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Pädagogik & Soziales

Eike Weimann

Kinderarmut in Deutschland: Ursachen, Symptome und Konsequenzen

ISBN: 978-3-95934-581-1

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Bis zu der in den 70er Jahren aufkommenden Massenarbeitslosigkeit in Westdeutschland war das Problem der Armut kein Thema in der Bundesrepublik Deutschland. Besonders seit den 80er Jahren hat sich dies jedoch erheblich verändert, Armut ist zu einem wichtigen sozialen Problem geworden. Heute, im beginnenden 21. Jahrhundert wird in Deutschland trotz eines hohen Wohlstandsniveaus die Zahl derer immer größer, die von Armut und prekärem Wohlstand betroffen sind. Besonders die Kinderarmut – darüber ist sich die Armutsforschung weitgehend einig – ist in den vergangenen dreißig Jahren deutlich angewachsen und stagniert auf hohem Niveau. Unter Kinderarmut ist im Verlauf der Arbeit allgemein die Betroffenheit von Kindern und Jugendlichen von Armut zu verstehen, und nicht, dass es einen gesellschaftlichen Mangel an Kindern gibt. Da es wegen der unterschiedlichen Bemessungskonzepte von Armut eindeutige Zahlen über dieses Phänomen nicht gibt, wird auf die Nennung solcher Statistiken weitgehend verzichtet. Durch bloße Zahlen lässt sich Armut bzw. Kinderarmut nicht treffend beschreiben. Diese Arbeit soll einen Gesamtüberblick über die Ursachen und Konsequenzen eines Phänomens geben, welches gravierende Auswirkungen auf Kinder und damit auf die Zukunft hat. Es soll ebenfalls gezeigt werden, welche Handlungsmöglichkeiten es bereits gibt, den Ursachen und Auswirkungen von Kinderarmut durch reaktive und präventive Maßnahmen entgegen zu treten.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2. 2, Facetten der Armut: Armut, das hat die Vorstellung der unterschiedlichen Messkonzepte gezeigt, ist ein vielschichtiges Phänomen. Aber wer ist von ihr betroffen oder gefährdet? Und wie zeigt sich Armut in unserer Umwelt? Nun soll daher die Gruppe derer kurz beschrieben werden, die von Armut betroffen oder gefährdet sind. Dabei werden jeweils einige Zusammenhänge zur Kinderarmut aufgezeigt. Außerdem werden Symptome der Armut beschrieben, die in den unterschiedlichen Dimensionen der Lebenslage von Menschen auftreten können. Dadurch lassen sich im Verlauf der Arbeit nicht nur die Ursachen von Armut differenziert herausarbeiten, sondern vor allem können so die Hilfsmaßnahmen der Reaktion und Prävention dem tatsächlichen Bedarf entsprechend ermittelt werden. 2. 2. 1, Betroffene oder gefährdete Bevölkerungsgruppen: Menschen sind nicht per se arm. Allerdings gibt es Umstände, die Menschen einem gewissen Armutsrisiko aussetzen. So unterschiedlich diese Risiken sind, so heterogen ist auch die Gruppe der von Armut betroffenen oder gefährdeten Personen. Verarmungsrisiken sind allerdings nie auf bestimmte Bevölkerungsgruppen begrenzt. Auch gibt es keinen monokausalen Zusammenhang zwischen Armutsrisiko und einer tatsächlichen Risikoverwirklichung (Verarmung). Eine Risikoverwirklichung hat lediglich Möglichkeitscharakter. Also bedeutet die Zugehörigkeit zu einer der folgenden Gruppen nicht, dass tatsächlich Armutsgefahr oder –betroffenheit gegeben ist. 2. 2. 1. 1, Geringverdiener und Arbeitslose: Eine immer wichtiger werdende Ursache für Armut besteht darin, dass Eltern arbeitslos werden oder in Einkommensarmut leben, also zu gering verdienen, um sich und ihre Familien vor Verarmung zu schützen. Dies kann Unterversorgungslagen von Kindern und Jugendlichen in unterschiedlichen Dimensionen der Lebenslage zur Folge haben, da sie vom Einkommen ihrer Eltern weitgehend abhängig sind. Diese aktuell prekäre Situation einer besonders hohen Arbeitslosigkeit wird in Zukunft noch verschärft. Denn neben anderen Gründen verschwindet darüber hinaus gleichzeitig [...] das Vollerwerbsmodell. Die Formen sozialer Sicherung durch Arbeit, auf die sich die Struktur und Grunderhaltung des Sozialversicherungssystems gründen, werden zusehends zu Auslaufmodellen massenhafter Erwerbsbiographien . Neben Geringverdienern und Arbeitslosen stellen Kinder und Jugendliche eine eigene Gruppe von Personen dar, die besonders von Armut betroffen oder gefährdet sind. 2. 2. 1. 2, Kinder und Jugendliche: Kinder und Jugendliche stellen eine eigene Gefährdungs- oder Betroffenengruppe bezüglich der Armut dar. Denn die Arbeitslosigkeit der Eltern, die für ihre Kinder verantwortlich sind, kann sich zur familiären Armutsursache erweitern und so Kinderarmut auslösen. Dazu kommt, dass von Einkommensarmut gefährdete Kinder schlechtere Bildungschancen haben. Das beruht unter anderem darauf, dass viele Eltern ihre Kinder angesichts verknappter finanzieller Ressourcen zu einem möglichst baldigen Erwerbseintritt drängen, sie also den Verzicht auf weitere Bildung wünschen. Dadurch kann ein Schulabschluss die Folge sein, der dazu führt, dass die Kinder und Jugendlichen in der Zukunft meist nur prestigearme und schlecht bezahlte Berufe besetzen können. Sie sind dadurch einem besonderen Risiko ausgesetzt, zukünftig von Verarmung betroffen zu werden. Von diesem Risiko sind deutsche wie ausländische Kinder und Jugendliche: gleichermaßen betroffen. Allerdings muss man hinzufügen, dass ausländische Kinder und Jugendliche pauschal im Bildungserwerb benachteiligt sind. Sie stellen daher einen besonders hohen Anteil von armen oder armutsgefährdeten Kindern und Jugendlichen dar. Was die Eltern ausländischer Kinder betrifft, so werde ich auf sie gleich noch kurz eingehen. Die dargestellte Entwicklung kann dazu führen, dass Armut, bedingt durch den frühen Erwerbseintritt und den damit verbundenen Bildungsverzicht, vererbt wird. Der Aspekt der (mangelnden) Bildung kann somit erneut zu (Kinder-) Armut führen. 2. 2. 1. 3, Straßenkinder: Straßenkinder stellen einen besondere Teil der Gruppe Kinder und Jugendliche dar. Mit dem Begriff Straßenkinder werden junge Menschen bis 18 Jahren bezeichnet, für die das Straßenmilieu für kürzere oder längere Zeit zum zentralen, aber überwiegend schutzlosen, sozialisierenden Lebensraum geworden ist. Zum Teil liegt das daran, dass sie im familiären Bereich in irgend einer Weise überfordert werden und nicht mehr mit der gegebenen Situation zurecht kommen, aus der sie dann fliehen. Sie haben geringen oder keinen Kontakt zu Personen, die ihnen gegenüber in Verantwortung stehen. Die meisten Straßenkinder dürften schon nicht mehr nur als armutsgefährdet, sondern als arm zu bezeichnen sein. Das liegt daran, dass sie zur Bewältigung von Krisensituationen durch staatliche Hilfeangebote oder Hilfe von Personen, die ihnen gegenüber in Verantwortung stehen, nicht mehr erreicht werden. Dies resultiert teilweise aus einem Mangel an Lebensperspektive. 2. 2. 1. 4, Ausländer: Hier werden alle erwachsenen ausländischen Mitbürger als Ausländer zusammengefasst, obgleich von einer homogenen Gruppe nicht die Rede sein kann. Insgesamt hat es bisher keine Anzeichen für eine Aufwärtsmobilität von Ausländern auf dem Arbeitsmarkt gegeben. Durch die Stellung auf dem Arbeitsmarkt und dem damit verbundenen Einkommensniveau ist bei Ausländern das Risiko von Erwerbsarmut oder Arbeitslosigkeit hoch. Insgesamt liegt das Verarmungsrisiko höher als bei Deutschen. Das hängt auch damit zusammen, dass die Kinderzahl in ausländischen Familien durchschnittlich höher ist. Wie Kinderzahl und Verarmungsrisiko zusammenhängen, wird an entsprechender Stelle beschrieben. 2. 2. 1. 5, Alleinerziehende: Alleinerziehende sind ebenfalls keine homogene Gruppe, sie gehören unterschiedlichen Gruppen beiderlei Geschlechts an, von finanzschwach bis begütert. Verursacht wird diese Familienform durch Scheidung, Trennung oder durch den Tod des Partners. Auch die Lebenslage Alleinerziehend kann den Abstieg in tieferliegende Einkommensgruppen oder Armut bedeuten. Denn die häufig unzureichenden Betreuungsangebote führen dazu, dass die (in den meisten Fällen) betroffenen Frauen nur unter Schwierigkeiten und oft mit qualitativen und quantitativen Abstrichen weiter ein Erwerbsleben realisieren können. Die Veränderungen der traditionellen Familienform hat das Armutsproblem insgesamt verstärkt, wobei die Familienform Alleinerziehend dabei finanziell als insgesamt schwächer gegenüber anderen Familienformen eingestuft werden muss. Das liegt beispielsweise daran, dass hier ein Erwerbseinkommen zur Bedarfsdeckung genügen muss, obwohl gleichzeitig erheblich höhere finanzielle Belastungen –zum Beispiel durch den Betreuungsbedarf– bestehen. Dadurch, dass hauptsächlich Frauen alleinerziehend sind, werden verstärkt Kinder von Armut betroffen. Denn Frauen werden bei den Lohnhöhen diskriminiert, sind am Arbeitsmarkt unterrepräsentiert und stehen außerdem vor höheren Eintrittsbarrieren in den Arbeitsmarkt. 2. 2. 1. 6, Kinderreiche Familien: Eine weitere Bevölkerungsgruppe von durch Armut betroffenen oder gefährdeten Menschen stellen kinderreiche Familien dar. Als Faustregel kann man festhalten: Kinderreichtum kann arm machen. Die Phase der Familiengründung kann symptomatisch für den Eintritt in eine von Armut gefährdete oder in Armut lebende Bevölkerungsgruppe stehen. Dies lässt sich dadurch begründen, dass mit der Geburt eines (weiteren) Kindes ein erheblicher Mehrbedarf an finanziellen Ressourcen unter anderem für den täglichen Bedarf und für (langlebige) Konsumgüter besteht. Denn Kinder sind auf ihre Eltern angewiesen, ihr Lebensniveau hängt vom Einkommen der Eltern ab. Und dieses Einkommen geht, wie bereits angeführt, trotz des Mehrbedarfs in der Regel zum Beispiel wegen des Betreuungsbedarfs zurück. Mit der Zahl der Kinder wächst das Risiko, sich selbst finanziell nicht mehr absichern zu können. In einer solchen Situation besteht die Gefahr, den Mehrbedarf durch eine Kreditaufnahme zu decken. Dadurch kann es zu erheblichen innerfamilialen Belastungsmomenten kommen, die ebenfalls (Kinder-) Armut verursachen können. Denn eine Kreditaufnahme, also eine Verschuldung, kann leicht in eine Überschuldung umschlagen. So wird geschätzt, dass im Jahre 1999 rund 2, 77 Millionen Haushalte überschuldet waren, die Hälfte davon sollen Haushalte mit Kindern und Jugendlichen sein. Als Fazit kann festgehalten werden, dass Kinder (-reichtum) ein Privileg der vermögenden Teile der Bevölkerung zu sein scheint. Kinder muss man sich leisten können.

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