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Sozialwissenschaften

Stephanie Scheck

Das Stufenmodell von Erik H. Erikson

ISBN: 978-3-95684-183-5

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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 02.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 32
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Erik H Erikson (1902 - 1994) ist ohne Zweifel einer der herausragendsten Psychoanalytiker des letzten Jahrhunderts. Er entwickelte die Phasentheorie Sigmund Freuds um die psychosozialen Aspekte und die Entwicklungsphasen des Erwachsenenalters weiter. Erikson geht davon aus, dass der Mensch im Laufe seines Lebens acht Entwicklungsphasen durchläuft, die in einem inneren Entwicklungsplan angelegt sind. Auf jeder Stufe ist die Lösung der relevanten Krise in Form der Integration von gegensätzlichen Polen, welche die Entwicklungsaufgaben darstellen, erforderlich. Deren erfolgreiche Bearbeitung ist wiederum für die folgenden Phasen von Bedeutung. Die Krise ist bei Erikson kein negativ geprägter Begriff, sondern ein Zustand, der konstruktiv gelöst zu einer Weiterentwicklung führt und die Lösungen dieser integriert und so in das eigene Selbstbild aufnimmt. Ausführlich untersuchte Erikson die Möglichkeiten der Weiterentwicklung des Individuums und die affektiven Kräfte, die es handeln lassen. Besonders deutlich werden sie in den acht psychosozialen Phasen, die im Zentrum dieser Arbeit stehen. Sie veranschaulichen, dass Erikson Entwicklung vor allem als eins betrachtet hat: als lebenslangen Prozess.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Das Stufenmodell: 2.1, Ur-Vertrauen gegen Ur- Misstrauen: Der Zustand des Kindes in dieser Lebensphase ist charakterisiert durch das Trauma der Geburt. Das Kind wird schockartig aus der gewohnten Umgebung gerissen und die Bindung zur Mutter wird umgestaltet. Das Gefühl des Ur-Vertrauens, definiert als ein ‘Gefühl des Sich-Verlassen-Dürfens’, entwickelt sich in dieser ersten Lebensphase, dem ersten Lebensjahr, in der so genannten oralen Phase (Freud), und ist, so Erikson, ‘der Eckstein der gesunden Persönlichkeit’. Das Kind erlernt die einfachste und frühste Verhaltensweise: das ‘Nehmen’, und zwar nicht in seinem negativen Sinne, des ungefragten oder gewaltsamen Nehmens, sondern im Sinne des Nehmens eines Angebotes. Die soziale Bezugsperson ist die Mutter, die durch das Reichen der Brust dem Kind nicht nur seine elementaren Grundbedürfnisse, wie Essen und Trinken stillt, sondern ihm somit auch eine orale Befriedigung verschafft. Sie übernimmt die Funktion des Versorgers, auf den sich das Kind verlassen kann. Das Vertrauen erschöpft sich aber nicht nur in der Person der Mutter, sondern es bezieht sich, so Erikson, auch auf den Säugling selbst. ‘Unter ‚Vertrauen‘ verstehe ich sowohl ein wesenhaftes Zutrauen zu anderen als auch ein fundamentales Gefühl der eigenen Vertrauenswürdigkeit’. ‘Hier bildet sich die Grundlage des Identitätsgefühls, das später zu dem komplexen Gefühl wird, ‚in Ordnung zu sein‘, man selbst zu sein…’. Dieses Urvertrauen zu sich und anderen bildet die Basis für jegliche spätere Entwicklung und ist somit kein Zustand, der überwunden werden muss, sondern etwas, was immer erhalten bleibt und unterschwellig mitschwingt. In der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres kommt es, so Erikson, zu einer ersten Krise. Diese Krise scheint im zeitlichen Zusammentreffen von drei Entwicklungen zu bestehen: zum einen aus einer physiologischen, nämlich der, dass der Säugling das steigende Bedürfnis verspürt, sich Dinge einzuverleiben, anzueignen und zu beobachten, zum anderen aus einer psychologischen, nämlich der wachsenden Bewusstwerdung, ein Individuum zu sein. Die dritte Entwicklung ist eine umweltbedingte Entwicklung, indem sich nämlich die Mutter scheinbar von dem Kind abwendet und sich anderen Beschäftigungen zuwendet. Dieses Abwenden kann das Kind möglicherweise als Entzug der Mutterliebe verstehen. Überwältigt das Kind diesen Konflikt nicht und überwiegen die negativen Erfahrungen, so führt dies, laut Erikson ‘(…) zu einer akuten kindlichen Depression (Spitz, 1945) oder zu einem zwar milderen, aber chronischen Trauergefühl (.), das vielleicht dem ganzen späteren Leben einen depressiven Unterton verleiht‘. Statt Ur-Vertrauen entwickelt der Säugling dann Ur- Misstrauen. Deshalb ist es wichtig, dass dem Kind in dieser Phase der sich häufenden Eindrücke von Enttäuschung, Trennung und Verlassenwerden, das Ur-Vertrauen aufrechterhalten und gefestigt wird. Die Grundhaltung, die in dieser ersten Lebensphase aufgebaut wird, beeinflusst das ganze Leben einer Person. Wurde Ur-Vertrauen aufgebaut, herrscht eine überwiegend optimistische, anderen Menschen gegenüber positive Grundeinstellung. Fehlt dieses Ur-Vertrauen, so besteht die Gefahr, dass sich ein allgemeines Misstrauen, nicht nur gegenüber der Welt, sondern auch gegenüber sich selbst ausbildet. Wird das Ur-Vertrauen stark beschädigt, bzw. gar nicht erst ausgebildet, können psychische Störungen, wie z.B. Depressionen entstehen. Die positiven Erfahrungen wie Geborgenheit, Wärme, Zuverlässigkeit, Aufmerksamkeit und Zuwendung, sollten den negativen Erfahrungen und Frustrationen, wie auf Bedürfnisbefriedigung warten zu müssen, Enttäuschung, Einsamkeit, Missachtung oder physischer Schmerz, überwiegen. Natürlich können Frustrationen im Kindesalter nicht gänzlich vermieden werden. Nach Erikson ist es jedoch wichtig, dass nicht nur positive Erfahrungen überwiegen, um ein Gefühl des Vertrauens zu entwickeln, sondern, dass die Summe des Vertrauens, die das Kind aus diesen frühen Erfahrungen mitnimmt, nicht absolut von der Quantität, sondern viel mehr von der Qualität der Mutter-Kind-Beziehung abhängig ist. ‘Ich glaube, dass die Mutter in dem Kinde dieses Vertrauensgefühl durch eine Pflege erweckt, die ihrer Qualität nach mit der einfühlenden Befriedigung der individuellen Bedürfnisse des Kindes zugleich auch ein starkes Gefühl von persönlicher Zuverlässigkeit (…) vermittelt‘. Der Erfolg ist somit vielmehr abhängig von der Erfüllung der mütterlichen Funktion im jeweiligen Kulturkreis mit den jeweiligen Wertvorstellungen, wie Wissen, Religion etc., als von der Menge der erbrachten Mutterliebe. Dies ist also der Anfang - das Zusammenkommen eines Säuglings, einem Elternpaar und einer Gesellschaft in einem Akt des Glaubens und Vertrauens.

Über den Autor

Stephanie Scheck, Diplom Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin, wurde 1975 in Nordhessen geboren. Sie studierte im Fachbereich Sozialwesen an der Universität Kassel und schloss ihr Studium im Jahr 2006 erfolgreich ab. Vor und während ihres Studiums arbeitete sie als staatlich anerkannte Erzieherin im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe und betreute dort Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Seit 2009 arbeitet die Autorin als Sozialberaterin in einer Fachklinik für psychogene Erkrankungen.

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