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Soziologie

Eva K. Sammel

Von Amazonen, männischen Weibern und sympathischen Mörderinnen

Eine Untersuchung weiblicher Gewalt in der neueren deutschen Literatur des 17. bis 20. Jahrhunderts anhand der Werke ‚Betrogener Frontalbo‘, ‚Die Familie Seldorf‘, ‚Grete Minde‘ und ‚Die Apothekerin‘

ISBN: 978-3-8428-8307-9

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 08.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 128
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Haben Sie heute schon einen Blick in die Zeitung geworfen, ferngesehen oder Nachrichten im Radio gehört? Wollen Sie wissen, was sie dort erwartet? Nichts als Gewalt, Gewalt und nochmals Gewalt. Und wer hat Schuld - die Eltern, die Lehrer, die ‚Killerspiele‘, das Jugendamt, die Politik, die Gesellschaft? Wer auch immer Schuld hat, tagtäglich müssen wir Gewalt, Hass und Elend in irgendeiner Form miterleben. Unser Leben ist geprägt davon, ebenso die Literatur. Ein Grund sich einmal intensiver mit diesem Problem zu befassen. Wir alle glauben zu wissen, was Gewalt ist und doch handelt es sich hierbei um einen überaus komplexen und vielfältigen Begriff, der in diesem Buch genauer analysiert werden soll. Dabei interessiert sich diese Untersuchung ganz besonders für die Gewalt VON Frauen. Anhand vier ausgewählter Werke wird die Darstellung weiblicher Gewalt in der Literatur intensiver untersucht. Bei den ausgewählten Werken handelt es sich um: Betrogener Frontalbo, den Johann Gorgias ca. 1670 unter dem Pseudonym Veriphantor veröffentlichte. Mit seinen überaus brutalen Gewaltdarstellungen, besonders von Frauen verübt, bot sich dieser ohnehin fast in Vergessenheit geratene Roman perfekt für diese Studie an. Für das 18. Jahrhundert stand Therese Hubers Die Familie Seldorf (1795/96) zur Verfügung, weil in diesem Werk die Geschichte einer ursprünglich liebevollen Frau geschildert wird, die durch viele Schicksalsschläge schließlich sogar als Soldatin verkleidet in der Französischen Revolution kämpft. Es wird untersucht, wie aus diesem unschuldigen Mädchen eine kriegerische Hauptmännin werden konnte. Theodor Fontane hat mit seiner Grete Minde – Nach einer altmärkischen Chronik von 1879/80 einen interessanten Charakter erschaffen, an dem beispielhaft verfolgt werden kann, welche Umstände und Taten eine junge Frau zu einer Brandstifterin werden lassen. Das letzte Werk ist Ingrid Nolls Kriminalroman Die Apothekerin (1994). Dieses Buch wurde für diese Untersuchung aus zweierlei Gründen gewählt: Zum einen bietet sich das Genre des Kriminalromans perfekt für eine Untersuchung von Gewaltdarstellungen an. Zum anderen gibt es wohl kaum eine bessere deutsche Kriminalautorin des 20. Jahrhunderts, die sich auf so faszinierende, humorvolle und ausgiebige Weise mit der Darstellung weiblicher Gewalt befasst. Die Fragestellungen des Buches sind: Wie kommt es zu Gewalt und was kann man dagegen tun? Sind Frauen überhaupt gewalttätig und wenn ja, wie äußert sich dies? Was unterscheidet weibliche von männlicher Gewalt? Es ist erstaunlich, wie viele weibliche Täter und männliche Opfer es in Wirklichkeit gibt und warum diese Tatsache in der heutigen Gesellschaft immer noch verdrängt wird. Die Autorin dieses Buches hat sich bewusst für das Thema ‚Gewalt von Frauen‘ entschieden, da das Thema bisher im Vergleich zum Thema ‚Gewalt gegen Frauen‘ in der Forschung zu kurz gekommen ist.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.1.3, Theorien und Modelle zur Entstehung von Gewalt: Das letzte Kapitel bot einen Überblick darüber, was im Einzelnen unter dem Begriff ‚Gewalt‘ zu verstehen ist. Dieses Kapitel stellt einige ausgewählte Theorien und Modelle zur Gewaltentstehung vor, verbunden mit dem Ziel die Frage zu beantworten, wie und warum es überhaupt zu Gewalthandlungen kommen kann. Dabei stehen besonders zwei Bereiche im Vordergrund, die für den Rest dieser Studie besonders wichtig sind: Zum einen die allgemeinen Theorien zu Aggression und Gewalt und zum anderen die Lerntheorien, die sich besonders im Bereich der Familie abspielen. Bei der Untersuchung solcher Theorien beziehe ich mich ausschließlich auf die Interaktion zwischen Individuen. Theorien zur Entstehung von Gewalt bei Kollektiven jeglicher Art sind für diese Studie nicht von Belang. 2.1.3.1, Sozialpsychologische Aggressionstheorien: ‘In der sozialpsychologischen Forschung wird schädigendes Verhalten in der Regel als Aggression aufgefasst. Gewalt hingegen konstituiert bislang kein eigenständiges Gebiet der Grundlagenforschung, wenngleich zuweilen ein hohes Maß an Aggression oder Zufügung physischen Schadens als Gewalt bezeichnet wird. Man nimmt an, dass dieselben Kausalfaktoren, die aggressives Verhalten aktivieren, auch zu Gewalthandlungen führen’. Laut dieser Aussage ist die Ursache jeglicher Gewalthandlung folglich das Vorhandensein von Aggression - ‘will heißen Angriffsverhalten, Angriffshandlung’ - und Aggressivität, d.h. Angriffsbereitschaft oder Angriffslust. ‘Die Aggression ist im Menschen und in jedem Tier in irgendeiner Form in unterschiedlicher Intensität präsent’ und sei es auch nur, um das eigene Überleben zu sichern. In den 1940er Jahren gab es ein großes Interesse an Laboruntersuchungen menschlicher Aggressionen, die besonders auf die Untersuchung biologischer Faktoren beschränkt waren und spätere Forschungen und Theorien, wenn auch unter heftiger Kritik, angeregt und beeinflusst haben. 2.1.3.1.1, Aggressionstriebmodelle: Freuds psychoanalytische Triebtheorie unterscheidet zwei grundlegende angeborene Triebe, auf die jedes Verhalten zurückgeführt werden kann: den Lebenstrieb und den Todes- bzw. Aggressionstrieb. Auch Konrad Lorenz ging von angeborenen Trieben aus, entwickelte aber eine ethologische Theorie, basierend auf Beobachtungen von Tieren. ‘In seinem Modell […] erfüllt der Aggressionstrieb die wichtige biologische Funktion der Abgrenzung und Verteidigung von Territorien’. Auch modernere Forschungen und Theorien beziehen sich immer wieder auf diese angeborenen Triebtheorien wie z.B. die soziobiologische oder evolutionstheoretische Theorie, die sich besonders mit dem Phänomen des Tötens von Stiefkindern, vornehmlich durch männliche Täter, beschäftigen. Diese Theorie beruht auf der These der natürlichen Selektion ‘auf dem Prozess differentieller Reproduktion und dem Reproduktionserfolg’. Der eigene genetisch vorgegebene Fortpflanzungstrieb steht an erster Stelle. Die Forschung hat diese Triebtheorien immer wieder heftig kritisiert und auch mehrmals widerlegt, da sie einerseits ‘spekulativ und nicht überprüfbar’ sind und andererseits ‘leicht handhabbare, apologetisch einsetzbare Alltagspsychologie [bieten], mit der man eigenes Alltagshandeln wie auch die Ursache von Krieg - entschuldigend - erklären kann’. Den ethologischen Theorien wirft man eine unzulässige Generalisierung von Tier- auf Menschenverhalten vor. 2.1.3.1.2, Frustrations-Aggressions-Theorie: Auch diese Theorie geht auf die Annahme Freuds zurück, der ‘Aggression als ‚Urreaktion‘ auf Frustration’ betrachtete. ‘Die Frustrations-Aggressions-Theorie besagt in Thesenform […], daß [sic] Aggressionen Folge von Frustrationen sind und Frustrationen zu Aggressionen führen.’ Frustration entsteht, wenn eine ‘zielgerichtete Handlung gestört oder unterbrochen wird’. Die Intensität einer Frustration hängt von 3 verschiedenen Faktoren ab: 1. Antriebsstärke: ‘Je mehr eine Person etwas anstrebt, desto höher die Frustration, wenn es ihr verwehrt wird’. 2. Interferenz: ‘Ein leichtes Hindernis ist weniger frustrierend als eine unüberwindliche Barriere’. 3. Zahl der Sequenzen: ‘Wiederholte oder häufig vorkommende Behinderungen führen zu einer stärkeren Frustration […] als ein einzelnes Hindernis’. In der Regel richtet sich die Frustration bzw. Aggression, hervorgerufen durch einen automatischen, biologisch vorbestimmten Antrieb, gegen das die Frustration erzeugende Subjekt, aber nicht immer.

Über den Autor

Eva K. Sammel wurde 1983 in Lahnstein geboren. Ihr gymnasiales Lehramtsstudium in den Fächern Deutsch und Englisch an der Universität des Saarlandes schloss die Autorin im Jahre 2011 mit dem 1. Staatsexamen erfolgreich ab. Seit Beginn 2012 befindet sich die Autorin im Referendariat in Baden-Württemberg, um ihre praktische Berufsausbildung zur Gymnasiallehrerin zu absolvieren. Fasziniert von englischer Kultur und Sprache, verbrachte die Autorin mehrere Monate in England, um die Besonderheiten des Landes kennenzulernen. Ihre bereits seit frühester Jugend bestehenden Interessen an den Problematiken weiblicher Gewalt und Gewalt in der Familie sowie am Krimigenre motivierten sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.

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