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Soziologie


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 124
Abb.: 47
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Nicht erst seit den umstrittenen Thesen Thilo Sarrazins ist die Frage nach den richtigen Mitteln und Wegen hin zu einer gelingenden Integration sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft ein heftig umstrittenes Feld. Häufig ist die Rede von sich abschottenden Parallelgesellschaften, z.B. in Migrantenvierteln (‘Ghettos’) und der vermeintlichen Integrationsunwilligkeit bzw. dem Scheitern vieler Migranten. Dieses Buch will einen durch Zahlen belegten objektiven Blick auf die aktuellen Umstände werfen. Zunächst wird dafür die sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit den theoretischen Begriffen der Migration, Assimilation und Integration überblicksmäßig vorgestellt, um die Ideengeschichte der modernen Definitionen zu verdeutlichen. Daraufhin wird ein historischer Abriss über die grundsätzlichen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der deutschen und französischen staatlichen Integrationsmodelle gegeben, ohne den auch die aktuelle Debatte nicht nachzuvollziehen wäre. Dabei wird auch knapp auf die Rolle der EU eingegangen, die mittlerweile wesentliche Aspekte der Migrations- und Integrationspolitik ihrer Mitgliedsstaaten beeinflussen kann. Der eigentliche Vergleich beider Staaten wird dann mithilfe der theoretischen Grundlagen an einzelnen Themengebieten bearbeitet. Hierbei wird sowohl auf die staatlichen Maßnahmen als auch auf ihren vermeintlichen Erfolg oder Misserfolg in der Wahrnehmung der betroffenen Akteure eingegangen. Letztendlich wird auch die Debatte um die sogenannte ‚Leitkultur‘ und um ‚nationale Identität‘ einem kritischen Blick unterworfen. Ziel der Untersuchung soll es sein, die Integrationsmodelle beider Staaten sowie ihren Wandel vergleichend zu analysieren, Defizite und Vorteile auszumachen und einen kritischen Ausblick auf die bevorstehende Entwicklung und damit letztendlich auf mögliche Handlungshinweise zu geben. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, mit welchen Maßnahmen die Integration von Einwanderern bestmöglich gelingen kann.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel II.1.1, Der Zugang zum Arbeitsmarkt für Migranten in Deutschland: Allgemein wird die Politik zur Mobilität des Arbeitsmarktes von MIPEX recht positiv bewertet. In dieser Kategorie rangiert Deutschland an sechster Stelle. Bei der gezielten Unterstützung liegt die BRD gar auf Rang 2, was v.a. auf die Einführung des Nationalen Integrationsplans 2007 zurückzuführen ist, der gezielt auf eine Zusammenarbeit von Bundesregierung, Bundesländern, Wissenschaftlern, Medien, Kommunen, Migrantenorganisationen, Verbänden, u.v.m. setzt, um ein Plus an Chancen (in möglichst allen relevanten Bereichen) für eine gelingende Integration von Migranten zu erreichen. Im 2008 veröffentlichten, ersten Fortschrittsbericht zum Nationalen Integrationsplan heißt es von Seiten der Bundesregierung: ‘Der Bund setzt […] im Rahmen seiner Kompetenzen Schwerpunkte bei der Förderung des frühen Erwerbs der deutschen Sprache, beim verbesserten Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen, bei Unterstützungsangeboten im Übergang von der Schule in die Ausbildung bzw. den Beruf und der Akquise neuer Ausbildungsplätze. Sein Engagement für verbesserte Beschäftigungschancen von Migrantinnen und Migranten auf dem Arbeitsmarkt hat der Bund insbesondere im Hinblick auf Maßnahmen zur berufsbezogenen Sprachförderung und besseren Verwertung von im Ausland erworbenen beruflichen Qualifikationen erhöht.’. Gemäß des MIPEX 2010 mangelt es jedoch an ‘[…] Reformen zur umfassenden Unterstützung von Migrant(inn)en bei der Suche nach Beschäftigung, die ihren Fähigkeiten und Qualifikationen entspricht.’ Der nationale Integrationsplan bewirkt somit besonders wenig für qualifizierte Neuzuwanderer, die selten im öffentlichen Sektor arbeiten und nicht gleichberechtigt von Stipendien profitieren können. Die Tatsache, dass bei der Anerkennung von Qualifikationen von Einwanderern aus Nicht-EU-Staaten häufig Probleme auftreten und diese deshalb bspw. häufig Arbeitsstellen besetzen, für die sie eigentlich überqualifiziert sind , wurde von der Bundesregierung nun auch als Problem erkannt: So tritt das entsprechende ‚Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen‘ am 1. April 2012 in Kraft und kann in jedem Fall als erster Schritt zur Vereinheitlichung der Anerkennungspraxis gesehen werden, da möglichst einheitliche Bewertungen zu beruflichen Auslandsqualifikationen in Aussicht gestellt sind. Inwiefern dadurch die Arbeitsmarktmobilität für Einwanderer profitieren wird, müssen zukünftige Statistiken und Studien zeigen. In jedem Fall lässt sich sagen, dass durch die Zusammenarbeit und Bündelung von Kompetenzen unterschiedlicher Akteure die Politik der 80er - und 90er Jahre zunehmend ad acta gelegt wird, bei der Ausländer durch staatliche Maßnahmen eher aus dem deutschen Arbeitsmarkt gedrängt wurden, um die einheimischen Arbeitskräfte ‚zu schützen‘. Allerdings sind nach wie vor Migranten am deutschen Arbeitsmarkt schlechter positioniert als Deutsche ohne Migrationshintergrund, was wohl, wie Keskin darlegt, auch daran liegt, dass der Beitrag der Einwandererbevölkerung zu Steuer- und Beitragszahlungen, die notwendig sind für die Aufrechterhaltung der staatlichen Leistungen, immer noch häufig unterschätzt wird. Staatliche Leistungen wiederum würden von Immigranten nur unterproportional in Anspruch genommen. Außerdem sei die Wirtschaft weiterhin auf Arbeitsmigranten angewiesen. Es wird prognostiziert, dass die Zuwanderung gering qualifizierter, temporärer Zuwanderer anhalten und der Bedarf an qualifizierten und hochqualifizierten Zuwanderern steigen wird. Dies spiegelt sich auch in vielen Forderungen wieder: Die von vier Stiftungen eingerichtete ‘hochrangige Konsensgruppe Fachkräftebedarf und Zuwanderung’ unter der Leitung von Armin Laschet (CDU) und Peter Struck (SPD) schreibt in ihrem Abschlussbericht 2011: ‘Es sollte klargestellt werden, dass die Pflicht zur Einholung eines Aufenthaltstitels lediglich Kontrollzwecken dient und die Zuwanderung von Fachkräften nach Deutschland grundsätzlich erwünscht ist. Das Signal muss sein: Gesteuerte Zuwanderung ist die Regel, nicht die Ausnahme zum Anwerbestopp. Wir müssen Abschied nehmen von der Semantik der 1970er Jahre. Das Aufenthaltsgesetz sollte entsprechend umgeschrieben werden und abschließend die Bedingungen aufführen, die Fachkräfte für die Einreise erfüllen müssen. Sofern diese Voraussetzungen erfüllt sind, sollten Fachkräfte einen Anspruch auf die Erteilung eines entsprechenden Aufenthaltstitels haben. […]Die Konsensgruppe schlägt eine Kombination von Maßnahmen zur besseren Mobilisierung inländischer Arbeitskräfte und zur gesteuerten Zuwanderung von innerhalb und außerhalb der EU vor. Der Fachkräftemangel ist ein fundamentales Problem, das kommende Generationen in Deutschland wie in der ganzen industrialisierten Welt beschäftigen wird er ist aber zugleich ein lösbares Problem. Dazu müssen schon jetzt alle verfügbaren Instrumente genutzt und aufeinander abgestimmt werden. Politik, Arbeitgeber und Gewerkschaften müssen konstruktiv zusammenarbeiten, um dem Fachkräftemangel entschlossen entgegenzutreten und so Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nachhaltig zu sichern.’. Dass die Forderungen der Konsensgruppe in der Gesellschaft mehrheitlich auf Zustimmung stoßen würden, belegt das vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration veröffentlichte Migrationsbarometer als Teil des Jahresgutachtens 2011 (vgl. Abb. 13). ‘Vor allem im Hochqualifiziertenbereich […] [erkennt die Bevölkerung] Nachholbedarf und [wünscht] sich mit großer Mehrheit einen höheren Zuzug von Hochqualifizierten nach Deutschland.’. Zuzugserleichterungen für Hochqualifizierte sind auch Kern der Forderungen des Sachverständigenrats: ‘Gesteuerte Zuwanderung ist notwendig, wenn man den negativen Wanderungssaldo ausgleichen, den wachsenden Fachkräftemangel begrenzen, ökonomische Wachstumspotenziale nutzen und den auf Beitragszahler angewiesenen umlagebasierten Wohlfahrtsstaat lebensfähig halten will. […] Der SVR fordert: Deutschland muss attraktiver werden, nicht nur für ausländische, sondern auch für die eigenen Spitzenkräfte. Er verlangt ein Ende des beschwichtigenden politischen Schönredens der offenkundigen Braindrain-Entwicklung und dringt auf eine sachgerechte Diskussion über Lösungsstrategien.’. Teil der Forderungen sind u.a. auch neue Herkunftsgebiete zukünftiger Zuwanderung ins Auge zu nehmen (Nordafrika, Zentral- und Südostasien), eine Verdopplung der nach Studienabschluss in Deutschland für Jobsuche gewährten Aufenthaltsdauer auf zwei Jahre und eine Senkung des zur Niederlassungserlaubnis notwendigen Mindesteinkommens. Außerdem sollten sowohl Unternehmen, Politik, als auch Konsulate oder Goethe-Institute offensiver für qualifizierte Zuwanderung werben.

Über den Autor

Sebastian Kuschel B.A. wurde 1988 in Fürth geboren. Das Studium Governance and Public Policy – Staatswissenschaften schloss der Autor im Jahre 2012 erfolgreich mit den Schwerpunkten Politikwissenschaften und Soziologie an der Universität Passau ab. Bereits während seines Studiums sammelte der Autor praktische Erfahrungen im Journalismus, der Öffentlichkeitsarbeit sowie im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Fasziniert von dem oft nur auf schnelle Schlagzeilen hoffenden Umgang der Medien mit der Integrationsdebatte, widmete er sich aus sozialwissenschaftlicher Sicht der Thematik des vorliegenden Buches.

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