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Pädagogik & Soziales

Anastasia Schmidt

Muttersprache als Ressource?! Zweitspracherwerb bei Migrantenkindern

ISBN: 978-3-8428-6950-9

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Sprachförderung für die Kinder mit Migrationshintergrund ist bereits in den deutschen Kindergärten keine Seltenheit mehr. Vor allem als die Pisa-Studie die gravierenden Ergebnisse der Leistungen von Kindern aus Migrationsfamilien vorstellt, nimmt dieses Thema einen anderen Stellenwert in der Bildungspolitik ein. Es werden viele Sprachförderkonzepte entwickelt und eingesetzt. Die Mehrheit der Sprachförderkonzepte konzentrieren sich jedoch ausschließlich auf die Zweitsprache Deutsch. Sind solche Förderkonzepte wirklich erfolgreich? Welche Relevanz hat dabei die Ressource der Muttersprache? Diese und andere Fragen geht dieses Buch systematisch nach. Ausgehend von den theoretischen Grundlagen des Zweitspracherwerbs werden in dem Buch die Grundlagen einer Sprachförderung sowie ein Sprachförderkonzept explizit dargestellt. Um die Frage nach der Relevanz der Muttersprache für das Zweitspracherwerb beantworten zu können, wird nun die Spracherwerbsforschung näher betrachtet. Das Buch liefert viele Grundlagen und praktische Hinweise für alle die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Auch die Eltern profitieren von diesem Buch. Denn nur eine Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten kann zum Erfolg führen.

Leseprobe

Textprobe: 3, Theoretische Grundlagen zum Zweitspracherwerb: 3.1, Begrifflichkeiten: Die Spracherwerbsforschung unterscheidet grundsätzlich zwischen Erstsprache, Muttersprache, Zweitsprache sowie Fremdsprache. In der Fachliteratur wird oft die Bezeichnung ‘L1’ für die Erstsprache und ‘L2’ für die Zweitsprache verwendet. Die Begriffe Erstsprache und Muttersprache, aber auch Zweitsprache und Fremdsprache werden meist gleichgestellt. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass alle diese Begriffe eine spezielle Definition haben. In Bezug auf die Leitfragen dieses Buches und weitere Auseinandersetzung mit der Problematik des Schriftspracherwerbs bei Migrantenkindern ist es unentbehrlich die Begrifflichkeiten und die Spracherwerbstheorien zu klären und zu verstehen. 3.1.1, Erstsprache: Die Erstsprache ist eine der wichtigsten Sprachen im Leben eines Menschen. Sie ist dementsprechend die erste Sprache, die der Mensch erwirbt. Die Erstsprache wird von dem Kind in seinen ersten Lebensjahren erworben und begleitet es meistens durch das ganze Leben. Die Erstsprache gilt als erstes Kommunikationsmittel. Beherrscht man die Erstsprache, so sind auch ebenfalls die formalen Sprachstrukturen verfestigt. Auch die Gefühle und besondere Erfahrungen werden meistens in der Erstsprache am besten übermittelt. Natürlich wird auch die Kultur, die zu dieser Sprache gehört, so eingeprägt und mit dem Spracherwerb erworben. In der wissenschaftlichen Literatur wird meist die Erstsprache von der Muttersprache unterschieden. Jedoch entsteht in der heutigen Gesellschaft ein Bild, dass in vielen Familien die Muttersprache auch die Erstsprache ist, die das Kind erlernt. Die Muttersprache ist daher auch die Erstsprache, die durch den Kontakt mit der Mutter bzw. Vater erworben wird. Viele Sprachwissenschaftler vertreten in der Fachliteratur die Meinung, dass der Begriff Erstsprache anstelle von Muttersprache neutraler und angemessener erscheint. Daraus lässt sich formulieren, dass die beiden Begriffe das gleiche bedeuten, wenn auch das eine mit dem anderen nicht komplett zu ersetzen ist. Die Muttersprache ist von einer entscheidenden Bedeutung für kleine Kinder. ‘Die erste Sprache, die Familiensprache, die kleine Kinder umgibt, spielt in jedem Falle eine in vielerlei Hinsicht höchst prägende Rolle und verdient in dieser Rolle jede Achtung, denn sie bereitet weiteren Sprachen den Weg.’ Viele Eltern sind meistens erleichtert, wenn sie Zuhause ihre Sprache sprechen können oder sogar im Kindergarten gesagt bekommen, sie sollen lieber mit den Kindern in ihrer Muttersprache reden. Für die Eltern ist das meistens eine große Erleichterung. Oft wird auch bemerkt, so beispielsweise auch im Rucksackprojekt, dass bei Eltern, die den Respekt der eigenen Sprache zuweisen und sie fördern, sie sich so auch mehr für weitere Sprachen und den Zweitspracherwerb öffnen. Die Erstsprache, die nun in den meisten Fällen auch die Muttersprache ist, hat eine bedeutende Rolle für die psychische Entwicklung des Kindes und für seine Persönlichkeitsbildung. Meistens erwerben die Kinder die Muttersprache auf eine natürliche Art und Weise, also beim Heranwachsen. Seit den Sechzigerjahren ist die Rolle der Muttersprache ein Gegenstand in der pädagogischen Diskussion. Der Erstspracherwerb beginnt mit der Geburt, der Erwerb der Kerngrammatik ist meistens mit dem Schulalter abgeschlossen. Wie Dr. Rudolf de Cilia beschreibt, wirkt sich die Förderung des Erstspracherwerbs und somit die Festlegung der kulturellen Welt wie ein Fundament für den Erwerb der weiteren Sprachen aus. Jedoch ist der Erwerb der Muttersprache mit dem Schulalter noch nicht abgeschlossen und sollte in der schulischen Sozialisation vollzogen werden. Der Abbruch des Mutterspracherwerbs bedeutet für das Kind auch eine Benachteiligung in der kognitiven Entwicklung. Die theoretischen Befunde sprechen bis jetzt dafür, dass ein erfolgreicher Erwerb der Zweitsprache auf einem erfolgreichen Erwerb der Muttersprache basiert. Dies ist jedoch ein Problem in der Entwicklung der Kinder mit Migrationshintergrund, denn der Erwerb der Muttersprache wird sozusagen mit dem Schuleintritt abgebrochen. Die Kinder werden in der Zweitsprache Deutsch alphabetisiert und nicht in der Muttersprache, wie z. B Türkisch. Beide Sprachen sind in diesem Zeitpunkt nicht genügend entwickelt. Skutnabb-Kangas (1983) bezeichnet dieses Phänomen als ‘Halbsprachigkeit’ oder ‘Semilingualismus’. Dieser Begriff beschreibt dabei eine unvollständige sprachliche Entwicklung in den beiden Sprachen.. 3.1.2, Zweitsprache: Jede Sprache, die nach der Erstsprache erlernt wird, ist unter dem Begriff Zweitsprache zusammenzufassen. Die Zweitsprache ist meistens die notwendige Sprache, um in der fremden Gesellschaft kommunizieren zu können. Vorwiegend wird auch die Zweitsprache so gut wie die Erstsprache gesprochen, da der Bedarf an dieser Sprache im Alltag sehr groß ist. Bei dem Zweitspracherwerb wird zwischen dem systematisch erworbenen gesteuerten Spracherwerb in der Schule und dem natürlich erworbenen unterschieden, also ungesteuertem Erwerb nach dem Erwerb der ersten Sprache. Der natürliche Zweitspracherwerb vollzieht sich ohne jegliche Unterrichtsformen. In den meisten Fällen wird die Zweitsprache dabei in Kommunikationssituationen mit Freunden und anderen Personen vollzogen. Oft geschieht der Zweitspracherwerb bei Erwachsenen auch an einer Arbeitsstelle. Kinder meistern den ungesteuerten Zweitspracherwerb vor allem, wenn sie in einer zweisprachigen Familie aufwachsen. Der gesteuerte Zweitspracherwerb erfordert dagegen einen Unterricht. Der Lernende bringt sich die Sprache nicht selbst bei wie beim natürlichen Zweitspracherwerb, sondern die Sprache wird von einer Sprachlernkraft beigebracht. Es handelt sich um eine aktive Handlung. Um den Zweitspracherwerb bei Migrantenkindern richtig nachvollziehen zu können, ist die oben beschriebene Unterteilung in den gesteuerten und ungesteuerten Zweitspracherwerb sehr wichtig. Meistens fällt Deutsch bei Migrantenkindern in die Kategorie des ungesteuerten oder natürlichen Spracherwerbs. Der Erwerb einer Fremdsprache, wie z. B Englisch oder Französisch in der Schule, ist dagegen gesteuert. Oft kann man beobachten, dass sich aber die beiden Erwerbsformen mit dem Eintritt in die Schule vermischen, da sowohl eine Kommunikation als auch das Beibringen einer Sprache stattfindet. Auch nach Prof. Dr. Günther ist diese Aufteilung etwas, wie es im Idealfall aussehen könnte, in der Praxis werden jedoch öfter die Mischformen beobachtet. Ein kanadischer Forscher Jim Cummins hat sich viel mit der Thematik des Zweitspracherwerbs bei Migrantenkindern beschäftigt. Laut ihm sollte die Sprache in die Alltags- und Schulsprache unterschieden werden. Dafür hat er zwei Abkürzungen eingeführt. BICS steht für ‘basic interpersonal comminicative skills’ und fasst die sprachlichen Kompetenzen, die im alltäglichen Gespräch gebraucht werden, zusammen. Diese Kompetenzen sind jedoch für den Unterricht nicht ausreichend. So bezeichnet Cummins die Schulsprache als CALP ‘cognitive academic language proficiency’. Diese Unterscheidung kann vor allem für die Gestaltung von Sprachförderung hilfreich sein. Da die sprachlichen Leistungen der Migrantenkinder mehr als bedenklich sind, weist Cummins auf die Notwendigkeit der Entwicklung von CALP hin. Die Zweitsprache hat auch einen stärkeren Charakter als eine Fremdsprache, denn eine Fremdsprache ist meistens eingeschränkt und nur selten ein Kommunikationsmittel im Alltag.

Über den Autor

Anastasia Schmidt, 1. Staatsexamen für Lehramt an Haupt- und Realschulen, Diplom-Pädagogin wurde 1983 in Kemerowo (Russland) geboren. Im Jahre 1998 kommt sie mit Ihrer Familie nach Deutschland und macht 2005 die allgemeine Hochschulreife in Fulda. Sie studiert danach das Lehramt an Haupt und Realschulen mit den Fächern Biologie und evangelische Religion an der Goethe Universität in Frankfurt am Main. Bereits während des Studiums sammelt sie zahlreiche praktische Erfahrungen in den Bereichen Spracherwerb, Sprachförderung und der kindlichen Entwicklung. Die Arbeit mit Kleinkindern und Frühförderung fasziniert sie. Nachdem sie die Lehramtsprüfung erfolgreich abgeschlossen hat, war sie in einer Kindertagesstätte tätig und absolvierte parallel das Diplom in Pädagogik. Das breite Spektrum an praktischen Erfahrungen und das erworbene Fachwissen, sowie die eigene familiäre Herkunftsgeschichte stellen eine unentbehrliche Basis bei der Entstehung dieses Buches.

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