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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 11.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Persönliche Zukunftsplanung (PZP) tritt mit dem hohen Anspruch auf, bessere Bedingungen für Selbstbestimmung und Inklusion zu ermöglichen. Dabei verfolgt sie zwei Ziele: Primäres Ziel der PZP ist es, die persönlichen Zukunftserwartungen eines Menschen in Bezug auf ein oder mehrere individuelle Lebensziele hin zu erfassen und ihm die nötige Assistenz zur eigenständigen Planung und Umsetzung anzubieten. Die sekundäre Zielsetzung des Konzepts ist es, eine Anfrage an die Gesellschaft und an die Institutionen der Behindertenhilfe darzustellen und auf diese verändernd einzuwirken. Dieses Buch liefert dem Leser einen Überblick über den Stand der nationalen Diskussion von PZP, insbesondere in ihrer Relevanz für die Behindertenhilfe. Im Zentrum stehen einerseits PZP als Stoßkraft für Veränderungen in der Heilspädagogik und andererseits die Problematik der Integration von PCP in Hilfseinrichtungen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Anspruch und Wirkungen der PZP : Primäres Ziel der PZP ist es, die persönlichen Zukunftserwartungen eines Menschen in Bezug auf ein oder mehrere individuelle Lebensziele hin zu erfassen und ihm die nötige Assistenz zur eigenständigen Planung und Umsetzung anzubieten. Die sekundäre Zielsetzung des Konzeptes ist es, eine Anfrage an die Gesellschaft und an die Institutionen darzustellen und auf diese verändernd einzuwirken. Die Vertreter der PZP unterstreichen in ihren Publikationen die sozialpolitische Dimension des Konzeptes und begründen damit die Wirksamkeit der PZP als ein Mittel zur Umsetzung der Inklusion. Dieses sekundäre Ziel der PZP verbindet Doose mit einer Bereitschaft zur Veränderung auf den verschiedensten Ebenen der Gesellschaft. Diese Bereitschaft wird zum Einen als Voraussetzung eingefordert, zum Anderen soll sie durch die PZP gestaltet und verstärkt werden. Das heißt, Menschen innerhalb der verschiedensten gesellschaftlichen Ebenen müssen Veränderungen ihres Denkens, ihrer Einstellung und ihrer Haltung zu einer neuen Praxis hin zulassen. In dieser Wechselwirkung zwischen der Bereitschaft, eine neue Praxis zu leben, und der Wirksamkeit der personenzentrierten Ansätze, die durch die PZP zur Anwendung kommen, soll Selbstbestimmung und Inklusion gelingen. Oder zugespitzt formuliert: Die ermöglichende Einstellung und Haltung wird von der Gesellschaft gefordert, die umsetzende Methodik wird mit der PZP geliefert. Persönliche Zukunftsplanung ist ein wertegeleiteter Ansatz. Es geht darum, Inklusion und die Menschenrechte konkret mit einzelnen Menschen umzusetzen. Eine gesellschaftliche Veränderung hin zur Inklusion kann nur gelingen, wenn viele Menschen vor Ort beginnen, eine neue Praxis zu leben (Doose, 4, 2013, o. S.). PZP in Verbindung mit dem Konzept der Sozialraumorientierung Um diesen Anspruch der PZP an die Gesellschaft in einen praktisch erfassbaren und methodisch durchführbaren Kontext zu stellen, wird neben der PZP von Stefan Doose das Konzept der Sozialraumorientierung eingeführt. Eine neue Form des gesellschaftlichen Umganges mit Menschen mit Behinderung kann meiner Ansicht nach nur aus dem Nahbereich erwachsen (Doose, 2011, S. 12). Persönliche Zukunftsplanung und Sozialraumorientierung sind zwei konzeptionelle und methodische Ansätze, die gut zu diesen Zielsetzungen passen und sich gegenseitig ergänzen. Persönliche Zukunftsplanung richtet dabei die Aufmerksamkeit zunächst auf das Individuum, versucht, seine Stärken und Fähigkeiten, seine Ressourcen und Möglichkeiten, Zukunftswünsche zu erkunden und gemeinsam mit der Person Veränderung zu ermöglichen. Sozialraumorientierung nimmt hingegen gezielt die Möglichkeiten und Ressourcen des Gemeinwesens in den Blick und versucht, sie für das Leben der dort Lebenden nutzbar zu machen. Beides ist notwendig, um Veränderung zu bewirken (Doose, 2011, S. 11). Stefan Doose erweitert an dieser Stelle den Ansatz zur gesellschaftsverändernden Kraft der PZP um das Konzept der Sozialraumorientierung. Beide Konzepte, sowohl die ..PZP als auch die Sozialraumorientierung sind für eine Veränderung notwendig. Eine sich daraus ergebende Konsequenz ist, dass die Verantwortung zur Gestaltung und Umsetzung von Selbstbestimmung und Inklusion auf alle Menschen ausgeweitet wird. Für die Gestaltung des sozialen Raumes sind die Menschen verantwortlich, die sich in ihm bewegen. Teilhabe und Ausgrenzung ist nicht nur ein Thema für 'zuständige' Organisationen, wie die Stadtverwaltung oder soziale Dienste, Teilhabe und Ausgrenzung betrifft alle Menschen im sozialen Raum (Petersen, 2011, Folie 10). Stefan Doose benennt anhand des SONI-Modells folgende vier Ebenen, auf die die PZP unter Anwendung des Konzeptes der Sozialraumorientierung verändernd einwirken soll: (1) Sozialstrukturelle-sozialpolitische Ebene. (2) Organisationsebene. (3) Netzwerksebene. (4) Individuelle Ebene. Entsprechend Prinzipien der Sozialraumorientierung und dem Anspruch der PZP nach Veränderung konkretisiert er in I want my dream unter der Überschrift: Folgewirkungen Persönlicher Zukunftsplanung - dass Veränderungen auf Seiten der Behindertenhilfe zu realisieren seien (Doose, 2011, S. 68 ff.). Stefan Doose hebt die folgenden drei Positionen hervor, die in Folge der PZP eine Veränderung erfahren müssen. •Veränderung der Rolle der Professionellen (ebd. S. 68). • Veränderung der Organisationen in der Behindertenhilfe (ebd. S. 68). • Veränderung des Systems der Behindertenhilfe (ebd. S. 72). Damit spricht er die Veränderung des kompletten institutionellen Hilfesystems, vom fachlichen Mitarbeiter vor Ort, über die einzelnen Organisationen, die Hilfe anbieten, bis hinauf zum gesamten Systems der Behindertenhilfe an. Oliver Koenig spricht in diesem Zusammenhang von den Konsequenzen die personenzentrierte Arbeit und PZP nach sich ziehen (Koenig, 2012, S. 1). Veränderung der Rolle der Professionellen: Eine erste und wichtige Konsequenz der Anwendung von PZP sollte eine Veränderung in der Arbeitsauffassung und dem Selbstverständnis der Fachleute in der Behindertenhilfe sein. Die neue Rolle von Fachleuten in Persönlicher Zukunftsplanung ist eher die der Moderatorln, KoordinatorIn, Unterstützerln. Man ist eine Expertin unter anderen (einschließlich der Person mit Behinderung als ExpertIn für ihr eigenes Leben) (Doose. 2011, S. 68). Dies betrifft die Basisannahme des Empowerments, dass jeder Mensch Experte in eigener Sache ist. Im Verhältnis von Anbieter zum Empfänger einer Hilfeleistung muss eine Begegnung auf Augenhöhe stattfinden. Der planende Mensch muss als Experte in eigener Sache erkannt und anerkannt werden. Er ist Subjekt der Planung, nicht Objekt. Selbstbestimmung heißt: auswählen und Entscheidungen treffen können. Dies bringt den professionellen Helfer in eine gewisse Spannung zwischen dem Anspruch des planenden Menschen und seinem berechtigten Anspruch: Ich weiß doch selbst was ich will. und der berechtigten Auftragshaltung des professionellen Helfers: Als Betreuer habe ich Verantwortung für Dich bzw. Dein Wohlergehen . Hier bietet die. PZP , gedeckt durch die Forderungen der Gesetzgebung (vgl. Punkt 5), den in der Heilpädagogik Tätigen eine wirkliche Herausforderung, das eigene Selbstverständnis zu überprüfen und durch die Methoden der personenzentrierten Ansätze der PZP neue Handlungskompetenzen zu Gunsten des planenden Menschen zu entwickeln. Diese persönliche Veränderung ist für Stefan Doose obligatorisch für die effektive und wirksame Anwendung der PZP . Wichtig ist auch, dass sich die Einstellung der beteiligten Fachleute ändert. Ohne eine veränderte Einstellung werden auch die Methoden Persönlicher Zukunftsplanung keine Veränderung bringen. Wenn, in unverständlichem Pädagogenjargon gesprochen, ÜBER statt MIT einer Person geredet oder wieder nur alle Defizite und Unmöglichkeiten aufgelistet werden, ist dies eine Fortsetzung eines alten Behindertenhilfeparadigmas mit neuen Methoden und keine Persönliche Zukunftsplanung, die zu einer Stärkung der Person, mehr Selbstbestimmung und Lebensqualität beiträgt. Es geht darum, konkrete Perspektiven mit einer Person zu entwickeln (Doose, 2011, S. 68).

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