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Pädagogik & Soziales

Anke Schneider

Familienzentren nach dem Early Excellence Konzept. Praktische Umsetzung in einem Stadtteilprojekt

Bearbeitete Neuausgabe

ISBN: 978-3-96146-928-4

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 12.2022
AuflagenNr.: 1
Seiten: 140
Abb.: 75
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die aktuelle politische Diskussion hinsichtlich der pädagogischen Betreuung von Kindern unter drei Jahren ist geprägt durch die Entscheidung, die Anzahl der Krippenplätze bis 2013 spürbar zu erhöhen. Meinungen hierzu werden häufig hinsichtlich der Bedeutung der Fördermöglichkeiten für die Kleinsten geäußert Bedenkenträger argumentieren eher gegen die frühe Trennung von Kind und Familie, wobei sie eher die Mütter meinen. Das vorliegende Buch zeigt einen dritten Weg auf – den der Familienzentren. Ausgehend vom britischen Modell der Early Excellence Centre (EEC) wird aufgezeigt, aus welchen Ressourcen die Zusammenarbeit von Eltern und PädagogInnen gemeinsam mit den Kindern, aber auch für die Kinder schöpfen kann. Da das Modell der EEC seit einigen Jahren zunehmend an Einfluss auf die Gestaltung von Familienzentren in Deutschland gewinnt, werden zuerst der pädagogische Ansatz, der ethische Code, aber auch die Beobachtungs- und Dokumentationsinstrumente der Centre erläutert. Die Historie der EEC in Deutschland ist des Weiteren durch die Adaption des Pestalozzi-Fröbel-Hauses in Berlin gekennzeichnet. Hier wurde erstmalig in einem Modell erfolgreich versucht, die Implementierung des Konzeptes in eine bereits existierende Kindertagesstätte umzusetzen. Im Folgenden wird dargestellt, wie es in der Praxis gelingen kann, eine pädagogische Einrichtung nach dem Early Excellence Modell zum Familienzentrum umzugestalten. Es werden anhand des Stadtteilprojektes KliK in Goslar der Arbeitsansatz, die Möglichkeiten der Implementierung der pädagogischen Strategien und die konkrete Anwendung im Alltag transparent dargestellt. Im empirischen Teil finden Sie Ergebnisse der Befragung von Eltern, die das Familienzentrum mit ihren Kindern besuchen. Diese wurden sehr gezielt um eine Rückmeldung bezüglich ihrer Wahrnehmung des vorher beschriebenen Arbeitsansatzes gebeten. Abschließend werden ebenfalls Ideen dazu entwickelt, welche Schritte bedacht werden sollten, um eine bereits erfolgreich tätige Kindertagesstätte auf dem Weg zum Familienzentrum zu begleiten.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3.2, Das Konzept des Early Excellence Centre in Berlin: Das Projekt EEC startete im Januar 2001 mit einer sehr intensiven Fortbildungszeit für alle pädagogischen Fachkräfte und wurde in den darauf folgenden Monaten, wenn auch zeitlich nicht mehr so eng gefasst, fortgesetzt. Erste Fortbildungsinhalte waren die Auseinandersetzung mit den konzeptionellen Schwerpunkten der Arbeit des Pen Green Centres und die Festlegung der Rahmenbedingungen in der eigenen Kita. Ergänzt wurden diese Inhalte durch neue Raumgestaltungkonzepte, Beobachtungsinstrumente und die Überlegungen zu veränderten Tagesabläufen. Erst im August 2001 begann die Einrichtung in der Schillerstraße damit, die Fortbildungsinhalte auf die Arbeit umzusetzen. Insbesondere der Aufbau des Familienzentrums bedurfte nochmaliger Veränderungen. Da die Kita Schillerstraße keine frei stehenden bzw. ungenutzten Räume hatte, wurde die Zahl der zu betreuenden Kinder von 136 auf 110 reduziert. Dafür wurden die Plätze, die durch Abmeldungen frei wurden, nicht wieder neu vergeben. Auf diese Weise war es möglich zwei Räume inhaltlich neu zu nutzen. Auch ein Bereich für offene Eltern-Treffs wurde geschaffen, in dem Begegnungen der Eltern untereinander, aber auch zwischen Erzieherinnen und Eltern ohne vorherige absprachen, Termine o.ä. möglich sind. Weiterhin wurden Möglichkeiten gestaltetet, Seminare und Veranstaltungen stattfinden zu lassen, Mitarbeiter- oder Elterngespräche in Ruhe durchzuführen und Räume abends oder an Wochenenden der Nachbarschaft (z.B. für Feste) zur individuellen Nutzung überlassen zu können. Auch externe Einrichtungen nahmen die Angebote zur Raumnutzung zunehmend häufiger war, so dass nach einiger Zeit regelmäßig PEKiP-Kurse, aber auch Krabbel-Gruppen stattfanden. Das PFH formulierte die Zielsetzung für sein EEC-Modell wie folgt: - regelmäßige Beobachtung sowie systematische Dokumentation der Bildungsprozesse der Kinder unter einem ressourcen- und stärkenorientierten Blick. - ständiger fachlicher Austausch der pädagogischen Fachkräfte und Entwicklung von Angeboten bzw. pädagogischen Herausforderungen aufgrund der Beobachtungen. - enge Zusammenarbeit und intensiver Austausch mit den Eltern. - Sozialraumöffnung der Kindertagesstätten . Dieser Prozess mit den genannten Zielsetzungen wurde nach Beendigung der Modellphase 2004 auf alle zehn Kitas des PFH, die Kietz-Oase Schöneberg und verschiedene Ganztagsschulbereiche übertragen. Im Mittelpunkt des Handelns der Erzieherinnen standen, wie im englischen Original, die Kinder mit ihren Selbstbildungsprozessen und die partnerschaftliche Einbeziehung der Eltern dieser Kinder. Der Transfer auf alle Einrichtungen des PFH erfolgte, obwohl den Beteiligten klar war, dass der Prozess in der Schillerstraße längst nicht abgeschlossen war. Weiterentwicklung in allen Einrichtungen wurde ausdrücklich erwünscht. Bei der Betrachtung der Unterschiedlichkeit der Einrichtungen, in die der Transfer erfolgte, fällt auf, dass Early Excellence sehr deutlich kein Kita-Konzept ist. Es versteht sich erst recht nicht als englisches Franchise-Modell, das unverändert über eine neue Einrichtung gestülpt wird und im Ergebnis überall gleich aussieht. Vielmehr geht es darum, mit dem Early Excellence-Gedanken eine neue Qualität in die frühkindliche Bildung zu bringen und alle an diesem Prozess Beteiligten gleichberechtigt und auf Augenhöhe einzubeziehen. Gestützt werden die Erkenntnisse durch Beobachtung und Dokumentation der kindlichen Bildungsprozesse und den anschließenden Austausch zwischen Erzieherinnen und Eltern. Das schließt fortlaufende Professionalisierung der Erzieherinnen ebenso ein, wie die Stärkung der Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung. Ein weiteres wichtiges Merkmal der Arbeit der EEC, welches an dieser noch einmal angeführt werden soll, ist die Öffnung in den Sozialraum. Für das traditionelle Verständnis von Kindertagesstätten in Deutschland wird vorausgesetzt, dass diese Kinder betreuen, die angemeldet sind. Durch die Öffnung der Kita als Familienzentrum entstehen neue Kontakte zu nicht angemeldeten Kindern und deren Familien. Diese neuen Kontakte waren bisher in Kitas nicht selbstverständlich und beduften einer genaueren Betrachtung der Bedürfnisse dieser Zielgruppe. Gerade bereits bestehende Kindertagesstätten, wie z.B. die Schillerstraße in Berlin, mussten ihr Angebote auf die Bedarfslage der Familien des Sozialraumes anpassen und erweitern. Die am häufigsten neu entwickelten Angebote waren in den Bereichen Familienbildung und Familienberatung zu finden. Aber auch Sprach- und Integrationskurse für Migranten oder Angebote des Arbeitsmarktes gewannen, abhängig von der Ausgangslage des EEC, an Bedeutung. So gibt es z.B. im Familienzentrum Mehringdamm (Berlin-Kreuzberg) verschiedene Angebote, die sehr spezifisch auf Mütter mit Migrationshintergrund ausgerichtet sind, da zu den Nutzerinnen des Familienzentrums zu fast 80 % Frauen aus türkischen und arabischen Familien gehören. Entsprechend hoch ist die Resonanz auf Sprachangebote sowohl für die Kinder als auch für ihre Mütter. In der Kietz-Oase Schöneberg besteht z.B. die Möglichkeit der beruflichen Orientierung in Kursen der Berliner Senatsverwaltung und der Arge Berlin. Außerdem können interessierte ALG II-Empfänger im Cafe der Kietz-Oase eine befristete Stelle als 1-Euro-Jobber annehmen und damit ihre Vermittlungschance auf dem Arbeitsmarkt verbessern.

Über den Autor

Anke Vetter, geboren 1966. Studium Lehrerin für untere Klassen (DDR 1987) Diplom Sozialpädagogin (FH Hildesheim 1996) Erziehungswissenschaftlerin M.A. (Uni Hildesheim 2010) Zusatzausbildung zur Mediatorin (1997). Die Autorin ist an einer Berufsbildenden Schule im Fachbereich Sozialpädagogik tätig. Weiterhin übt sie einen Lehrauftrag an der Universität Hildesheim aus und ist seit 2007 als freie Referentin im Bereich frühkindlicher Bildung tätig. Der Impuls zu diesem Buch entstand aus der Kooperation mit dem beschriebenen Familienzentrum und der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit verschiedenen Early Excellence Centres.

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