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Pädagogik & Soziales

Darina Saust

Soziale Angststörung: Ist sie angeboren oder erlernt?

ISBN: 978-3-8428-9916-2

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Jeder kennt Angst - jeder hat Angst. Die Objekte oder Situationen, vor denen sich Menschen fürchten, sind genauso vielfältig wie ihre Angstreaktionen. Obwohl Angst, wenn sie auftritt, oft als unangenehm empfunden wird, ist sie dennoch ein natürlicher und notwendiger Bestandteil unseres Lebens. Die eigentliche Funktion der Angst ist die eines Gefahrensignals, sodass eine schnelle konsequente Reaktion erfolgt. Ein Mensch ohne die Fähigkeit zur Angstreaktion bei Gefahrensituationen wäre schutzlos dem Risiko von Verletzung oder Tod ausgesetzt. Wenn nun Angst aber ein so wichtiger und natürlicher Bestandteil unseres Lebens ist, warum gibt es dann Personen, die unter Ängsten leiden? Mit den Begriffen Soziale Phobie , Sozialphobie und soziale Angststörung wird die psychische Erkrankung beschrieben, wenn die Ängste vor und in sozialen Situationen übermäßig und extrem belastend werden. Soziale Phobie, die als Angst vor sozialen Situationen und der Interaktion mit Menschen verstanden wird, ist keine seltene Erkrankung und geht mit schweren Beeinträchtigungen der Lebensqualität Betroffener einher. Aufgrund der immer größer werdenden Präsenz dieses Themas auch in nichtmedizinischen Medien, widmet sich die Autorin der Frage, woher eine Soziale Phobie kommt und wie sie entsteht.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 8.2.3, Angstbestätigende Erfahrungen: Konfrontieren sich Sozialphobiker mit den von ihnen gefürchteten sozialen Situationen, wäre also die Möglichkeit vorhanden, positive Erfahrungen zu machen und die falschen Überzeugungen und Annahmen zu widerlegen, gelingt es ihnen dennoch nicht, ihre Gedanken zu korrigieren und die neuen Erfahrungen für sich positiv umzusetzen, um so die Angst dauerhaft zu reduzieren. Vielmehr werden trotz positiven Ablaufs der sozialen Situation Resultate erzielt, die sogar angstbestätigend oder -intensivierend wirken. Nach Clark und Wells (1995) sind es hauptsächlich vier Prozesse, die die Korrektur negativer Annahmen verhindern: 1.) Selbstaufmerksamkeit: Die Selbstaufmerksamkeit oder Selbstfokussierung, die auch für die Ätiologie der Sozialen Phobie von großer Bedeutung ist wie bereits weiter oben dargelegt, ist auch ein wichtiger Aspekt, der die Aufrechterhaltung dieser Angststörung erklärt. Befinden sich Sozialphobiker in sozialen Situationen richten sie ihre Aufmerksamkeit auf ihre Empfindungen und Wahrnehmungen und registrieren körperliche Vorgänge und mögliche Veränderungen genau. Wahrgenommene Anzeichen von Nervosität werden als Indiz für die Gefahr der sozialen Situation gewertet. Selbst wenn andere diese Symptome gar nicht bemerken, übertragen Sozialphobiker ihre Gefühle auf die Wahrnehmung der anderen und gehen demnach davon aus, dass diese ihre zitternden Hände oder den Schweiß auf der Stirn sehen und als abstoßend beurteilen. Die wahrgenommenen Angstsymptome werden dabei deutlich überschätzt und durch die Fokussierung auf eigene körperliche Reaktionen, entgleist der Bezug zur Wirklichkeit. Tatsächliche Reaktionen und Abläufe treten in den Hintergrund, die Realität wird nur noch verzerrt wahrgenommen und eine interaktive Beteiligung am sozialen Geschehen misslingt. Die betroffene Person konzentriert sich nur noch auf sich selbst und registriert ihre Angstsymptome, die ihr als Beleg für die Gefährlichkeit der sozialen Situation dienen, da Angst ja ein Warnsignal für Gefahr darstellt (Ambühl et al. 2001). 2.) Sicherheitsverhalten: Auch das Sicherheitsverhalten ist nicht nur bedeutsam als kognitive Ursache für die Entstehung einer Sozialen Phobie, sondern ist darüber hinaus ein wichtiger Bestandteil des Teufelskreises aus falschem Verhalten und Denken, der die Soziale Phobie aufrechterhält. Sozialphobiker entwickeln im Laufe der Zeit Verhaltensstrategien, mit deren Hilfe sie gefürchtete soziale Situationen besser überstehen können, die sich nicht umgehen lassen. Ziel des sogenannten Sicherheitsverhaltens ist es, durch bestimmtes Verhalten die Angst zu reduzieren und die Gefahr von negativer Beurteilung zu mindern. Auch das Auftreten eines besonders gefürchteten Symptoms soll auf diese Weise verhindert werden, beispielsweise Anspannen der Muskeln, um einen Ohnmachtsanfall zu verhindern Auswendiglernen eines Referates, um peinliche Versprecher zu vermeiden oder viel Make-up auftragen, damit andere mögliches Erröten nicht bemerken etc. Sicherheitsverhalten kann die Lebensqualität sogar noch mehr einschränken, wenn das Umgehen von sozialen Situationen verstärkt zum sozialen Rückzug führt: Einkaufen im Internet und Homeshopping-Sender bieten Alternativen, wenn der Einkauf im Supermarkt eine gefürchtete Situation darstellt. Jedoch ist Sicherheitsverhalten sehr problematisch. Es hält die Annahme aufrecht, soziale Situationen seien gefährlich und das Sicherheitsverhalten notwendig, um die Gefahr möglichst gering zu halten. Tritt das befürchtete Desaster in der sozialen Situation nicht ein, wird dies nicht als persönliches Können, sondern als gelungenes Verbergen der Angstsymptome durch Sicherheitsverhalten gedeutet, dass sich folglich weiter manifestiert. Darüber hinaus trägt das Sicherheitsverhalten ebenfalls dazu bei, dass sich die Person vollkommen auf sich und ihr Verhalten konzentriert und sich so aus der eigentlichen sozialen Situation zurückzieht. Die Meinung revidierende Erfahrungen können nicht gemacht werden und die Angst vor sozialen Situationen bleibt bestehen (Ambühl et al. 2001). 3.) Zeichen der Angst und soziale Kompetenz: Auch wenn die gefürchteten Situationen nicht so katastrophal verlaufen oder die Bewertung durch andere nicht annähernd so negativ ausfallen, wie es ein Sozialphobiker übertrieben annimmt, sind dennoch Befürchtungen darüber berechtigt, wie Angst und Nervosität auf das Verhalten wirken können. Bestimmte Merkmale wie eine unsichere Stimme, Zittern, Erröten oder Erbleichen erwecken möglicherweise bei anderen den Eindruck von geringer sozialer Kompetenz und geringem Selbstbewusstsein. Aber nicht nur sichtbare Angstsymptome, sondern auch das Gesamtverhalten prägen diesen Eindruck. Durch das Überwachen körperlicher Symptome können Sozialphobiker nicht ihren eigentlichen Fähigkeiten entsprechend in Situationen agieren und verhalten sich demnach nicht so, wie es die sozialen Umstände erfordern. Blickkontakt wird gemieden, die Stimme klingt verhalten, auf andere Gesprächsteilnehmer wird kaum eingegangen, so dass dies auf andere abweisend und uninteressiert wirkt. Häufig bekommen Sozialphobiker darauf negative Reaktionen, die sie wieder als Bestätigung ihrer Annahmen auslegen, ausgeschlossen und sozial inkompetent zu sein (Ambühl et al. 2001). 4.) Sorgenvolle Vorbereitung und negative Bilanzierung: Im Vorfeld einer sozialen Situation leiden Sozialphobiker bereits unter einer Erwartungsangst, indem sie sich mit der Situation und dem möglicherweise peinlichen oder negativen Ablauf beschäftigen. Mit viel Angst und auf sich selbst fixiert gehen sie in soziale Situationen und nehmen dort nur die Reaktionen wahr, die in ihr bestätigendes Angstschema passen. Ist die Situation überstanden, wird das eigene Verhalten in Bezug auf Reaktionen anderer kritisch bewertet. Sozialphobiker kritisieren sich selbst am strengsten und nehmen ihr gezeigtes Verhalten genau unter die Lupe. Darüber hinaus können sie ihre Eigenart selbst nicht akzeptieren und sehen in allen Reaktionen der anderen eine Bestätigung ihrer Unzulänglichkeit. Durch zu hohe Ansprüche an sich selbst und fehlgewertete Reaktionen anderer, zeigt sich im Resümee wieder die eigene Unfähigkeit, selbst wenn die soziale Interaktion eigentlich erfolgreich bewältigt wurde. Die negative Rückschau beweist anschließend wieder, dass von sozialen Situationen Gefahr ausgeht und verhindert, dass positive Erfahrungen gemacht werden (Ambühl et al. 2001, Morschitzky 2004). Sowohl bei der Vorbereitung, als auch bei der Bilanzierung werden vor allem negative Erinnerungen aufgerufen und positive Erfahrungen außer Acht gelassen und ausgeblendet (Mourlane 2002).

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