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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das Buch beleuchtet die Entstehungsgeschichte der Pflege und die hiermit verbundene (Un-) Attraktivität des Pflegeberufes in Deutschland sowie vergleichsweise in anderen potentiell interessierenden Ländern. Darüber hinaus werden Lösungsansätze zur Verbesserung des Berufsbildes herausgearbeitet. Die zentrale These, die diesem Buch zugrunde liegt ist, dass durch eine Attraktivitätssteigerung des pflegerischen Berufsbildes die Nachwuchsrekrutierung im pflegerischen Sektor positiv beeinflusst werden kann. Dazu wurden historische Vergleiche mit den Ländern USA und der Schweiz herangezogen, um die Diskrepanz bezüglich der Attraktivität des Pflegeberufes zwischen diesen Ländern und Deutschland zu verdeutlichen. Sowohl in den USA und in der Schweiz zeigt sich eine Stärkung der Berufsgruppe der Pflege durch die Ärzteschaft. In Deutschland hingegen leidet der pflegerische Berufsstand unter der Dominanz der Ärzte.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.1, Pflege oder Medizin – eine Gegenüberstellung: Wie bereits in Kapitel 1 dieses Buches angeführt, besteht bereits heutzutage und zukünftig vermehrt eine Konkurrenzsituation zwischen Betrieben aller Branchen hinsichtlich der Rekrutierung von Nachwuchskräften. Ausgehend von dieser Logik besteht bzgl. der Gewinnung von Abiturienten zwischen der medizinischen und pflegerischen Berufsgruppe ein Konkurrenzverhältnis. Diese Situation wird dadurch verschärft, dass die Anzahl der Abiturienten stetig sinkt. In der Praxis sind bereits heutzutage Modellprojekte vorzufinden, die darauf ausgerichtet sind, gezielt Abiturienten für den pflegerischen Bereich anzuwerben. Im Universitätsklinikum Greifswald ist bspw. ein derartiges Projekt zur Rekrutierung und Bindung von Abiturienten vorzufinden. Im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes besteht für Abiturienten die Möglichkeit, die Tätigkeitsfelder eines Arztes und einer Pflegekraft kennenzulernen. Diese besondere Form des Bundesfreiwilligendienstes wird als Überbrückungsjahr für Abiturienten, kurz ‘ÜfA’, deklariert (vgl. Schaupp 2012: 13). Für die teilnehmenden Abiturienten besteht die Möglichkeit, ihren Berufswunsch durch Praxiserfahrung zu überprüfen und eine realistische Einschätzung ihres tendenziellen späteren Tätigkeitsfeldes innerhalb der jeweiligen Berufsgruppe zu gewinnen (vgl. Schaupp 2012: 13). Der Beruf des Arztes ist im Vergleich zum Pflegeberuf für Abiturienten sicherlich angesehener – Ärzte wurden in der Vergangenheit oft als ‘die Götter in Weiß’ bezeichnet, aber aufgrund von ‘Berufsfreiheit, Gesundheitsanspruch und Sozialstaat’ hat sich dieses Ansehen wohl mittlerweile verändert (Schmidt-Jortzig 2009: 92). Allerdings wird die Pflege in ihrer Beschaffenheit noch längst nicht attraktiver, nur weil die Profession Medizin ‘rechtlich auf das Normalmaß eines anspruchsvollen Handlungsauftrages zurückgestutzt’ wurde (Schmidt-Jortzig 2009: 92). Dennoch behält sich die Ärzteschaft eine gewisse Vormachtstellung durch ihre Therapiefreiheit sowie durch das Vertrauen der Patienten in die Ärzte bei (vgl. Woopen 2009: 188 vgl. Schmidt-Jortzig 2009: 92). Durch die Geschichte geprägt sind Pflege und Medizin zwei grundverschiedene Professionen. So war die Pflege in der Vergangenheit ein weiblicher Beruf, da nur Frauen diesen Tätigkeiten der ‘Nächstenliebe’ gerecht wurden. Die Männer wandten sich hingegen der Medizin zu und wurden zu einem Medizinstudium zugelassen, während Frauen vergleichsweise nicht zum Studium berechtigt waren. Das hohe Ansehen der Mediziner erwächst ebenfalls aus der Tatsache heraus, dass dieser Beruf sehr männlich geprägt ist. ‘Frauenberufe ... zeichnen sich vielmehr dadurch aus, dass ihre Berufsangehörigen zur Mehrzahl weiblich sowie Status und Prestige des Berufs vergleichsweise niedrig sind’ (Bürki 2008: 44 s.a. Abschnitt 2.4). Die Pflege ist nach wie vor eindeutig ein Frauenberuf. So bleibt das Ansehen dieses Berufes zunächst gering, sollte die Pflege in naher Zukunft nicht mehr junge Männer ansprechen und vermehrt Frauen in der Ärzteschaft, insbesondere in Oberarzt- und Chefarztpositionen, vertreten sein. Des Weiteren steht die Fragestellung der Akademisierung der Pflege im Raum. Die Attraktivität eines Berufes hängt grundsätzlich immer mit dem jeweiligen Akademisierungsgrad des Berufes zusammen (vgl. Gruber, Kastner 2005: 7). Allerdings ist die Pflege noch weit von einer durchgängigen Akademisierung entfernt. Zur Erreichung des akademischen Grades ‘Master’ im pflegerischen Bereich ist regulär ein Zeitraum von acht Jahren nötig, da vorerst eine dreijährige Berufsausbildung und anschließend ein sechssemestriger Bachelorstudiengang sowie ein vier- bis fünf- semestriger Masterstudiengang absolviert werden muss. Somit ist der Gesamtzeitraum zur Erreichung des akademischen Grades verglichen mit dem vorgesehenen Zeitraum eines Medizinstudiums um insgesamt zwei Jahre länger (vgl. Teigeler 2012: 1023). Dies führt eher dazu, dass Pflegekräfte eine Weiterbildung dem Studium vorziehen oder vollständig in eine andere Berufssparte wechseln (vgl. DEKV e.V. 2004: 28 f.). 4.2, Pflege im Schatten der Medizin: Wie durchsetzungsstark die Interessensgemeinschaft der Ärzte in Deutschland wirklich ist, zeigt sich immer wieder in Vergütungsverhandlungen. Generell ist festzuhalten, dass Ärzte wesentlich öfter in den Arbeitskampf treten als Pflegende. Bei den Verhandlungen geht es primär um Lohnerhöhungen und verbesserte Arbeitsbedingungen. Die Streiks der Ärzte waren bereits im Jahre 1904 erstmals zu verzeichnen, da die Interessen der Ärzte nicht konform mit denen der Krankenkassen waren (vgl. Wehler 2006: 741). Allein nur die Drohung eines Generealstreiks im Jahre 1914 reichte schon aus, um einen ‘Kompromiß [!] zwischen dem Hartmann-Bund und den Krankenkassen’ zu erzielen (Wehler 2006: 741). Die Ärzte erreichten durch ihre Hartnäckigkeit und ihr Durchsetzungsvermögen eine so große Monopolstellung auf dem Markt der Dienstleistungen im Gesundheitswesen, dass sie selbst die Juristen ganz weit hinter sich ließen (vgl. Wehler 2006: 742). Zur selben Zeit lehnte die Berufsgruppe der Pflege jegliche Veränderung ihres Berufsbildes und ihrer Stellung auf dem Arbeitsmarkt ab (vgl. Abschnitt 2.1). Heutzutage erhalten die Ärzte Unterstützung durch die Bundesärztekammer, den Marburger Bund sowie die Kassenärztliche Vereinigung . Durch diese Zusammenschlüsse entwickelte sich die Ärzteschaft zur stärksten Berufsgruppe im Gesundheitswesen hinsichtlich der Durchsetzung von Interessen (vgl. Schroeter 2006: 56). Die Pflege hingegen verfügt bislang über keine Pflegekammer auf Landesebene (vgl. Menker, Waterboer 2006: 36 s.a. Abschnitt 6.2.1). Vor ca. 40 Jahren empfahl ‘der Wissenschaftsrat (1970, 1973) einen dreijährigen Studiengang des Diplommediziners’ zu etablieren, um ‘die Monopol- und Vormachtstellung der Ärzteschaft in den Bereichen der Diagnose und Therapie’ aufzuweichen (Schroeter 2006: 55). Gegebenenfalls hätte sich die Stellung der Pflegekräfte bei Durchsetzung dieser Empfehlung im Laufe der folgenden Jahrzehnte grundlegend verändert. Seitens der Ärzte wurde die Empfehlung des Wissenschaftsrates aufgrund der Befürchtung von Autoritätsverlusten abgelehnt (vgl. Schroeter 2006: 55). Heutzutage besteht für Ärzte die Möglichkeit, die Durchführung bestimmter Maßnahmen an Pflegende zu delegieren. Die Pflegenden haben offiziell kein Mitspracherecht hinsichtlich der ‘Verordnung diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen’ in Bezug auf die Patientenversorgung (Schroeter 2006: 56). Aus der Sicht der Ärzteschaft wird, aufgrund ihrer Vormachtstellung, der Pflegeberuf auch als medizinischer Assistenzberuf oder auch als nichtakademischer Gesundheitsberuf bezeichnet (vgl. Schroeter 2006: 55 vgl. Neumann 2009: 10). Würde sich die Berufsgruppe der Pflege vollständig akademisieren, so könnte sich dieses Bild des medizinischen Assistenzberufes in der Gesellschaft vielleicht verändern. Ein weiterer Faktor, der für eine Vollakademisierung der Pflege spricht, ist, dass ‘das Wissen in der Pflege .. so stark gewachsen [ist], dass es in der dreijährigen Ausbildung kaum noch Platz findet’ (Teigeler 2012: 1022 f.). Als Voraussetzung für die flächendeckende Etablierung von Pflegestudiengängen und die Abschaffung der nicht-akademischen Pflegeausbildung muss jedoch die Rekrutierung von Abiturienten für diesen Bereich angestrebt werden.

Über den Autor

Annemarie Fajardo, Diplom-Pflegewirtin (FH) wurde 1985 in Dortmund geboren. Ihr Studium im Fach Pflegemanagement schloss die Autorin 2013 an der Hamburger Fern-Hochschule mit dem akademischen Grad der Diplom-Pflegewirtin (FH) ab. Bereits vor ihrem Studium absolvierte die Autorin von 2004-2007 die Ausbildung zur staatlich anerkannten Altenpflegerin. Seit 2007 sammelte die Autorin Erfahrungen als Altenpflegerin, Wohnbereichsleitung, Wundexpertin und Hygienebeauftragte in verschiedenen Altenheimen sowie im Krankenhaus als Mitglied der Pflegedirektion. Sie absolvierte zudem Weiterbildungen zur Wohnbereichsleitung und Pflegedienstleitung für stationäre Altenhilfeeinrichtungen. Während des Studiums setzte sich die Autorin mit den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen und den jeweiligen Berufsgruppen im Gesundheitssektor auseinander.

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