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Pädagogik & Soziales

Cornelia Stolz / Manuela Strini

Kindheit im Schatten des Elternkonfliktes von Trennung und Scheidung

ISBN: 978-3-8366-6599-5

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 01.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 344
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Kinder stehen einer Trennung oder Scheidung ihrer Eltern oft hilflos gegenüber. Sie wissen nicht, wie es weiter gehen soll und reagieren auf unterschiedlichste Art und Weise. Es stellt sich in diesem Zusammenhang eine Vielzahl von Fragen: Wer kann helfen? Was kann hilfreich sein? Gibt es Perspektiven? Das vorliegende Buch befasst sich mit der Trennung und Scheidung von Eltern und den Auswirkungen auf die Kinder. Von welchen Faktoren eine Bewältigung der elterlichen Krise abhängig ist und welche altersspezifischen Unterschiede auftreten, wird auf der Grundlage von Langzeitstudien und Forschungsergebnissen aufgezeigt. Interviews mit jungen betroffenen Erwachsenen verdeutlichen, differenzieren und erweitern die Resultate aus der wissenschaftlichen Literatur.

Leseprobe

Kapitel 2.2.6, Adoleszenzprobleme: Im Adoleszenzalter lösen sich Jungen und Mädchen aus der infantilen Objektbeziehung. Das Loslösen vom Elternhaus zählt als eine der größten Entwicklungsaufgaben aller Kinder. Das Autonomiebestreben tritt in Konflikt mit der Sehnsucht nach Geborgenheit und Sicherheit und gleichzeitig macht das Auseinandersetzen mit der Gesellschaft, mit Normen und Werten dem Jugendlichen Angst. Sich vom Elternhaus zu lösen, erfordert also ein hohes Maß an Vertrauen in die Kontinuität von Beziehungen, trotz Konflikten, trotz allmählichen Selbstständigwerdens . Das heißt, die Bewältigung des Lösungskonflikts setzt ein hohes Maß an Vertrauen voraus, welches Scheidungskinder in ihrem Leben meist nur im geringen Maße erfahren haben. Ein statistischer Tatbestand ist nun aber, dass das Alter die Scheidungsrate beeinflusst. Es heißt, je jünger die Paare bei der Eheschließung sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer frühzeitigen Trennung. Es stellt sich nun die Frage: ‚Warum heiraten junge Männer und Frauen in so frühem Alter?’ Figdor erklärt, dass es unter diesen jungen Leuten sehr viele gibt, die ihre Lebenssituation im Adoleszenzalter als unbefriedigend erlebt haben, was durch eine übermäßig große Abhängigkeit vom Elternhaus bedingt war. Es handelt sich dabei um Mädchen und Jungen, die den gewöhnlichen Ablösungsprozess vom Elternhaus nicht geschafft haben. Diese jungen Leute sehen in einer frühzeitigen Eheschließung die einzige Möglichkeit sich von den Eltern abzunabeln. Da aber Vernunftgründe gegen eine vorzeitige Eheschließung sprechen, wählen viele Jugendliche den Weg einer »zwangsläufigen Familiengründung«, was eine so genannte unerwünschte Schwangerschaft ermöglicht. Diese Schwangerschaft verhilft den Jugendlichen zu einem eigenständigen Leben, indem sie nun endgültig das Elternhaus verlassen. Genau diese Schwierigkeit, sich vom Elternhaus zu lösen, ist eine der häufigsten mittelfristigen Scheidungsfolgen. Es ist anzunehmen, dass sich unter den besonders jungen Paaren viele ehemalige Scheidungskinder befinden, denn ihnen fehlt jene innere Stärke bzw. das Vertrauen, um den Ablösungskonflikt im Adoleszenzalter bewältigen zu können. Gelingt es den Jugendlichen trotz dem Streben nach Autonomie nicht, sich vom Elternhaus zu lösen, bleiben ihnen drei Möglichkeiten. 1. Sie warten auf eine neue Liebesbeziehung, die ein Weggehen ermöglicht und entschuldigt 2. Sie bleiben bei Mutter oder Vater, d. h., sie geben auf oder 3. Sie lösen sich gewaltsam, was zu einem totalen Bruch in der Beziehung zum Elternteil führen kann. Die letztere Variante kann dazu führen, dass die Betroffenen, die sich einst sehr mochten, sich zum Zeitpunkt der Trennung als Feinde sehen. Mit dem gewaltsamen Loslösen zerreißen für den Jugendlichen Beziehungsbande, die sie zum emotionalen Überleben bräuchten. Diese Situation macht Jugendliche verführbar. Sie können Glück haben und an Menschen geraten, die es gut mit ihnen meinen, aber es kann auch das Gegenteil eintreten. So ist ein Abgleiten in dissoziale, delinquente Kreise, in die Drogenszene oder in Sekten möglich. Positive Aspekte von Scheidungsfolgen: Angesichts der dargestellten negativen Auswirkungen von Scheidungsfolgen, wäre nun zu klären, ob Scheidungskinder aus den Folgen auch positive Aspekte für ihr weiteres Leben gewinnen können. Empirische Untersuchungen sind dazu nicht bekannt, jedoch hat Figdor theoretisch versucht, der Frage nach positiven Scheidungsfolgen nachzugehen. Er ist der Meinung, dass sich durch die Abwehr der innerpsychischen Konflikte nicht nur Symptome aus Leid manifestieren, sondern, dass man aus psychischen Belastungen auch Vorteile ziehen kann. Das heißt, es können besondere Ich-Leistungen entwickelt werden, die betroffene Kinder zum Überleben brauchen. Dabei geht es insbesondere …um Erwerbungen, die unmittelbar im Dienst der Angstbewältigung stehen . So kann es passieren, dass Kinder besondere Fantasien, Talente, rhetorische oder schauspielerische Fähigkeiten bzw. Geschicklichkeiten entwickeln. Welche dieser Ich-Leistungen ausgebildet werden, hängt jeweils von den individuellen Bedingungen des Kindes ab. In den meisten Fällen, reicht aber die Herausforderung von besonderen Ich-Leistungen nicht aus, um mit allen Ängsten umgehen zu können, so dass die Entwicklung von besonderen Talenten den betroffenen Kindern zwar im Moment hilft, aber nicht in späteren Lebenssituationen. Um nun aber mittel- oder längerfristige soziale Erfolge herbeizuführen, kann hier zusätzlich der Verdrängungsmechanismus von Vorteil sein, da durch diesen sekundären Abwehrmechanismus die besonderen Ich-Leistungen besser im Gleichgewicht gehalten werden können. Im Umgang mit Aggressionen zeigen sich Ich-Leistungen von Vorteil, wenn sie in sportlichen oder intellektuellen Leistungen zu finden sind bzw. wenn Kinder es schaffen, aggressive Stimmungen durch Gesprächsbereitschaft zu minimieren, was wiederum die soziale Konfliktsituation entspannt. Gelingt dies, verschafft es den Kindern zusätzlich soziale Anerkennung und Beliebtheit. Diese Bestätigung erhöht wiederum das Selbstwertgefühl der Kinder und verringert die Angst vor Minderwertigkeit. Gleichzeitig können Eigenschaften wie Ehrgeiz, Fleiß und Willenskraft aktiviert werden, da das Verfolgen von persönlichen Zielen Anerkennung verspricht. Im Bereich der Geschlechtsidentität werden durch die starken oder weniger starken Identifizierungen mit Vater oder Mutter und den einhergehenden problematischen Beziehung zu den Eltern differenzierte, geschlechtsspezifische Ich-Ideale entwickelt, die einerseits weibliche und andererseits männliche Anteile aufweisen können. Diese hohe Ambivalenz gestattet es den Kindern Nähe und Distanz zu den Eltern zu wahren und schafft für sie die Möglichkeit kränkende und aggressive Aspekte der Eltern auszublenden. So können diese selektiven Identifizierungen als positiv gewertet werden, da Scheidungskinder differenzierter und genauer einschätzen können, was eine Frau oder einen Mann ausmachen sollte und dies kann im weitesten Sinne als Emanzipation gewertet werden. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Gestaltung der späteren Partnerschaften, da Scheidungskinder von der Angst gequält werden, dass sich das Trauma der Eltern auch in ihren Partnerschaften wiederholen könnte. Wie schon beschrieben kann diese Angst dazu führen, dass Scheidungskinder sehr schnell und verfrüht Partnerschaften lösen. Trotzdem kann die Fähigkeit, sich trennen zu können, als positiv gewertet werden, da sie Wege für einen Neubeginn schafft und gleichzeitig weitere Entwicklungschancen eröffnet. Ob Scheidungskinder nach der Trennung/Scheidung leiden, hängt von den Folgen und deren Bewältigung ab, wobei die individuelle Persönlichkeit des Kindes bestehende und zukünftige Familienbeziehungen, die veränderten Lebensbedingungen wie das soziale Netzwerk und das Umfeld sowie die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, wie Bildung, Gesundheit, kulturelle oder religiöse Bedingungen und das Sozial- und Wirtschaftssystem von besonderer Bedeutung sind. So lässt sich daraus schließen, dass eine Trennung/Scheidung nicht nur negative Aspekte in sich trägt, sondern Eigenschaften aktiviert und Kompetenzen erworben werden, die als Chance für die eigene weitere positive Lebensgestaltung genutzt werden kann.

Über den Autor

Cornelia Stolz, Diplom- Sozialarbeiterin / Sozialpädagogin (FH), Studiengang Sozialarbeit/Sozialpädagogik an der Hochschule Mittweida - Fachbereich Soziale Arbeit, Standort Roßwein. Abschluss 2007 als Diplom- Sozialarbeiterin / Sozialpädagogin (FH). Tätig als Bezirkssozialarbeiterin im Bereich der Jugendhilfe des LKR Mittelsachsen. Manuela Strini, Diplom- Sozialarbeiterin / Sozialpädagogin (FH), Studiengang Sozialarbeit/Sozialpädagogik an der Hochschule Mittweida - Fachbereich Soziale Arbeit, Standort Roßwein. Abschluss 2007 als Diplom- Sozialarbeiterin / Sozialpädagogin (FH). Tätig als Leiterin einer Kindertagesstätte in Leipzig.

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