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Recht / Wirtschaft / Steuern

Marcel Uhl

Zweckgesellschaften im Finanzsektor: Chancen, Risiken und Regulierung

ISBN: 978-3-95935-130-0

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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 07.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Abb.: 22
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das vorliegende Buch soll die Frage beantworten, ob das Verbriefungsgeschäft nach den neuen rechtlichen Restriktionen aus Bankensicht noch seine Zielsetzungen verfolgen kann, insbesondere im Hinblick auf die Wirkungsweise der geplanten Verbriefungsankäufe von EZB und Bundesregierung. Zudem soll durch einen Vergleich der ehemaligen Bilanzierungsrichtlinien analysiert werden, ob die Zweckgesellschaften heute transparenter geworden sind. Das Buch liefert dabei grundlegende sowie bankspezifische Informationen zu Zweckgesellschaften. Der Fokus liegt dabei auf den Zielsetzungen, Risiken und aufsichtsrechtlichen Grenzen von Verbriefungszweckgesellschaften. Eine vom Autor durchgeführte empirische Untersuchung der Jahresabschlüsse deutscher Großbanken analysiert dabei aktuelle Zielsetzungen und Aktivitäten im Verbriefungsgeschäft der Banken. Zudem werden die nach der Finanzkrise umstrittenen, jedoch seitdem geänderten nationalen und internationalen Bilanzierungsrichtlinien aufgezeigt. Anschließend wird anhand einer Fallstudie praxisnah untersucht, inwiefern und unter welchen Voraussetzungen sich die Zielsetzungen der Banken unter gegebenen Restriktionen realisieren lassen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.5. Spezifische Risiken: Neben den o.g. Vorteilen setzt sich der Originator mit Verbriefungszweckgesellschaften zugleich diversen Risiken aus. Wie schwer diese Risiken wiegen, zeigte die internationale Finanzkrise in 2008. Deshalb werden nachfolgend die Risiken, die aus Verbriefungstransaktionen für den Originator und die SPE resultieren, kategorisiert und anschließend am Beispiel der Finanzkrise erläutert. 3.5.1. Kategorisierung der Risiken: Die Risiken lassen sich in unterschiedliche Kategorien unterteilen: Kreditrisiken sind die Gefahr einer nicht vollständigen oder verzögerten Zahlung seitens der Forderungsschuldner. Durch die Verbriefung der Forderungen trägt der Originator i.d.R nur noch einen kleinen Teil der Kreditrisiken aus bestehenden Credit Enhancements. Hält der Originator allerdings große Teile der first-loss-tranche, so trägt er weiterhin eklatante Kreditrisiken. Zu den Marktrisiken zählen u.a. das Zinsänderungsrisiko sowie Währungsrisiken. Ein Zinsänderungsrisiko besteht bei ABCP-Programmen aufgrund der inkongruenten Finanzierungsstruktur. Bei einer Änderung des Marktzinses variieren die Zinserträge aus den langfristig erworbenen Forderungen kaum. Jedoch passen sich die Zinsen der zur Refinanzierung ausgegebenen Commercial Papiers aufgrund ihrer kurzen Laufzeit schnell an den Marktzins an. Im Falle einer Zinserhöhung würde sich folglich die Refinanzierung unmittelbar verteuern. Währungsrisiken entstehen, wenn die SPE Wertpapiere in anderen Währungen als die der angekauften Forderungen emittiert. Das Liquiditätsrisiko besteht aus zwei Risiken: Einerseits im Management von zeitlichen Inkongruenzen zwischen Zahlungseingängen und Zahlungsausgängen (bilanzielles Liquiditätsrisiko). Anderseits kann ein stockender Absatz der Anleihen am Kapitalmarkt zu Liquiditätsengpässen führen (marktbedingtes Liquiditätsrisiko). Das bilanzielle Liquiditätsrisiko kann durch feste Vereinbarungen der Zahlungszeitpunkte weitgehend vermieden werden, wird jedoch in ABCP-Programmen eingegangen, um Fristentransformationserträge zu erzielen. Ein marktbedingtes Liquiditätsrisiko entsteht, wenn die Nachfrage nach den ABCP-Papieren nachlässt. Da die Nachfrageentscheidung häufig unter Rendite-Risiko-Aspekten getroffen wird, hängt das marktbedingte Liquiditätsrisiko somit auch vom Kreditrisiko ab. Operationelle Risiken wiederum entstehen, wenn einzelne Beteiligte Handlungsspielräume ausnutzen, um anderen Investoren zu schaden (Agency-Risiko). Entstehen aufgrund komplexer Strukturen Unsicherheiten hinsichtlich der Einhaltung rechtlicher Regelungen, spricht man von rechtlichen Risiken. 3.5.2. Ursachen und Verlauf der Subprime-Krise: Das stark fallende Zinsniveau zwischen 2000 und 2004, eine lockere Kreditvergabepolitik der Banken und die damit verbundene explosive Nachfrage nach Immobilien ließen die US-Immobilienpreise in den darauffolgenden Jahren in die Höhe steigen. Hypothekenforderungen galten zu dieser Zeit als besonders sicher, da steigende Immobilienpreise zu einem höheren Sicherungswert führten. Infolgedessen vergaben die US-Banken zunehmend mehr Subprime-Kredite . Dies sind Hypothekendarlehen an Kreditnehmer mit schlechter Bonität und sehr geringem Eigenkapitaleinsatz. Dabei entstand allerdings ein eklatantes Kreditrisiko für die Banken. Um weiterhin die enorme Kreditnachfrage abdecken zu können, verbrieften die US-Banken via Zweckgesellschaften ihre Immobiliendarlehen und veräußerten diese über den Kapitalmarkt weltweit an unterschiedlichste Investoren. Damit wurde das Kreditrisiko systematisch an die Investoren weitergegeben. Die Investoren – hauptsächlich Banken, Versicherungen, Fonds sowie Privatpersonen – erwarben die ABS-Papiere wegen der guten Ratings der Ratingagenturen und der vergleichsweise hohen Rendite. Um bei den Zweckgesellschaften einen positiven Zinsüberschuss zu erzielen, wurden kurzfristige ABCP-Papiere mit einer Laufzeit von 30 bis 90 Tagen emittiert. Da die Laufzeit der Subprime-Kredite weitaus höher war, zahlten die Forderungsschuldner höhere Zinsen als die SPE zur Refinanzierung für die ABCP-Papiere zahlen musste. Damit wurden Fristentransformationserträge erwirtschaftet. Um eine hohe Bonität der ABS-Wertpapiere zu gewährleisten, vergaben die Originatoren bzw. Sponsoren, großzügige Liquiditätsfazilitäten. Eine rasche Zinserhöhung der kurzfristigen Zinsen führte allerdings dazu, dass viele Hypotheken-Kreditnehmer angesichts kurzfristiger oder variabler Zinsvereinbarungen ihren Kapitaldienst nicht mehr leisten konnten. Zahllose Kreditausfälle führten zu steigenden Pfändungen und Zwangsversteigerungen. Während das Immobilienangebot also stieg, ging zeitgleich die Nachfrage infolge steigender Zinsen weiter zurück. In der Konsequenz fielen die Immobilienpreise und dementsprechend auch die Ratings der ABS-Wertpapiere. Die Investoren mussten immense Abschreibungen hinnehmen und die Nachfrage nach ABS-Papieren brach weitgehend ein. Die fristeninkongruente Finanzierung der SPE führte zu Liquiditätsengpässen, da die SPE’s kurzfristige ABCP-Papiere tilgen mussten, während die erworbenen langfristigen Hypothekenforderungen noch nicht fällig waren. Daraufhin wurden die von den Originatoren bzw. Sponsoren bereitgestellten Liquiditätsfazilitäten in Anspruch genommen. Da diese i.d.R. nicht über ausreichend Liquidität verfügten, den enormen Engpass zu beseitigen, gerieten die Garantiegeber ebenfalls in Liquiditätsschwierigkeiten. Hinzu kam, dass Kreditinstitute zu dieser Zeit nur selten bereit waren, anderen Instituten am Interbankenmarkt kurzfristig Liquidität bereitzustellen. Bekannte Beispiele für diese Problematik sind die Sachsen LB sowie die IKB Deutsche Industriebank. Die Sachsen LB hatte mit Hilfe von eigens gegründeten Zweckgesellschaften als Sponsor in langfristige Hypothekenkredite investiert und diese mit kurzfristigen ABCP-Papieren refinanziert. Als die Nachfrage nach den ABCP-Papieren einbrach, konnte sie die hohe zugesicherte Liquiditätslinie nicht bedienen. Die Sparkassenfinanzgruppe unterstützte die Landesbank mit einer Liquiditätsfazilität in Höhe von 17,2 Mrd. EUR. Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten wurde die Sachsen LB kurze Zeit später am 01.01.2008 von der Landesbank Baden Württemberg (LBBW) übernommen. Ein vergleichbares Schicksal ereilte auch die IKB Deutsche Industriebank. 3.5.3. Schlussfolgerungen: Die Nachfrage nach (ABS-)Wertpapieren hängt maßgeblich von dem Verhältnis zwischen erzielbarer Rendite und eingegangenem Risiko ab. Das Risiko wird wiederum hauptsächlich über das Rating der Wertpapiere gemessen. Das Ratingergebnis selbst hängt vorwiegend von der Bonität der hinterlegten Forderungen und den gestellten Credit-Enhancements ab. Die Nachfrage nach ABS-Papieren ist die Voraussetzung, dass sich die SPE’s fortlaufend refinanzieren können. Das gilt insbesondere für ABCP-Programme. Geht die Nachfrage zurück, entstehen für die SPE’s (marktbedingte) Liquiditätsrisiken. Stocken die Zahlungseingänge, hat die SPE infolgedessen Probleme, fällige Wertpapiere zu tilgen und weitere Forderungen anzukaufen. Dieses Risiko wird insbesondere bei ABCP-Programmen bereits bei der Konstruktion der ABS-Plattform durch entsprechende Liquiditätsfazilitäten berücksichtigt. Eine bestehende Liquiditätsfazilität bedeutet jedoch, dass das Liquiditätsrisiko an den Garantiegeber weitergeleitet wird. Ist der Garantiegeber der Originator, so fallen die anfangs ausgelagerten Risiken im Falle eines massiven Liquiditätsengpasses letztendlich wieder auf ihn zurück.

Über den Autor

Marcel Uhl wurde 1992 in Gelnhausen geboren. Sein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der DHBW in Mosbach schloss der Autor im Jahre 2014 mit dem akademischen Grad des Bachelors erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor umfassende praktische Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen des Finanzsektors. Er beschäftigte sich dabei hauptsächlich mit strategischen und bilanzpolitischen Problemstellungen. Um seine theoretischen Kenntnisse zu verbessern, absolviert der Autor neben seiner Tätigkeit im strategischen Controlling eines Finanzinstituts ein Masterstudium der Wirtschaftswissenschaften.

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