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Pädagogik & Soziales

Daniel Wirth

Schulsanitätsdienst: Soziales Lernen in der Schule

Pädagogische Begründung und Forderung

ISBN: 978-3-8428-8367-3

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 08.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Schulsanitätsdienste sind organisierte Erste Hilfe durch Schüler in Schulen. Sie erfreuen sich im deutschsprachigen Raum an zunehmendem Interesse. Doch stellen sich häufig für die betreuenden Lehrer sowie die Schulverwaltung Fragen nach der inhaltlichen, pädagogischen und rechtlichen Legitimation solcher freiwilliger Schulsozialdienste. In der Untersuchung wird der Schulsanitätsdienst in den Kontext des außerunterrichtlichen, innerschulischen sozialen Lernens gestellt. So werden die verschiedenen Aspekte der Durchführung aufgezeigt. Zuerst wird diskutiert, was soziales Lernen in der Schule überhaupt bedeutet und wo es - bewusst oder unbewusst - stattfindet. Weiter werden verschiedene bestehende Schulsozialdienste wie z.B. die Schulfeuerwehr dar- und dem Schulsanitätsdienst gegenübergestellt. Die gegenwärtigen Ausbildungsrichtlinien für den Schulsanitätsdienst werden gesichtet und mit Empfehlungen versehen. Im Zentrum der Studie steht die Legitimation durch die schulpädagogische Diskussion (z.B. Hentig, Meyer) sowie durch die geltenden Lehrpläne, welche erstaunlich viele Schnittstellen mit den Inhalten des Schulsanitätsdienstes aufzeigen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4., Die Teilnehmerstruktur des Schulsanitätsdienstes: Zur Teilnehmerstruktur in Schulsanitätsdiensten wurden bisher kaum Forschungsergebnisse veröffentlicht. Lediglich Rein stellte in einer Stichprobe fest, dass am Schulsanitätsdienst häufiger Mädchen als Jungen teilnehmen (Rein 2009, S. 207). Daher basieren die hier aufgeführten Erkenntnisse auf der Erfahrung des Autors an Schulen der Sekundarstufe im Raum Würzburg. Der Schulsanitätsdienst als freiwilliger sozialer Dienst in der Schule steht grundsätzlich jedem Schüler offen, die Teilnahme ist geschlechts-, alters-, und leistungsunabhängig. Es könnte davon ausgegangen werden, dass die Teilnehmer am Schulsanitätsdienst auch einen Querschnitt durch die Schülerstruktur der Schulen bilden. Wie Rein aber bereits feststellte, sind auch im Würzburger Raum in den meisten Schulsanitätsdiensten mehr Mädchen als Jungen aktiv. Aus Gesprächen mit Schulsanitätern, Lehrern und Schulsanitätsdienst-koordinatoren geht hervor, dass die Motivation, am Schulsanitätsdienst teilzunehmen, vor allem von der Lust am Helfen herrührt. Es ist davon auszugehen, dass bei Jungen und Mädchen insgesamt die Bereitschaft zu sozialen Tätigkeiten in etwa gleich ist. Jungen nehmen aber in jüngeren Jahren lieber an Sportangeboten in den Schulen teil, als zum Schulsanitätsdienst zu gehen. Mädchen sehen im Schulsanitätsdienst schon früher eine sinnvolle Beschäftigung. Weiter ist der Effekt zu erkennen, dass Mädchen häufiger Freundinnen oder Klassenkameradinnen mit in die Arbeitsgemeinschaft bringen als Jungen. Ab etwa der achten Klasse fokussieren die Schüler der Hauptschule und der Realschule bereits auf ihre zukünftige berufliche Tätigkeit. Da in den nicht-akademischen medizinisch-sozialen Berufsbildern (z.B. Gesundheits- und Krankenpfleger, Altenpfleger, Medizinischer Fachangestellter usw.) Frauen überdurchschnittlich repräsentiert sind, ist auch zu erklären, dass der Schulsanitätsdienst für Mädchen mehr Attraktivität ausstrahlt. Obwohl in den akademischen medizinisch-sozialen Berufsbildern Männer und Frauen ausgewogener repräsentiert sind, wirkt sich dies kaum auf die Teilnehmerzahlen am Gymnasium aus. Ein möglicher Erklärungsansatz für die anteilig geringe Teilnahme der Jungen sind die breiten außerunterrichtlichen Angebote im Bereich Technik und Naturwissenschaft sowie Sport, die männliche Schüler eher ansprechen. Die Altersstruktur der Teilnehmer ist je nach Schulart unterschiedlich. In der Hauptschule beginnen die meisten Schüler ihre Tätigkeit im Schulsanitätsdienst in der sechsten Klasse. Die meisten bleiben auch bis zum Ende ihrer Hauptschulzeit (9. Klasse) dabei, wobei einige – wohl auch auf Druck ihrer Eltern – die Tätigkeit in der Abschlussklasse einstellen. In der Realschule beginnen die meisten ihre Tätigkeit ab der siebten Klasse. Ähnlich wie in der Hauptschule tritt der Effekt auf, dass manche Schulsanitäter in der 10. Jahrgangsstufe nicht mehr engagiert sind. Im Gymnasium beginnen die meisten Schulsanitäter ihre Tätigkeit ab der siebten Klasse, führen sie allerdings meist nur bis zum Beginn der Oberstufe aus. Anscheinend ist die gymnasiale Oberstufe mit dem häufig nicht durchgehenden Unterricht ein Hindernis für die Durchführung des Schulsanitätsdienstes. Dass die Schüler nicht bereits in der fünften Klasse teilnehmen, ist auf zweierlei Faktoren zurückzuführen. Einerseits wird die Schulsanitätsdienst AG in manchen Schulen erst ab der sechsten oder siebten Klasse durch die Lehrer beworben. Andererseits haben die jungen Schüler oft Hemmungen, mit ihren älteren Schulkollegen zusammenzuarbeiten. In Gesprächen mit Lehrern konnte ermittelt werden, dass die Teilnehmer im Schulsanitätsdienst meist mittleren bis leicht-überdurchschnittlichen schulischen Leistungsniveau zuzurechnen sind. Der Schulsanitätsdienst ist demnach trotz der recht hohen Lernanforderungen keineswegs eine Arbeitsgruppe nur für leistungsstarke Schüler. Der häufig von Lehrern geäußerte Vorbehalt gegen den Schul-sanitätsdienst, die Schüler würden zu häufig vom Unterricht fernbleiben und daher schwächere Leistungen haben, ist unbegründet. In einigen Fällen entwickeln sich Leistungszuwächse, da die Schüler durch die Wertschätzung, die sie durch die Tätigkeit im Schulsanitätsdienst erfahren, der Schule und dem Unterricht gegenüber aufgeschlossener sind. Schüler, die sich zum Schulsanitätsdienst melden, sind meist bereits zuvor als hilfsbereit aufgefallen. Zur Gewalttätigkeit neigende Schüler gehen äußerst selten in die Arbeitsgemeinschaft. Die Effekte des Schulsanitätsdienstes auf die Schüler im Zusammenhang mit ihrem Verhalten sind durchgehend positiv. Die Schüler werden hilfsbereiter und rücksichtsvoller. Sie üben deutlich seltener physische oder psychische Gewalt aus und erkennen mögliche Gefahrenquellen in der Schule. In Schulen im ländlichen Bereich ist der Zulauf zum Schulsanitätsdienst quantitativ höher als in Schulen im städtischen Bereich. Dies ist vermutlich auf die geringere Anzahl an inner- und außerschulischen Freizeitmöglichkeiten im ländlichen Bereich zurückzuführen. Gerade im ländlichen Raum ist eine wirkungsvolle Erste Hilfe besonders wichtig, da die Zeitspanne bis zum Eintreffen weiterer professioneller Hilfe (z.B. Rettungsdienst) sehr lang sein kann. Betrachtet man die Schulsanitätsdienste an den verschiedenen Schulformen, so stellt man fest, dass es sowohl beim Zulauf als auch bei der Qualität des Dienstes keine Unterschiede gibt. Erste Hilfe kann sowohl von Gymnasiasten als auch von Hauptschülern in gleicher Weise zweckmäßig und zielführend durchgeführt werden, da zumindest für die Basisdiagnose und die Erstmaßnahmen keine hohen intellektuellen Anforderungen nötig sind. Vielmehr ist die Bereitschaft zum Helfen ausschlaggebend. In der wissenschaftlichen und grauen Literatur ist bisher kein Schulsanitätsdienst beschrieben, der in einer sonderpädagogischen Einrichtung eingeführt worden ist. Grundsätzlich ist auch hier ein solcher sozialer Dienst denkbar, je nachdem wie groß die Defizite der Schüler sind und in welchem Bereich sie liegen. Im Bereich der Blinden- und Gehörlosensonderpädagogik könnte ein Schulsanitätsdienst durchführbar sein.

Über den Autor

Daniel Wirth wurde 1987 in Würzburg geboren. Nach dem Zivildienst im Rettungsdienst absolvierte er die Ausbildung zum Rettungssanitäter. Sein Studium der Germanistik, Geographie und Erziehungswissenschaften an der Universität Würzburg schloss der Autor 2012 nach Bestehen des 1. Staatsexamens erfolgreich ab. Während des Studiums beschäftigte er sich mit unterschiedlichen Formen des sozialen Lernens in der Schule. In der Praxis war er für die Einrichtung und Durchführung mehrerer Schulsanitätsdienste verantwortlich. Dies motivierte ihn, sich mit den theoretischen Grundlagen des sozialen Lernens in der Schule am Beispiel des Schulsanitätsdienstes eingehender zu beschäftigen.

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