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Produktart: Buch
Verlag: Igel Verlag
Erscheinungsdatum: 07.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 98
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der deutsche Zeitarbeitsmarkt steht vor zahlreichen Herausforderungen. Der größere Anteil der Erwerbspersonen in Zeitarbeit in einigen Nachbarländern spricht für einen Nachholbedarf des deutschen Marktes. Dabei sind aber die spezifisch deutschen Einflussfaktoren der Nutzung von Zeitarbeit zu beachten: Gesetzliche Rahmenbedingungen, die Tarifverträge für Zeitarbeit und das Tarifniveau von Entleihbranchen spielen eine erhebliche Rolle. Der zunehmende Flexibilitätsbedarf der Unternehmen hat zum positiven Trend der Zeitarbeit beigetragen. Gerade ein Markt im Umbruch verlangt nach professionellem Marketing als Reaktion auf Veränderungen. Von diesen Zwängen sind besonders die großen Anbieter betroffen. Deshalb wurde die weitere Untersuchung auf diese Unternehmen beschränkt. Zwei Branchenexperten äußerten sich skeptisch hinsichtlich der Professionalität des Marketings von Zeitarbeitsfirmen. Deshalb wurde für diese Anbieter eine idealtypische Marketingkonzeption entworfen - abgeleitet aus der neuen Institutionenökonomie mit der Transaktionskostentheorie, der Theorie der property rights und der principal-agent-Theorie. Daneben konnten auch aus dem Dienstleistungsmarketing Erkenntnisse abgeleitet werden und die Dreigliederung von Becker mit Zielen, Strategien und Instrumenten gaben den Bezugsrahmen ab.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3.2, Anbieter nach Marktsegmenten/Branchen: Von den vielen Anbietern haben sich einige auf bestimmte Kunden- beziehungsweise Marktsegmente spezialisiert. Bei dieser Spezialisierung geht es nicht um ein möglichst breites Dienstleistungsprogramm. In dieser Untersuchung ist schon an früherer Stelle klar geworden, dass das Angebot zunehmend ausdifferenziert und sich verbreitert. Bei der Konzentration auf bestimmte Schwerpunkte geht es in erster Linie um die Qualifikation der Zeitarbeitnehmer, wie zum Beispiel Hilfskräfte, Facharbeiter, Spezialisten oder Akademiker beziehungsweise auch um den Wirtschaftsbereich, in den das Personal verliehen werden soll. Dabei sind die Automobilindustrie, Luftfahrt, der IT-Sektor, das Gesundheitswesen, die verarbeitende Industrie und der kaufmännische Bereich besonders wichtig. Kleine Anbieter spezialisieren sich teilweise auf eine der genannten Branchen. Die meisten kleinen Firmen sind aber eher regional verankert und bieten das Dienstleistungsprogramm, das in der Region und bei den Kunden gefragt ist. Große Zeitarbeitsfirmen versuchen als Generalist in allen Bereichen tätig zu sein, um alle Kundenwünsche befriedigen zu können. Der Markführer Randstad ist zum Beispiel in folgenden Bereich aktiv: Automotive, Logistic & Services, Manufacturing, Medi@com, Office & Finance und Process Industries. Andere große Anbieter wie die DIS AG versuchen einen Spagat zwischen Spezialisierung und Generalisierung. Die Firma hat als wichtigste Geschäftsbereiche Engineering, Finance, Industrie, Information Technology und Office & Management definiert. Damit ist die Firma generalistisch in allen wichtigen Branchen präsent. Die Spezialisierung wird dadurch gewährleistet, dass jede Niederlassung nur für einen Geschäftsbereich zuständig ist - je nach Bedarf und Wirtschaftsstruktur vor Ort. In größeren Städten gibt es dann mehrere Niederlassungen - zum Beispiel in Frankfurt a.M. eine Niederlassung für Finance, eine für Office & Management und eine für Information Technology. Die nächste Niederlassung für Industriekunden befindet sich erst wieder in Hanau. Große Zeitarbeitsfirmen bieten bei der Qualifikation ihrer Zeitarbeitnehmer alles von der Hilfskraft bis zum Projektmanager oder Ingenieure mit Spezialkenntnissen. Entsprechend der Branchenstrategie mehr qualifiziertes Personal zu verleihen, betonen alle Anbieter, dass sie zukünftig stärker im höher qualifizierten Bereich tätig werden wollen. 2.3.3, Typologie verschiedener Anbieter: Man kann die Zeitarbeitsfirmen in Deutschland nach ihrer regionalen Präsenz oder zum Teil auch nach ihrer Herkunft in bestimmte Klassen einteilen. Die großen Zeitarbeitsfirmen sind vor allem internationale Player, aber auch deutschlandweite Anbieter. Die kleineren Anbieter sind meist inhabergeführte und lediglich regional tätige Firmen. 2.3.3.1, Internationale Player: Die meisten führenden europäischen und US-amerikanischen Personaldienstleister sind bereits in Deutschland präsent. Es sind dies die weltweiten Marktführer Adecco (Schweiz), Manpower (USA), Randstad (Niederlande) und Vedior (Niederlande). Lediglich die United Services Group (USG) ist in Deutschland nicht vertreten. Kelly Services, ein bedeutender Anbieter in den USA für hoch qualifiziertes Personal, ist zwar in Deutschland tätig, seine Aktivitäten beziehungsweise Präsenz aber fast nicht wahrnehmbar. Neben den Branchenriesen hat Hays (Großbritannien) durch die Übernahme der Ascena AG den Sprung auf den deutschen Markt angetreten. Auch Brunel, eine niederländische Zeitarbeitsfirma, ist in Deutschland auf Wachstumskurs. Für die internationalen Player ist typisch, dass sie ein deutschlandweites Netz an Niederlassungen besitzen oder dabei sind dieses aufzubauen. Sie treten meist als Generalisten auf, lediglich Kelly Services und Hays sind bisher nur in bestimmten Nischen vertreten. Internationale Zeitarbeitsfirmen bringen häufig Managementerfahrung und Know-how von ihren anderen europäischen Gesellschaften in Deutschland ein, haben aber größtenteils schon in den sechziger Jahren ihre deutschen Niederlassungen gegründet. Die globalen Player sind fast alle in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft organisiert und der Unternehmenssitz beziehungsweise Holdingsitz liegt in den verschiedensten Ländern der Welt. In dieser internationalen Liga spielt kein deutsches Unternehmen eine nennenswerte Rolle. Die Zeitarbeit und andere Personaldienstleistungen waren in Großbritannien, den Niederlanden und ihrem ‘Mutterland’, den USA, viel schneller verbreitet als in Deutschland. Diese Vorreiterrolle konnten die dort tätigen Unternehmen für ihre weltweite Expansion nutzen. 2.3.3.2, Deutschlandweite Anbieter: Unter den Zeitarbeitsfirmen gibt es circa 30 oder 40 Firmen mit einem deutschlandweiten Netz an Niederlassungen und deutscher Herkunft. Dazu zählen unter anderem persona Service, DIS AG, Tuja Zeitarbeit, Allbecon AG, Bindan GmbH, ZAG Personaldienste GmbH, Ferchau Engineering GmbH, I.K. Hofmann GmbH und die Amadeus AG. Das Niederlassungsnetz dieser Firmen ist von über 150 Standorten bis zu lediglich 20 Regionalbüros unterschiedlich eng geknüpft. Internationale Expansion ist für die meisten deutschen Zeitarbeitsfirmen kein Thema. Persona service hat ein Büro in der Schweiz und die DIS AG hat fünf Niederlassungen in Österreich gegründet. Vereinzelt expandieren Zeitarbeitsfirmen nach Osteuropa. Sie folgen dabei zum Beispiel deutschen Kunden wie Volkswagen oder Opel nach Polen, um den dortigen Werken den in Deutschland etablierten Service anzubieten. Nur die Allbecon AG erzielt 58% ihres Umsatzes im europäischen Ausland. Die meisten deutschen Zeitarbeitsfirmen sind nicht in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft organisiert und befinden sich im Privatbesitz. Lediglich die DIS AG, die All-becon AG und die Amadeus Fire AG sind börsennotiert. 2.3.3.3, Inhabergeführte/regionale Zeitarbeitsfirmen: Wie bereits unter Punkt 2.3 aufgeführt, haben über 90% der Zeitarbeitsfirmen in Deutschland keine oder bis maximal fünf Niederlassungen und sind deshalb nur in einer bestimmten Region präsent. Die Inhaber sind in der Regel die Gründer und lenken auch heute noch ihr Unternehmen selbst. Die Finanzierung erfolgt in erster Linie über Fremdkapital und stellt einen kritischen Engpassfaktor dar. Regionale Zeitarbeitsfirmen können nur in der Nische überleben. Aufträge von großen Kunden, zum Beispiel aus der Industrie, erhalten sie kaum, da diese in den vergangenen Jahren dazu übergegangen sind exklusiv mit einem oder zwei Zeitarbeitspartnern zusammenzuarbeiten, die am Ort aller Kundenstandorte Niederlassungen besitzen. 2.3.4, Dienstleistungsprogramm der Zeitarbeit: Die klassische Zeitarbeit ist zweifellos das Kerngeschäft von Zeitarbeitsfirmen. Die rechtliche Konstruktion der auch als Arbeitnehmerüberlassung bezeichneten Dienstleistung wurde bereits unter Punkt 2.1.1.2 vorgestellt. Die Zeitarbeitsfirmen bieten neben der Zeitarbeit häufig noch weitere Personaldienstleistungen wie Arbeitsvermittlung, Personalberatung, Interimmanagement oder das Outsourcing von personalintensiven betrieblichen Leistungen (durch Werk- oder Dienstverträge) an. Die DIS AG setzt zum Beispiel das Consulting als komplementäres Angebot mit ‘Türöffner-Charakter’ für die Zeitarbeit ein. Auf diese weiteren, das Leistungsprogramm abrundenden Produkte, soll aber nicht weiter eingegangen werden. Die klassische Zeitarbeit ist in den letzten Jahren geänderten Umweltbedingungen, wie zum Beispiel dem Wegfall der Höchstüberlassungsdauer, angepasst und variiert worden. Im Regelfall wird mit einem Kunden ein Arbeitnehmerüberlassungsvertrag für einen Einzelfall beziehungsweise einen einzelnen Zeitarbeitnehmer abgeschlossen. Für größere Entleihbetriebe mit regelmäßig wiederkehrendem Bedarf bietet sich dagegen der Abschluss eines Rahmenvertrages für Arbeitnehmerüberlassung an. In diesem werden bestimmte Qualifikationsebenen und Tätigkeitsprofile, wie beispielsweise ein Sachbearbeiter Einkauf, ein Produktionshelfer Metallbereich oder ein Ingenieur für Konstruktionsaufgaben, festgelegt und diesen ‘Eingruppierungen’ wird ein bestimmter Stundenverrechnungssatz zugeordnet. Der Entleihbetrieb kann auf Grundlage dieser Vereinbarung schneller und mit weniger Aufwand Zeitarbeitnehmer abrufen, ohne dass individuelle Anforderungen und Konditionen verhandelt werden müssen. In eine ähnliche Richtung geht das On-Site-Management (das zu den so genannten In-house-Lösungen) zählt. Hierbei geht es um spezialisierte Leistungen für das Personalmanagement des Kunden vor Ort. Das On-Site-Management baut auf einem Rahmenvertrag auf. Die Besonderheit dieser anspruchsvollen Dienstleistung besteht darin, dass der Disponent der Zeitarbeitsfirma im Entleihbetrieb als Ansprechpartner und Koordinator präsent ist (entweder dauerhaft oder für bestimmte ‘Sprechstunden’). Er entlastet damit den Entleiher und nimmt Teile dessen Weisungsrechts gegenüber den Zeitarbeitnehmern wahr. Das On-Site-Management ist eine Domäne der großen, meist bundesweit tätigen, Zeitarbeitsunternehmen. Zunehmend übernehmen diese die gesamte Organisation und Abwicklung des Personaleinsatzes, nicht nur für das von ihnen bereitgestellte Personal, sondern auch für Zeitarbeiter von kooperierenden kleineren Zeitarbeitsfirmen, die in diesem Fall nur als ‘Co-Lieferanten’ auftreten. Die großen Firmen bedienen sich also in bestimmten Konstellationen des Kräftepools von kleineren Wettbewerbern und nutzen vor allem deren niedriges Preisniveau im Helferbereich. Der Aufbau von so genannten ‘zweiten Belegschaften’ bietet den Zeitarbeitskunden die Möglichkeit des ‘Outsourcing’ sämtlicher Arbeitgeberpflichten und -risiken bei Wahrung voller unternehmerischer Herrschaft. Durch Zeitarbeit mit On-Site-Management wird die innerbetriebliche Flexibilität erhöht und dem vollkommenen Verlust von Herrschaft und Know-how, wie er zum Beispiel bei einem Werkvertrag entstehen würde, entgegengewirkt. Gleichzeitig ist die Abhängigkeit von einer Zeitarbeitsfirma im Betrieb geringer als bei einem externen Zulieferer außerhalb des Betriebes und der Entleihbetrieb behält viele Kontroll- und Einwirkungsmöglichkeiten. Das Dienstleistungsprogramm der Zeitarbeit entwickelt sich gerade für Großkunden in Richtung einer permanenten zweiten Belegschaft, neben dem eigenen Stammpersonal. Ermöglicht wurde das vor allem durch die Aufhebung der Höchstüberlassungsdauer für Zeitarbeitsnehmer. Ein ständiger Austausch der überlassenen Mitarbeiter und eine neue Einarbeitung in die betrieblichen Abläufe entfallen damit.

Über den Autor

Jochen Weber, M.A., wurde 1974 in Tauberbischofsheim geboren. Sein Studium der Wirtschaftswissenschaften, Spezialisierung HRM/Personalpolitik, an der Universität Hamburg schloss der Autor im Jahre 2005 mit dem akademischen Grad Master of Arts erfolgreich ab. Er ist seit zwei Jahrzehnten bei der Bundesagentur für Arbeit, zurzeit als Geschäftsführer, in Süddeutschland tätig.

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