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Gesellschaft / Kultur


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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 09.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 184
Abb.: 42
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Seit einigen Jahren berichten die Medien regelmäßig von Naturkatastrophen, die durch den Klimawandel verursacht werden und in immer regelmäßigeren Abständen auftreten. Der globale Klimawandel hat zur Folge, dass lebenswichtige Bereiche wie die Wasser- und Nahrungsversorgung, die landwirtschaftliche Produktion, die Energieversorgung oder auch der Gesundheitssektor bereits gefährdet sind oder zukünftig bedroht sein werden. Besonders betroffen ist dabei der afrikanische Kontinent, insbesondere der subsaharische Raum. Die Forschung widmete sich bisher vor allem den Umweltveränderungen als Folge des Klimawandels, nicht aber den sozialen Auswirkungen. Dabei wird der Klimawandel im Zusammenspiel mit gesellschaftlichen Ungleichheiten sowie Verteilungs- und Machtasymmetrien zu einem ökologischen und vor allem sozialen Konfliktfeld. Genau an diesem Punkt setzt die vorliegende Studie an. Ihr Fokus liegt nicht nur auf den ökologischen, sondern insbesondere auf den sozialen Folgen. Ziel ist es, die zukünftigen sozialen Auswirkungen des Klimawandels auf die Bevölkerung der Sahelzone aufzuzeigen. Dafür wird der Frage nachgegangen, welche Folgen der Klimawandel für die Gesellschaft und den Einzelnen in der Sahelzone hat. Ist hier eine hohe oder niedrige Vulnerabilität anzutreffen?

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1, Ursachen und Verlauf der Dürre: Die Dürrekatastrophe der 1970er und 1980er Jahre wurde ausgelöst durch eine extreme Abnahme der Niederschläge, die von 1970 bis 1990 um fast 50% zurückgingen. Bereits 1969 kündigten sich die bevorstehenden Dürrejahre an, obwohl das Jahr noch nicht zur großen Dürre im engeren Sinne zählt (vgl. Klaus 1976: 59). Im Nordsahel lagen die Niederschläge um den Mittelwert, im Senegal waren sie zum Teil erheblich höher. Östlich des nullten Meridians (Teil des Nigers, Tschad) traten im Norden starke, im Südsahel geringe Niederschlagsdefizite auf (vgl. Klaus 1976: 59). Erst im Jahr 1972 wurde im gesamten Sahel ein erheblicher Mangel an Niederschlägen verzeichnet. Zwar traten partiell Niederschlagsüberschüsse auf, diese beschränkten sich allerdings auf wenige, sehr kleine Gebiete. Im Nordsahel, und dort besonders im Senegal, konnten Niederschlagsdefizite von zum Teil mehr als 50% ausgemacht werden. Vereinzelt fielen sogar nur 10% der durchschnittlichen Niederschlagsmengen. Im Jahr 1973 stiegen die Niederschlagsdefizite im Vergleich zum Vorjahr nochmals (vgl. Klaus 1976: 59). Über die genaue regionale Verbreitung der Dürre liegen jedoch nur unzureichende Informationen vor, da besonders durch die unterschiedlichen Schwerpunkte der Berichterstattungen eine vollständige Erfassung aller betroffenen Gebiete nur schwer möglich ist (vgl. Mensching 1974: 249 f.). Die Ursache der ausbleibenden Niederschläge lässt sich wie folgt erklären: Die Niederschläge im Sommer folgen in der Sahelzone dem Zenitstand der Sonne und in diesem Zusammenhang auch der Nordwärts-Verschiebung der ITC, die Tiefdruckgebiete in die Region bringt. Die vordringende Niederschlagsfront folgt allerdings nicht geschlossen, sondern in mehreren Schüben. Die Niederschläge sind also nicht flächendeckend, sondern können regional sehr unterschiedlich ausfallen (vgl. Mensching 1974: 250). Bleibt die Luftmassendynamik durch ausbleibende Nordwärtswanderung der ITC aus, entsteht eine höhere Variabilität der Niederschläge. Folgt ein Ausbleiben der Niederschläge mehrere Jahre aufeinander, so entstehen inselartige Trockengebiete, die sich immer weiter südwärts ausdehnen (vgl. Mensching 1974: 251). Dies bedeutet zugleich, dass sich die Dürrezonen im Sahel ebenfalls immer weiter in den Süden verlagerten. Forscher sind heute überwiegend der Ansicht, dass die über Jahre ausbleibenden Niederschläge im Sahel auf eine starke Erwärmung des Indischen Ozeans zwischen Ostafrika und Süd-Ostasien zurückzuführen sind (vgl. Giannini et al. 2003: 1028). Durch die sich veränderten Luftdruckverhältnisse, aufgrund des Temperaturgegensatzes zwischen den Landmassen und des Ozeans, konnten die regenbringenden Luftmassen nicht ins Landesinnere hervordringen. Die enorme Erwärmung der Ozeane ist hauptsächlich auf die Zunahme der Klimagase in der Atmosphäre zurückzuführen, die wiederum durch anthropogene Einflüsse stiegen (vgl. Giannini et al. 2003: 1028 f.). In den vergangenen Jahrhunderten gab es bereits mehrfach Dürreperioden, die allerdings nur sehr schlecht und zum Teil auch unterschiedlich dokumentiert wurden (vgl. Schiffers 1976). Zwischen 1856 und 1865 gab es im Sahel ausreichend Niederschläge, die gute Ernteerträge in der Region verursachten. Dieses Jahrzehnt wurde gefolgt von einer zunehmenden Trockenheit (bis 1900), die viele Seen (z.B. Tschadsee) austrocknen ließ (vgl. Klaus 1976: 40). Nach einigen regenreicheren Jahren folgte die große Dürre von 1913, die häufig mit der Situation von 1973 im Sahel verglichen wird. Es herrschte eine große Hungersnot, Seen und Brunnen trockneten fast vollständig aus und enorme Viehverluste wurden registriert (vgl. Klaus 1976: 40). In den 1920er und 1930er Jahren gab es ebenfalls Dürreperioden im Sahel, die zwischenzeitlich jedoch von Niederschlagsjahren unterbrochen wurden. Eine fünf Jahre andauernde Dürre erreichte die Region von 1944 bis 1949, die im Osten des Sahel begann und im Westen endete. Von 1950 bis 1964 entwickelte sich eine Regenperiode, die allerdings in ihrer Intensität und regionalen Ausprägung sehr unterschiedlich war (vgl. Klaus 1976: 40). Es zeigt sich also, dass in den letzten Jahrhunderten eine ganze Reihe von Dürreperioden auftrat, sodass sich die Frage stellt, ob eine kalkulierbare Periodizität von Dürrejahren nachvollziehbar ist. Solange es sich im Sahel um Klimaschwankungen handelt, wäre eine strenge Regelmäßigkeit des Auftretens von Dürreperioden von großem Vorteil für die Vorbereitung und Planung der Viehhaltung und Landwirtschaft. Kommt es allerdings zu einem dauerhaften Klimawandel in der Sahelzone, so sind diese Informationen hinfällig. In der Literatur gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, ob eine Regelmäßigkeit des Auftretens von Dürren vorhanden ist. Schiffers (1976: 41 f.) geht davon aus, dass die Dürren im Sahel einer knapp 30 jährigen Periodizität folgen und etwa drei bis vier Jahre anhalten. Mensching (1974: 253) hingegen ist der Ansicht, dass keine genaue Regelmäßigkeit im Auftreten der Dürren zu erkennen ist. Selbst wenn man die Dürrejahre vorhersagen könne, so herrsche eine große Unsicherheit über die Dauer und Intensität der Niederschlagsdefizite. Ein Faktor, der im Zusammenhang mit der Dürre immer wieder auftrat war die Desertifikation. Desertifikation war häufig eine Folge der Dürre und hatte großen Einfluss auf den Lebensraum im Sahel. Durch das immer schnellere Wachstum der Bevölkerung (um 53% zwischen 1950 und 1970) und die Aufstockung der Tierbestände vor der Dürre in den 1970er Jahren erhöhte sich der Druck auf die Umwelt (vgl. Mensching 1974: 255). Es kam zu einem vermehrten anthropogenen Eingriff in die Natur: die landwirtschaftlichen Flächen wurden erweitert, um Nahrung für Mensch und Tier sicherzustellen. Dabei wurden auch die Brachzeiten vernachlässigt, die der Boden zu Regeneration brauchte. Daneben führte die Überweidung durch den enormen Tierbestand, sowie die Abholzung der Baum- und Buschvegetation für Brennholz oder Erweiterung der landwirtschaftlichen Fläche, zur Bodendegradierung (vgl. Mensching 1974: 255). Durch die Behinderung der natürlichen Regeneration der Natur kam es zu Bodenerosionen und erhöhten Verdunstungsraten. Die in der Regenzeit fallenden Niederschläge konnten nicht in den Boden einsickern, sodass sich die Bodenbeschaffenheit zunehmend verschlechterte und die Bevölkerung von den Niederschlägen nur wenig Nutzen hatte (vgl. Mensching 1974: 255). Es wird also deutlich, dass neben den klimatischen Ursachen, die für die Dürre verantwortlich sind, auch der Eingriff des Menschen im Sahel dazu geführt hat, dass die Dürreperiode der 1970er und 1980er Jahre so katastrophale Ausmaße angenommen hatte.

Über den Autor

Björn Schüler wurde am 1982 im hessischen Bad Hersfeld geboren. Nach seinem Abitur begann er sein Studium in Marburg an der Lahn und beendete es mit einem Diplom in Soziologie und einem Bachelor in Betriebswirtschaftslehre. Schwerpunkte waren die Analyse sozialer Strukturen und Management. Bereits während seines Studiums beschäftigte sich der Autor mit Entwicklungszusammenarbeit in Afrika. Heute arbeitet er als Consultant in diesem Bereich.

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