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Pädagogik & Soziales
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» Buch bewerten Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 02.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 102
Abb.: 47
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Da das Lernen in virtuellen Welten gegenwärtig aus dem Bildungsbereich kaum noch weg zu denken ist, erscheint es unverständlich, dass es bisher in der Pflegewissenschaft in Deutschland noch nicht vertreten ist. Die bisherige Zurückhaltung der Pflegedidaktik, Modelle für das virtuelle Lernen zu entwickeln, könnte auf zwei Kritikpunkte zurückgeführt werden - der bisher zu geringen didaktischen Untermauerung und dem oft beklagten Phänomen der Vereinsamung vor dem PC. Auf der einen Seite trat nach einer anfänglichen Euphorie der Online-Bildung eine Phase der Ernüchterung ein, in der sogar Devisen wie Technologie ist out und Bildung in laut wurden. Es hat sich gezeigt, dass Online-Bildung mehr sein muss als eine Adaption von Altbewährtem auf ein neues Medium. Sie sollte sich den individuellen Lernbedürfnissen und Voraussetzungen der Lernenden anpassen und ist damit auf einem fundierten didaktischen Konzept aufzubauen. Zudem entspricht das reine Vermitteln von Fachwissen, den Anforderungen einer sich ständig wandelnden Zeit nicht. Wissen muss aktiv durch eigenständiges Lernen, erworben werden. Demzufolge ist die Förderung der Lernenden hinsichtlich der Lern- und Methodenkompetenz überaus wichtig, um sie zum selbstständigen Arbeiten zu befähigen und somit auch auf lebenslanges Lernen vorzubereiten. Hinsichtlich der Erarbeitung einer didaktischen Grundlage ist es besonders evident, die veränderten gesetzlichen Anforderungen durch das neue Lernfeldkonzept zu berücksichtigen. Auf der anderen Seite sind immer wieder kritische Stimmen zu vernehmen, welche vor allem das vereinsamte Lernen am PC, fernab von jeglichem sozialen Kontakt, akzentuieren. Das Lernen in virtuellen Welten sei zwar für den Erwerb spezifischer Fachkompetenz geeignet, lasse aber keinen sozialen Austausch und erst recht kein soziales Lernen zu. Gerade im Pflegeberuf, der einen einfühlsamen Umgang mit Menschen erfordert, sind soziale Fertigkeiten wie Sozial und Selbstkompetenz, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, Team-/ Integrationsfähigkeit und Verantwortlichkeit unabdingbar und dürfen deshalb in der Pflegeausbildung nicht fehlen. Aus diesem Grund soll untersucht werden, ob und wie virtuelle Lernwelten soziales Lernen ermöglichen und fördern, aber auch wie dieser Prozess des Lernens in virtuellen Welten in die Pflegeausbildung integriert werden kann. Ziel dieses Buches ist die Erstellung einer Konzeption zum virtuellen Lernen in der Pflege, welche nicht nur in einen lerntheoretischen Begründungsrahmen eingebettet ist, sondern auch den Anforderungen der Pflegeausbildung und damit auch den Anforderungen an kommunikatives, kooperatives und selbstgesteuertes Lernen gerecht wird. Dabei spielen vor allem virtuelle Gemeinschaften sowie das Blended Learning eine Rolle. Auf Grundlage dieses Konzeptes werden die Chancen und Grenzen des Lernens in virtuellen Welten in der Pflegeausbildung untersucht.
Textprobe: Kapitel 2.2, Virtuelle Lerngemeinschaften: Ausgangslage: computergestütztes kommunikatives und kooperatives Lernen: In virtuellen Welten sollen neue Informations- und Kommunikationstechnologien nicht mit dem Lernenden kommunizieren, sondern in Form von kognitiven Werkzeugen (vgl. Kap. I.1.3.5) Kommunikations- sowie Kooperationsprozesse zwischen den Lernern unterstützen. Ein Modell, welches von kooperativem Lernen ausgeht und auf Interaktion begründet ist, schlägt Pea vor. Er unterscheidet dabei in erster Linie zwei Ebenen der Kommunikation: Kommunikation als Transmission und Kommunikation als Ritual. Während die Kommunikation als Transmission vor allem die Verbreitung von Nachrichten und Inhalten in den Mittelpunkt stellt, zielt die Kommunikation als Ritual mehr auf den Erhalt der sozialen Gemeinschaft durch die Darstellung geteilter Überzeugungen ab. Pea führt darüber hinaus noch eine dritte Ebene der Kommunikation als Transformation auf, welche nicht den Austausch von Wissen und Überzeugungen beabsichtigt, sondern als Ziel die Weiterentwicklung und Konstruktion neuer Erkenntnisse hat. Each participant potentially provides creative resources for transforming existing practice, in going beyond the common body of knowledge of the field in their inquiries and the conceptual tools developed to sustain these practices . Aus diesem Grund stellen Kooperation und Kommunikation sowohl die Bedingung als auch das Ziel für eine gemeinsame Wissenskonstruktion sowie eine (denkbare) Induktion intrapersonaler konzeptueller Konflikte und kognitiver Rekonstruktionen dar. Kommunikative und kooperative Lernprozesse verbessern u.a. die Lernleistungen, fördern interpersonale Beziehungen sowie die Entwicklung sozialer Fähigkeiten und führen zu einer Steigung des Selbstwertgefühls. Damit wird verständlich, dass: Key to the learning process are the interactions among student themselves, the interactions between faculty and students, and the collaboration in learning that results from these interactions. In other words, the formation of a learning community through which knowledge is imparted and meaning is co-created sets the stage for successful learning outcomes.” Kennzeichen und Formen: Eine Gruppe von Menschen, die sich auf einer sozialen Plattform treffen und kommunizieren, definierte Rheingold, als Vorreiter seiner Zeit, als virtuelle Gemeinschaft. Bis heute gibt es jedoch weder einen eindeutigen Begriff noch eine allgemein gültige Definition für virtuelle Gemeinschaften. Begriffe wie Online-, Cyber-, Netz-, Web- oder E- Communities bzw. Gemeinschaften werden oft synonym verwendet. Eine weit akzeptierte Definition gibt Döring, welche virtuelle Gemeinschaften als einen Zusammenschluss von Menschen definiert, die untereinander mit gewisser Regelmäßigkeit und Verbindlichkeit auf computervermitteltem Wege Informationen austauschen und Kontakte knüpfen. Nun kann man sich natürlich fragen, in welcher Verbindung virtuelle Gemeinschaften mit dem Lernen stehen. Aufbauend auf den Erkenntnissen des vorangehenden Abschnitts lässt sich dafür schnell eine Antwort finden, welche Palloff und Pratt mit dem folgenden Satz zusammenfassen: The learning community is the vehicle through which the learning occurs online . Kooperative Lerngemeinschaften sind durch eine gemeinschaftliche Wissenskonstruktion gekennzeichnet. In einem erweiterten Verständnis von Lerngemeinschaften sind zudem die Dimensionen Zugehörigkeit, prinzipielle Selbstorganisation sowie eine gemeinschaftliche Praxis zentral (Arnold 2005, 98). Diese Definition schließt im Gegensatz zu anderen alle drei Formen der Kommunikation, insbesondere auch die für das Lernen bedeutende Kommunikation als Transformation mit ein, ein Gesichtspunkt, welchen u.a. die Definition von Döring außen vor lässt. Von virtuellen Lerngemeinschaften kann in vier verschiedenen Kontexten die Rede sein: Öffentliche Wissensbörsen: Unter Angabe der individuellen Fachkompetenz kann das Mitglied auf das Fachwissen anderer zugreifen sowie das persönliche Wissen aktivieren und erweitern. Berufsbezogene und fachliche Foren: In hochqualifizierten und selbstständigen Berufen ist Networking ein bedeutender Erfolgsfaktor, welcher immer mehr ins Internet verlagert wird. Oft wird ein Komplettangebot von Mailinglisten, Newslettern, face-to-face Veranstaltungen und Internetseiten mit öffentlichen und passwortgeschützten Bereichen nach dem Prinzip first give, then take den Nutzern bereitgestellt. Unternehmensinternes Wissensmanagement: Zunehmend werden Wissens- und Lernplattformen auch von Unternehmen aufgebaut, um sowohl den Wissensaustausch, als auch die gemeinsame Projektentwicklung zu fördern. Daraus erhoffen sich die Unternehmen einen effizienteren und offeneren Austausch als bei normalen Tagungen. Kursbezogene Foren: Im Rahmen des Fern- und Präsenzunterricht werden Online-Foren immer öfter zur Unterstützung des internen Austauschs genutzt. Diese werden meist von Tutoren moderiert. Darüber hinaus fördert spezielle reflexionsfördernde Software (z.B. CSILE= Computer Supported Intentional Learning Environment) eine gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit den Inhalten. Damit eine solche virtuelle Lerngemeinschaft entsteht, muss ein gemeinsamer virtueller Treffpunkt bereitgestellt werden, also eine technische Plattform, auf die alle Teilnehmer Zugriff haben. Hier lässt sich zwischen Online-Foren mit zeitversetzten (asynchronen) Botschaften (Mailinglisten, Mails, Newsgroups) und zeitgleichen (synchronen) Botschaften (CHAT, MUD’s) unterscheiden. Asynchrone Foren bieten im Gegensatz zu synchronen Foren mehr Möglichkeiten für einen themenbezogenen Austausch, da Beiträge in Ruhe durchgelesen und ausgearbeitet werden können. Die Unmittelbarkeit der zeitgleichen Online-Aktivität in synchronen Foren ermöglicht dagegen die Reflexion von Problemen und gibt Raum für kommunikative Bedürfnisse. Heutzutage nutzen viele virtuelle Gemeinschaften synchrone und asynchrone Foren parallel auf einer Community-Internetseite, auf welcher oft zusätzliche Informationen und Querverweise zu finden sind. Den Mitgliedern einer virtuellen Gemeinschaft stehen allerdings neben den internetbasierten Interaktionsmöglichkeiten auch andere Kommunikationskanäle zur Verfügung, wie Telefon oder Videokonferenzen. Face-to-face Kontakt ist jedoch ein kaum benutzter Interaktionskanal, da das primäre Vehikel der Kommunikation das Netz ist. Virtuelle Gemeinschaften basieren damit auf einer zeitlichen und örtlichen Trennung der Teilnehmer, welche einen flexiblen, weltweiten Austausch sowie ein breiteres Einzugsgebiet als face-to-face Gemeinschaften ermöglichen.
Kathleen Wehnert, Jahrgang 1981, studierte an der Technischen Universität Dresden Lehramt für berufsbildende Schulen (Fächer: Gesundheit/Pflege und Englisch) und absolvierte dieses Studium 2008 mit dem Staatsexamen sowie dem Diplom-Berufspädagogen. Während ihres Studiums bekam Wehnert ein Stipendium für ein Studium in Middlesbrough/ England, welches sie 2007 mit dem Bachelor of Arts (Honours Degree) in Englisch und Medienwissenschaften abschloss. Seit 2008 arbeitet Wehnert als Berufsbildende Lehrerin in Leipzig.
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