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Sozialwissenschaften

Andrea Benesch

Mythos Enigma: Kulturgeschichtliche Aspekte einer Verschlüsselungsmaschine

ISBN: 978-3-95684-163-7

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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 01.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 64
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Mythos rund um die Verschlüsselungsmaschine Enigma und dessen kulturgeschichtliche Aspekte. Der Fokus liegt hierbei auf der Frage, was die Enigma zu einem solchen Mythos werden ließ und wie dieser in den modernen Medien verarbeitet wird. Dabei wird zuallererst das Objekt an sich genauer betrachtet: die Enigma. Ihr Aufbau und ihre Funktion werden erläutert, sowie der Erfinder vor- und die Verwendung der Maschine dargestellt. Anschließend werden die Phasen ihrer Entschlüsselung aufgezeigt, die zuerst im polnischen byro szyfrov_ mit Marian Rejewski begann und in Bletchley Park unter der Federführung von Alan Turing berühmt wurde. Darauf folgt das eigentliche Thema dieser Arbeit: die Mythenbildung rund um die Enigma, die ,unknackbare? Maschine, sowie die Darstellung dieser im Museum Bletchley Park, vor allem aber in den modernen Medien, am Beispiel von Robert Harris Roman Enigma und dem gleichnamigen, auf dem Roman beruhenden Spielfilm. Abschließend werden die Ergebnisse dieser Untersuchung im Fazit zusammen getragen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2, Bletchley Park und Alan Turing: An diesem Punkt setzt die zweite Phase der Entschlüsselung in England ein. Genauer: in Bletchley Park, einem viktorianischen Herrenhaus im Stil der Tudor-Gotik. Auf dem Gelände wurden zahlreiche Baracken errichtet, in denen die verschiedenen Dechiffrier-Abteilungen untergebracht waren. ‘Baracke 6 [war] für den Angriff auf den Enigma Funkverkehr des deutschen Heeres zuständig. Baracke 6 übergab ihr entschlüsseltes Material an Baracke 3, wo Aufklärungsspezialisten die Meldungen übersetzten und die Informationen auswerteten. Baracke 8 war für die Marine-Enigma zuständig und gab die entschlüsselten Meldungen an Baracke 4 zur Übersetzung und Auswertung weiter.’ In Bletchley Park, wo nunmehr die neugegründete ‘Government Code and Cypher School (GC&CS)’ untergebracht war, arbeitete eine bunte Mischung von Experten. Dazu gehörten nicht nur Mathematiker und Linguisten, sondern auch ein Porzellanspezialist, ein Kurator vom Prager Museum, der britische Schachmeister, zahlreiche Bridge-Experten und Kreuzworträtsel-Virtuosen. Um die Art der Entschlüsselung in Bletchley darzustellen, müssen zuerst ein paar Begriffe geklärt werden. In der Kryptographie werden mehrere sogenannte Kompromittierungen des Schlüssels unterschieden: ‘Klartext-Geheimtext-Kompromittierung: die Wiederholung der Übertragung im Klartext, Geheimtext-Geheimtext-Kompromittierung: die Übertragung zweier isologs, d.h. des selben Klartextes, mit zwei verschiedenen Schlüsseln chiffriert, Klartext-Klartext-Kompromittierung: die Übertragung zweier verschiedener Klartexte, mit dem selben Schlüssel chiffriert.’ Diese Kompromittierungen sind eigentlich nichts anderes als Chiffrierfehler. Für jeden dieser oben genannten Fehler und auch manch anderen hatten die Entschlüssler von Bletchley Park eigene Begriffe. Es gab z.B. die cillies, das war die Bezeichnung für voraussagbare Spruchschlüssel, etwa drei nebeneinander liegende Buchstaben auf der Enigma-Tastatur, oder die ‘wiederholte Verwendung desselben Spruchschlüssels, vielleicht der Initialen der Freundin des Chiffreuers’. Ein anderer Begriff war cribs. Damit waren Klartextfragmente gemeint, durch die man den jeweiligen Enigma-Schlüssel rekonstruieren konnte. Ein Beispiel für so einen crib war der Wetterbericht: ‘[M]anche deutsche Dienststellen [sendeten] täglich nach 6 Uhr einen verschlüsselten Wetterbericht. Demzufolge mußten die kurz nach 6 Uhr abgehörten Nachrichten fast sicher das Wort wetter enthalten, und, da ja strenge deutsche militärische Vorschriften galten, mußte dieses auch an einer bestimmten Position zu finden sein. Somit konnte man das Klartextfragment wetter mit dem zugehörigen Geheimtext verknüpfen.’ Die Entdeckung dieser Klartextfragmente ist vor allem dem Mathematiker Alan Turing zu verdanken. Er begann seinen Dienst am 4. September 1939 und wurde mit der Aufgabe betraut ‘eine andere Angriffslinie gegen die Enigma aufzubauen, bei der man sich nicht auf die Wiederholung des Spruchschlüssels verlassen mußte’. Diese neue Angriffslinie waren die oben beschriebenen cribs. Turing verband ‘innerhalb eines Cribs Klartext- und Geheimtextbuchstaben zu Schleifen’, um dadurch an die Walzenstellung zu kommen. Er stellte fest, dass drei Buchstaben miteinander in Beziehung standen und schaffte es diese ‘Buchstaben-Schleifen elektrisch zu realisieren und drei Enigma-Maschinen ebenso elektrisch miteinander [zu] verbinden, [...] daß sich die Wirkung der Steckerbretter aufhebt und überdies eine aufleuchtende Glühbirne im Stromkreis anzeigt, wenn die passenden Walzenstellungen eingerastet sind’. Turing hatte die Enigma gebrochen. ‘Bletchley Park trieb 100.000 Pfund auf, um Turings Konzept in die Praxis umzusetzen. Die Geräte taufte man bombes’, also Bombe, da sie eine ähnliche Funktion erfüllten, wie Rejewskis bombas. Die Erfolge der ersten Bombe waren allerdings gering, erst das Nachfolge-Modell brachte die gewünschten Ergebnisse. Die notwendigen Verbesserungen waren einer Idee des Mathematikers Welshman zu verdanken. Aus diesem Grund ist die Bombe auch als ‘Turing-Welshman-Bombe’ bekannt. Mit der Bombe allein war die Entschlüsselung jedoch noch nicht vollbracht. Bevor die Bombe nach der Walzenstellung suchen konnte, musste die ungefähre Lage des crib bekannt sein. Um diese heraus zu finden, machten sich die Kryptoanalytiker den Reflektor der Enigma zunutze, denn durch diesen war es nicht möglich einen Buchstaben mit sich selbst zu verschlüsseln. Die richtige Lage des möglichen crib fanden sie heraus, indem sie den vermuteten Klartext solange gegen den Geheimtext verschoben, bis kein Buchstabe mehr mit sich selbst verschlüsselt wurde. Hatten sie das erreicht, konnte die Bombe suchen. ‘Bis Kriegsende installierte man 211 Turing-Welshman-Bomben in verschiedenen Versionen in BP [Bletchley Park] und dessen Außenstellen’.

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