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Recht / Wirtschaft / Steuern


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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 05.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 184
Abb.: 11
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Aufstieg Chinas an die Spitze der Weltwirtschaft brachte Probleme mit sich, die das Land vor große Herausforderungen stellten. Zu diesen gehörten vor allem die steigenden regionalen Disparitäten. China hatte nach 1978 zur Ankurbelung der Wirtschaft die Küstenregionen entwickelt und den Westen vernachlässigt. Dessen Rückständigkeit war an der Schwelle ins neue Jahrtausend so frappant geworden, dass die Regierung im Interesse des sozialen Friedens und der Fortsetzung des Wirtschaftswunders eingreifen musste. Mit dem Programm zur Entwicklung des Westens sollte die Infrastruktur aufgebaut und die Voraussetzung für die Entwicklung der Region geschaffen werden. Im Westen liegen Ressourcen, deren Erschließung von ökonomischer Bedeutung für das ganze Land sind: Bodenschätze und ein unterentwickelter Binnenmarkt. Die langen Außengrenzen sind sicherheitspolitisch relevant und bieten neue Chancen für den Ausbau des Handels. Außerdem lebt der Großteil der nationalen Minderheiten im Westen - zumeist noch immer in bitterer Armut. Es gab also eine ganze Reihe stichhaltiger und dringender Gründe, welche die Regierung zum Handeln und zu einem regionalpolitischen Strategiewechsel bewogen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3, Maßnahmen und Projekte in Chongqing: Chongqing entwickelt sich anders als Shanghai und Guangzhou, deren Wachstum vor allem aus dem Export resultierte. Chongqing produziert zu 90% für den Binnenmarkt. Durch die regionalen Produkte soll der regionale und nationale Konsum angekurbelt werden und somit die regionale Wirtschaft gefördert werden. Die Strategie der Entwicklung des Binnenmarktes macht China und den Westen unabhängiger von äußeren Krisen und Entwicklungen. ‘…While the world is struggling to deal with the most serious global economic crisis since the Great Depression, Chongqing … seems to have found an answer. An alternative to the export-oriented development model widely adopted in the booming eastern areas, the Chongqing model is based on domestic demand…’ Durch die Bildung der regierungsunmittelbaren Stadt hat sich die Regierung die Möglichkeit direkter Eingriffe zur Regulierung von Problemen geschaffen. ‘…Chongqing nimmt in den Planspielen der Regierung eine bedeutende Rolle ein. Die Stadt soll zu der Metropole in Chinas unterentwickelter Mitte werden, so wie es Shanghai im Osten ist…’ Die Abtrennung hatte starken Symbolcharakter und unterstrich den hohen Stellenwert, den die Regierung der Stadt bei der Entwicklung des Westens beimaß. Hintergrund waren auch die Umsiedlungen aus dem Gebiet des Drei-Schluchten-Staudammes und der Modellcharakter der Region (Stadt-Land-Gefälle, Reformen, Urbanisierung etc.). In Chongqing sollen Strategien auf ihre Anwendbarkeit in anderen Regionen erprobt werden. Chongqing konnte direkt von diesem Sonderstatus profitieren: ‘…the status of new municipality is a huge advantage. As a municipality, Chongqing can more easily obtain support from the central government…’ Die Regierung von Chongqing hat 50 Vorzugsmaßnahmen für Investoren beschlossen, die vor allem Steuern, Kredite, Landvergabe, Ressourcen, Personal, Forschung und Innovation betreffen. Damit hat sie selbst die Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung gelegt. Bei der Entwicklung Chongqings hat die chinesische Regierung auch auf die personelle Ausstattung großen Wert gelegt. Seit Beginn des Programms hat Peking stets erfahrene politische Schwergewichte wie den Bürgermeister Huang Qifan oder den Parteichef Bo Xilai nach Chongqing geschickt. Diese Personalpolitik soll für ausländische Investoren die Signale für Erfahrung, Sachkenntnis, Sicherheit und politischen Einfluss aussenden. Sie ist einmalig für den chinesischen Westen und gewissermaßen ebenfalls als ein Standortvorteil für Chongqing anzusehen. In Zusammenarbeit mit internationalen Partnern werden in Chongqing eine Reihe von Projekten verwirklicht. Von großer Bedeutung sind die Programme zur Entwicklung der Infrastruktur. Daneben genießen Maßnahmen zum Umweltschutz hohe Priorität. Weitere Investitionen fließen in die Wasser- und Energieversorgung, in die medizinische Versorgung und in die Bildung. Der Lebensstandard soll allmählich dem Niveau im Osten angepasst werden. Gleichzeitig sollen auch die intraregionalen Disparitäten gemildert werden. Aktuell setzt Chongqing auf integrierte Projekte, in denen Infrastruktur, Umweltschutz und Wasserversorgung zusammengeführt werden, wie z.B. das Chongqing Small Cities Infrastructure Improvement Program und das Chongqing Urban-Rural Integration Project. Investoren werden mit Steuererleichterungen und günstigem Land geködert. Billige Arbeitskräfte gibt es ohnehin genug. Ihre Löhne betragen im Schnitt nur 40 Prozent derer im Osten. Bürgermeister Huang sieht die Entwicklung der Stadt durchaus zwiespältig: ‘…Investoren sind gewohnt, an der Küste zu investieren. Sie für Chongqing zu begeistern ist eine schwere Aufgabe...’ Aber Huang sieht auch die Chancen für Chongqing: ‘…Im Osten wird es mehr Energieprobleme und Arbeitskräftemangel geben. Die Unternehmen werden zu uns kommen...’ Chongqing hat umfängliche Maßnahmen eingeleitet, die langfristig gute Chancen bieten, die ambitionierten Ziele der Stadt als Motor der Entwicklung des Westens zu erreichen. Insbesondere der Sonderstatus als regierungsunmittelbare Stadt, die Personalstrategie und das stabile Wachstum werden weiterhin bei der Durchsetzung politischer und wirtschaftlicher Pläne und bei der Gewinnung von Investoren eine sehr wichtige Rolle spielen.

Über den Autor

Regina Pahling, geboren 1968, studierte in Berlin Sinologie mit den Schwerpunkten Wirtschaft, Politik sowie Infrastruktur- und Regionalpolitik. 2000 bis 2009 war die Autorin als Abgeordnetenmitarbeiterin im Deutschen Bundestag mit den Ressorts Infrastruktur- und Umweltpolitik beschäftigt. Seit 2010 ist sie in der Baubranche tätig.

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