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  • Ermöglichen Portfolios einen adäquaten Umgang mit Schülerprodukten? Erprobung des Einsatzes von Portfolioarbeit zum produktionsorientierten Erschließen lyrischer Texte im kompetenzorientierten Deutschunterricht

Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 06.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Abb.: 21
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die vorliegende Arbeit untersucht die Möglichkeiten und Grenzen des Portfolios im Rahmen eines kompetenzorientierten Deutschunterrichts am Ende der Sekundarstufe I. Dazu wird die Planung einer Unterrichtssequenz zum produktionsorientierten Erschließen lyrischer Texte mit Hilfe der Portfolioarbeit theoretisch fundiert. Auf der Basis tiefgehender Überlegungen zum Portfolio selbst, aber auch zu handlungs- und produktionsorientiertem Literaturunterricht und zum Lesekompetenzerwerb findet dann die eigentliche Planung und Durchführung einer Unterrichtssequenz statt, die schließlich eingehend evaluiert wird. Das Portfolio wird im Rahmen dieses Unterrichtsvorhabens multifunktional eingesetzt. Es dient zum einen dazu, die offenen Unterrichtsphasen der selbstgesteuerten Erschließung der lyrischen Texte zu steuern. Zum anderen ist es natürlich eine der Hauptfunktionen des Portfolios, die Arbeitsergebnisse zu versammeln, welche durch die vor allem produktionsorientierten, aber auch analytischen Erschließungsverfahren durch die Schüler erstellt wurden. Zudem ist das Portfolio so angelegt, dass die Reflexion der Schülerprodukte wesentlicher Bestandteil der Auseinandersetzung ist, wodurch die im Rahmen des selbstgesteuerten Lernens so wichtigen metakognitiven Kompetenzen der Schüler geschult werden. Schließlich wird mit Hilfe eines Vergleichs mit einem klassischen Interpretationsaufsatz auch die Eignung des Portfolios als Mittel zur Leistungsüberprüfung im Fach Deutsch überprüft. Neben den in den Portfolios zur Großstadtlyrik versammelten Schülerprodukten und den Reflexionsbögen dienen vor allem Selbstaussagen der Schüler im Rahmen einer Befragung mit Hilfe eines Kompetenzrasters zur Beurteilung der Kompetenzentwicklung, denn die Frage nach der Weiterentwicklung domänenspezifischer und fächerübergreifender Kompetenzen ist wesentlich für die Beurteilung des Erfolgs des Unterrichtsvorhabens.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3.1, Zusammenführung der theoretischen Überlegungen: Wie die bisherigen Überlegungen vielleicht bereits deutlich werden ließen, handelt es sich bei produktionsorientiertem Literaturunterricht und der Portfolioarbeit um sich gegenseitig ergänzende Ansätze, denen jeweils eine konstruktivistische Vorstellung von Lernen und Lehren zugrunde liegt, die den zunehmend selbstverantwortlichen Schüler im Zentrum seines eigenen Lernprozesses sieht, der durch den Lehrenden unterstützt wird. Dies setzt aber neben entsprechenden motivationalen und volitionalen Einstellungen der Schüler vor allem auch grundlegende reflexive Fähigkeiten auf Seiten des Schülers und diagnostische Fähigkeiten auf Seiten des Lehrers voraus. Allerdings sind es ja gerade eigenverantwortliche Arbeitsphasen, in deren Organisation auch zur Reflexion des Arbeitsprozesses und Arbeitsergebnisses angeleitet wird, die es den Schülern ermöglichen, diese metakognitiven Fähigkeiten zu entwickeln. Außerdem ist in Unterrichtsphasen, in denen die Schüler selbstständig arbeiten, Raum für den Lehrer mit einzelnen Schülern ins Gespräch über den Lernprozess zu kommen oder sie schlicht zu beobachten, um eben die Analyse der jeweiligen Lernausgangslage und der notwendigen Förderung zu verbessern. Das Portfolio bietet die Möglichkeit selbstgesteuertes, individuelles Lernen zu organisieren und zudem auch die Reflexion der Schüler über ihren Lernprozess anzuleiten. Es stellt auch ein weiteres diagnostisches Instrument für den Lehrer dar, die Lernprozesse des einzelnen Schülers besser zu verstehen, Förderbedarf zu erkennen etc. und kann als Basis für einen Dialog zwischen Schüler und Lehrer über bisheriges und weiteres Lernen dienen. Unterstützt werden kann dies bereits in der Anlage der Portfolioarbeit, indem Reflexionsbögen zu ihrem festen Bestandteil werden. Zudem können die eigenen Stärken und Schwächen durch ein Kompetenzraster identifiziert werden. Dies kann dann Ausgangspunkt für die weitere Portfolioarbeit sein. Der Lernprozess kann also mit Hilfe des Portfolios kompetenzorientiert angeleitet und ausgewertet werden, wobei Kompetenzraster domänenspezifische und übergreifende (Teil-)Kompetenzen auch für die Schüler transparent aufzeigen können. Die Selbstbeurteilung mit etablierten 'Ich kann'-Formulierungen verdeutlicht dem Schüler Fähigkeiten und Defizite in Anbetracht der durch den Lehrer erwarteten Leistungen. Der mit dem Kompetenzraster durch die Schüler konstatierte Lernfortschritt kann mit den im Portfolio versammelten Arbeiten nachgewiesen werden. Kompetenzraster, die auf den jeweiligen Kompetenzbeschreibungen aufbauen und sich an den Standards der Rahmenlehrpläne orientieren, können ein Referenzsystem bilden, mit welchem die Schüler und Lehrer die individuelle Leistungsfähigkeit den curricularen Anforderungen gegenüberstellen können. Der produktionsorientierte Umgang mit Lyrik ist eine sehr individuelle Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Text. Weil diese Form des Erschließens ergebnisoffener und vielfältiger ist als ein Unterrichtsgespräch zum Bedeutungsgehalt des Gedichtes, ist eine Schwierigkeit die trotzdem notwendige Zusammenführung der Schülerergebnisse. Das Portfolio löst dieses Problem, indem jeder Schüler darin die zu veröffentlichenden Ergebnisse versammeln kann. Dies ist motivational wichtig, weil die Schüler nicht nur sinnfrei für den Papierkorb, sondern für das Portfolio arbeiten, welches alle Produkte versammelt und dabei selbst ein großes Produkt bildet, auf dessen Herstellung man stolz sein kann. Die Schüler haben mit dem Portfolio etwas erreicht, das in sich wertvoll ist und Wertschätzung verdient, womit eine ungeheure Selbstwirksamkeitserfahrung einhergehen kann. Das Portfolio ist für individualisierten produktionsorientierten Unterricht aber auch organisatorisch wichtig, weil Schüler einzelne Aufgaben unterschiedlich schnell, je nach Interessenlage unterschiedlich intensiv, allein oder kooperativ bearbeiten. Aufgaben, die ein gewisses Maß an Kreativität abverlangen, sind zudem vielleicht auch nicht in jeder Unterrichtsstunde möglich, sondern erfordern Muße. Durch das hohe Maß an Selbststeuerung während der Portfolioarbeit kann auf diese Aspekte durch die Schüler selbst eingegangen werden. Gleichzeitig bleibt mit dem Portfolio ein äußerer Rahmen erhalten, der den Schülern auch die Sicherheit gibt, zu wissen, wofür sie gerade eine produktive Aufgabenstellung bearbeiten. Ein weiterer Vorzug ist, dass der Lehrer seiner Lerngruppe entsprechend entscheiden kann, welche Rolle das Portfolio in seinem Unterricht spielt. Es muss nicht der ganze Ablauf durch die Portfolioarbeit determiniert werden, sondern es kann auch sinnvoll sein,lehrerzentrierte Phasen einzuflechten, die einzelne Aufgabenstellungen vorbereiten oder mehrheitlich aufgetretene Probleme thematisieren. Auch gemeinsame Reflexions- und Präsentationsphasen können die eigenständige Arbeit sinnvoll unterbrechen. Ein Portfolio zu einem Gedicht kann den Schülern dazu dienen, ihre intensive Auseinandersetzung mit dem lyrischen Text zu dokumentieren, indem sie darin darstellen, wie sie sich den Text auf verschiedenen Ebenen mittels unterschiedlicher produktiver Verfahren erschlossen haben. Sie können dabei ihre Kenntnisse und Fähigkeiten aus dem Unterricht zur Anwendung bringen, den eigenen Leistungsstand feststellen und die eigene Leistungsfähigkeit veröffentlichen. Durch die schülerseitige, begründete Auswahl der Portfolioeinlagen und durch die Forderung, diese Arbeitsergebnisse und ihre Entstehung zu reflektieren, wird zudem an metakognitiven Fähigkeiten gearbeitet.

Über den Autor

Stefan Grzesikowski, Jahrgang 1982, studierte Deutsch sowie Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde an der Universität Potsdam und schloss sein Studium mit der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien erfolgreich ab. Bereits während des Studiums bildeten u.a. Formen offenen Unterrichts und selbstgesteuerten Lernens sowie im Zuge der Diskussion um die Ergebnisse der ersten PISA-Studie auch der Lesekompetenzerwerb Interessenschwerpunkte. Diese konnten im Rahmen des in Berlin absolvierten Vorbereitungsdienstes noch vertieft werden, wie in vorliegender Publikation deutlich wird.

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