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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Mobbing ist ein Massenphänomen. Aber was genau ist Mobbing? Welche Ursachen begünstigen dessen Auftreten? Fast jeder kennt, wenn auch nur mittelbar, einen konkreten Fall. Bestimmte Berufsgruppen sind deutlich stärker betroffen. Eines jedoch haben alle Mobbingfälle gemein: Sie führen zu einer enormen Belastung für den Betroffenen über einen langen Zeitraum. Und dies wirkt sich negativ auf das betroffene Unternehmen aus, es entstehen sowohl direkte Kosten durch Kündigungen und Fehlzeiten, als auch in weitaus stärkerem Maße indirekte Kosten. So führt Mobbing u.U. zu einer Reduktion der Arbeitsmotivation auch bei scheinbar unbeteiligten Mitarbeitern. In der vorliegenden Studie wurden alle relevanten Kosten, die durch Mobbing entstehen können untersucht. Es wird auch der Frage nachgegangen, ob Unternehmen möglicherweise bewusst Mobbing in Kauf nehmen, weil es ‘positive’ Auswirkungen von Mobbing geben könnte, bspw. eingesparte Abfindungen. Letztlich ist das Resümee niederschmetternd: Einige Betroffene erleiden jahrelange Traumata und jegliche ‘positive’ Effekte durch Mobbing werden von den negativen Effekten des Mobbing absorbiert. Mehr noch: Summa summarum überwiegen die Kosten deutlich.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Bedeutung des Mobbingphänomens für Organisationen: 4.1, Häufigkeit von Mobbing: Zur Erklärung der Bedeutung von Mobbing für Organisationen werde ich die zentralen Ergebnisse des Mobbing-Reports nennen. Die im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) im Jahr 2000 bis 2001 durchgeführte branchenübergreifende Repräsentativstudie von Meschkutat, Stackelbeck und Langenhoff ist die erste für die Bundesrepublik Deutschland. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte man über die Verbreitung von Mobbing aufgrund fehlender Querschnittsstudien wenig aussagen. Man stützte sich deswegen bei Angaben zur Häufigkeit auf skandinavische Studien, die aufgrund kultureller Unterschiede, z. B. die Stellung der Frau in Organisationen, nur bedingt geeignet waren (vgl. Zapf 1999:3f.). Die anhand von 70 internationalen Studien durchgeführte Meta-Studie von Nielsen, Matthiesen und Einarsen (vgl. 2010: 964) erbrachte eine durchschnittliche Betroffenheitsquote von 14,6% unter den 112.714 befragten Personen. Diese Betroffenheitsquote sollte jedoch mit Vorsicht interpretiert werden, da Nielsen, Matthiesen und Einarsen (vgl. 2010: 967, 969f.) herausfanden, dass die Wahl der Erhebungsmethode und die Auswahl der Stichprobe entscheidenden Einfluss auf die ermittelten Betroffenheitsquoten der verwendeten Studien haben. Sehr wohl sehen die Forscher jedoch in Mobbing ein substantielles Problem mit weiter Verbreitung. Die Studie von Meschkutat, Stackelbeck und Langenhoff. (2002: 24) ergab eine querschnittsbezogene aktuelle Mobbingquote in der erwerbstätigen Bevölkerung von 2,7 %. Bei einer Zahl von 43,321 Mio. Erwerbspersonen im Jahr 2010 (Destatis 2011: 75) entspräche dies einer Anzahl von knapp 1,17 Mio. Betroffenen. Es ergab sich zudem eine gesamte Betroffenheitsquote von 11,3 % der erwerbsfähigen Bevölkerung (gemessen an 4.396 im Rahmen der Erhebung befragten Personen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren). ‘Somit ist jede neunte Person im erwerbsfähigen Alter schon mindestens einmal im Verlauf ihrer Erwerbstätigkeit gemobbt worden’. Vergleichbare Betroffenheitsquoten ergaben sich auch in anderen Studien mit ähnlichen Erhebungsmethoden (vgl. Zapf 2004: 18, Leymann 1996: 175) und in der Befragung des IFAK Instituts aus dem Jahre 2007 (IFAK: 2007: 1). Unterschiede in den Erhebungsmethoden und Selektionskriterien erklären die starken Schwankungen der Häufigkeiten von Mobbing (vgl. Hallberg & Strandmark 2006: 109f., Rayner 1997: 199). Dies liegt auch an der bislang fehlenden Definition von Mobbing (vgl. Cowie u. a. 2002: 35). Auch wenn grobe Einigkeit hinsichtlich Frequenz und Dauer von Mobbinghandlungen unter Forschern herrscht, so führen auch kleine Unterschiede in der Interpretation zu anderen Betroffenenzahlen. Beispielsweise ergab die internationale Studie des Personaldienstleisters Robert Half Finance & Accounting, dass Deutschland im internationalen Vergleich mit 38 % vom Mobbing betroffenen Arbeitnehmern auf Platz zwei rangiert (vgl. Half 2006: 64). In solchen Studien machen häufig Personen, die sich nicht von Mobbing betroffen fühlen, nicht mit, da sie die Relevanz ihrer Teilnahme falsch einschätzen (vgl. Nielsen, Matthiesen & Einarsen 2010: 969). Zur Erhebung der Prävalenz von Mobbing gibt es zwei bedeutsame Herangehensweisen (vgl. Hallberg & Strandmark 2006: 110, Nielsen, Matthiesen & Einarsen 2010: 957ff.). Einerseits die ‘subjektive Methode’, bei der den Befragten eine ‘globale’ Definition von Mobbing präsentiert wird und sie angeben sollen, ob sie bereits Erfahrungen damit gemacht haben. In manchen Fällen wird auch keine globale Definition von Mobbing vorangestellt. Die Befragten werden dabei gebeten, anzugeben, ob sie sich als Mobbingopfer empfinden. Die Befragten schätzen sich folglich gemäß einer eigenen Mobbingdefinition ein, die u. U. nicht derjenigen der Forscher entspricht (vgl. Nielsen, Matthiesen & Einarsen 2010: 959f.). Die ‘operationale Methode’ dagegen gibt bei der Befragung keine Definition von Mobbing an. Es wird ein gewisser Katalog an negativen Verhaltensweisen präsentiert und die Befragten sollen Auskunft darüber geben, inwieweit sie von diesen Verhaltensweisen betroffen waren. Anhand von zuvor definierten Auswahlkriterien werden die erhobenen Daten dann von den Forschern ausgewertet. Häufig verwendete Fragebögen sind der LIPT oder der NAQ (s. Kapitel 5). Uneinigkeit besteht unter Forschern hinsichtlich der Reliabilität und Validität von Eigenaussagen der Betroffenen (vgl. Nielsen, Matthiesen & Einarsen 2010: 959) insbesondere, wenn sich die Befragung auf einen längeren Zeitraum bezieht (vgl. Cowie u. a. 2002: 36). Wünschenswert wäre die zusätzliche Erfassung einer Außenperspektive über Beobachter. Ob sie zu einer besseren Validität und Reliabilität beitragen, ist allerdings fraglich. Beobachter haben im Regelfall keinen ausreichenden Kenntnisstand über die Mobbingsituation. Die Studie von Meschkutat, Stackelbeck und Langenhoff (vgl. 2002: 23) verwendete zur Messung der Prävalenz die subjektive Methode. Des Weiteren wurde auch die operationale Methode angewendet zur differenzierten Strukturierung von Mobbing hinsichtlich der Häufigkeit einzelner Mobbinghandlungen (vgl. Mechkutat, Stackelbeck & Langenhoff 2002: 39ff.). Letztlich beruhen die erhobenen Daten auf Aussagen der Betroffen und ihrer subjektiven Wahrnehmung der Situation. Dies deckt sich mit der Auffassung der meisten Mobbingdefinitionen, die Mobbing über die Wahrnehmung des Opfers definieren. Es liegt demnach erst dann ein Mobbingfall vor, wenn das Opfer die Erlebnisse auf diese Weise empfindet (vgl. Heidenreich 2011: 12). Die Aussagekraft empirischer Erhebungen mag dadurch eingeschränkt sein, insbesondere die Verschränkung von Prozessen am Arbeitsplatz und im Privatleben ist schwierig zu separieren (vgl. Hahne 1994: 189). Aufgrund der subjektiven Angaben der Befragten können Ergebnisse durch methodische Effekte wie beispielsweise den Status negativer Affektivität oder dem Wunsch nach sozialer Anerkennung beeinflusst sein. ‘However, such method effects usually lead distortions for all variables in the same direction’(Zapf, Knorz & Kulla 1996: 233).

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