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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 02.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 128
Abb.: 16
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Makroökonomisch betrachtet steigt die Bedeutung des Wirtschaftsgutes Wissen. Es prägt immer deutlicher - wie vormals Rohstoffe und Produkte - die Strukturen ökonomischer Produktion. Produktionsmethoden, die bisher auf die Verarbeitung materieller Güter abgestimmt waren, werden zunehmend von einer Form der Wertschöpfung abgelöst, die ausschließlich Wissensgüter produziert. So bildet sich antagonistisch zu einer materiellen Ökonomie eine informationelle Ökonomie heraus. Für die letztgenannte Form der Ökonomie ist das gesellschaftlich dominierende Medium Internet als Produktionsmittel entscheidend, in dem ein Großteil des Wissens über Kommunikationsprozesse produziert und distribuiert wird. Durch die Qualität des Internets, Akteure aus den Sektoren der Ökonomie, Politik und Wissenschaft miteinander zu vernetzen, löst sich die Wissenswertschöpfung von den engen Grenzen des Ortes (auf Organisation beschränkte Arbeitsplätze), der Zeit (auf Organisation beschränkte Time Frames), des Sozialen (auf Organisation beschränkte Arbeitskräfte) und der Sachspezifik (auf Organisation beschränkte Expertise). Für das Management von Unternehmen bedeutet das, sich mit Wissenspotentialen anderer zu vernetzen. Eine Neuverknüpfung von internen Ressourcen des Unternehmens mit externem Wissen bei der Wertschöpfung wird somit notwendig. Dadurch erweitern sich die unternehmerischen Handlungsspielräume. Doch gleichzeitig steigert dies auch die Komplexität. Differenzen zwischen den interagierenden Systemen werden für das Management in Bezug auf den Ort (organisationsinterne und -externe Arbeitsplätze), die Zeit (Time Frames unterschiedlicher Organisationen), das Soziale (Arbeitskräfte innerhalb und außerhalb der Organisation) und der Sache (Expertisen, die sich nicht auf Organisation beschränken) problematisch. Folge: Wettbewerbsvorteile entstehen heute durch ein Management, das die Komplexität in den genannten Dimensionen steuern kann. Bei dieser Steuerung erweitern sich geschlossene Unternehmens-Produktionszyklen - die in der materiellen Ökonomie die Produktion prägen - in der Wissensökonomie zu einem offenen, interaktiven Arbeitsraum. Dies erfordert eine veränderte Organisation von Arbeit im Unternehmen. Dieser Steuerungsansatz verfolgt statt einer auf Kontrolle interner, geschlossener Arbeitsprozesse beschränkten Wertschöpfung die Abstimmung offener Kooperationsarbeit. Durch Kooperation wächst der Arbeitsraum vom Unternehmen zum Netzwerk an. Zu diesem Netzwerk gehören neben Organisationen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft auch einzelne Personen, sog. Netzarbeiter. Diese verfolgen selbst unternehmerische Ziele. Um die Ressourcen des Netzwerks aus Organisationen und Netzarbeitern zusammenzuführen und zu steuern, ist ein System in der Mitte der Akteure, ein sog. Intermediär, notwendig. Dieser bietet ein Kooperations-Management an. Seine Aufgabe ist: Ortung und Zusammenführung der Ressourcen. Mit Hilfe des Intermediär entwickeln Organisationen die Kooperationsfähigkeit die sie brauchen, um unter Beteiligung externen Ressourcen intern Erfolg zu haben.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Ressourcenorientierung in Zeiten der Netz-Kultur: Historisch gesehen war die gesellschaftlich/ökonomische Entwicklung immer von der Existenz zentraler Ressourcen, bzw. Wirtschaftsgüter abhängig. In diesem Zusammenhang lassen sich historische Phasen erkennen, ‘in denen jeweils bestimmte Wirtschaftsgüter im Vordergrund standen und die Struktur der Wirtschaft prägten.’ So gesehen übernahm der ‚Boden’ in Zeiten einer agrarisch orientierten Produktion diese prägende Strukturfunktion, während in Zeiten einer voranschreitenden Industrialisierung nacheinander die Güter von ‚Arbeit’, ‚Rohstoffe’ und ‚Kapital’ die Produktionsweisen bestimmten. Heute vollzieht sich diese Strukturierung zunehmend durch die Energiequelle des ‚Wissens’. 2.1, Netz-Wissen und das Ende institutionsbeschränkter Wertschöpfung: Dass das Wissen zunehmend die Strukturformationen der vergangenen Jahre ersetzt, kann man nicht zuletzt daran ablesen, dass Rohstoffe in den 90er Jahren einen Preisverfall von 60 % im Vergleich zu den 70er Jahre erlebten. Ähnlich drastisch verfiel in den letzten Jahrzehnten der Wert des Faktors Arbeit in unterschiedlichen industriellen Sparten. Zeitgleich mit der Abwertung von Rohstoffen und Arbeit nimmt der Produktionsfaktor Wissen bei der Produktion ‘einen Anteil von 60 bis 80% an der gesamten Wertschöpfung ein.’ Wissen ist damit zu der zentralen Produktivkraft unserer Zeit geworden. In nahezu allen Bereichen der Wertschöpfung ist der Anteil des Wissens gestiegen. Doch Wissen wird heute nicht nur in der Wirtschaft zum kritischen Steuerungsfaktor der (Re-) Produktion. Vielmehr ist es zu einem dominanten Steuerungsmedium nahezu aller Funktionssysteme der Gesellschaft geworden. ‘Die strategische und operative Steuerung der Ressource Wissen [gewinnt] für die Reproduktion von Gesellschaften eine vergleichbare Bedeutung wie das Management von Arbeit und das Management von Kapital.’ Fortan beginnen sich diese parallel mit dem Aufkommen des neuen Steuerungsmediums nicht nur koevolutionär zu verändern, bzw. zu entwickeln, sondern verschmelzen zunehmend miteinander zu untrennbaren Größen. So sind z.B. Wissen und Arbeit, bzw. Wissen und Kapital selbst im sprachlichen Gebrauch bereits zusammengewachsen. Systeme stellen im Zusammenhang durch das Medium des Wissens zunehmend ihre Operationsweise um. So ist die Operationsweise von Banken nicht mehr auf die Kapitalversorgung der Wirtschaft gerichtet, sondern verlagert sich immer stärker auf das Tauschen von Wissen (z.B. über Derivatenhandel). Und das geschieht globalvernetzt, über jede geographische Grenzen hinweg. Bei diesem Handel wird über das Wissen von Kurs- oder Preisverläufen anderer Güter auf anderen Märkten spekuliert. Dabei spielt die Beschränkung eines daraus resultierenden Gewinns durch den Gegenwert materieller Ressourcen (z.B. Gold) kaum noch eine Rolle. Der volkswirtschaftliche Wert gerät so zum reinen Zahlenspiel. Diese Operationen beruhen mittlerweile auf einer so hohen Wissensexpertise, dass das ‘komplexe, hoch organisierte und globale vernetzte Marktgeschehen eine Eigendynamik entwickelt, die von außen kaum noch durchschaubar, geschweige denn kontrollierbar ist.’ Doch auch auf der Ebene von Konzernen setzt man auf das Geschäft mit dem Wissen. Erst jüngst verkündete die Telekom ihre Kooperation mit dem Elektrokonzern ABB. ‘Ziel der Kooperation sei es, gemeinsame Lösungen für das Energienetz der Zukunft, das sogenannte Smart Grid, zu entwickeln.’ In diesem intelligenten Stromnetz der Zukunft soll eine ‘kommunikative Vernetzung und Steuerung von Stromerzeugern’ möglich werden. Auch im Consumer Bereich sind diese intelligenten Netz-Verknüpfungen angekommen. Und auch hier verbinden sich unterschiedliche Systeme zu Kooperativen innovativer Wissensproduktion. Die Rede ist von 355 Millionen Smart Phones weltweit und ihren unzähligen Anwendungsmöglichkeiten, sogenannten Apps. Neuesten Schätzungen zufolge werden bis zum Jahr 2013 mindestens 15 Milliarden Umsatz weltweit mit diesen Smart-Phone-Anwendungen erreicht sein. Eine lukrative Kooperation für die Beteiligten. Während Hersteller wie Nokia, Sony und auch Google die Mobilfunkgeräte anbieten, entwickeln Softwarehersteller Applikationen für nahezu jeden Spaß und jeden Verwendungszweck. Jedoch können sich nicht nur Agenturen um die Entwicklung dieser Anwendungen bemühen. Apple beispielsweise bietet auf dem eigens für diesen Markt geschaffenen Portal selbst jedem Einzel-Entwickler die Möglichkeit, seine Applikationen online zu stellen und zu verkaufen. Eine Wertschöpfung, die in dieser Arbeit eine große Rolle spielt, da sie eine Verknüpfung zwischen sozialen und personellen Systeme losgelöst von jeder räumlichen und zeitlichen Bindung ermöglicht. Man könnte die Liste mit Beispielen für intelligente, kooperative Wissenssysteme beliebig fortsetzen. Die oben aufgeführten Beispiele zeigen jedoch in ausreichendem Maß die wachsende Dominanz des Wissens als systemübergreifendes Steuerungsmedium. Aufgrund dieser umfassenden Wissens-Vernetzung innerhalb der Gesellschaft wird im Verlauf der Arbeit immer wieder von einer ‚Netz-Kultur‘ gesprochen. Angesichts der Dringlichkeit für neu aufkommende Steuerungsfragen in Bezug auf die Handhabung dieser Netz-(Wissens-)Kultur scheint es nur noch eine Frage von Zeit zu sein, wann es neben dem Finanz- auch ein Wissensministerium gibt. Doch wie sehen die Strukturveränderungen innerhalb der neuen Wissensordnung aus, die sich im Sektor der Wirtschaft vollziehen? Hier stellt man fest, dass ‘die Generierung neuen relevanten Wissens aus dem Wissenschaftssystem heraus in alle denkbaren gesellschaftlichen Bereiche [expandiert] und [sich] vervielfältigt in ‚multiple centers of experience‘, die operatives Wissen produzieren und verwalten und die somit in den gesellschaftlich umfassenden Prozess der Allokation und Dislozierung von Wissen eingreifen.’ Durch diese Entwicklung kann sich die Wertschöpfung immer weniger nur auf Wirtschaftsorganisationen beschränken, da sich über die Wirtschaft hinaus interessante Wissensverknüpfungen herstellen lassen. Folglich muss die Einteilung in eine streng funktional differenzierte Gesellschaft im Zusammenhang der Wissensproduktion zunehmend in Frage gestellt werden. Stattdessen werden Neu-Verschränkungen des Wissens über Funktionssysteme hinweg überall sichtbar. Im Zusammenhang mit dieser systemübergreifenden Wissens-Verschränkung zum Zweck der Wertschöpfung wird im Folgenden der Begriff der ‚informationellen Ökonomie‘ eingeführt. Für die informationelle Ökonomie bedeutet es, dass grundsätzlich überall Verbindungen zu ursprünglich nicht ökonomischen Prozessen hergestellt werden können, in denen die Wirtschaft mit nahezu allen anderen Systemen der Gesellschaft über jeden primär ökonomischen Zusammenhang hinweg verbunden ist. Wenn es jedoch zu einer grenzüberschreitenden Verbindung grundsätzlich autopoietischer Systeme kommt, muss man beachten, dass die Systeme ‘als Folge der Autonomisierung und operativen Abschließung […] ihre eigenen Spezialsprachen, Relevanzkriterien, Exklusionen und Eigen-Sinnigkeiten entwickeln und so die Kommunikation zwischen Spezialisten zum Problem werden lassen.’ Dieses Verständigungsproblem in der Sache gilt es zu überwinden, ehe man zu einer Kooperation im Sinne der zweiten These dieser Arbeit kommen kann. Wenn man die Vernetzung unter dem Aspekt der Kommunikation bewertet, muss man das spezifische Kommunikationsmedium in Abhängigkeit der Zeit betrachten. Hier rückt das Medium des ‚Internets‘ in den Fokus. Dieses Kommunikationsnetz macht es letztendlich möglich, die Begrenztheit einzelner Systeme zu überwinden und zu den Wissens-Netzwerken zu kommen, in denen Wissen grenzüberschreitend kommuniziert, produziert und distribuiert wird. Die Folge dieser Vernetzung sind ‘Innovations- und Zuliefernetzwerke, [die] neue Potentiale erschließen.’ Während sich Wissen in vorherigen Zeiten noch als Additiv in Ressourcen wie Arbeit, Kapital, Umwelt und Boden befand, ist heute das Wissen über die digitalen Netze explizit verhandelbar und damit auch neben den anderen Ressourcen gesondert zu nennen. Somit gewinnt Wissen über diese neuartigen Kommunikationsnetzwerke eine gewisse Unabhängigkeit und entwickelt dadurch eine eigene Dynamik. Im Vergleich zur bisherigen industriellen Fertigung erscheinen bei der nun entstandenen netzbasierten Wissensentwicklung die materiellen Güter nahezu völlig losgelöst bzw. als bloßes Beiwerk von Wissen. Auf diese Weise vollzieht sich einerseits eine Entkopplung von materieller und informationsbezogener Produktion immer deutlicher. Andererseits werden die materiellen Produkte zunehmend wissensbasierter und damit rekombiniert sich die materielle Produktion mit dem Wissen auf neue Weise. Damit ist die materielle und informationelle Ebene immer nur noch als Einheit von Differenz zu verstehen und letztlich nur in Verbindung miteinander zu betrachten. Jedoch dürfte sich heute die Gewichtung dieser Verbindung eindeutig zugunsten der informationsbezogenen (Produktions-)Ebene verschieben. Neben Marketingmaßnahmen entwickeln sich in Wirtschaftsorganisationen, die die neuen digitalen Kommunikationsnetze nur als erweitertes Interface für digitale Werbung und Kundenbeziehungen nutzen, auch immer mehr Mischformen handfester, vernetzter Wertschöpfung. Diese sind bekannt unter dem Namen Open Source bzw. –Innovation , Crowdsourcing und Cloud Computing und stehen sinnbildlich für eine voranschreitende ‘Entgrenzung, Entbetrieblichung’ von Wissenproduktionen und deren Verbreitung. Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie nicht mehr zu reduzieren sind auf (Wirtschafts-) Institutionen. Schon die metaphorische Namensgebung für diese neuartigen Arbeitsformen lässt den offenen, vernetzten und institutionsübergreifenden Charakter der Wissenskooperationen erahnen. Hier verbinden sich über digitale Kommunikationsnetze unterschiedliche Systeme und verschmelzen so unter dem Austausch von Wissen zu einer ‚anderen‘ Form von Wertschöpfung. Diesem Verständnis nach dürfen (Wissens-) Ressourcen zum Zweck von Wettbewerbsvorteilen nicht mehr zwangsläufig von denen anderer Organisationen abgegrenzt werden. Stattdessen müssen unterschiedliche Potenziale gesucht werden und sich einander ergänzen. So bilden sich institutionsübergreifende Ereignisketten, die immer neue Konstellationen der Wertschöpfung aufweisen können.

Über den Autor

Benjamin Holtz: Als Diplomkommunikationswirt beschäftige ich mich seit vielen Jahren mit der Erforschung von Transformationsprozessen, die mit der zunehmenden Vernetzung der Gesellschaft zu tun haben. Meine fachliche Qualifikation zur Beurteilung dieser Prozesse erarbeitete ich mir durch ein Studium der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste in Berlin. Hier studierte ich Strategisches Marketing, Neue Medien und Wirtschaftswissenschaften. Seit dem Ende meines Studiums bin ich als strategischer Kommunikationsberater tätig. Meine Forschungs- und Beratungstätigkeit stützt sich jeher auf Beobachtungen veränderter Kommunikationsstrukturen unterschiedlicher gesellschaftlicher bzw. kultureller Systeme. Basierend auf einer methodologischen Grundlage der allgemeinen Systemtheorie Niklas Luhmanns und der Mediengeschichte Michael Gieseckes entstehen Erkenntnispotentiale, die ich dazu nutze, Teilbereiche des strategischen Managements mit Veränderungen im Bereich der Wirtschaftswissenschaften zu verbinden, zu aktualisieren und weiterzuentwickeln. Auf diese Weise entstehen Wissens-Synergien, die ein Verständnis über die Transformation von Organisation und Arbeit durch vernetztes Wissen in einer Netz-Kultur ermöglichen. Dieses Verständnis gebe ich durch strategische Beratungsarbeit weiter.

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