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  • Moderne Bildungsfinanzierung in den USA: Die Technical Colleges in Wisconsin als Modell für berufliche Schulen

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 09.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Einige berufliche Schulen in Hessen durchlaufen zurzeit das Pilotprojekt SV+ oder haben inzwischen den Weg zur ‘selbständigen beruflichen Schule’ (SBS) gefunden. Diese Schulen haben zwar eine gewisse Budgethoheit (auch als großes Schulbudget bekannt), die Finanzierungsquellen bleiben aber, wie bei der herkömmlichen nicht-selbständigen Schule, der Landeshaushalt und der Haushalt der kommunalen Schulträger. Im Rahmen einer größeren Selbstverantwortung und des Einsparungsdrucks der öffentlichen Hand aber auch neuer Anforderungen, werden die zukünftigen selbständigen beruflichen Schulen jedoch langfristig andere und neue Finanzierungswege finden müssen. In Wisconsin, dem langjährigen Partnerland des Bundeslandes Hessen in Bildungsfragen, hat sich mit den Technical Colleges bereits seit langem die selbständige berufliche Schule mit einem komplexen System der Mischfinanzierung etabliert. Diese Studie soll dieses System darstellen und die Möglichkeiten, Chancen und Gefahren einer Übernahme für das Land Hessen betrachten und bewerten.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Aufbau, Auftrag und Rolle der Technical Colleges innerhalb der Bildungslandschaft Wisconsins: Wie bereits erwähnt, gehören die Technical Colleges zu den Two-Years-Colleges und sind der wesentliche Träger beruflicher Bildung in Wisconsin. Ihre Rolle folgt dabei dem Geist der ‘Wisconsin Idea’. So definiert das Fox Valley Technical College (FVTC), das hier exemplarisch dargestellt werden soll, dessen Mission sowohl als Angebot zum Erreichen individueller Bildungswünsche wie auch darin, der lokalen Wirtschaft einen gut ausgebildeten Arbeitskräftepool zu schaffen. Dies zeigt sich auch in den Werten, die die Schulkultur des Colleges definieren. Dort sind vor allem die ‘Kundenorientierung’ und die Kooperationskultur, beispielsweise mit den Kommunen, der Wirtschaft, der Politik, den Bildungspartnern und den Gewerkschaften, aber auch der soziale Charakter des FVTC zu nennen. Darüber hinaus haben die Werte einen starken gesellschaftlichen Vorbildcharakter, indem sie z.B. ethische und ökologische Werte betonen. Im Sinne eines starken Qualitätsfokus sind auch die kontinuierliche Weiterentwicklung und Innovation Teil der Schulkultur. Die Mission und die Schulkultur werden durch folgende Angebote an die Stakeholders umgesetzt: - Angebot von berufsqualifizierender Bildung auf verschiedenen Niveaustufen von einfachen Zertifikatskursen bis zum Erwerb des Associate's Degree, - Training und berufliche Fort- und Weiterbildung sowohl für Einzelpersonen als auch für die lokalen Unternehmen, - Teilnahme und Unterstützung von beruflicher Lehrlingsausbildung (quasi als ‘Berufsschule im dualen System’), - Beratung und Unterstützung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung für private und öffentliche Arbeitgeber, - nicht-berufliche Bildungsangebote für die allgemeine Öffentlichkeit zur individuellen persönlichen Weiterentwicklung (Funktion einer Volkshochschule), - Zusammenarbeit sowohl mit den vorgelagerten Schulen wie auch mit anderen Colleges und den Universitäten, - individuelle Lernförderung, - besondere Bildungsangebote für benachteiligte Gruppen. Das Angebot des FVTC umfasst etwa 200 Degree-, Diplom- und Zertifikatskurse, sowie den ‘berufsschulischen’ Teil in 15 dualen Ausbildungsberufen (apprenticeships). 35 Fachbereiche sind dabei innerhalb des Wisconsin Technical College System alleine dem FVTC vorbehalten, darunter so verschiedene Bereiche wie die Ausbildung von Feuerwehrleuten, Flugzeugelektronikern oder Medizinischen Fachangestellten. Darüber hinaus führt das College im Rahmen individueller Verträge mit etwa 1.600 Arbeitgebern der Region Weiterbildungsmaßnahmen mit etwa 22.000 Arbeitnehmern pro Jahr durch. Der Einzugsbereich des FVTC umfasst fünf Counties und Teile von vier weiteren mit einer Bevölkerung von fast einer halben Million Einwohnern. Dies entspricht zwölf Schuldistrikten. Der Hauptcampus befindet sich in Appleton und hat eine Gesamtfläche von über 50.000 Quadratmetern. Darüber hinaus gibt es einen weiteren kleineren Campus in Oshkosh auf etwa 6000 Quadratmetern. Das College unterhält weiterhin 12 spezielle Ausbildungseinrichtungen, beispielsweise für angehende Polizisten oder für Berufe aus der Landwirtschaft, und fünf regionale Studienzentren. Die oberste Leitungsinstanz der Technical Colleges sind die Boards of Trustees, die ähnlich wie auch in amerikanischen Aktiengesellschaften eine Mischung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat darstellen. Dieses Gremium besteht bei allen Colleges aus neun Mitgliedern. Dabei handelt es sich um Vertreter des Schuldistrikts, der Arbeitnehmer des Colleges, der Collegeleitung, aber auch der Stakeholders des Colleges. So ist die derzeitige Vorsitzende des Board of Trustees des FVTC die Vorstandsvorsitzende einer örtlichen Bank. Das Board of Trustees ist gleichzeitig der Distriktvorstand des Wisconsin Technical College Systems. Die operative Leitung der Technical Colleges liegt bei der Präsidentin bzw. dem Präsidenten des Colleges. Als Stabsstellen beigeordnet sind hier eine Rechtsabteilung sowie eine Stelle zur Zusammenarbeit mit den Gemeinden und der College Foundation, die in etwa einem Förderverein entspricht. Die mittlere Führungsebene besteht aus den Vize-Präsidenten, den pädagogischen Abteilungsleitern (Executive Deans), dem Leiter der Finanzabteilung und der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit. Die Technical Colleges sind organisiert im Wisconsin Technical College System. Diese Organisation wurde 1965 als ‘System of Vocational, Technical and Adult Education’ aufgrund des Federal Vocational Education Acts gegründet und 1993in Wisconsin Technical College System (WTCS) umbenannt. Die Führung des WTCS wird dabei auf den Vorstand des Systems (WTCS Board) und die Vorstände der einzelnen College Districts (district boards) verteilt. Der Aufgabenbereich des WTCS Boards umfasst dabei neben den allgemeinen Leitungs- und Koordinationsaufgaben insbesondere die Verteilung von Geldern aus der Kasse des Bundesstaats, die Koordination der Studiengebühren, die Zertifizierung des Lehrpersonals und die Zusammenarbeit mit dem Erziehungsministerium (Department of Public Instruction) und den lokalen Schulverwaltungen. Die District Boards sind unter anderem zuständig für die Planung des Bildungsangebots, die Einstellung von pädagogischem und nicht-pädagogischem Personal des entsprechenden Technical Colleges, Zuschüsse der Bundesregierung und der Foundation zu sichern, die Organisation von finanzieller und pädagogischer Hilfe für Studierende und die Planung und Kontrolle des Budgets einschließlich der Einnahmen aus der Grundsteuer (property tax). Somit haben die Organe des WTCS eine große Bedeutung bei der Finanzierung der Technical Colleges. Im Rahmen dieser Studie ist es noch wichtig zu erwähnen, dass im Bundesland Hessen die Technical Colleges als Vorbild für den sogenannten Hessencampus gelten, bei dem ‘sich Berufliche Schulen, Schulen für Erwachsene, Volkshochschulen (VHS) und private Weiterbildungsträger zu betriebsförmig organisieren und integrierten Bildungsdienstleistern zusammenschließen.’ 4, Die Finanzierung der Technical Colleges: 4.1, Die Elemente der Mischfinanzierung und der Budgets der Technical Colleges in Wisconsin: Nach dem sehr ausführlichen Überblick über die Rahmenbedingungen, das bildungspolitische und pädagogische Umfeld und die Aufgaben und Organisation der Technical Colleges soll nun im zentralen Teil dieser Arbeit auf die Finanzierung der Technical Colleges eingegangen werden. Die Besonderheit dabei liegt in einer Mischfinanzierung, die auch innerhalb Wisconsins bei anderen Bildungseinrichtungen so nicht existiert. Zwar findet man einzelne Elemente dieser Finanzierung auch in anderen Bereichen des Bildungswesens Wisconsins, wie beispielsweise die noch zu betrachtende Finanzierung über die Grundsteuer, die auch anderen Schulformen zur Verfügung steht, jedoch ist die Vielzahl der Einnahmequellen ein herausragendes Merkmal der Technical Colleges. Die Technical Colleges in Wisconsin haben in erster Linie sechs Finanzierungsquellen. Im Falle des FVTC sind diese in der Reihenfolge der Bedeutung die Einkünfte aus der lokalen Grundsteuer, direkte Zuschüsse für die Studierenden, staatliche zweckgebundene Zuschüsse für spezielle Bildungsangebote, allgemeine Haushaltsmittel des Staates Wisconsin und der Bundesregierung in Washington, D.C., Studiengebühren und Einnahmen für Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen der Wirtschaft. Nach Mittelherkunft aufgegliedert sind die Quellen die Kommunen, der Staat Wisconsin, die Studierenden, die Wirtschaft und die Bundesregierung. Die Budgets der Colleges bestehen aus mehreren Teilbudgets (Funds), darüber hinaus ist zwischen dem Budget der Colleges und dem der entsprechenden Foundations zu differenzieren. Das wichtigste Teilbudget ist der sogenannte ‘General Fund’, der als allgemeiner Haushalt alle nicht zweckgebundenen Einnahmen und die generellen Ausgaben für den Lehrbetrieb und die Unterhaltung des Colleges beinhaltet.

Über den Autor

Torsten Fink wurde 1970 in Kassel geboren. Nach dem Abitur mit gleichzeitiger Ausbildung zum Chemisch-technischen Assistenten im Jahr 1989 war er für sieben Jahre in der Personalverwaltung und im Organisationsbereich der Deutschen Bundeswehr tätig, wo er eine weitere Berufsausbildung zum Bürokaufmann absolvierte und ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen begann. Nach dem Ende der aktiven Dienstzeit erfolgte ein Studienfachwechsel zum Fach Wirtschaftspädagogik an der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität in Frankfurt am Main, das er im Jahr 1999 erfolgreich mit der Prüfung zum Diplom-Handelslehrer abschloss. Es folgten ein zweijähriges Referendariat und eine mehrjährige Tätigkeit als Lehrkraft an beruflichen Schulen, wobei die Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen im Mittelpunkt stand. Seit November 2012 ist er Abteilungsleiter für die Berufsfachschule und die Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung an einer kaufmännischen Schule in Frankfurt am Main. Von 2010 bis 2013 absolvierte er ein Master-Studium in ‘Schulmanagement’ an der TU Kaiserslautern, das er mit Auszeichnung bestand. Bereits während seines ersten Studiums wurde Torsten Finks Interesse an der vergleichenden Erziehungswissenschaft geweckt, weshalb er in seiner Diplomarbeit die Berufsbildungssysteme in Japan, den USA und Deutschland verglich. Während des Referendariats und der Tätigkeit als Lehrkraft folgten Praktika im Cornwall College in Großbritannien und eine Zusammenarbeit mit dem Fox Valley Technical College in Wisconsin. Gleichzeitig engagierte er sich sowohl als Mitglied des Personalrats wie auch in seiner Schulleitungstätigkeit im Bereich der Schulentwicklung. In seiner Studie zur Finanzierung der Technical Colleges in Wisconsin wurden schließlich beide großen Interessengebiete verbunden und so ein unkonventionelles Konzept für die Bildungsfinanzierung in Deutschland entwickelt.

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