, ausbleibende Unterhaltszahlungen, die als Druckmittel gegenüber dem anderen Elternteil eingesetzt werden, die Beobachtung von Partnerschaftsgewalt zwischen den Eltern, der Wechsel des Wohnortes und eine Reduktion der elterlichen Erziehungskompetenzen zu benennen (vgl. Aichinger 2013, S. 219ff. Franz 2013, S. 84, 89 Lenz & Kuhn 2011, S. 277 Schwarz 2009, S. 860). Zudem beeinflussen ein niedriger sozioökonomischer Status der Familie, beengte Wohnverhältnisse, eine unzureichende soziale Unterstützung sowie niedrige Bildungsabschlüsse der Eltern die Entwicklung der Heranwachsenden im Kontext von Konflikten und der Trennung ihrer Eltern negativ (vgl. Franz 2013, S. 110). Dabei gilt es zu beachten, dass sich die Risikofaktoren gegenseitig verstärken (vgl. Lenz 2014, S. 43). Demgegenüber gibt es auch Schutzfaktoren für die kindliche Entwicklung, welche die schädigende bzw. negative Wirkung der genannten Risikofaktoren abmildern (vgl. Petermann & Petermann 2005, S. 40 Werner 2008, S. 17 Wyrobnik 2012, S. 23). Diese können differenziert werden in die Merkmale des Kindes, die Merkmale der Familie und die Merkmale der sozialen Umwelt außerhalb der Familie (vgl. Niebank & Petermann 2002, S. 82). Als kindbezogene Faktoren wirken hier ein unproblematisches Temperament, Sinn für Humor, ein Alter und Entwicklungsstand des Kindes zum Zeitpunkt der Trennung, in dem es den Vorgang als verantwortliches Handeln seiner Eltern verstehen kann, eine positive Selbstbewertung und optimistische Lebenseinstellung sowie Selbstwirksamkeitsüberzeugung (vgl. Dolto 2008, S. 21 Figdor 2012, S. 126 Maston & Reed 2002, S. 83 Sarimski 2013, S. 12 Werner & Smith 1992, S. 184). Zu den hilfreichen familienbezogene Schutzfaktoren zählen eine enge, unterstützende und liebevolle Beziehung zu den Eltern, mindestens eine stabile Bezugsperson, die als Rollenmodell dient, ein positives elterliches Erziehungsverhalten, fortbestehender Kontakt des Kindes zu dem Elternteil, der die gemeinsame Wohnung verlässt, regelmäßige Schlaf- und Essgewohnheiten sowie Rituale, die Verlässlichkeit der Eltern und keine gegenseitige Abwertung der Elternteile vor dem Kind (vgl. Koch & Strecker 2014, S. 76 Maston & Reed 2002, S. 83 Petermann & Petermann 2005, S. 45 Sarimski 2013, S. 12 Werner 2008, S. 13). Kontakte und Beziehungen zu Gleichaltrigen, die Inanspruchnahme von professioneller Hilfe im Bedarfsfall und Beziehungen zu unterstützenden Erwachsenen gelten als umfeldbezogene Schutzfaktoren für Heranwachsende, die von Konflikten und der Trennung ihrer Eltern betroffen sind (vgl. Koch & Strecker 2014, S. 78 Maston & Reed 2002, S. 83). Da im Rahmen dieser Ausführungen lediglich ein knapper Überblick über die jeweiligen Lebenslagen geboten werden kann, sei an dieser Stelle neben der zitierten Literatur auf Koch (2019), der Trennungen aus der Sicht der Eltern sowie auch der Kinder betrachtet und wichtige Schutzfaktoren benennt, Sabas (2021), die über Trennungen aus der Perspektive der betroffenen jungen Menschen schreibt und Werneck & Werneck-Rohrer (2010), die in ihrem Sammelband wesentliche Informationen zum Thema darstellen, für die tiefergehende Auseinandersetzung verwiesen. Gemäß Figdor reagieren Heranwachsende immer auf irgendeine Weise auf die Trennung ihrer Eltern, da ihre Reaktionen nicht nur das Ergebnis ihrer Erschütterung durch das Ereignis sind, sondern zugleich auch ihre Weise, diese Erschütterung zu bewältigen (vgl. 2012, S. 38). Deswegen sollen nachstehend die Auswirkungen einer elterlichen Trennung auf die Kinder betrachtet werden.

Über den Autor

Nadine Wallner, M.A., hat sich nach ihrem Abitur für das Studium der Sozialen Arbeit (B.A.) ent-schieden und dieses im Jahr 2023 als Studiengangsbeste abgeschlossen. Anschließend absol-vierte sie das Masterstudium Soziale Arbeit: Klinische Sozialarbeit mit Auszeichnung und sam-melte Praxiserfahrungen durch ihre begleitende Berufstätigkeit als staatlich anerkannte Sozialpä-dagogin. Begeistert durch die kreative Arbeit mit Kindern und Jugendlichen beschäftigte sich die Autorin in diesem Werk mit dem Einsatz von Märchen in der Klinischen Sozialarbeit mit der Ziel-gruppe.

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