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Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 56
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Überreste der römischen Zivilisation sind auf dem Boden des heutigen Deutschlands nicht zu übersehen. Städte wie Augsburg, Mainz und Trier zeigen mit ihren vielen Denkmälern ihre römische Geschichte. Doch das größte Denkmal Deutschlands war in der Geschichtsforschung viele Jahre nur eine Randnotiz wert: Der Limes. Durch vier Bundesländer verlaufend, ist der Limes mit 550 km das größte Bodendenkmal Deutschlands und eines der wichtigsten Denkmäler für die Vor- und Frühgeschichte. Der Limes und im Speziellen der obergermanisch-raetische Abschnitt werden in dieser Untersuchung in den Fokus genommen. Nicht unter militärischen Gesichtspunkten, wie es in der Fachliteratur schon so oft geschehen ist, sondern vielmehr mit Augenmerk auf die wirtschaftliche Bedeutung des Limes. Der Warenaustausch, die Verkehrswege und besonders die Bedeutung des Limes für die Wirtschaftsstrukturen und Abläufe werden analysiert. Exportwaren seitens der Römer und der germanischen Stämme werden im Einzelnen herausgearbeitet, ihre Bedeutung eingeordnet und der gesamtwirtschaftliche Wert bestimmt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2, Akteure und Rahmenbedingungen des Wirtschaftslebens: Die Händler wurden in erster Linie nach Spezialisierung, also nach den Warentypen, mit denen sie handelten, unterschieden. Otto Schlippschuh hat hier eine ausführliche Differenzierung erarbeitet. Diese Benennungen gelten nur für die Händler auf römischer Seite. Die Bezeichnungen innerhalb meiner Analyse sind auf Schlippschuh zurückzuführen. Doch gibt es eine Kontroverse innerhalb der Forschung, die hier Berücksichtigung finden soll: das Ansehen von Händlern. Bereits Gaius Julius Caesar erwähnt in seinen Schriften, die während der ersten Jahre des Gallischen Krieges entstanden, Kaufleute. Die mercatorum sollen bereits Kontakt zu germanischen Stämmen gehabt haben. Wichtiger aber ist, dass römische Händler ein hohes Risiko auf sich genommen haben, um Waren zu vertreiben. Tacitus berichtet ebenfalls von Händlern in germanischen Gebieten, welche die Kriegsbeute anboten. Durch das Töten von römischen Händlern im Jahre 25 v. Chr. soll sogar der Rachefeldzug des M. Vinicius ausgelöst worden sein, wie es Cassius Dio berichtet. Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass Händler und Gewerbetreibende für das Imperium Romanum wichtig waren und Verbrechen an ihnen nicht toleriert wurden. Dennoch war ihr Ansehen im gesamten römischen Imperium eher gering und so wurde der Handel […] meist von Freigelassenen, Zugewanderten und Fremden ausgeübt . Dieser Befund wird von Henri Pleket gestützt, welcher dem Handel und Gewerbe eine marginale Rolle zuschreibt. Dies wird auf den geringen sozialen Status der Händler zurückgeführt. Doch bedingt die marginale Rolle des Handels den geringen sozialen Status der Händler im gleichen Ausmaß. Zudem hat das Fehlen von interdependenten Märkten negative Folgen für die Entwicklung des Handels. Doch kam es trotz des zumeist niedrigen sozialen Ranges des Händlers zu Geldkonzentrationen und der Umschlag von bedeutende[n] und teure[n] Waren kann durch dieses Charakteristikum nicht ausgeschlossen werden. Die Grundhaltung breiter Teile der römischen Oberschicht, keine Bereitschaft zu zeigen, Kapital in Handels- oder Gewerbeprojekte zu investieren, verdeutlicht die Mentalität zusätzlich. Die Produktion von Gütern galt als ehrenhafter als ihr Vertrieb. Bereits Cato der Ältere schreibt 150 v. Chr. in seinem Werk De agri cultura , dass er lieber Kaufmann geworden [wäre], diese Tätigkeit aber sei unehrenhaft, und so habe er sich der Landwirtschaft zugewendet, die schon von den Vorfahren hoch geschätzt war. Schinzinger schlussfolgert daraus: Es galt zumeist als unwürdig, sich mit wirtschaftlichen Dingen zu befassen. Das erschwert den Handel und das Gewerbe. Die Investitionen wurden vor allem genutzt, um Land zu erwerben und dieses zu bebauen, wodurch keine Akkumulation des Kapitals im großen Rahmen entstehen konnte. Doch sind diese Ausführungen nicht gleichzusetzen und mit einer unterentwickelten und marginalen Wirtschaft zu assoziieren. Das geringe Ansehen der Händler zeigt nur die Randständigkeit dieser Sektoren und verschweigt, dass auch Senatoren Kontakte zu Handel und Gewerbe hatten. Häufig waren diese durch Mittelsmänner kleineren Zuschnitts mittelbar und somit unsichtbar in den Handel involviert. So baute die reichgewordene Oberschicht ihr Ansehen und ihren Reichtum oft auf eine Verbindung von Grundbesitz mit Handelstätigkeiten auf. Somit sind die Voraussetzungen für den Handel grundlegend von denen der Frühen Neuzeit zu unterscheiden. Allerdings ist die ursprüngliche Einschätzung einer extremen Unterentwicklung der antiken Wirtschaft heute nicht mehr haltbar. Die Risiken waren höher und der Transport, gerade über Land, deutlich langsamer. Andererseits sorgte das Villenwesen, welches sich vom heutigen Italien aus in den Norden des Imperiums ausgebreitet hatte, für eine regionale Überproduktion und war daher auf eine Handels- und Gewerbestruktur angewiesen. 3.3, Probleme der Quellenlage: In Bezug auf die Rekonstruktion der antiken wirtschaftlichen Verhältnisse ist eine besondere Problemlage zu nennen: Zuerst einmal gibt es keine Aufzählungen, Regierungsakten, Statistiken etc., welche über die Wirtschaft aufklären, sodass nur ein sehr lückenhaftes Bild der antiken Wirtschaft im Raum des obergermanisch-raetischen Limes gewonnen werden kann. Die Lücken, welche durch die spärlichen Überlieferungen entstehen, müssen aus eignem Denken und im Rückgriff auf andere Informationen kompensiert und vervollständigt werden. So werden nicht nur literarischen Quellen herangezogen, sondern es fließen archäologische, epigraphische und numismatische Quellen mit ein, um eine bestmögliche Rekonstruktion und Bewertung des obergermanisch-raetischen Raumes und seiner Wirtschaftsaktivitäten zu erreichen. Die Bedeutung der verschiedenen Quellengattungen ist bereits bekannt und anerkannt. Nur so lässt sich erklären, dass Peter Heinz über die Erarbeitung von Finleys folgendes äußert: Da sich Finley leider auf eine zu enge Quellengrundlage verließ, epigraphische, papyrologische, und vor allem archäologische Zeugnisse in seinen Forschungen weniger berücksichtigte, ist sein Bild der römischen Wirtschaft zwar von beeindruckendem Format, entbehrt aber der Tiefenschärfe und der Zwischentöne. Eben dieser Fehler soll hier vermieden werden, sodass Quellengattungen nebeneinander analysiert und interpretiert werden, auch und besonders dann, wenn diese zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. 4, Limesdurchgänge, Wirtschaftsaustausch und Grenzverkehr: 4.1, Römische Exporte: 4.1.1, Lebensmittel: Die Landwirtschaft stellt innerhalb der römischen Wirtschaft den größten Beschäftigungsanteil dar und ist zudem durch das im heutigen Italien entwickelte und schließlich auch in Germanien ausgebreitete Villenwesen zu charakterisieren. Die Villenwirtschaft ist hierbei nicht die einzige, aber typische Form innerhalb der Provinzen des Imperium Romanums, wobei an der Anzahl der villae auch der Grad der Romanisierung des Gebiets gemessen werden kann. Die häufige Ansiedlung, die teils im staatlichen Auftrag erfolgte, fing in der Nähe von Kastellen oder städtischen Zentren an, die den Absatzmarkt der Überproduktion darstellten. Villae rustica wurden auch in eher siedlungsfeindlichen, hochwassergefährdeten Tallagen gegründet . Diese lagen dann an den römischen Fernstraßen oder in der Nähe von Handelskontoren und Warenumschlagsplätzen. Dieser Fakt legt nahe, dass es mehr als eine Absatzgruppe für die Waren gab. Denn nicht nur das Militär und die Bewohner der Zivilsiedlungen waren Abnehmer dieser Produkte. Tacitus berichtet, dass ebenfalls die Hermuduren in Augsburg, der Hauptstadt der Provinz Rätien regelmäßig römische Märkte besuchten. Die Auswahl der Lebensmittel scheint groß gewesen zu sein, denn entlang des Rheins wurden Getreide wie Dinkel, Gerste und Roggen, aber auch Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen und Bohnen angebaut. Zum Warenangebot zählten auch Kräuter, Wurzelgemüse und regionale Obstsorten. Die Germanen fragten römische Lebensmittel stark nach, wobei Wein und großes römisches Vieh häufig erwähnt werden. Als eines der wenigen Nahrungsmittel lässt sich Vieh römischer Abkunft durch archäologische Funde nachweisen und bestätigt so das Bild, welches die literarischen Quellen überliefern. Die Knochenfunde haben besonders im Siedlungsgebiet der Chatten und Hermunduren eine hohe Dichte und Größe, was darauf hinweist, dass gerade diese beiden Stämme das kleinere germanische Vieh durch römische Zuchten ergänzten. Durch die größere Widerristhöhe zeigen sich bei den archäologischen Funden von Rinder- und Pferdeknochen deutliche Unterschiede zu den germanischen Rassen, sodass diese sicher unterschieden werden können. Die Einkreuzung fremder Rinderrassen führte zu einer beachtlichen Größenzunahme der einheimischen germanischen Arten und steigerte deren Qualität und Wert. Dieser Befund nimmt mit zunehmender Distanz zum Limes kontinuierlich ab. Ein Fakt, der auf die damalige Schwierigkeit hindeutet, römische Zuchttiere über längere Strecken in entsprechender Zahl […] kontinuierlich in die peripheren Zonen des Imperiums zu transportierten. Aus diesem Grund wurden Vieh und besonders verderbliche Waren zumeist nur auf lokalen Märkten angeboten, da größere Distanzen aufgrund der Transportgeschwindigkeit auf dem Land kaum zurückgelegt werden konnten. So wurden in städtischen Zentren und Dörfern […] lokale Märkte [an] Markttagen , die nundinae abgehalten. Die Entwicklung dieser lokalen wirtschaftlichen Zentren war nur durch die im Ausbau begriffene Infrastruktur innerhalb der Provinzen germania superior und raetia möglich. So zeigt sich das Militär in einer wichtigen Rolle am obergermanisch-raetischen Limes, denn durch das Militär entstand jenes Straßensystem, welches anschließend von den Handeltreibenden als Verkehrsweg genutzt wurde. Das Straßensystem ermöglichte zudem die Erschließung neuer Regionen, hatte aber einen entscheidenden Nachteil gegenüber dem Seehandel: Die niedrigere Zuladung und die Langsamkeit der Ochsen und Maultiere führten zu höheren Transportkosten. Dennoch konnte durch diese Art des Transports gerade auf kurzen Strecken Waren sicher transportiert und auf die Märkte gebracht werden, was einen kontinuierlichen Binnenaustausch ermöglicht[e] […]

Über den Autor

Thorsten Kade, B.A., wurde 1992 in Hamm geboren. Aufgrund des historischen Interesses, welches schon früh durch die Begeisterung des Vaters an geschichtlichen Geschehnissen und Fragestellungen geweckt wurde, nahm er das Geschichtsstudium an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen nach dem Abitur im Jahre 2011 auf. Der erfolgreiche Abschluss des Bachelor of Arts gelang im Jahre 2014. Den Schwerpunkt innerhalb des Studiums bildeten Analysen zum römischen Wirtschaftsleben und zum grenzüberschreitenden Handel. Den Fokus legte Kade in seinen Arbeiten auf den nördlichen Teil des Imperium Romanum, wobei sich der Blick auf den Zeitraum der ersten drei Jahrhunderte n.Chr. hin verengte.

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