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Soziologie

Sandra Filzmoser

Wege zum sozialpolitischen Engagement: Eine qualitative Studie

ISBN: 978-3-8428-8861-6

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 12.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 140
Abb.: 8
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Ohne das ehrenamtliche Engagement zahlreicher ZeitgenossInnen würde das gesellschaftliche Zusammenleben so nicht funktionieren. Dies ist zu Recht die Überzeugung der Protagonisten des Jahres der Freiwilligen, das in der Europäischen Union erstmals 2001 und wieder im Jahr der Untersuchung stattfand. Warum aber engagieren sich einige Menschen ehrenamtlich und sozialpolitisch und andere nicht? Basisannahme dieser Studie lautet: Die Gründe müssen biographisch bedingt sein. Bevor die lebensgeschichtlichen Motive rekonstruiert werden können, ist zu klären, was denn genau unter bürgerschaftlichem Engagement zu verstehen ist. Dies geschieht, indem synonyme Begriffe erörtert werden: Ehrenamt, Freiwilligkeit, Gemeinwohlorientierung, sozialpolitisches Engagement. Im Anschluss an Corsten & Kauppert werden drei Diskurslinien entfaltet, die zu einem tieferen Verständnis dieses Engagements beitragen sollen: Der zivilgesellschaftliche (zurückreichend bis zum antiken Polis-Gedanken), die Individualisierungsthese (mündige Individuen übernehmen im Laufe ihres Lebens Verantwortung), Kommunitarismus (Engagement als Sozialkapital und soziale Kohäsion). Aufgrund dieser drei Diskurslinien ist es aber noch nicht möglich, universelle Gründe für bürgerschaftliches Engagement zu identifizieren , sodass weitere Konzepte heranzuziehen sind: Das Motive- und Ressourcenmodell von Schüll, der Ansatz von Keupp, Kraus & Straus, das zwischen Eingangs- und Bleibemotivation von Engagement unterscheidet, der funktionale Ansatz von Bierhoff & Schülken. Nach einer prägnanten Diskussion der theoretischen Erkenntnisse beginnt die qualitative empirische Studie. Biographische Einzelfallstudien werden präsentiert und übergreifenden Konzepten zugeordnet. Zunächst der inklusiven Egalität , nach welcher sozialpolitisches Engagement ergriffen wird, um Gleichheit auch auf Fremde zu beziehen. Dazu zählt unter anderem Frida , die sich sehr stark für die Menschenrechte Unterprivilegierter einsetzt. Die nächste übergeordnete Kategorie ist die inklusive Artikulation : Die Motivation, auch einer stimmlosen Akteurin, nämlich der Natur zu ihrem Recht zu verhelfen. Geschildert wird sodann die biographische Genese von ökologischem Engagement bei den Umweltaktivisten Bernhard und Christian. Eine weitere übergeordnete Motivkategorie ist inklusive Kulturalität : Engagement für Angehörige anderer Kulturen, konkretisiert u.a. am Fall Julia , die sich für Flüchtlinge einsetzt. Drei weitere InterviewpartnerInnen lassen sich den drei erwähnten Kategorien nicht schlüssig zuordnen, sondern wurden als feldtranszendente Typen charakterisiert. In der Ergebnisdarstellung werden die Motivkategorien tabellarisch gebündelt und zusammenfassend diskutiert, auch mögliche pädagogische Implikationen speziell in der Schule.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 33.4, Exkurs: Sozialkapital und Schule: Ferdinand Eder, Ernst Gehmacher und Sigrid Kroismayr verfassten 2006 einen Aufsatz, in dem sie unter anderem die Frage beantworteten, inwiefern sich die Quantität und Qualität sozialer Beziehungen auf die Leistung der SchülerInnen auswirkt bzw. inwiefern sich Sozialkapital auf das Wohlbefinden und den schulischen Erfolg von SchülerInnen auswirkt. Als Datenbasis diente eine repräsentative Untersuchung, an der 7.625 SchülerInnen teilnahmen, die die vierte bis zwölfte Schulstufe besuchten. Die wichtigsten Ergebnisse sollen hier kurz zusammengefasst werden. Bezüglich des Sozialkapital-Levels der Herkunftsfamilien kann gesagt werden, dass je geringer er ist, sich die schulischen Nachteile von Kindern vergrößern (Eder et al., 2006, S. 110). Außerdem hat die Größe der Schule einen Einfluss auf den schulischen Erfolg und zwar dahingehend, dass ‘die SchülerInnen, welche eine kleinere Schule besuchen, bessere Schulergebnisse’ aufweisen (ebd., S. 113). Um das Sozialkapital der SchülerInnen zu erheben, wurden ihre Beziehungen zu den vier Personengruppen Eltern, FreundInnen, MitschülerInnen und LehrerInnen untersucht (vgl. ebd., S. 114). Zu den Eltern lässt sich sagen, dass ‘je positiver die Beziehung zu den Eltern erlebt wird, umso besser … die Befindlichkeit [ist]’ (ebd., S. 116). Die Noten sind ‘bei beeinträchtigten Elternbeziehungen [ebenfalls] deutlich schlechter’ (ebd., S. 118). ‘Bei den SchülerInnen mit positiven Freundschaftsbeziehungen ist der Anteil jener, die ‚fast immer‘ glücklicher Laune sind, mehr als doppelt so groß wie bei SchülerInnen mit beeinträchtigten Freundschaftsbeziehungen.’ (ebd., S. 119f). Die AutorInnen sehen deutliche Belege dafür ‘wie wichtig Freundschaftsbeziehungen auch für eine positive Bewältigung der Schule sind’ (ebd., S. 120). Ähnlich wie bei den Freundschaftsbeziehungen verhält es sich mit den MitschülerInnen (vgl. ebd., S. 120-126). Die Beziehungen zu den FreundInnen und MitschülerInnen schlagen sich allerdings, anders als bei der zu den Eltern, nicht auf die Noten nieder. Die Zusammenhänge zur Befindlichkeit und den LehrerInnenbeziehungen sind weniger stark ausgeprägt als die zu den Eltern, FreundInnen und MitschülerInnen, die Tendenz ist aber nach wie vor gegeben. Deutlicher sind die Unterschiede in den Noten. Das deuten die Autoren so, als dass ‘SchülerInnen mit guten LehrerInnenbeziehungen entweder tatsächlich mehr leisten oder einfach bessere Noten bekommen’ (ebd., S. 128). Eine bedeutende Erkenntnis der Untersuchung ist, dass junge Menschen, die ‘gut in Vereinen integriert sind, … deutlich mehr ‚fast immer‘ glücklich sind als … [jene], die wenig Anschluss haben’ (ebd., S. 130). Auch in Hinblick auf die schulische Leistung lassen sich positive Zusammenhänge erkennen. Es haben jene Jugendliche, ‘die stark in Vereine einbezogen sind, in den meisten Schultypen die besseren Noten. Obwohl die Ergebnisse nicht schlüssig zu interpretieren sind, ist ein eindeutiger positiver Effekt von Vereinstätigkeit nachweisbar’.

Über den Autor

Sandra Filzmoser, Jg. 1985, studierte Pädagogik in Salzburg. Sie engagiert sich in sozialpolitischen Projekten und arbeitet seit 2012 für das Bildungsforschungsinstitut BIFIE.

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