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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 09.2018
AuflagenNr.: 1
Seiten: 40
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In der medizinischen Wissenschaft wird heute ein subjektiver Aspekt der Gesundheit berücksichtigt. Der Paradigmenwechsel von den Risikofaktoren hin zu den Protektivfaktoren ermöglicht eine Neudefinition des Gesundheitsbegriffes, der psychische, soziale und somatische Dimensionen in ihrem Zusammenwirken in den Fokus stellt. Die Begriffsdefinitionen von Bildung und Gesundheit werden in der Wissenschaft kontrovers diskutiert, welches Individuum als gebildet oder gesund gelten könne und welche Rahmenbedingungen hierfür erforderlich sind, ist nicht eindeutig zu beantworten. Der gesellschaftliche Kontext bestimmt die Rahmenbedingungen für die Gesundheit sowie die Bildung und daraus resultierend für die Gesundheitsbildung. Die Auswirkungen der Gesundheitsbildung reflektieren sich sowohl in der Gesundheit als auch in der Krankheit, diese sind abhängig von dem Einfluss auf die Umwelt, den Handlungsspielräumen, den Beteiligungsmöglichkeiten des Individuums. Die salutogene Perspektive von Antonovsky bekämpft nicht krankmachende Einflüsse, sondern stärkt die Ressourcen, die ein Individuum widerstandsfähiger machen und reflektiert.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3: Bildung: In klassischen Bildungstheorien ist unter Bildung das Ziel sowie der Prozess der Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung eines Menschen in Auseinandersetzung mit der Welt zu verstehen (Schlutz, 2010). Bildung ist der konzeptionelle Gegenentwurf zu Erziehung und Ungleichheit. Umgangssprachlich wird der Bildungsbegriff umfassend für alle Erscheinungen benutzt, die mit individuellen Lernprozessen zu tun haben oder an Institutionsbereiche (Institution) gebunden sind. Hier werden Komposita als Platzhalter oder Leerformel angewendet (Weiterbildung, Bildungspolitik, Bildungswesen). Hieraus lässt sich die Frage ableiten: kann der Begriff Bildung für die Theorie und Praxis Leitkategorie sein, die Ziele und Prozesse des Lernens gehaltvoll beschreibt und begründen? International besteht aufgrund seiner Unübersetzbarkeit eine geringe Realitätstüchtigkeit des Bildungsbegriffs (ebd.). Liessmann (2014) betrachtet Bildung als Mittel, mit dem Vorurteile und Diskriminierungen verhindert und die Herausforderungen der Zukunft bewältigt werden. Bildung ist ein Motor für Modernisierungsschübe, Bildung fungiert als Stimulus und Beruhigungsmittel in einem. Diejenigen, die ohne Bildung sind, gehören zu den Modernisierungsverlierern. Wer sich heute auf der Höhe der Zeit wähnt, spricht nicht mehr von Bildung, sondern von Wissensmanagement Wissen als Rohstoff der gehandelt, gekauft, gemangelt und entsorgt wird. Bildung ist in einer Wissens- und Informationsgesellschaft zu einem diffusen Begriff geworden. Im Bildungsbereich zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab. Bildung als humanistisches Konzept galt in erster Linie als Programm der Selbstbildung, der Formung und Entfaltung von Körper, Geist und Seele, die Menschen aus der Unmündigkeit in die Autonomie der Zivilisation zu leiten. Bildung ist eine Art Vermittlungsarbeit zwischen individuellen Entfaltungsmöglichkeiten und den Anforderungen des Allgemeinen, des objektiven Geistes (ebd.). Nach der Humboldtschen Bildungsidee – Welt erkennen, Welt aneignen und über die Natur verfügen, verfolgt Bildung die Absicht der Selbsterkenntnis und Freiheit (Liessmann, 2014). Die Humboldtsche Perspektive von Bildung sieht ein Ineinander von Allgemeinen und Besonderem, von Individuum und Gemeinschaft, sowie die Formung und Entfaltung eines Subjekts in alle Richtungen. Die Humboldtsche Sichtweise umschreibt Bildung als Programm der Menschwerdung durch die geistige Arbeit an sich und der Welt. Diese Sichtweise auf Bildung setzt eine paradigmatische Aneignung von Wissen über sich und die Welt sowie die Auseinandersetzung mit diesem Wissen voraus (ebd.). Unter der Hegelschen Bildung ist die Bildung im Kontext von Reflexion, wissenschaftlichen Wissen und Erkennen zu verstehen, die erst in Bezug aufeinander einen Sinn ergeben (Liessmann, 2014). Hiernach ist Bildung das Medium, in dem sich der Geist überhaupt erst realisieren kann, Geist ist was sich bildet und nur was sich bildet kann Geist genannt werden. Nitsche hingegen sieht einen freiwilligen Zwang zur Bildung unter der Prämisse der Sozialisation. Für Nitsche ist eine schulische Institution eine Anstalt der Lebensnot als Problemlösungsanstalt für die Fragen der Erwachsenenwelt, in seiner Formation nicht für die Bildung sondern für die Gelehrsamkeit. Anstalten der Bildung sind nach Nitsche, Orte die frei von Zwang zur Nützlichkeit, zur Praxisrelevanz, zur Lebensnähe und zur Aktualität sind - Orte der Muße (ebd.). Aus der Sicht des zu Bildenden bedeutet Bildung die selbst gesteuerte Gestaltung seines Lebens (Hörmann, 2002). Der in der allgemeinen Erwachsenenbildung charakterisierte und geprägte Bildungsbegriff, besitzt eine weitergehende reflexive sowie emanzipatorische Dimension (Tietgens, 1987). 3.1: Halbbildung: Halbbildung wird nach Adorno als Kollision der modernen Mediengesellschaft, der Bildungsverhältnisse, mit den Idealen und Normen klassifiziert (Liessmann, 2014). Bildung wird unter den Bedingungen der Kulturindustrie zur sozialisierten Halbbildung als Erscheinungsform des entfremdeten Geistes in einer Auseinandersetzung des Geistes mit sich selbst und der Welt, entsteht ein Sammelsurium von Kulturgütern, die erworben und konsumiert werden, jedoch nicht mehr angeeignet werden. Die Reduktion auf einige Schlagworte, die man didaktisch aufbereitet, ohne dabei irgendeinen Zusammenhang zu verstehen, markierte für Adorno die Seite der Halbbildung (ebd). 3.2: Unbildung: Unbildung geht davon aus, dass die Idee von Bildung in jeder Hinsicht aufgehört hat, eine regulative oder normative Funktion zu erfüllen (Liessmann, 2014). Unbildung ist nicht die Abwesenheit von Wissen oder gar Dummheit. Die Abkehr von der Idee der Bildung zeigt sich in den Zentren der Bildung selbst, mit der Umstellung sogenannter Bildungsziele auf Fähigkeiten und Kompetenzen (skills). Bildungsziele, wie Teamfähigkeit, Flexibilisierung und Kommunikation tragen zur Suspendierung der Individualität bei. Diese bildungspolitischen Leitmetapher stellen demonstrativ jene Ziele in Frage, die einst den klassischen Bildungsdiskurs motivierten: die Autonomie des Subjekts, die Souveränität des Individuums, die Mündigkeit des Einzelnen. Unbildung sind nicht diverse Eigenschaften oder Fähigkeiten an sich, sondern deren Distanz vom Geist. Unbildung ist deshalb auch kein intellektuelles Defizit, kein Mangel an Informiertheit, kein Defekt einer kognitiven Kompetenz -, Unbildung ist der Verzicht überhaupt verstehen zu wollen (ebd.).

Über den Autor

Heiko Schumann, M.A., wurde 1970 in Magdeburg geboren. Der Autor ist Feuerwehrmann sowie Schulleiter und studierte zuerst Gesundheitswissenschaften und im Anschluss daran Erwachsenenbildung. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand der Arbeitsmedizin an der Otto-von-Guericke Universität beschäftigt sich der Autor mit Belastungen und Beanspruchungen, die aus den Rahmenbedingungen der Arbeit sowie der Arbeitsorganisation resultieren. Darüber hinaus verfasste der Autor im Rahmen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit mehrere Publikationen zu Gesundheits- und Bildungskonzepten.

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