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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 176
Abb.: 12
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die vorliegende Studie widmet sich in ausführlicher und umfassender Form dem Phänomen der HipHop-Kultur als größte Jugendkultur der Neuzeit. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Situation in Deutschland und auf eine pädagogische Sichtweise gelegt, so dass die Informationen eine Relevanz für den Umgang mit HipHop-affinen Jugendgruppen z.B. in Jugendzentren, Ferienfreizeiten, Stadtteilworkshops, Jugendveranstaltungen, o.ä. haben. Um dem Thema und seiner Aufarbeitung in wissenschaftlicher Hinsicht gerecht zu werden, wird sich dem Kern von HipHop als Jugendkultur schrittweise genähert, wobei zunächst die Phänomene Jugend und Kultur historisch und entwicklungstheoretisch, sowie in ihren gegenwärtigen Formen betrachtet werden. Nach der Zusammenführung dieser beiden Begriffe zu Jugendkultur wird ein genauer Überblick über alle jugendkulturellen Ausformungen in Deutschland seit Bestehen dieser Form der Vergesellschaftung gegeben, um schließlich auf aktuelle jugendkulturelle Merkmale einzugehen. Von diesen wird im weiteren Verlauf des Buches die Jugendkultur des HipHop und deren verschiedenen Elemente Rap, DJing, Breakdance und Graffiti ausführlich in ihrer jungen Geschichte und in ihren Merkmalen beschrieben. Aufgrund der medial starken Überpräsenz des Elementes des Rap-Sprechgesangs wird dieses einer eingehenderen Betrachtung unterzogen, bevor der Verlauf der globalen Ausdehnung der HipHop-Kultur nachvollzogen wird. Ebenso umfassend werden im Anschluss die Einführung und Ausbreitung dieser Jugendkultur in Deutschland und die Gründe für ihren hier verorteten, medialen Boom seit dem Jahrtausendwechsel beschrieben. Um die Grenze zwischen Theorie und Praxis zu minimieren, werden außerdem drei für den Siegeszug von HipHop in Deutschland mitverantwortliche Rapsongs in ihren Texten exemplarisch analysiert und in ihren Aussagen allgemeinverständlich dargelegt. Schließlich werden auf Grund des erarbeiteten Hintergrundwissens pädagogische Überlegungen angestellt, die sich vor allem in Form eines kritischen Blicks auf Aussagen und Einstellungen bestimmter Rapgenres, aber auch in identitätsstiftenden Angeboten von HipHop und in Möglichkeiten direkter Einbindung in sozialpädagogische Arbeit niederschlagen. Als unverzichtbar angesehene Szenebegriffe wurden in die Ausarbeitungen einbezogen und in ihrer Bedeutung in einem Glossar erläutert.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3.1, Die Jugendkultur und ihre Ausdifferenzierungen: Nachdem die ‘Jugend’ in ihrer historischen Entstehung und lebenszeitlicher Spanne, sowie ihre gegenwärtige Bedeutung und Lage analysiert und der Begriff der ‘Kultur’ behandelt wurde, werden die beiden Begriffe nun zusammengeführt. Schon die singulare begriffliche Einführung der Jugend zum Anfang des letzten Jahrhunderts zeigt, dass die ihr zugehörige Gruppe junger Menschen zunächst nur als ein Ganzes betrachtet wurde. Nicht anders verhielt es sich mit der Wahrnehmung einer gemeinsamen Kultur dieser Jugend. Während der Emanzipation der Jugendzeit von einem ‘Anhängsel der älteren Generation’ zu einer eigenen und krisenhaften Entwicklungszeit setzte Wyneken mit seiner Schrift ‘Was ist Jugendkultur?’ im Jahr 1914 ein Startsignal der Jugendkulturdebatte. Schon die Bezeichnung ‘Jugendkultur’ deutet darauf hin, dass im Zuge der geschichtlichen Entwicklung ehemalige Traditionen, Gesellungsformen, etc. immer mehr verwischt und in den Hintergrund gedrängt wurden, um allmählich ein neues, eigenes Bild der zu dieser Zeit altersmäßig noch stark begrenzten Zeit der Jugend zu entwickeln. Wyneken hat dabei vor allem die Schule als wichtigen Ort für die Ausbildung einer eigenen Jugendkultur beschrieben. Hier waren seiner Ansicht nach die Bedingungen für junge Menschen vorhanden, sich von der elitären Kultur der Erwachsenen abzugrenzen und damit ihre eigene Kultur zu schaffen. In Bezug auf die Abgrenzung der Jugendlichen von der Erwachsenenwelt schreibt auch Hurrelmann, dass diese mit einer hohen Kontaktdichte unter Gleichaltrigen verbunden ist. Die Ausbildung einer eigenen Jugendkultur sieht er begünstigt, >>je mehr die Jugendlichen exklusiv untereinander verkehren und dadurch eine deutlich von der Erwachsenengesellschaft und ihrer ‘dominanten’ Kultur abgegrenzte Umgangsform pflegen<<. Die Festschreibung dieser Vorgänge auf einen bestimmten Ort wie den der Schule grenzt Hurrelmann aber aus. Wichtig ist ihm hingegen, dass die Jugendlichen eigene Werthaltungen, Zielsetzungen und Verhaltensmuster bilden, die sich von denen der Erwachsenen eindeutig unterscheiden. Vor diesem Hintergrund verwundert es heute kaum, dass sich die Vorstellung der Ausbildung einer eigenen Jugendkultur über die Institution der Schule nicht halten ließ, denn >>wer sich in einer Jugendkultur organisiert, orientiert sich gerade nicht an den durch die Schule vermittelten Bildungsgütern, sondern an Maßstäben und Materialien, die außerhalb der Schule produziert werden<<. Auch Schröder / Leonhardt schreiben, dass von einer Jugendkultur als einer Teilkultur der Gesellschaft gesprochen wird, wenn die Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Weltanschauung, der Aktivitäten, der Kleidung, der symbolischen Handlungen, der Sprache und anderer Elemente eines Lebensstils zu einem Zugehörigkeitsgefühl führen, welches nicht ortsgebunden ist. Obwohl der Jugend in den Anfängen der Jugendkulturdebatte erstmals eine eigene Stellung im Leben, ein eigener Lebensstil und damit auch eine eigene Kultur zugesprochen wurde, so galt diese doch einige Zeit für alle Angehörigen der damaligen Jugend gleichermaßen. Wie im nächsten Abschnitt zur Geschichte der Jugendkulturen deutlich werden wird, bildeten sich jedoch bald ganz unterschiedliche Formen jugendlicher Lebensweisen, so dass von der einzigen Jugendkultur schon bald nicht mehr gesprochen werden konnte. Ebenso wie sich mit der Zeit potentielle Wahlmöglichkeiten in nahezu allen Lebensbereichen pluralisiert haben, so hat diese Entwicklung auch vor den Jugendkulturen nicht Halt gemacht. So entstehen Jugendkulturen bis heute immer wieder neu innerhalb von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die sich ihrerseits stetig verändern. Den internen Zusammenhalt einer Jugendkultur hat Hebdige mit der Homologie des Stils erklärt. Die Homologie ist dabei eine Art innere Gleichheit zwischen den Situationen einer Gruppe und den von ihr verwendeten symbolischen Objekten. Die Mitglieder einer Jugendkultur können daher untereinander leichter kommunizieren und interagieren als mit ‘Außenstehenden’, weil sie sich an weitgehend übereinstimmenden Situationsdefinitionen orientieren und in ihren sozialen Beziehungen bestimmten, intern identischen Handlungskonventionen folgen. Durch die jeweilige Übernahme vorgegebener Wirklichkeitsinterpretationen und Handlungsregeln grenzen sie ihre Lebensweise von anderen Lebensweisen unter dem Aspekt der Kultur ab. Eine solche Praxis der Ausgrenzung bezeichnet Dracklé als Kulturalisierung. Die Angehörigen einer Jugendkultur teilen also bestimmte Einstellungen, Handlungs- und Umgangsweisen, wobei es nach einem ‘Eintritt’ in die jeweilige Jugendkultur, für den zunächst das entsprechende Interesse ausreicht, auch darum geht, >>(…) persönliche, keineswegs nur sozial abgeleitete Erfahrungen zu machen, Wissen zu sammeln und Fertigkeiten zu erlernen<<. Dabei spiegeln Jugendkulturen aufgrund ihrer Zeitbezogenheit auch immer die sozialen Erfahrungen, Befindlichkeiten und Entwicklungsaufgaben der jeweils ‘neuesten Jugend’ wider. >>Sie verweisen zeitbezogen auf individuell und sozial bestimmte Strategien des ‘Eintauchens’, der Wirklichkeitsinterpretation und –verarbeitung von Jugendlichen<<. Hurrelmann bezeichnet Jugendliche in diesem Zusammenhang gar als >>(…) ‘gesellschaftliche Seismographen’ (..), die in sensibler Weise auf die sich abzeichnenden gesellschaftlichen Entwicklungen eingehen<<. Damit sollten Jugendkulturen immer auch Teil zeitbezogener Gegenwarts- und Wirklichkeitsforschung sein, denn sie reflektieren ihre Zeit und helfen damit, Gegenwart und Wirklichkeit aus ihrer Perspektive verstehen zu können.

Über den Autor

André Peschke, M.A., wurde 1977 in Göttingen geboren. Sein Diplomstudium im Bereich Sozialwesen an der Fachhochschule / Universität Kassel schloss er im Jahr 2003 mit der Endnote 1,1 erfolgreich ab. Nach vier Jahren beruflicher Tätigkeit als Schulsozialpädagoge folgte parallel zu einem Germanistikstudium das Masterstudium im Bereich Sozialwesen, welches er 2009 mit der Endnote 1,6 ebenfalls erfolgreich abschloss, um seitdem als Lehrkraft tätig zu sein. Neben der beruflichen Ausbildung gründete er nach jahrelanger musikalischer Tätigkeit als HipHop-Künstler im Jahr 2006 außerdem die Musikvermarktungsfirma RZ-recordingz und leitete in seiner Freizeit zahlreiche Jugendworkshops und -betreuungen in den Bereichen Rapmusik und Graffiti an. Durch die jahrelange aktive Tätigkeit im Bereich HipHop und die sozialpädagogische Ausbildung lag das zusammenführende Thema der Studie nahe.

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