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Pädagogik & Soziales

Nursel Erdogan-Kartaloglu

Berufswahl: Sozialisation und Identität bei türkischstämmigen weiblichen Jugendlichen

Ansätze einer Lebenswelt- und Ressourcenorientierten Sozialen Arbeit

ISBN: 978-3-8366-8727-0

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 02.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die türkischstämmigen weiblichen Jugendlichen haben Aufgrund der doppelten Benachteiligung durch ihr Geschlecht und ihre nationale Herkunft deutlich schlechtere Karten im Rennen um die begehrten Ausbildungsplätze. Bedingt durch ihren Migrationshintergrund und ihre spezifische Lebenssituation haben sie zusätzliche Entwicklungsaufgaben zu bewältigen, die sich erschwerend auf ihre Identitätsfindung im Allgemeinen und ihre Kompetenzen hinsichtlich eines erfolgreichen Berufswahlprozesses im Speziellen auswirken können. Die türkischstämmigen weiblichen Jugendlichen verfügen jedoch über verschiedene Ressourcen zur Bewältigung dieser Aufgaben, die von den Angeboten der Sozialen Arbeit aufgenommen werden müssen, um ihnen eine effektivere Hilfestellung bieten zu können. Mittels Literaturrecherche wird die spezifische Situation von türkischstämmigen weiblichen Jugendlichen im Hinblick auf ihren Berufswahlprozess untersucht. Es werden die Sozialisationsbedingungen und die Umstände zur Identitätsfindung bearbeitet und in Zusammenhang zu den Ursachen eines erfolgreichen Berufwahlprozesses gebracht. Anhand der Erkenntnisse werden die Konsequenzen und Anforderungen an die Soziale Arbeit erläutert.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.2, Identität und soziale Interaktion nach Krappmann: Krappmann hat die interaktionistische Identitätstheorie von G.H Mead und Goffman in seiner soziologischen Identitätstheorie aufgegriffen und weiterentwickelt. Krappmann definiert Identität als «Leistung, die das Individuum als Bedingung der Möglichkeit zur Beteiligung am Kommunikations- und Interaktionsprozess zu erbringen hat». Identität ist für ihn kein stabiler Besitz, sondern entwickelt sich lebenslang weiter. Identität muss daher in sozialer Interaktion immer wieder neu hergestellt und dargestellt werden. Die Bildung von Identität hängt somit nicht zuletzt vom Erfolg der Interaktion ab. Zur genaueren Definition unterscheidet Krappmann, angelehnt an Goffmann, zwischen persönlicher und sozialer Identität, die beide zueinander im Widerstreit stehen. « in der biographischen Dimension der persönlichen Identität wird vom Individuum verlangt, zu sein wie kein anderer. In der horizontalen Dimension der sozialen Identität dagegen wird das Individuum betrachtet, also ob es mit den vorgegebenen Normen voll zur Deckung zu bringen sei. In dieser Dimension wird ihm folglich zugeschrieben, zu sein wie alle anderen () Zwischen ihnen zu balancieren, ist die Leitung des Individuums, die als Ich-Identität bezeichnet werden soll». Da es Individuen nicht möglich ist, alle an sie gestellten Erwartungen zu erfüllen, müssen sie sich so verhalten, ‘als ob’ sie den Erwartungen entsprechen. Sie bemühen sich somit um ‘Scheinnormalität’. Die Bedeutung dieses ‘Als ob’-Verhaltens liegt darin, dass der Mensch den Anschein erweckt, er ordne sich den allgemeinen Erwartungen unter, um gleichzeitig den Anschein seiner Einmaligkeit zu betonen. Ein Individuum hat nun die Möglichkeit sich der Balance zu entziehen, indem es sich entweder den Erwartungen anderer anpasst oder sie ignoriert. Beide Strategien führen nach Krappmann jedoch auf Dauer zu psychischen Schäden. Werden die Anforderungen verweigert und die Individualität zu stark behauptet, ist es nicht mehr in der Lage, den Balanceakt der Scheinnormalität aufrechtzuerhalten. Lehnte das Individuum wiederum die ihm zugeschriebene Einmaligkeit total ab, würde es eine integrierende Lebensgeschichte leugnen und sich einseitig den angebotenen Erwartungen unterwerfen. Aus Krappmanns Sicht lebt die Errichtung einer individuierten Ich-Identität von Konflikten und Ambiguitäten und jede Interaktion hinterlässt, alleine schon aufgrund von sprachlichen Missverständnissen, Diskrepanz und Konflikte. Die Sprache bildet bei ihm, wie auch bei Mead, das Hauptelement in der Vermittlung der eigenen Identität. Interaktion ist somit für das Individuum immer mit einem Gewissen Grad an Frustration, mit dem es leben lernen muss verbünden. Eine gelungene Identität beruht so nicht nur auf einer geglückten Balanceleistung, sondern auch auf der Tolerierung von Inkonsistenzen und Konflikten. Eine erfolgreiche Balanceleistung, die zur Wahrung der Identität führt, wird nach Krappmann entscheidend von ‘identitätsfördernden Fähigkeiten’ beeinflusst: Ambiguitätstoleranz, Rollendistanz und Empathie. Ambiguitätstoleranz ist die Fähigkeit, konkurrierende und widersprüchliche Erwartungen und Bedürfnisse wahrzunehmen und nebeneinander zu dulden und sie in die Handlungsstrategie aufzunehmen. Nach seiner Ansicht ist die Ambiguitätstoleranz die entscheidendste Fähigkeit für die Identitätsbildung. Rollendistanz ist die Fähigkeit, sich über die Anforderungen von Rollen zu erheben, um auswählen, verneinen, modifizieren und interpretieren zu können. Rollendistanz ermöglicht also den notwendigen Abstand zur eigenen Rolle. Bei der Empathie versetzt sich das Individuum in die Rolle des Kommunikationspartners, um die eigene Rolle in der Interaktion festlegen zu können. Nur dann ist die Interaktionsbeteiligung des Individuums möglich. Gemeint ist hier nicht Einfühlungsvermögen in die Lage des anderen, sondern kognitive Erkenntnis.

Über den Autor

Nursel Erdogan-Kartaloglu wurde 1975 im Südosten der Türkei geboren und migrierte mit 17 Jahren, nach dem Abschluss der Matura, in die Schweiz. Ihre Ausbildung als Sozialarbeiterin schloss sie im Jahr 2008 an der Fachhochschule (FHNW) für Soziale Arbeit erfolgreich ab. Durch ihre eigene Migrationserfahrung und ihre berufliche Arbeit mit Jugendlichen entwickelte die Autorin besonderes Interesse an dem Sozialisationsprozess der heranwachsenden türkischen Frauen in der Diaspora. Sie lebt mit ihrer Tochter in Zürich.

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