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- „Indirekte Pflege“: Evaluation und Handlungsmöglichkeiten
Gesundheit
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» Buch bewerten Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Viele Mitarbeiter der stationären Altenhilfe beschweren sich zunehmend über den stetig wachsenden Zeitdruck ihrer Arbeit und darüber, dass kaum mehr Zeit für die einzelnen Bewohner vorhanden ist und so die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt. Die Dokumentation und die Pflegeplanung werden als große zeitliche Belastung innerhalb des Arbeitsalltags gesehen, wodurch dies von den Mitarbeitern meist als Pflichtaufgabe, nicht aber als nützliches Instrument pflegerischen Handelns wahrgenommen wird. In diesem Buch wird das Thema indirekte Pflege behandelt, ein Begriff, der neben der Dokumentation und Pflegeplanung auch andere, bewohnerferne Tätigkeiten erfasst, denn auch Tätigkeiten wie die Vorbereitung der medizinischen Versorgung bindet zeitliche Ressourcen, die anschließend nicht in die direkte Betreuung und Förderung der Bewohner investiert werden können. Der Autor beschreibt in diesem Buch die Inhalte und Gegenstände der indirekten Pflege und zeigt auf der Grundlage einer eigenen Evaluation sowie an zusätzlichen Ergebnissen aus der Pflegeforschung, den entstehenden zeitlichen Aufwand dieser Tätigkeiten auf. Des Weiteren werden die anteiligen Kosten, die durch indirekte Pflege in den Einrichtungen der stationären Altenhilfe anfallen, anhand der zu bezahlenden Personalkosten berechnet. Am Ende des Buches werden die verschiedenen Forschungsergebnisse interpretiert und daraus mögliche Handlungsanweisungen für das Management der stationären Altenhilfe formuliert. Mit deren Hilfe ist es möglich, den zeitlichen Aufwand für indirekte Pflegemaßnahmen zu reduzieren und dadurch den Mitarbeitern Zeit zu ersparen, die anschließend auf andere Bereiche des pflegerischen Arbeitens verteilt werden kann. Dies steigert nicht nur das Wohlbefinden der Bewohner, sondern zugleich die Mitarbeiterzufriedenheit und stellt somit eine große Herausforderung, aber auch Chance für das Management der stationären Altenhilfe dar.
Textprobe: Kapitel 2.2.1.3, Rechtliche Bedeutung der Dokumentation: Neben den oben genannten gesetzlichen Grundlagen besitzt die Pflegedokumentation noch eine andere rechtliche Bedeutung, nämlich die Absicherung bei einem eventuellen Schadensfall. Wenn eine zu pflegende Person einen Schaden während des Aufenthaltes in einer stationären Pflegeeinrichtung erleidet und sie dagegen gerichtlich vorgehen möchte, so muss bewiesen werden, dass dieser Schaden aufgrund einer unsachgemäßen Pflege entstanden ist. 'Hier kann ein gut geführtes Dokumentationssystem […] ein mögliches Beweismittel sein, die Ursächlichkeit zwischen Handlungen der Pflegekraft und dem eingetretenen Schaden zu verneinen' (vgl. NdsMS, 2004, Seite 25). Dies bedeutet allerdings auch, dass nicht oder fehlerhaft dokumentierte Pflegemaßnahmen innerhalb dieses Zeitraums zu einer Beweislasterleichterung oder sogar zu einer Beweislastumkehr führen können. Dies führt wiederum dazu, dass die stationäre Altenpflegeeinrichtung nachweisen müsste, dass fachlich korrekt gepflegt wurde, was sich im Zweifelsfall nur schwer beweisen lässt. Aufgrund von mangelnder Dokumentation gab es in Deutschland bereits Schmerzensgeldurteile zugunsten des Klägers, beispielsweise bei einem entstandenen Dekubitus. Eine fehlerhafte Dokumentation kann unter anderem vorliegen, wenn sie verändert oder Teile der Dokumentation unleserlich gemacht wurden. Die Veränderung oder die komplette Streichung einer Passage aus der Pflegedokumentation ist nicht erlaubt und kann durch ein Gericht als Urkundenfälschung nach § 267 Abs. 1 StGB gewertet werden und somit mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden. Falls man sich während des Dokumentierens verschreibt, muss man dies so aus dem Bericht streichen, dass es trotzdem noch lesbar bleibt. Die Verwendung von Bleistiften oder Füllfederhaltern ist untersagt, da die Aufzeichnung rückstandslos verändert werden könnte. Auch die Verwendung eines falschen Handzeichens oder die reine Unleserlichkeit des Handzeichens kann dazu führen, dass die Dokumentation als fehlerhaft betrachtet wird, bis die Pflegekraft gefunden wird, die für den Eintrag verantwortlich ist. Sie muss dann beweisen, dass alle Pflegemaßnahmen ordnungsgemäß durchgeführt wurden. Die rechtliche Absicherung durch die Pflegedokumentation ist allerdings nicht der Hauptgrund für eine umfangreiche Dokumentation, sondern nach dem Pflegedirektor des Klinikums der Universität München, Peter Jacobs nur ein 'Abfallprodukt'. Im eigentlichen Sinne dient die Dokumentation der Information anderer an der Pflege beteiligten Personen, sowie der Verlaufskontrolle (vgl. LMU, 2010, Seite 29). 2.2.2, Gruppenübergabe und Teamsitzungen: Ein weiterer Arbeitsschritt der zur 'indirekten Pflege' gezählt werden kann sind die Gruppenübergaben und die Teamsitzungen. Bei der Gruppenübergabe handelt es sich um eine mehrmals täglich wiederholende Informationsweitergabe zwischen den einzelnen Mitarbeitern der Früh-, Spät- und Nachtschichten. Die Inhalte der Dienstübergabe sind neben den Fallbesprechungen auch Fragen zur Organisation der nächsten Arbeitsschritte, aber auch die Reflektion der Abläufe und die Besprechung von Möglichkeiten zur Fehlervermeidung und Arbeitsoptimierung. Alle pflegerelevanten Informationen über den Patienten sollen während der Dienstübergabe vermittelt werden, um die Kontinuität der Pflege über 24 Stunden sicherzustellen. Die Übergabe soll ebenfalls zur Beziehungspflege innerhalb des Teams dienen und die Möglichkeit bieten, dringende organisatorische Probleme, beispielsweise den Dienstplan, auf direktem Weg zu klären. Die Dienstübergabe ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, ist aber mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Pflegealltags in der stationären Altenhilfe geworden. Sie sollte so in den Arbeitsalltag integriert sein, dass sie im Dienstplan berücksichtigt ist und nicht als Ersatzpause verwendet wird (vgl. Mötzing/Wurlitzer, 2006, Seite 95). Die Dauer einer Dienstübergabe variiert je nach Bewohnerzahl, wobei die Übergabe zwischen dem Frühdienst und dem Spätdienst, aufgrund der hohen Zahl der anwesenden Mitarbeiter, den größten Zeitaufwand mit sich bringt. Die Teambesprechung hingegen dauert mit bis zu zwei Stunden deutlich länger, allerdings findet sie nur ein bis zwei Mal im Monat statt. An der Teambesprechung sollen alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter teilnehmen, um sich gemeinsam auszutauschen und zu informieren. Falls es notwendig ist, kann ebenfalls nicht direkt an der Pflege beteiligtes Personal teilnehmen, beispielsweise der Küchenchef oder der Verwaltungsleiter. Die Teambesprechung soll die Zusammenarbeit auf der Station erleichtern und zwischenmenschliche Probleme beheben. Außerdem werden Themen wie die Dienstplangestaltung oder Belange der Einrichtung angesprochen (vgl. Sittler/Kruft, 2009, Seite 34). Teil der Teambesprechung ist ebenfalls die Fallbesprechung, während der neue Pflegepläne entwickelt oder bereits vorhandene aktualisiert werden. Hierbei werden anhand der unter Punkt 2.2.1.2.6. genannten Pflegeberichte die Probleme der pflegerischen Betreuung thematisiert und falls nötig vorhandene Pflegeziele bzw. Pflegeplanungen verändert. Auch die Teambesprechung ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, allerdings ist eine aktuelle Pflegeplanung wichtig für den Medizinischen Dienst der Krankenkassen.
Manuel Sedlak, B.A. wurde 1986 in Würzburg geboren. Sein Studium der Sozialwirtschaft an der evangelischen Fachhochschule Nürnberg schloss er im Jahr 2011 erfolgreich ab. Bereits vor seinem Studium sammelte der Autor umfassende Erfahrungen im Pflegebereich. Dabei erkannte er, dass sich immer mehr Mitarbeiter in stationären Seniorenheimen über den wachsenden Zeitdruck sowie die zeitraubende Dokumentationsarbeit beschweren. Dies motivierte ihn, dieses Thema genauer zu beleuchten und vor allem Verbesserungsmöglichkeiten zu entdecken und aufzuzeigen.