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Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 08.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die vorliegende Arbeit setzt sich kritisch mit dem Thema der staatlichen Verfolgung homosexueller Opfer auseinander, um dann einen Blick auf die Entstehung eines kollektiven und kulturellen Gedächtnisses zu werden. Ein erster Aspekt wird mit der Verfolgung von Homosexuellen angesprochen. Erhebt man diesen Terminus zum Gegenstand einer Untersuchung, setzt dies zwangsläufig voraus, Homosexualität als Verhaltensmerkmal und Teilidentität des Menschen zu definieren und die Historie der Verfolgung von homosexuell veranlagten Menschen zu rekonstruieren. Am ehesten lässt sich dies anhand eines chronologischen Überblicks darstellen. Da selbst eine Engführung der Thematik auf die Verfolgungsgeschichte noch eine ganze Reihe von Perspektiven zulässt, wird hier ausschließlich die Entwicklung staatlicher Verfolgungs- und Repressionsmaßnahmen gegenüber homosexuellen Männern thematisiert. Darüber hinaus liegt der Fokus auf einer geschichtswissenschaftlichen Betrachtung dieses Aspekts. Auf medizinische, psychologische und soziologische Perspektiven der Homosexualität und deren Verfolgung wird weitestgehend verzichtet. Neben dem Aspekt der Verfolgung von Homosexuellen ist das mittlerweile bei Historikern weitverbreitete Konzept der Erinnerungs- oder Gedenkkultur ein Schwerpunkt der folgenden Erörterung. Unter Historikern auf der ganzen Welt hat sich in den vergangenen Jahren vor allem die Gedächtnisproblematik zum Kernthema verschiedenster wissenschaftlicher Diskurse entwickelt. Auf den Terminus Gedächtnis, dessen Ausprägungen und theoretischen Typologien, wird im weiteren Verlauf näher eingegangen. Der dritte Aspekt dieser Arbeit betrifft die räumliche Eingrenzung. Dieser steht in direktem Zusammenhang mit der bereits erwähnten Geschichte von staatlicher Verfolgung Homosexueller. Die Schlagzeile aus der Süddeutschen Zeitung weist darauf hin, dass die Stadt (München) an die Verfolgung von Homosexuellen erinnern möchte. Diese geografische Beschränkung wird im Folgenden erweitert auf München und die nähere Umgebung. Eine Rekonstruktion der regionalen Historie staatlicher Verfolgung von Homosexuellen im Raum München kann nicht ausschließlich auf die Entwicklungen innerhalb des Stadtgebiets beschränkt bleiben. Unter anderem wird das bereits erwähnte Konzentrationslager in Dachau, außerhalb der Stadtgrenzen gelegen, im weiteren Verlauf der Arbeit noch des Öfteren thematisiert.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3, Keine ‘Libertas Bavariae’ für ‘warme Brüder’: Stadtgeschichte, Lokalgeschichte oder Heimatgeschichte - eine historische Betrachtung der Entwicklungen und Ereignisse auf kommunaler oder regionaler Ebene ist immer auch verbunden mit der geschichtswissenschaftlichen Betrachtung des Menschen in seiner alltäglichen Lebenswelt. Das Mit- und Nebeneinander höchst unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen prägten seit jeher das Zusammenleben im städtischen Umfeld. Besonders interessant ist es, mehr über den sozialen Stand einer Gruppe innerhalb der gesellschaftlichen Hierarchie, über Konformität oder Non-Konformität einer solchen und die Entwicklung des Dialogs zwischen Gruppe und Außenstehenden zu erfahren. Die hier betrachtete Minderheit der homosexuellen Männer als Gruppe, mit dem speziellen Merkmal der ‘sozialen Randgruppe’, ist insofern ein spannendes und zugleich sehr spezielles Forschungsthema, da diese im Vergleich zu anderen Teilen der Gesellschaft während des Betrachtungszeitraums immer unter staatlicher Repression standen und sich ständig der Bedrohung durch Strafverfolgung ausgesetzt sahen. Dies führt zum einen dazu, dass es nahezu keine institutionellen Organisationen (Vereine, Verbände, Zusammenschlüsse etc.) gab und dementsprechend auch kaum Überlieferungen in Form von Registern oder Chroniken vorhanden sind, zum anderen ist es gerade die jahrzehntelange Strafverfolgung, aus deren Akten wichtige Informationen hervorgehen (Kriminalpolizei, Sittenpolizei und Polizeiberichte in der Tagespresse), mit denen heute eine Geschichte der homosexuellen Männer rekonstruiert werden kann. Bewusst muss dabei von Rekonstruktion gesprochen werden, da wir heute die Minderheit als gesellschaftliche Randgruppe beschreiben. Es darf bezweifelt werden, dass es bis in die 1970er Jahre so etwas wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl, Solidarität unter den homosexuellen Männern oder das Bewusstsein für das einende Schicksal gegeben hat. Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch die Historie der homosexuellen Männer Münchens oft anhand von Einzelschicksalen beschrieben wird. Im weiteren Verlauf wird auch auf einzelne Persönlichkeiten, die eng mit der ‘homosexuellen Alltagsgeschichte’ Münchens verbunden sind, eingegangen, zugleich wird der Schwerpunkt jedoch auf den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen liegen. Aufgrund der Härte und Intensität von Verfolgungen homosexueller Männern während des Nationalsozialismus, wird dieser Zeitraum besondere Beachtung finden.

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