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Sozialwissenschaften

Celina Sophie Sinner

Kunst und lebensweltorientierte Soziale Arbeit. Gemeinsamkeiten und Nutzen

ISBN: 978-3-95993-086-4

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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 03.2020
AuflagenNr.: 1
Seiten: 60
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Ästhetische Bildung hat seit mehreren Jahren Konjunktur. Große Programme zur Förderung der Kunst wurden veranlasst. Dass Kunst auch in der Sozialen Arbeit schon seit einigen Jahrzehnten einen Platz hat und als Interventionsmethode in den verschiedensten Bereichen eingesetzt wird, ist allgemein bekannt. Trotzdem wird Kunst oft belächelt oder ihre Wirkung aufgrund angeblich mangelnder Theoriebezüge heruntergespielt. Was wäre also, wenn die künstlerischen Handlungsansätze in der Sozialen Arbeit sich auf eine Professionstheorie stützen würden, wie beispielsweise auf das Konzept der Lebensweltorientierung nach Hans Thiersch? Die vorliegende Arbeit fokussiert sich auf die Frage, welche künstlerischen Handlungsansätze es derzeit in der Sozialen Arbeit gibt und auf welche Weise sie eingesetzt werden können. Anschließend wird untersucht, inwiefern Kunst in der Sozialen Arbeit mit dem Konzept der Lebensweltorientierung nach Hans Thiersch kombiniert werden kann.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel Konzept der Lebensweltorientierung nach Hans Thiersch: Das Konzept der Lebensweltorientierung sieht die Menschen als Individuen in ihren Verhältnissen (Thiersch 2015 b: 351). Das bedeutet, dass jeder Mensch mitsamt seinen individuellen Alltagserfahrungen und sozialen Bezügen wahrgenommen wird (vgl. ebd.). Lebensweltorientierte Soziale Arbeit sieht die dem Individuum vorenthaltende Partizipationsmöglichkeiten und versucht die von ihm erlebten Deutungs- und Handlungsmuster durch Unterstützung, Provokation und Arbeit an Alternativen (Grunwald/Thiersch 2008: 5) hinsichtlich seiner Verhältnisse und seiner Kompetenzen zu verbessern (vgl. ebd.). Dabei sind Anerkennung, Strukturierte Offenheit und Pseudokonkretheit drei wichtige Begrifflichkeiten. Eine Kultur der Anerkennung in der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit meint den Respekt vor Entscheidungen und Emotionen eines Individuums in der Interaktion. Eine beidseitige Anerkennung ist ebenfalls von Nöten, damit der/die Adressat*in und der/die Sozialarbeiter*in sich auf Augenhöhe begegnen können und ein Austausch beginnen kann. Teil dieser Anerkennung ist es auch, dass der/die Sozialarbeiter*in seine/ihre eigenen Ansichten und Lösungsvorschläge zunächst zurückhält (vgl. Kabsch 2018: 83). Strukturierte Offenheit umfasst das Spannungsverhältnis von Offenheit und Struktur. Unter Struktur wird etwas Statisches, Vorgegebenes verstanden, während mit Offenheit etwas Unvorhersehbares assoziiert wird (vgl. ebd.). Im Konzept der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit meinen diese Pole ,methodische(...) Strukturierung und grundsätzliche(...) Offenheit in der Gestaltung professioneller Beziehungen’ . (Grundwald und Thiersch 2016b: 50f., zit. n. ebd.: 84) Das Wissen der Sozialen Arbeit als Profession und Disziplin mitsamt seinen vielfältigen Methoden steht der Offenheit, welche für die Interaktion mit den Adressaten*innen notwendig ist, gegenüber und muss im Rahmen der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit mit dieser zusammen interagieren. Professionelles Handeln muss geplant, jedoch gleichzeitig offen stattfinden (vgl. ebd.). Mit Pseudokonkretheit ist eine Begrenztheit und eine eingeschränkte Sichtweise innerhalb der Alltäglichkeit gemeint. Auch die Anhäufung bestimmter Handlungs- und Deutungsmuster lässt sich als Pseudokonkretheit bezeichnen (vgl. ebd.). Nach Kosik ist es Aufgabe der Kunst und der Philosophie die Menschen von ihrer Pseudokonkretheit zu befreien (vgl. Kosik 1986: 18 ff., zit. n. Kabsch 2018: 84 f.). In der Lebenswelt einer Person vorhandene Verhältnisse müssen, so Karel Kosik, kritisch hinterfragt werden (vgl. Grunwald/Thiersch 2011: 857, zit. n. Kabsch 2018: 82). Dies darf laut Thiersch jedoch nicht rücksichtlos und unreflektiert geschehen, denn bestimmte Pseudokonkretheiten geben dem Menschen Sicherheit in seinem Alltag und sind daher für ihn notwendig (vgl. Thiersch 2006: 42 ff., zit. n. Kabsch 2018: 85). Thiersch hat zudem die Beschaffenheit des Alltags als Seiendes verstanden. Aufgrund dessen arbeitet die lebensweltorientierte Soziale Arbeit nicht auf einen stimmigen Alltag hin, sondern auf einen gelingenden, sich an den Wünschen der Klienten*innen orientierenden Alltag (vgl. Roß 2012: 422, zit. n. Kabsch 2018: 85). Der Begriff der Lebenswelt und des Alltags: Hans Thiersch beschreibt die Lebenswelt der Menschen in der Gesellschaft mit folgenden einleitenden Worten: Menschen leben in unserer Gesellschaft in sehr unterschiedlichen Verhältnissen und Lebensfeldern sie erfahren sich bestimmt durch Arbeit, Konsum und Politik, durch die gesellschaftlich vorgegebenen Strukturen von Arm und Reich, von Gender und ethnischer Zugehörigkeit, aber ebenso von kulturellen Traditionen, von Glaubensformen und sozialen Mustern. Diese repräsentieren sich in den unterschiedlichen Lebensfeldern des privaten und öffentlichen Lebens, in Familien, Freundschaften und sozialräumlichen und sozialen Netzen in Arbeitsverhältnissen und öffentlich politischen Verkehrsformen. In diesen Lebensfeldern leben Menschen im Modus der Alltäglichkeit. (Thiersch 2015 b: 116 f.) Diese Alltäglichkeit zeichnet sich laut Thiersch durch ihre Mehrdeutigkeit aus. Die Lebenswelt des Individuums ist zum einen durch unmittelbare Erfahrungen, zum anderen durch überschaubare zeitliche, räumliche und soziale Verhältnissen bestimmt (vgl. ebd.: 117). Sie unterteilt sich zudem in einzelne Lebenswelten, wie beispielsweise die Familie oder die Öffentlichkeit, in welchen jeweils unterschiedlichen Routinen, Charakterisierungen und Muster gelten (vgl. Thiersch 2015 b: 351). Die Lebenswelt ist nach Thiersch das dem Alltag übergeordnete Allgemeine (vgl. Thiersch 1978: 98, zit. n. Kabsch 2018: 80). In ihrer Lebenswelt verrichten Menschen Aufgaben pragmatisch und arrangieren sich mit Gegebenheiten, auch wenn diese ihnen Anstrengung und Energie kosten (vgl. Thiersch 2015 b: 117, 331). Diese Pragmatik und das Vorhandensein eingefahrener Routinen birgt jedoch auch die Gefahr, Fragen danach, warum es ist wie es ist und ob es nicht auch anders sein könnte, zu verdrängen und zu tabuisieren [...] (Thiersch 2015 a: 135) (vgl. ebd.). Menschen jedoch sind dazu fähig, sich den Strukturen anzupassen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und sie auch zu verändern (vgl. Grunwald/Thiersch 2008: 20). Die Lebenswelt einer Person ist für diese selbstverständlich und vermittelt ihr ein Gefühl von Gewohnheit, Vertrautheit und Verlässlichkeit. Sie kann jedoch auch gegenteilige Gefühle hervorrufen. Durch gesellschaftliche Strukturen erfahren Personen in ihrer individuellen Lebenswelt Ausgrenzung und Enttäuschung. In ihnen ist die Sehnsucht nach einem Leben, in dem sie ohne Angst und Unzulänglichkeiten sich in ihren Gestaltungsmöglichkeiten als Subjekt ihrer Verhältnisse erfahren könnten (ebd.: 117) (vgl. ebd.).

Über den Autor

Celina Sophie Sinner, B. A., wurde 1998 in Braunschweig geboren. Ihr Studium der Sozialen Arbeit an der Ostfalia Wolfenbüttel schloss sie 2019 erfolgreich ab. Bereits im Kindesalter interessierte sie sich für Kunst und malte leidenschaftlich gerne. Daher besuchte sie auch während des Studiums kunstpädagogische Lehrveranstaltungen und erkannte, dass die Kunst ein unterschätztes Gebiet in der Sozialen Arbeit ist. Aus diesem Grund widmete sie sich in der vorliegenden Bachelorarbeit dieser Thematik.

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