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Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 02.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 62
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In der internationalen Politik gilt der Aufstieg Chinas zur Supermacht als das vielleicht meistdiskutierte Thema der Gegenwart. Die in diesem Zusammenhang ausgedrückten Erwartungen der Beobachter decken dabei nahezu die gesamte Bandbreite an Möglichkeiten ab. Sie reichen von hoffnungsvollen Impulsen für das internationale Wirtschaftssystem oder der Stabilisierung des amerikanischen Devisenmarktes über politische Interessenverschiebungen von West nach Ost bis hin zu Befürchtungen über einen neuen Kalten Krieg unter der Ägide der derzeitigen und der vielleicht neuen Supermacht, zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China. Weitgehend unbestritten steht die Vermutung, dass beide Staaten in mittlerer Zukunft einen enormen Einfluss in den internationalen Beziehungen ausüben werden. Die meisten Arbeiten zu diesem Thema scheinen jedoch einen deskriptiven Ansatz zu verfolgen. Für eine tiefgründige Auseinandersetzung ist aber ein theoretisches Fundament zu wählen. Hierfür hat sich der Autor bei den Annahmen der beiden Neo-Theorien, des Neorealismus von Kenneth N. Waltz und dem Neoliberalismus von Robert O. Keohane bedient. Der Neorealismus, welcher als das wohl meistdiskutierte Theorem der Internationalen Beziehungen während des Kalten Krieges gilt, beinhaltete das Model der Bipolarität – ein Gleichgewichtszustand zweier Machtblöcke, welcher zu Frieden und Stabilität führt. Keohanes Neorealismus hingegen sieht Frieden und Stabilität als Ergebnis von Handels- und Abhängigkeitsbeziehungen zwischen Staaten an. In diesem Buch wird aufgezeigt, dass beide Theorien trotz differenzierter Ansichten, einer weitgehenden Nichtbeachtung der heutigen Forschungswelt sowie ihrem Unvermögen, die Veränderungen um das Ende des Kalten Krieges richtig zu deuten, hilfreiche Annahmen für zukünftige Entwicklungen aufbieten werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 1, Der Neorealismus und der Neoliberalismus: 1.1, Über den Neorealismus: Kenneth N. Waltz entwarf mit seinem Neorealismus eine völlig neue Betrachtungsweise in den Internationalen Beziehungen, auch gegenüber dem Realismus, von welchem er ansonsten viele Annahmen übernommen hat. Zunächst einmal versuchte er eine 'schlanke Theorie' zu erschaffen, bei der alle Variablen, die für das Verhalten zwischen Staaten nur eine geringe Erklärungskraft haben, nicht berücksichtigt werden. Dieser Ansatz wird in der IB parsimony genannt. Waltz versteht das internationale System als Unterteilung in drei Ebenen, oder images, welche wiederum unterschiedlich starke Einflüsse auf die Interaktion zwischen den Akteuren haben. Das erste image bezeichnet die Ebene des Menschen beziehungsweise den Einfluss menschlichen Verhaltens für das internationale System. Morgenthaus Realismus definierte den Menschen als insgesamt schlechtes Wesen und kam zu dem Schluss, dass Staaten als Ansammlung von Menschen folglich ebenso schlecht handeln müssten. In dieser Beziehung widerspricht Waltz seinem geistigen Mentor vollkommen: Schlussfolgerungen aufgrund anthropologischer Erkenntnisse haben ihm zufolge wenig Aussagekraft für die internationalen Beziehungen. Die meisten liberalen Theorien setzen beim zweiten image an – der Beschaffenheit der organisierten Einheiten. Die weit verbreitete Annahme, dass Demokratien keine Kriege gegeneinander führen, sei hier stellvertretend genannt. Auch diesen Ansatz verwirft Waltz. Er kommt zu dem Schluss, dass demokratische und autokratische Staaten in gleichen Situationen allzu oft ähnliche Entscheidungen treffen würden, als dass die Staatsform eine Erklärung für das Verhalten eines Staats liefern könnte. Auch Demokratien würden weniger das Gemeinwohl fördern als vielmehr ihre eigenen Interessen befriedigen. Aus diesem Grund sind Staaten für Waltz, ganz im Sinne seiner parsimony Herangehensweise, sogenannte like-units: Gleiche Einheiten, die sich deshalb auch gleich verhalten. Wichtig hierbei zu wissen ist, dass Waltz nur den Staaten Bedeutungskraft zuspricht. Internationale Organisationen haben seiner Meinung nach keinen Einfluss auf das internationale System. Diese black-box Annahme über Staaten muss jedoch an einer Stelle geöffnet werden. Staaten unterscheiden sich im Hinblick ihrer Machtmittel, ihrer capabilities. Die Bandbreite der Staaten reicht von kleinen, abhängigen Ländern bis hin zu potenten Großmächten, die über enorme Machtmittel verfügen. Wie sich Staaten aber letztlich verhalten entscheiden weniger sie selber, sondern wird durch die dritte Ebene, dem internationalen System, gelenkt. Das internationale System ist bei Waltz mehr als die Summe der Staaten und stellt den entscheidenden Schlüssel zum Verständnis des Staatenverhaltens dar. Im dritten image gibt es nur zwei Zustandsmöglichkeiten: Hierarchie, womit die Zusammenfassung aller Menschen unter einer Weltregierung gemeint ist, sowie den Status der Anarchie. Anarchie bedeutet bei Waltz ' […] the absence of government [and] is associated with the occurence of violence'. Da die Möglichkeit eines Konfliktes deshalb ständig gegeben ist und, wie wir wissen, es keine Organisationen gibt an die sich Staaten wenden können, leben diese in ständiger Gefahr, angegriffen zu werden. Die oberste Maxime ist deshalb für Staaten das Streben nach Sicherheit. Hierin liegt eine weitere wichtige Unterscheidung zum Realismus vor. Dieser betrachtet Macht nicht als Mittel zum Zweck, um Sicherheit herzustellen, sondern als das höchste Gut, nach dem es sich zu Streben lohnt. Dadurch werden Staaten zu offensiven Positionalisten, welche immer dann einen Krieg führen würden, sobald sie sich davon einen Gewinn versprechen. Demgegenüber sieht der Neorealismus Staaten als defensive Positionalisten: Solange sich ein Staat nicht bedroht fühlt, stürzt sich dieser in keinen Konflikt. 1.2, Erweiterung oder Gegenentwurf? - Der Neoliberalismus und die Anarchie: Anders als seine liberalen Vorgänger übernimmt der Neoliberalismus einige wichtige Annahmen des Neorealismus. Das Innenleben des Staates ist für ihn für das Verständnis des internationalen Systems ebenso nachrangig. Demokratien sowie autokratische Staaten würden sich nach außen gleich verhalten und mit allen Mitteln ihren Nutzen zu maximieren versuchen. Des Weiteren befindet sich für Keohane das internationale System derzeit in einem anarchischen Zustand, jedoch kommt er hierbei zu einer vollkommen anderen Annahme als Waltz. Für letzteren bedeutet Anarchie die Permanenz der Unsicherheit. Für Keohane bedeutet sie die Freiheit eines jeden Staates, in Abwesenheit einer Weltregierung selber nach Nutzenmaximierung und Kooperationsgewinnen zu streben. Die Schlussfolgerungen, die damit verbunden sind und woran sich beide Theorien reiben, führen zu der noch zu behandelnden Neo-Neo Debatte. Elementar für die anschließende Debatte ist noch zu klären, wie sich Neoliberalismus und Neorealismus überhaupt zueinander in Beziehung gesetzt haben. Carlo Masala verweist in einem Abschnitt seines Einführungswerks über Waltz auf die sich ändernde Einstellung Keohanes zum Neorealismus über die Zeit. Zunächst als Alternative formuliert, bewegte sich Koehane mit der Zeit näher auf seinen Antipoden zu um ihm schließlich in The Neorealist and His Critic die Hand reichen zu wollen. In Bezug zu der vorliegenden Forschungsfrage, wie das Verhalten der beiden Großmächte im Kontext der Bipolarität zu bewerten ist, ist jedoch eine Differenzierung in zwei gegensätzliche Theorien zu treffen. Auf der einen Seite merkt Keohane an, dass der Neoliberalismus geschaffen sei, um Sachverhalte zwischen Staaten zu klären, welche gemeinsame oder einander ergänzende Interessen verfolgen – also miteinander kooperieren. Beim Neorealismus ist dies anders zu bewerten. In Abschnitt II. 3.2. werde ich darlegen, dass dem Neorealismus zufolge Staaten nur Kooperationen unter der Bedingung eingehen, dass beide Seiten relative Gewinne erwirtschaften. Wie sollen demnach Kooperationen in einer bipolaren Weltordnung aussehen? Im folgenden Kapitel werde ich zeigen, dass unter der Bedingung der Bipolarität die Gewinne der einen Seite Machtverluste der anderen Seite nach sich ziehen. Wenn beide Seiten also nur Kooperationen eingehen, wenn sie relative Gewinne nach sich ziehen, jedoch jeder relative Gewinn der einen Seite die andere Seite schwächt, so dürften in der Konsequenz gar keine Kooperationen zu Stande kommen! Es gäbe somit keine Möglichkeit der gemeinsamen Interessenverfolgung, wie sie im Neoliberalismus zu finden ist. Dem Neorealismus zu Folge dürfte der Neoliberalismus in der Beziehung zwischen der USA und China gar keine Erklärungskraft aufweisen. Aus diesem Grund müssen beide Theorien für unsere Forschungsfrage konträr betrachtet werden.

Über den Autor

Björn Voetgen, B.A. B.A., wurde 1986 in Kassel geboren. An der Georg-August-Universität Göttingen beendete er mit einem Zweifach-Bachelor of Arts in Politikwissenschaften und Wirtschaftsgeschichte sowie einen Bachelor of Arts in Volkswirtschaftslehre sein Studium. Der Schwerpunkt seiner Studien liegt bei Themen der strategischen Außenpolitik, der Internationalen Beziehungen und makroökonomischer Analysen. Sein Wissen vertiefte Herr Voetgen bei einem Studienaufenthalt in Frankreich sowie einem Praktikum im Deutschen Bundestag. Der Autor ist des Weiteren Stipendiant der CDU Hessen und Reserveoffizier der Bundeswehr.

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