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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 182
Abb.: 15
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Seit Inkrafttreten der UN-Kinderrechtskonvention im Jahre 1990 hat sich der Status der Kinder weltweit stark verändert. Dennoch klafft weiterhin in vielen Teilen der Welt eine tiefe Lücke zwischen der theoretisch weltweiten Anerkennung dieser Grundrechte und der tatsächlichen Lebenswirklichkeit vieler Kinder und Jugendlicher - so auch in Costa Rica. Dieses kleine zentralamerikanische Land zählt zu den am weitesten entwickelten Ländern der Region und zeichnet sich in mehrfacher Hinsicht durch eine Sonderstellung in Zentralamerika aus. Wenngleich Nachbarländer wie Nicaragua oder andere lateinamerikanische Länder des Cono Sur weitaus erschreckendere Daten und Statistiken über die Situation der Kinder liefen, so leben auch in Costa Rica zahlreiche Kinder in Armut und sind insbesondere von sexueller und wirtschaftlicher Ausbeutung bedroht - eine Tatsache, die in der deutschsprachigen Literatur bislang jedoch nur sehr wenig Beachtung fand. Diesem Informationsdefizit im deutschsprachigen Raum bezüglich der Lebenswirklichkeit der Kinder Costa Ricas soll mit vorliegender Studie begegnet werden. Nach einer kurzen einführenden Darstellung der Entwicklung der UN-Kinderrechte stellt die Autorin die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Costa Rica anhand ausgewählter Bereiche (Bildung, Gesundheit, Nichtdiskriminierung und Minderheitenschutz, Familie, wirtschaftliche und sexuelle Ausbeutung) dar. Im Anschluss an diesen Überblick über die wirtschaftlichen, sozialen und rechtlichen Rahmenbedingungen in Costa Rica verengt sich der Fokus im zweiten Teil der Studie auf die konkrete präventive und kurative nicht-staatliche Entwicklungsarbeit vor Ort. Anhand des Vereins Vida Nueva werden mögliche Hilfsansätze auf lokaler Ebene beleuchtet und reflektiert. Die engagierte Beschreibung der präventiven sowie kurativen Arbeit dieses nicht-staatlichen Vereins, für den die Verfasserin selbst vor Ort tätig war, wird durch zahlreiche Tabellen und Abbildungen, Gesetzestexte sowie durch ausführliches Karten- , Daten- und Bildmaterial im Anhang ergänzt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.1.1, Das Recht auf Bildung und das Bildungswesen in Costa Rica: Das Recht auf Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht, das allen Kindern weltweit gemäß Art. 28 UN-KRK und einer Reihe anderer Übereinkommen zusteht. Bildung als zentrale Voraussetzung für gesicherte Zukunftsperspektiven stand zudem im Mittelpunkt der internationalen Weltbildungskonferenzen 1990 in Jomtien (Thailand), wo die Weltdeklaration Bildung für alle und der Aktionsrahmen für die Befriedigung grundlegender Lernbedürfnisse von allen Staaten der Welt unterzeichnet wurden, sowie 2000 in Dakar (Senegal). Im September 2000 ernannten die Vereinten Nationen die Verwirklichung der allgemeinen Grundschulbildung zum zweiten Millenniums-Entwicklungsziel und erklärten die Jahre 2005-2014 zur Weltdekade Bildung für nachhaltige Entwicklung, um weltweite Initiativen zur Neuorientierung der Bildung in Gang zu setzen. In Costa Rica wird der Bildung sowohl seitens der Regierung als auch der Bevölkerung traditionell ein sehr hoher Stellenwert eingeräumt. Bereits in der Verfassung von 1949, mit der die Streitkräfte abgeschafft wurden, wurde festgelegt, die eingesparten Militärausgaben in Höhe von rund 6% des Staatshaushaltes künftig für den Bildungssektor einzusetzen. Seitdem ist nicht nur die Grundschulbildung (Educación Primaria) obligatorisch und kostenlos, sondern es fließt auch ein beträchtlicher Prozentsatz der Staatseinnahmen in Schule und Ausbildung. Nachdem es auch im Bildungswesen im Gefolge der Wirtschafts- und Finanzkrise Anfang der achtziger Jahre zu vermehrten Einsparungen gekommen war, wurde 1997 schließlich eine Verfassungsreform verabschiedet, die festlegt, dass fortan 6% des Bruttoinlandprodukts in den Bildungssektor fließen sollen, da Grundbildung die ertragreichste Entwicklungsinvestition überhaupt ist, wie Untersuchungen von Weltbank und UNICEF belegen. Wenn auch diese Vorgabe bislang noch nicht eingehalten werden konnte und die unzureichenden Bildungsinvestitionen als eine der Hauptursachen für die bestehenden, im nachfolgenden Kapitel näher erläuterten Probleme angesehen werden, konnte eine steigende Tendenz der Bildungsausgaben verzeichnet werden, wie folgende Tabelle für die Jahre 1990 bis 2002 zeigt. Nach Angaben des Sindicato de Educadores Costarricanses (SEC) beliefen sich die Investitionen im Bildungsbereich Mitte 2005 allerdings nur auf rund 4,5%, während SEC considera que se debe dar 8% del PIB, ya que tenemos que ver la educación no como un gasto, sino como una inversión. (siehe Abb. 2: Gasto en educación como porcentaje del PIB, 1990-2002). Costa Rica hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass auch Entwicklungsländer im Bildungsbereich große Fortschritte erzielen können, vorausgesetzt der politische Wille ist vorhanden. Nationale Aktionspläne zur Verwirklichung des Rechts auf Bildung für alle wurden erlassen, Gesetze reformiert und neu erlassen und verschiedene Projekte und Institutionen zur Verbesserung des Stipendiensystems für Schülerinnen und Schüler sowie der Bildungsqualität ins Leben gerufen, wie u.a. das Centro Nacional de Didáctica (CENADI) oder das Sistema Nacional de Mejoramiento de Educación (SIMED). Sowohl im lateinamerikanischen als auch im weltweiten Vergleich ist daher das Schulsystem Costa Ricas relativ weit entwickelt. Costa Rica tiene la red de escuelas y colegios más angustia de Centroamérica y ocupa notable posición en América Latina.” Die Qualität des Bildungswesens ist wesentlich höher, die Reprobations- und Abbruchsquoten sind deutlich niedriger als in den Nachbarländern. Die Alphabetisierungsrate liegt bei 95%, womit Costa Rica über einen relativ hohen allgemeinen Bildungsstand verfügt. Defizite und Herausforderungen im costaricanischen Bildungswesen: Obwohl Costa Rica über ein allgemein hohes Bildungsniveau verfügt und 99,5% der Kinder im Grundschulalter nach den offiziellen Daten des Bildungsministeriums für 2004 eine Grundschule sowie 69,3% der Jugendlichen eine weiterführende Schule besuchten, macht ein Blick auf die absoluten Zahlen deutlich, dass das Bildungswesen Costa Ricas noch vieler Verbesserungen bedarf bis die Realisierung des MDG 2 (bis 2015 sollen alle Kinder die Grundschulbildung vollständig abschließen) in greifbare Nähe rückt. Denn laut dem letzten Zensus vom Jahr 2000 besuchten 57.100 Kinder im Alter von fünf bis sechs Jahren, 22.014 Kinder zwischen sieben und 12 Jahren sowie 213.149 Jugendliche im Alter von 13 bis 19 Jahren keine Schule. Des Weiteren sieht sich Costa Rica trotz einer insgesamt relativ hohen Einschulungsquote in den Grund- und weiterführenden Schulen (im Jahr 2004 meldeten sich 557.865 Kinder zur Grundschule, 368.126 Kinder und Jugendliche zu weiterführenden Schulen an) mit hohen Abbruchsquoten konfrontiert. Im Zeitraum zwischen 1998 und 2003 verließ fast jeder dritte Schüler vorzeitig die Grundschule. Según los últimos datos revelan que la deserción en la enseñanza secundaria [ciclo III] se incrementó quienes dejaron las aulas pasó de 10,4% en 2003 a 11,6% el año pasado, resultando en 2004 un total de 36 mil educandos no terminaron el curso.”. Laut Angabe des Plan Nacional de Desarrollo 2002-2006 liegt die Schulabbruchsrate in der Secundaria (ciclo III) sogar bei 12,9%. In der gesamten Sekundarstufe (ciclo III und IV) sind diese Zahlen noch bedenklicher, denn hier überwiegt die Anzahl der vorzeitigen Schulabgänger mittlerweile sogar die der Absolventen der Educación Diversificada. So schlossen beispielsweise im Jahr 2002 nur 42,1% der Schüler die Educación Secundaria ab. Diesen hohen Abbruchsquoten entgegenzuwirken ist eine der größten Herausforderungen im Bildungsbereich, zumal diese auch negative Einkommenseffekte mit sich führen. Estudios demuestran que la pérdida de 2 años de escolaridad significa, a largo plazo, un 20 por ciento menos de salario durante su vida adulta, y esto condena a las personas a la pobreza.” Dem gänzlichen Schulabbruch geht meist ein schulischer Rückstand bereits etwas älterer Kinder sowie die damit verbundene Wiederholung von Jahrgangsstufen voraus. Die nachstehende Grafik veranschaulicht den hohen Anteil der Kinder, die in den vergangenen Jahren die Grundschule nur nach vorausgegangener Wiederholung einer oder mehrerer Klassen abschließen konnten. Mädchen weisen dabei durchschnittlich bessere Schulleistungen auf als Jungen (2004 waren 60% der Sitzenbleiber Jungen, siehe Abb. 3: Porcentaje de estudiantes que terminan la primaria según repitan o no algún grado, 1990-2002). Die Gründe für die mangelhaften Schulleistungen, für das damit verbundene Wiederholen einer oder mehrerer Jahrgangsstufen sowie für den vorzeitigen Schulabbruch sind dabei äußerst vielfältig. Neben wirtschaftlichen und sozialen Faktoren (wie beispielsweise unzureichende finanzielle Mittel der Familien für Schuluniformen, -materialien und Fahrtkosten, fehlende Befürwortung des Schulbesuchs seitens der Eltern und der dadurch bedingte frühzeitige Eintritt Minderjähriger in den informellen Arbeitsmarkt), regionalen Differenzen im Bildungszugang und mangelhafter Qualität der schulischen Infrastruktur liegt eine der Hauptursachen hierfür in der Unterrichtsform und dem begrenzten praktischen Nutzen der Lehrinhalte. Wie in vielen anderen Entwicklungsländern sind den meist selbst nicht ausreichend qualifizierten, unterbezahlten und dadurch häufig demotivierten Lehrkräften kinderzentrierte, partizipative, interaktive und innovative Lehransätze in der Regel fremd. Der hingegen überwiegend praktizierte Frontalunterricht beschränkt sich auf die bloße Vermittlung von Wissen anstatt die geistige, seelische und körperliche Gesamtentwicklung der Kinder zu fördern, Autonomie und soziale Kompetenzen zu stärken sowie zu personaler, sozialer und politischer Verantwortung zu erziehen. Auch werden darüber hinaus - wenngleich der Grundsatz der Geschlechter-gleichberechtigung im Bildungssektor sonst überwiegend gewährleistet ist - noch immer traditionelle, patriarchalische Denkmuster in veralteten Schulbüchern und pädagogischen Lehransätzen reproduziert und Mädchen grundsätzlich von der Educación Técnica (Ausbildung im technischen Bereich) ausgeschlossen, wodurch die traditionelle, die costaricanische Gesellschaft noch immer dominierende Rollenverteilung zusätzlich untermauert wird. Das Diskriminierungsproblem indigener Schülerinnen und Schüler wird noch in Kapitel 4.3.2.2 näher erläutert. Der UN-Kinderrechtsausschuss bemängelte in seinem Bericht der abschließenden Bemerkungen (1993-2004) neben den Lehrinhalten insbesondere auch den schlechten Zustand bzw. den Verfall der schulischen Einrichtungen. Kritik an der mangelhaften Ausstattung und Qualität der schulischen Infrastruktur wurde auch seitens der Eltern und Schüler im Rahmen zahlreicher Demonstrationen im Laufe des Jahres 2005 zum Ausdruck gebracht. La problemática de los colegios del país, y posiblemente de las escuelas públicas también, está en general en términos de infraestructura. Consideramos que un poco más de la mitad de todos los colegios tienen problemas , bestätigt Danilo Rojas, Präsident der Asociación de Profesores de Segunda Enseñanza. Zu dem grundsätzlichen Modernisierungsbedarf hinsichtlich der Ausstattung der Unterrichtsräume (insbesondere fehlender Schülerpulte) kommen vor allem während der Regenzeit aufgrund heftiger Regenfälle und Überschwemmungen verstärkt Probleme hinzu (wie etwa Rohrbrüche, undichte Dächer, Überschwemmungen aufgrund über die Ufer tretender Flüsse und Bäche oder abgestandene Wasseransammlungen, welche zu Brutstätten für Mücken werden, die gefährliche Tropenkrankheiten wie Denguefieber und Malaria übertragen können). Daneben sind die Diskrepanzen im Bildungsangebot zwischen städtischen und ländlichen Gebieten, insbesondere im Sekundarstufenbereich, als äußerst problematisch einzustufen. Nicht nur sind weiterführende Schulen in ländlichen Gebieten qualitativ rückständig, sondern es gibt in vielen Gegenden aufgrund zu geringer staatlicher Ausgaben im Sekundarstufenbereich (diese lagen in den vergangenen Jahren weit unterhalb der Ausgaben für den Grundschulbereich) überhaupt keine weiterführenden Bildungsmöglichkeiten nach der Grundschule. Dies erhöht natürlich die Gefahr, dass viele Jungen und Mädchen in ländlichen Gegenden ganz aus dem Bildungssystem herausfallen, obwohl gerade diesen Kindern der Weg aus dem Teufelskreis der Armut durch Bildung ermöglicht werden sollte. Aufgrund fehlender Transportmöglichkeiten zur Schule oder mangels finanzieller Mittel für den Schulbus müssen viele Kinder und Jugendliche (47% der ländlichen Bevölkerung sind Minderjährige im Alter von fünf bis 17 Jahren) täglich lange Fußmärsche in unwegsamem Gelände auf sich nehmen, um die nächstgelegene Schule zu erreichen. Diese Unannehmlichkeiten, auf dem Schulweg lauernde Gefahren, sowie die ärmlichen Verhältnisse vieler Familien in ländlichen Gebieten begünstigen den frühzeitigen Schulabbruch und damit den Weg in die Kinderarbeit. Die Gesamtrate des Schulabbruchs in ländlichen Gebieten war so im Jahr 2000 beispielsweise mit 48% beinahe doppelt so hoch wie die in den urbanen Gegenden (26%). Hinzu kommen in den vergangenen Jahren landesweit verstärkt auftretende Probleme im Zusammenhang mit Drogen, Waffen und Gewalt (auch seitens der Lehrer gegenüber ihren Schülern) und eine damit einhergehende wachsende Unsicherheit in den Schulen. Laut offizieller Angaben kam es Anfang 2005 in 62% der Institutionen zu Fällen verbaler und in 42,9% zu Fällen körperlicher Aggressivität.

Über den Autor

Fasziniert vom Reisen,von fremden Ländern, Sprachen und Kulturen, zieht es Dipl.-Kulturwirtin Sabine Pfaff seit vielen Jahren immer wieder für mehrere Monate ins Ausland. Bereits mit 17 Jahren beschloss die gebürtige Münchnerin, einen Teil ihrer Schulausbildung in England zu absolvieren. Während ihres interdisziplinären Studiums der Sprachen-, Wirtschafts- und Kulturraumstudien an der Universität Passau, lebte sie u.a. sieben Monate in Australien, arbeitete dort für das Goethe Institut in Melbourne und sammelte unvergessliche Eindrücke bei und mit den Yolhu Aborigines in North East Arnhem Land. Im Rahmen eines halbjährigen Forschungs- und Arbeitsaufenthaltes in Zentralamerika konnte sie die Faszination für fremde Kulturen schließlich auch mit ihrer Liebe für Kinder verbinden - denn hier arbeitete sie mit Straßenkindern, war für UNICEF tätig und initiierte ein eigenes Hilfsprojekt für bedürftige Familien. Ihre Rechercheergebnisse zum Thema Kinderrechte in Costa Rica sowie ihre Erfahrungen in der Arbeit mit den Kindern vor Ort stellt sie in vorliegender Studie vor.

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