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Moritz Jacobi

Ökologische Ökonomie und Monetarisierung der Umwelt. Was kostet die Welt?

ISBN: 978-3-8428-8494-6

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 09.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 64
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Studien zufolge sollen Bienen der menschlichen Wirtschaft Beträge in Milliardenhöhe zuarbeiten. Artenschutz bringt eine Rendite, von denen Hedgefonds nur träumen können. Und wussten Sie, dass Mangroven und Sümpfe die teuersten Landflächen sind, die es gibt? Die in jüngster Zeit vorangetriebene monetäre Inwertsetzung von Ökosystemen stellt ein interdisziplinäres Feld dar, in dem sich neben ökonomischen, werttheoretisch-philosophischen und psychologischen auch biologische und ästhetische Wissensformen vermengen. Sie ebnet diverse Qualitäten in simple Geldwerte ein - ist also auch ein semiologisches Thema - und dient doch gleichzeitig als Instrument zur Differenzierung vormals diffuser Naturvorstellungen. Sie setzt Distanz und Entfremdung zum Gegenstand voraus, kann ihn aber unter Umständen auch in das Selbstverständnis der Subjekte reintegrieren. Das Thema ist aus der ökonomischen Okkupation mit Fokus auf die Evaluation gegenwärtiger Ökosystemleistungen herauszulösen und in einen breiteren, auch für Laien verständlichen und für die Ökonomik unsichtbaren Kontext zu stellen. Schließlich geht es um eine langfristige, grundlegende Neuausrichtung der alltäglichen Aneignung von Natur, womit das Thema alle Geisteswissenschaften etwas angeht.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Diskursanalytischer Teil: Im Folgenden stehen makrogeschichtliche Paradigmenwechsel der Ökonomie und Biologie im Vordergrund, die das historische Auftreten der Inwertsetzungsstrategien plausibel machen. Es sollen der ideengeschichtliche Hintergrund, vor dem sich die Praxis der Inwertsetzungen heute abzeichnet, skizziert und die Grundlage für kritische Auseinandersetzung entlang meiner eingangs formulierten Fragen gelegt werden. 2.1, Ökonomik: Die heutigen Geisteswissenschaften haben mit Ausnahme der Soziologie und Philosophie ein regelrechtes Ökonomiedefizit, dem mit der gelegentlichen Zitation von Marx oder Max Weber noch lange nicht abgeholfen ist. Für eine kulturgeschichtliche Verortung der Theorie und gegenwärtigen Praxis des Monetarisierens von Natur ist es jedoch unumgänglich, sich mit der Entwicklung zweier wichtiger Agenten dieses Prozesses in der modernen Ökonomik genauer auseinanderzusetzen: Dem Naturverständnis der Wirtschaftstheorie einerseits, sowie dem Konzept der Externalität andererseits. Auf die Rolle des Geldes wird im synthetischen Teil eingegangen. 2.1.1, Vom Verschwinden der Natur...: »C'est toujours la terre qui est la première et l'unique source de toute richesse.« Boden galt in der vorklassischen Ökonomik entweder als einzige wirkliche Wertquelle oder doch zumindest als die ›halbe Miete‹. Die Wirtschaft bestand demnach lediglich in der Verteilung des Reichtums, den der Landwirt in Form von Überschüssen erzeugt. Von den Anfängen der modernen Volkswirtschaftslehre bei William Petty über die Physiokraten und Locke bis zu Ricardo stand Natur in Form des Bodens als autonomer Produktionsfaktor in den Theorien der Wertschöpfung. So galt für Petty, »[t]hat Labour is the Father and active principle of Wealth, as Lands are the Mother«. Doch fand diese »Natur als Produktivität (natura naturans)« damals nie Ausdruck in einer Formel. Mit Adam Smith begann die Naturverdrängung. Der Markt funktionierte in der klassischen Ökonomik seit Wealth of Nations nach eigenen Gesetzen, als autarke Sphäre, in der weitgehend egoistische, rationale Nutzenmaximierer als Subjekte interagieren, und deren emergente Phänomene zunehmend in formelhafte Gesetzmäßigkeiten fixiert wurden. Natur verblieb als ausbeutbares Reservoir, als passives Objekt menschlicher Umformung und Mittel zum Zweck. Sie wurde entweder als unbegrenzt gedacht und somit als preislich nicht darstellbar - z.B. noch in der Theorie Böhm-Bawerks, der aber immerhin von der »Naturdotation« des produzierenden Menschen wusste - oder sie wurde als bloßes Residuum der menschlichen Produktionsmittel in Kapital und Arbeit aufgelöst. Wo von Ausbeutung und Zerstörung der Natur durch den Industrialisierungsprozess die Rede war, wurde doch die Prämisse von Naturdingen als außerökonomischen Gegebenheiten nicht angetastet. Ein prominentes Beispiel ist Marx. Auch er nannte als »Springquellen« allen Reichtums »die Erde und den Arbeiter«. Er begriff die Natur jedoch nie als rechnerisch oder preislich darzustellende selbsttätige Produktivkraft in ihrer Ganzheit. Es gab zwar in der Ökonomik weiterhin ein Naturbewusstsein, doch verblieb dieses auf der Ressourcenseite, etwa in Bezug auf Böden oder Kohle. 2.1.2, ...und ihrer Renaissance: »[W]ho estimates the value of the crop which Nature yields in the still wilder fields unimproved by man?«. Kritik an dieser Ausgrenzung der Natur aus der volkswirtschaftlichen Produktionsfunktion wurde im 20. Jahrhundert auf verschiedene Weise - zuerst in den USA - formuliert, oft als volkswirtschaftliche Kritik am Kapital als Geld, das in nur noch loser Verbindung mit den physischen Gütern, die es bezeichnet, ›Geld heckt‹. In der Geschichte der (Vorläufer)Ideen der Ökologischen Ökonomik und der Umweltökonomik, auf die ich mich in diesem Zusammenhang beschränke, begann dies mit Chemienobelpreisträger F. Soddy. Er betrachtete Ökonomie als Maschine unter dem Aspekt der Thermodynamik, d.h. als etwas, das kontinuierlich Energie benötigt. Er kritisierte die Wachstumsillusion, die durch die ständige Vermehrung der bloßen immateriellen Geldwerte (v.a. des Buch- oder Giralgelds) unter Missachtung elementarer physikalischer Gesetzmäßigkeit erzeugt werde. »Money now is the NOTHING you get for SOMETHING before you can get ANYTHING.« Dieses Argument wird bis heute gern bedient. A.C. Pigous Arbeit The Economics of Welfare (1920) nahm bereits Bezug auf die Auswirkungen der Wirtschaft auf die Natur. Danach benannt ist die Pigou-Steuer, die den Produzenten mit den Kosten von ihm verursachter Schäden belasten soll (s.u. Externalität). N. Georgescu-Roegen entwickelte Soddys Gedanken weiter und beschrieb Ökonomie als einen Organismus, der, wie andere Lebensformen auch, Stoffe und Energie zur Selbsterhaltung aufzehrt und dadurch insgesamt das Entropieniveau seiner Umwelt ständig erhöht. Dabei ist das Entscheidende der phänomenologische Charakter dieser Entropie, denn sie bezeichnet im Prinzip das Verhältnis von Energie, die dem Menschen zur Verfügung steht, zu solcher, auf die er keinen Zugriff hat. Wirtschaftlich ist aus dieser Sicht nur Produktion, die energetisch optimal arbeitet hier liegen auch die Wurzeln des Ökoeffizienzdenkens. Ein Beispiel ist der Verzehr von Fleisch, dessen Herstellung viel mehr Energie benötigt, als Nahrung aus dem unteren Teil der Ernährungspyramide (z.B. Getreide), und zwar weit über dem entsprechenden Verhältnis der Nährwerte und Kalorien.

Über den Autor

Moritz Jacobi wurde 1986 in Berlin geboren und studierte von 2005-2008 Europäische Ethnologie und Regionalstudien/Asienwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach journalistischen Auslandsreisen in Malaysia, Indonesien, und Singapur setzte er sein Studium von 2008-2011 im Fach Kulturwissenschaft fort, wo er 2011 bei Hartmut Böhme und Natascha Adamowsky abschloss. In dieser Zeit entwickelte sich zusätzlich sein fachliches Interesse an ökologisch-sozialen Themenfeldern, auch inspiriert durch die Mitarbeit am, von Georg Toepfer publizierten, Historischen Wörterbuch der Biologie (Metzler Verlag). Seither arbeitet er als freier Übersetzer und Lektor für zahlreiche Unternehmen und schreibt als Autor der Reisehandbuchreihe Stefan Loose an den Titeln ‘Indonesien’, ‘Malaysia, Singapur und Brunei’ sowie ‘Bali und Lombok’ mit.

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