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Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 12.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 56
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Möglichkeiten und Zwänge in der philippinischen Arbeitsdiaspora im Amerika des 20. Jahrhunderts werden anhand der Analyse der halbfiktionalen Biografie des Carlos Bulosan beleuchtet. Der amerikanische Traum wird zum Kampfplatz der Lebensverwirklichung des Protagonisten im Amerika des 20. Jahrhunderts. Ziele und Wünsche in der Diaspora korrespondieren mit neuen transnationalen, delokalisierten sozialen Wirklichkeiten zwischen Herkunfts- und Ankunftsregion. Die Realität der anwachsenden Zahl der philippinischen Landarbeiter befeuert die rassistischen Ideen unter der ärmeren amerikanischen Bevölkerung und begünstigt Antiphilippinismus, der sich in Gewalt und Diskriminierung niederschlägt. In der Studie werden förderliche und hinderliche Faktoren der Verwirklichung des großen Traums, akzeptiertes Mitglied der amerikanischen Gesellschaft zu sein, betrachtet.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Lebensentwurf des Carlos Bulosans. Prägungen, Werte, Visionen mit hinderlichen und förderlichen Faktoren: 2.1, Heimatgesellschaft und Push Faktoren für die Emigration: Zum einen steht die bäuerliche Familie im Zwiespalt von Tradition und den neuen Werten und Normen der Gesellschaft, die ihr aufgezwungen wird und sie, wegen der feudalen Struktur und der Bodenqualität, überfordert. Es entsteht ein Spannungsverhältnis zur jüngeren Generation, die durch Sozialisationsinstanzen die sogenannten amerikanischen Werte antizipiert. Dies steht den indigenen Strukturen, dem Analphabetentum und dem Nicht-Beherrschen der koloniale Amtssprache gegenüber. Die ältere Generation erduldet ihre Ausbeutung, die jüngere begehrt dagegen auf. Transformation amerikanischer Werte und blutige Revolution, sind die Folge. Proklamierte Freiheit steht dem feudalen System gegenüber. Die einen werden Opfer von Gewalt, die anderen werden kriminell aufgrund der Ausbeutung, der Rechtlosigkeit und des Verlustes der Existenzgrundlage. ‘I was determined to leave that environment and its crushing forces, and if I were successful in escaping unscathed, I would go back someday to understand what it meant to be born of the peasantry. I would go back because I was a part of it, because I could not really escape from it no matter where I went or what became of me. I would go back to give significance to all that was starved and thwarted in my life.” In der Heimat gerät Allos auf dem Feld in eine Bauernrevolte. Er möchte gerne verstehen, um was es bei den Aufständen geht. Seine Mutter kann ihm keine Auskunft geben. Sein Bruder Luciano erklärt Allos die Bedeutung des Aufstands, der Leser bleibt im Dunkeln. Das Leben in der Heimat stellt Bulosan als entbehrungsreich und arm dar. Allos Vater musste sein weniges Land beleihen, um einem seiner Söhne eine Lehrerausbildung zu finanzieren. Weil er schließlich seine Schulden nicht rechtzeitig tilgen kann, verliert die Bauernfamilie ihre Existenzgrundlage. Die Familie zersplittert. Als Wanderarbeiter versuchen sie, ihren Unterhalt bei ausbeuterischen Landlords zu verdienen. Der Vater als Analphabet konnte, der Amtssprache nicht mächtig, sich vor Gericht keine Hilfe holen. Der Vater gehört nun der marginalisierten Gruppe der landlosen bäuerlichen Bevölkerung an. Bei den Ausführungen über die Heimat im ersten Teil des Buches ist auch hier die schwierige ökonomische und rechtliche Situation für die Eltern und Bildung als Werkzeug zur Erlangung von sozialer Mobilität unerreichbar. Allos steht im Spannungsfeld zwischen der alten traditionellen bäuerlichen Welt des Vaters und der neuen amerikanistischen Lebensweise und Werte der Brüder. ‘They were like two strong walls protecting me from the attack of an unseen enemy.’ Allos ist schon in der Heimatgesellschaft mit Rassismus konfrontiert. Kinder werfen Steine nach Allos, weil sie vermuten, er sei ein Igorot. Die Unterschiede in der heterogenen Kultur der Heimat führen zu Ausgrenzung. ‘I was one peasant who did not crawl on my knees and say: ‚It is all right. It is all right....’ Bulosan beschreibt auch die Schwierigkeiten zwischen tradierten Ritualen und amerikanischen Werten im ersten Teil der Quelle. Allos ist geprägt von den alten Werten, und inspiriert von den amerikanischen Idealen. Die Welt der Eltern ist von traditionellen Werten und Lebensweisen geprägt. Die Differenz der beiden Welten ist so groß, dass es den Eltern nicht möglich ist, sich in der neuen Welt zurechtzufinden und der nachfolgenden Generation nicht möglich ist, wie ihre Vorfahren zu leben. Die amerikanischen Einflüsse stehen teilweise den Notwendigkeiten der alltäglichen Lebensbedingungen auf den Philippinen fremd gegenüber. Bereits im Heimatland beschreibt Bulosan eine Differenz zwischen der amerikanischen Struktur und den Lebenswelten und der Kultur der Philippinen, sowie eine Kluft zwischen den Generationen. Die Familie, als kleinste Zelle der Gesellschaft hatte in einer bäuerlichen Struktur eine große Bedeutung. Der Einzelne musste sich den Interessen der Familie unterordnen, um dem Wohl der Familie zu dienen. ‘We had deprived ourselves of any form of leisure and simple luxury so that my brother could finish high school.” Die Lebensentwürfe der Nachkommen waren vom Vater als Familienoberhaupt vorbestimmt, mit seinem traditionellen Bild des Familienclans. Das bedeutete, dass ein Individuum sein ganzes Leben lang in der Schuld der Familie stand.

Über den Autor

Gabriele Oestereich, Jahrgang 1965, erlangte 2012 den Bachelor of Arts an der FernUniversität Hagen im Studiengang Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Neuere und Außereuropäische Geschichte. Während ihres Studiums beschäftigt sie sich vertiefend mit Autobiografien. Praktika in regionalen und überregionalen Radiosendern folgen. Die Verwirklichung von Lebensentwürfen und Identität sind Thema ihrer Radiosendungen und Sonntags Talks beim Freien Radio Salzburg. Gabriele Oestereich arbeitet als freie Journalistin.

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