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Gesundheitswissenschaften

Veronika Wilske

Einstieg in den Konsum illegaler Drogen im biografischen Kontext

ISBN: 978-3-95684-480-5

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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 56
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Konsum besonders von illegalen Drogen kann weitreichende Konsequenzen in vielen Lebensbereichen haben. Um die Konsumprävalenzen weiter reduzieren zu können ist es nötig, Faktoren zu kennen, die den Einstieg in den Konsum begünstigen. Die vorliegende Arbeit befasst sich daher mit Entwicklungsaufgaben, kritischen Lebensereignissen, Peergruppen, personalen Faktoren und Gatewaytheorien am Beispiel Prä-Konsum und Konsum in der Familie und untersucht die jeweiligen Themen im biografischen Kontext. Hierfür wurden narrative Interviews durchgeführt und die Ergebnisse in einem Modell grafisch dargestellt. Diese Ergebnisse geben für suchtpräventive Maßnahmen wichtige Anhaltspunkte, können aber auch in Therapie und Rückfallprophylaxe hilfreich sein.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Erklärungsmodelle für die Entwicklung substanzbezogener Störungen: Für die Erklärung der Sucht- oder Abhängigkeitsentwicklung existieren viele Theorien, die teilweise aufeinander aufbauen, sich ergänzen oder auch komplett konträr oder parallel gesehen werden können. Um einen umfassenden, aber dennoch überschaubaren Überblick zu erhalten, ist die Einbeziehung von Faktoren unterschiedlicher Bereiche aus dem Lebensumfeld sinnvoll. Da die einzelnen Faktoren sehr vielzählig und weitgreifend sind, werden die wichtigsten in Oberbegriffe zusammengefasst und dargestellt. Bedeutende Ansatzpunkte sind Entwicklungsaufgaben, kritische Lebensereignisse und Persönlichkeitsmerkmale. Sie haben einen direkten Bezug auf den Lebenslauf und die personale und körperliche Entwicklung. Weitere wichtige Ansätze sind die Peergruppen und Gatewaytheorien. Die Gatewaytheorien besagen, dass bestimmte Gegebenheiten im Umfeld wie Familie, Schule oder Freunde den Einstieg in den Konsum begünstigen. Die genannten Faktoren umfassen den Lebensraum eines Menschen und entwickeln sich aus und durch diesen, stehen also in einer engen Wechselbeziehung miteinander. Viele Erklärungsansätze oder –modelle beschreiben aber auch eine Form der Resistenz, welche die Angriffsfläche der einzelnen Faktoren minimiert oder gar beseitigt. Universell gesehen sind dies beispielsweise personale Ressourcen wie ein hohes Selbstwertgefühl und eine effektive Bewältigungskompetenz (Filipp, 2002), aber auch soziale Ressourcen, wie Unterstützung durch Freunde und Familie. Hauptsächlich soll die Entscheidung zum Konsum überhaupt geklärt werden, darüber hinaus in Ansätzen die Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung durch psychotrope Substanzen. Daher ist auch der Schritt vom Erst- oder Probierkonsum im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter zu einem regelmäßigen Konsum, bzw. Missbrauch und Abhängigkeit zu bearbeiten. 3.1, Entwicklungsaufgaben: Nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene in allen Altersstufen haben normative Entwicklungsaufgaben zu erfüllen (Faltermaier, Mayring, Saup & Strehmel, 2002). Es werden nach Lohaus und Klein-Heßling (2006) fünf Entwicklungsstufen unterschieden - vom Kleinkind im Vorschulalter über Schuleintritt und –wechsel, Pubertät und Jugendalter sowie das Erwachsenenalter bis hin zum Renteneintritt im höheren Alter. Da im Kleinkindalter wichtige motorische, soziale und kognitive Grundsteine gelegt, diese in der Schulzeit weiter ausgebaut werden und die Pubertät eine wichtige Orientierungsphase hinsichtlich der Identitätsentwicklung und Distanzierung von den Eltern darstellt (Silbereisen, 2001 Erikson, 1999 & Harvighurst, 1976 in Rothgang, 2009), sollen diese drei Phasen genauer betrachtet werden. Auch wenn im höheren Alter der Alkohol- und Medikamentenkonsum zunimmt und Suizide ab 65 Jahren deutlich häufiger vorkommen als in jüngeren Jahren (Lohaus & Klein-Heßling, 2009), hat dies keinen bedeutenden Einfluss mehr auf das Verhalten illegalen Substanzen gegenüber. 3.1.1, Kleinkindalter: In diesem Alter ist die Prägung durch die Eltern sehr intensiv und grundlegend. Eltern müssen erkennen, was ihr Kind benötigt ohne verbal kommunizieren zu können und demzufolge adäquat handeln. Die Kinder benötigen dieses Verstandenwerden für eine solide Bindung zu den Eltern und für ihre weiteren Entwicklungsschritte. Damit ist hier schon das Fundament für die spätere Bewältigung der Entwicklungsaufgaben gelegt. Im Kindergarten oder in der Kinderkrippe wird besonders das Sozialverhalten unter Gleichaltrigen erlernt und durch richtiges Lenken und Üben auch das protektive Gesundheitsverhalten. Allerdings wird durch die Festigung unangemessenen Verhaltens die ‘soziale Integration […] gefährdet und das Risiko für gesundheitsriskantes Verhalten (z. B. in Bezug auf den Missbrauch legaler und illegaler Drogen im Jugendalter […]) steigt’ (Lohaus und Klein-Heßling, 2009, S. 165). Ein gutes Zusammenwirken von Eltern, Familie und Kindergarten/-krippe ist demnach die Basis, auf der eine gute und gesunde Erziehung im Sozialen, Kognitiven und Sprachlichen aufgebaut wird und im weiteren Sinne der Konsum abhängigkeitsgefährdender Substanzen verhindert oder zumindest hinausgezögert werden kann. 3.1.2, Primarstufe und Schulwechsel: Diese Altersstufe sowie die gesamte Adoleszenz sind entscheidend für die Bildung von Selbstwertgefühl, -wirksamkeit, -konzept und Bedrohungserleben (Lohaus & Klein-Heßling, 2009). Auch die Verhaltensregulation spielt eine große Rolle, besonders in Bezug auf ungerechtes Verhalten Anderer und die Beurteilung durch Lehrer oder andere Schüler. Der Wechsel auf eine weiterführende Schule kann als Herausforderung oder auch als Bedrohung erlebt werden. Die Angst vor Überforderung oder sogar Scheitern kann eine erhebliche Belastung darstellen, die eine Unterstützung durch Familie und Lehrer bedingt. Bleibt eben diese Unterstützung aus, bleibt von den oben genannten gesundheitlichen Entwicklungszielen das Bedrohungserleben übrig und wird sogar verstärkt, da keine adäquate Lösung erfolgt. Eine ausgewogene Mischung aus Anforderung und Unterstützung, wie in der autoritativen Erziehung, stärkt durch teilweise hart erkämpfte Erfolge sowohl die Leistungsbereitschaft als auch die Leistungskompetenz. Die Theorie des Modelllernens ist hauptsächlich in der frühen Kindes- und Schulzeit einzuordnen. Sie besagt, dass Menschen das Verhalten anderer Menschen beobachten und, sofern das Verhalten für sie verständlich und beispielhaft ist, übernehmen. Somit kommt dem Verhalten der Eltern oder anderer Vorbilder im Beisein der Kinder eine große Bedeutung zu, da es Auswirkungen für ihr lebenslanges Gesundheitsverhalten hat (Knäuper, 2002). 3.1.3, Pubertät und Jugendalter: Jugendliche lösen sich nach und nach vom Elternhaus, erproben sich in den verschiedensten Bereichen wie Schule, Ausbildung, Sport oder Finanzen. Aber auch der soziale Bereich wird getestet: Ihren Eltern gegenüber werden sie aufsässig und in Gleichaltrigengruppen bilden sich Hierarchien. So entwickeln junge Menschen ihre eigenen Normen und Werte, teils aus eigener Überzeugung, teils noch geprägt durch die Eltern, bzw. deren Erziehungs- und Lebensstil und teils durch die Einstellung der Freunde. Neue Freiheiten bedürfen einer höheren Selbstverantwortung. Einige Jugendliche sind dieser Herausforderung nicht gewachsen sind. Es entwickeln sich ein über der Norm liegendes riskantes Verhalten, die Stabilisierung gesundheitsschädlichen Verhaltens und soziale Auffälligkeiten, während der Einfluss der Eltern, Schule und anderer erzieherisch bedeutsamer Personen wie Großeltern oder Paten sinkt. Nach Petermann (2002) ist das Jugendalter die Entwicklungsstufe, in der Drogenmissbrauch erstmals eine Rolle spielt dieser verliert jedoch in der späteren Adoleszenz seinen Reiz (Friedrichs, 2002). Auch ist eine erhöhte Vulnerabilität durch vielfältige Übergänge wie die Ablösung vom Elternhaus, körperliche und psychische Veränderungen oder wechselnde soziale Bindungen vorhanden (Seiffge-Krenke, 1994), welche nicht immer durch Schutzfaktoren aufgefangen werden können. Typische Resilienzfaktoren für das Jugendalter sind nach der Kauai-Studie die ‘Entwicklung eines positiven Selbstkonzeptes und internaler Kontrollüberzeugungen’ (Niebank & Petermann, 2002 S. 84). Auch das allgemeine individuelle Gesundheitsverhalten entwickelt sich im Jugendalter, was durch das fehlende Verständnis für Langzeitfolgen riskanter Verhaltensweisen problematisch, jedoch durch die noch relativ flexible Einstellung veränderbar ist (Mittag, 2002). In jedem Fall muss unterschieden werden, ob die jeweilige Störung auf das Jugendalter begrenzt ist oder ob sie sich zu einem lebenslangen Problemverhalten entwickelt (Silbereisen & Reese, 2001). Im Jugendalter wird dem Probierkonsum eine Funktion in der Bewältigung der Entwicklungsaufgaben zugeschrieben und häufig als normal angesehen (Silbereisen, 1997 Roth & Petermann, 2006). Eine weitere kritische Gruppe Jugendlicher sind die Früh- und Spätentwickler. Erstere zeigen in der Kindheit ein eher unauffälliges Verhalten, verhalten sich aber in der Jugend problematisch und legen dieses Verhalten mit dem Eintritt in das Erwachsenenalter nicht ab (Weichold, Bühler & Silbereisen, 2008 in Weichold & Silbereisen, 2009). So können z. B. durch sowohl körperliche als auch psychische Frühreife riskante Verhaltensweisen verstärkt werden, was durchaus auch einen Einfluss auf den Konsum illegaler Substanzen haben kann (Farke, Graß & Hurrelmann, 2002). Man also kann davon ausgehen, dass fehlerhaft oder nicht erfolgte Entwicklungsschritte durch eine spätere inadäquate Problembewältigung ungünstige Auswirkungen, auch im Sinne des Konsums illegaler Drogen, zur Folge haben können. Daher ist der Faktor Entwicklungsaufgaben von großer Bedeutung für die Ätiologie des Drogenkonsums. 3.2, Kritische Lebensereignisse: Lebensereignisse werden als kritisch definiert, wenn ‘sie Folgen für viele Lebensbereiche und Aspekte der Alltagsgestaltung, d. h. einen hohen Wirkungsgrad besitzen’ (Filipp, 2002, S. 345). Im Allgemeinen werden jedoch nicht nur als negativ empfundene Interruptionen des Alltags als kritische Lebensereignisse gesehen, sondern auch eine positive wie Hochzeit, Schwangerschaft oder die Geburt eines Kindes gehören dazu. Bedeutsam ist lediglich das Ausmaß der Alltagsveränderung. Des Weiteren sind Faktoren wie Unkontrollierbarkeit und Assoziation mit negativen Gefühlen ausschlaggebend. Unkontrollierbarkeit bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Ereignisse meist nicht vorhersehbar sind und selbst wenn es auf Grund des Lebenslaufes mit einer hohen Wahrscheinlichkeit irgendwann geschehen wird, wie Tod eines Elternteils, Heirat oder der Eintritt in das Berufsleben, so ist in vielen Fällen der genaue Zeitpunkt nicht vorhersehbar und bestimmbar. Besonders für Menschen mit genauer Planung und/oder Ordnung in ihrem Leben kann dies ein sehr bedeutender Faktor für die Gewichtung eines Ereignisses sein, da ihr Ziel verschoben oder sogar blockiert wird. Mit negativen Emotionen behaftete Ereignisse werden stets als schwerwiegender betrachtet, wie in der Rangliste von Holmes und Rahe (1967) deutlich zu sehen ist, da die Heirat mit 50 Punkten genau die Mitte der Skala markiert und die 6 höher bewerteten Ereignisse sämtlich negativ zu bewerten sind.

Über den Autor

Veronika Wilske wurde 1981 in Kiel geboren. Nach einer Ausbildung und einigen Jahren Berufserfahrung im medizinischen Bereich begann sie ein Studium an der Universität Flensburg im Bereich Gesundheitswissenschaften, welches sie 2011 mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts erfolgreich abschloss. Praktische Erfahrungen im Bereich Sucht und Suchttherapie konnte sie schon während des Studiums sammeln. Während des anschließenden Masterstudienganges spezialisierte sie sich auf Menschen mit der Doppeldiagnose Sucht und psychische Störungen.

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