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  • Versorgungslücken psychisch kranker Auszubildender in der generalistischen Pflegeausbildung. Ergebnisse von Fokusgruppeninterviews mit Pflegepädagogen bzw. Pflegepädagoginnen und Auszubildenden

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2025
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Studie zielt darauf ab, Versorgungslücken bei psychisch kranken Auszubildenden in Pflegefachschulen zu identifizieren und zu schließen. Durch qualitative Fokusgruppeninterviews mit Pflegepädagoginnen, -pädagogen und Auszubildenden wurden zentrale Aspekte ermittelt. Dabei zeigte sich, dass individuelle Bedürfnisse sowie institutionelle Strukturen entscheidend sind. Die Förderung der psychischen Gesundheit in der Pflegeausbildung ist nicht nur ethisch wichtig, sondern wirkt sich auch positiv auf die spätere Berufstätigkeit aus. Ein unterstützendes Umfeld in Schulen kann das Potenzial der Schülerinnen und Schüler fördern und ihnen den Einstieg ins Berufsleben erleichtern. Betroffene erleben häufig Stigmatisierung, unzureichende Unterstützung und hohe Anforderungen. Um dem entgegenzuwirken, sind Sensibilisierung, adäquate Unterstützung und Zugang zu Ressourcen notwendig. Dies lässt sich durch Fortbildungen, Peer-Gruppen und flexible Curricula erreichen. Nur durch Zusammenarbeit aller Beteiligten kann ein positives Umfeld für psychisch erkrankte Auszubildende geschaffen werden.

Leseprobe

4 Rolle der Lehrenden Aspekte, wie das Wahren einer relevanten Distanzierungsmöglichkeit, vermeintlich nicht zu bewältigende Arbeitssituationen und unzureichende Handlungs- und Co-ping-Kompetenzen, können auf eine psychische Krise hindeuten (vgl. Schröder/Stegemann/Wegewitz 2023). Hier sind bereits vorhandene präventive Maßnahmen ein guter Anker, denn je früher erste Anzeichen erkannt werden, desto einfacher ist es rechtzeitig einzugreifen. Präventive Maßnahmen sind nicht nur von der Persönlichkeit des Individuums abhängig, sondern auch von der Kompetenz verantwortlicher Personen (vgl. Stegmann/Schröder/Loos 2018: 3, 15ff.). Die Unterstüt-zung der betroffenen Auszubildenden erfordert demnach ausreichende Kenntnisse zu psychischen Krisen und dementsprechende Fertigkeiten und Fähigkeiten, um mit den spezifischen Bedürfnissen umgehen zu können. Die BFS und die Praxis können die Gesundheit von Lernenden einerseits beeinflussen und beispielsweise das Lernumfeld entsprechend gestalten. Andererseits kann die pädagogische Didaktik darauf abzielen, individuelle gesundheitsbezogene Kompetenzen zu vermitteln (vgl. Zöl-ler/Tutschner 2014: 9). Ein mögliches Thema wäre dabei die Förderung von Resilienz. Auszubildende könnten zudem erlernen, sich von Stress und Herausforderun-gen bzw. Rückschlägen zu erholen. Hier könnte ein gezielter Unterricht die Auszubil-denden unterstützen. Tritt die psychische Krise dennoch auf, ist der offene Umgang damit und die Durchführung von entsprechenden Versorgungs- und Unterstützungs-maßnahmen von Bedeutung. Hierbei können bedarfsorientierte Maßnahmen bei der Arbeitsgestaltung getroffen werden. Betroffene Menschen folgern, durch das Erleben von psychischen Krisen, dass sie das eigene Leben nicht mehr kontrollieren können. Die eigene Selbstsicherheit, das Vertrauen zu sich und anderen Personen und das eigene Selbstbewusstsein scheinen nicht mehr verfügbar zu sein. Für die BFS be-deutet dies, dass alle Beteiligten eine Stütze für die betroffene Person sein müssen, um ihr wieder zu den alten, gesunden Mustern zurückzuhelfen. Psychische Krisen können durch enormen schulischen Stress in Verbindung mit persönlichen Schwie-rigkeiten ausgelöst werden. Hier ist es wichtig, sich das arbeitsbedingte Umfeld der Auszubildenden genauer anzuschauen und dieses gemeinsam zu reflektieren (vgl. Stegmann/Schulz/Schröder 2021: 8ff.). 2.2 Besonderheiten in der Pflegeausbildung Durch den demografischen Wandel werden immer mehr ausgebildete Pflegende be-nötigt, da immer mehr Menschen gepflegt werden müssen (vgl. Techniker Kranken-kasse 2019: 3). Folglich könnte sich daraus eine Motivation der vermehrten Ausbildung von Pflegefachmännern und Pflegefachfrauen entwickeln. Für den Beginn der Ausbildung benötigt es allerdings unterschiedliche Voraussetzungen (vgl. §11 PflBG). Dazu gehört auch, dass die Erlaubnis zur Führung der Berufsbezeichnung nur dann erteilt werden kann, wenn die künftigen Auszubildenden zur Ausübung des Berufes aus ärztlicher Sicht geeignet sind (vgl. §2 Abs. 3 PflBG). Aus objektiver Sicht wird im ärztlichen Attest der gesundheitliche Zustand zur Ausübung des Berufes des Pflegefachmanns/der Pflegefachfrau/der Pflegefachperson über zwei Ankreuzkästchen mit den Worten geeignet oder nicht geeignet bewertet (vgl. Bayerisches Landesamt für Pflege 2024). Daraus lässt sich ableiten, dass Lehrende bei Einstellungsbeginn nicht über den tatsächlichen psychischen Zustand der Auszubildenden Bescheid wissen. Hierbei spielt vermutlich die subjektive ärztliche Meinung eine tragende Rolle. Dass die psychische Gesundheit der Pflegende an enormer Bedeutung gewinnt, zeigen nachstehende Studien: Während der Pandemie durchgeführte Studien zur psychischen Gesundheit zeigen, dass die psychische Belastung hoch ist und vermehrt Symptome wie Stress, Angst und Depression auftreten (vgl. Reiter, Weibelzahl und Duden 2024). Pflegende sind von psychischen Belastungen, den hohen beruflichen Anforde-rungen und dem Zeitmangel im Pflegealltag teilweise betroffen (vgl. Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung 2023: 55). Die Beteiligten im Projekt Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt fördern kommen zu folgendem Ergebnis: Neben der hohen Arbeitsintensität und der zunehmenden Emotionsarbeit zeigt der Austausch mit der Praxis, dass es weitere Einflussfaktoren gibt, die sich auf die Arbeitszufriedenheit und das psychische Wohlbefinden der Beschäftigten auswirken. Hervorzuheben sind hier in erster Linie unregelmäßige Arbeitszeiten und lange Arbeitsphasen, fehlende Pausen und fehlende erho-lungswirksame Freiphasen (Schauerte/Stiegler/Kraus-Hoffmann 2017: 116) 2.3 Interventionsmöglichkeiten Wie die Studien (vgl. z.B. Robert Bosch Stiftung o.D., BiPsy-Monitor 2024) zeigen, beziehen sie sich kaum auf BFS und Auszubildende, sondern eher auf SuS an Regelschulen. Allerdings fehlen auch hier zuverlässige und regelmäßige Daten zum Versorgungsbedarf. Das Projekt Monitor Bildung und psychische Gesundheit soll dem entgegenwirken und u.a. die psychosoziale Versorgung sowie mögliche Lücken an Schulen erfassen. Das Ziel der Studie ist eine Verbesserung der psychosozialen Versorgung in Bildungseinrichtungen (vgl. Robert Bosch Stiftung o.D.). In der ersten Auswertung aus dem Frühjahr 2024 kristallisierte sich heraus, dass die Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz für Kinder und Jugendliche weiterhin hoch sind, sowie dass auch niederschwellige Präventions- und Versorgungsangebote an Schulen von vielen Schulleitungen als nicht ausreichend eingeschätzt werden (BiPsy-Monitor 2024). Auf weitere Erkenntnisse der Studie kann zum heutigen Standpunkt (28.09.2024) noch kein Bezug genommen werden. Jedoch kann festgehalten werden, dass im November 2023 im Schulbarometer insgesamt 1608 Lehrende befragt wurden und 15,9 % der Lehrende dabei an berufsbildenden Schulen arbeiten. Eine Unterscheidung der jeweiligen berufsbildenden Schulen ist im Bericht nicht ersichtlich, weshalb nicht nachvollzogen werden kann, wie viele Lehrende an einer BFS für Pflege tätig sind. Insgesamt gaben 46 % aller Lehrende an, dass SuS ein auffälliges Verhalten zeigen, wobei psychische Probleme meist an Berufsschulen vertreten sind (12 %). Des Weiteren sind auch Konzentrationsprobleme (7 %) an Berufsschulen zu vernehmen. Interessanterweise sagen 66 % der Lehrende an Berufsschulen, dass ausreichende Angebote durch Schulpsychologen und -innen oder Schulsozialarbeitende vorhanden sind. Außerdem geben 66 % an, dass an Berufsschulen Konzepte zur Vermittlung von außerschulischen Unterstützungsnetzwerken vorhanden sind (vgl. Robert Bosch Stiftung 2024: 7, 10, 15, 65). Eine genauere Definition zu außerschulischen Unterstützungsnetzwerken ist nicht ersichtlich, genauso wenig, ob diese Angaben trägerabhängig sind (vgl. Robert Bosch Stiftung 2024: 65ff.). Nichtsdestotrotz muss gesagt werden, dass die psychische Gesundheit von SuS relevanter geworden ist. Dies lässt sich nicht nur auf die COVID-19-Pandemie, sondern auch auf aktuelle Kriege weltweit, den Klimawandel und traumatische Erlebnisse wie Miss-brauchserfahrungen, zurückführen. Zudem sind Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Substanzmissbrauch und suizidales Verhalten Bestandteil der psy-chischen Gesundheit der jungen Menschen. In Niedersachsen können sich Lehrende und Sozialarbeitende zu mentalen Ersthelfenden weiterbilden lassen, um die mentale Gesundheit präventiv zu fördern. Durch mentale Ersthelfer und Ersthelferinnen wird das schulische Personal entlastet und SuS haben Ansprechpartner bzw. Ansprech-partnerinnen in psychischen Krisen. Dabei werden die mentalen Ersthelfenden 12 Stunden lang online von Schulpsychologen bzw. -psychologinnen und Mitarbeiten-den der Ludwig-Maximilians-Universität München geschult. In den Kursen erfahren die Teilnehmenden u.a. mögliche Umgangsformen mit suizidalen Gedanken und Ver-haltensweisen. Wenn dieses Unterstützungsangebot nicht mehr ausreicht, ist ein en-gerer Austausch mit der Psychotherapeutenkammer möglich, die auf psychologische und therapeutische Fachkräfte verweisen kann (vgl. Niedersächsisches Kultusminis-terium 2023). Ein weiteres Projekt ist das Netzwerk Schule und psychische Gesundheit der Kas-senärztlichen Vereinigung Bayerns. Dieses Projekt hat das Ziel eine Psychotherapie für die betroffene Person über eine Unterstützerliste zu implementieren, wenn das schulische Angebot an Schulsozialarbeitenden und Schulpsychologen nicht mehr ausreicht. Außerdem können sich die Fachkräfte der Schule ebenfalls über diese Lis-te bei Unklarheiten beraten lassen (vgl. Kassenärztliche Vereinigung Bayerns 2024). Das bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus (2024) gibt vor, dass in allen Unterrichtsfächern und Schulen die psychische Gesundheit von SuS aufge-nommen werden soll. Dabei werden die folgenden Beispiele benannt: 1. Förderung von Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein: Indem Schülerinnen und Schüler ihre individuellen Stärken erkennen und nutzen lernen sowie ihre Erfolge feiern, festigen sie ein positives Selbstwertgefühl und stärken ihr Selbstbewusstsein. 2. Aufbau von sozialen Kompetenzen: Teamarbeit, Kommunikation und Konfliktlösung sind zentrale Fähigkeiten für ein gelingendes, erfülltes Leben. Durch Gruppenprojekte und kooperati-ve Lernaktivitäten lernen Kinder und Jugendliche, effektiv mit anderen zusammenzuarbeiten und Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. 3. Entwicklung von Stressbewältigungstechniken: Das Erlernen von Entspannungstechniken wie z. B. Atemübungen oder Achtsamkeitspraktiken kann Schülerinnen und Schülern darüber hinaus helfen, Stressoren zu identifizieren und Belastungen abzubauen (Bayerisches Staats-ministerium für Unterricht und Kultus 2024). Dazu wurde ein 10-Punkte-Programm ausgearbeitet. Darin werden Maßnahmen er-fasst, die zu etablieren sind. So sollen bereits im Studium angehenden Lehrenden psychische Erkrankungen, wie Depressionen, nähergebracht werden. Zusätzlich sol-len Beratungsangebote von Schulpsychologen bzw. -psychologinnen durch staatli-che Beratungsstellen zugeordnet werden. Das bayerische Staatsministerium hat hierbei keine Aussagen für den Geltungsbereich zu Schulen mit privater Trägerschaft getätigt. Das Programm sieht auch die Einbindung von anderen SuS und Erzie-hungsberechtigten vor. Die Zusammenarbeit zwischen psychologischen Fachkräften an Schulen und anderen unterstützenden Experten gilt es zu vertiefen. Außerdem sollen an der BFS auch unterstützende inner- und außerschulische Angebote ersicht-lich sein und immer wieder evaluiert werden (vgl. Bayerisches Staatsministerium 2024). Das Online-Portal ich bin alles @Schule führt zur Stärkung der psychischen Gesundheit von SuS. Dabei soll es Pädagogen u.a. helfen, psychische Erkrankungen besser wahrnehmen zu können und zu verstehen. So wird beispielsweise auf die Diagnostik, Ursachen und Verlauf von psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Bezug genommen (vgl. Klinikum der Universität München, Anstalt des öffentlichen Rechts o.D.). Um die psychische Gesundheit von Schüler:innen zu fördern und zur Aufklärung und Entstig-matisierung psychischer Belastungen und Erkrankungen wie der Depression bei Kindern und Jugendlichen beizutragen, hat die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München bereits 2021 gemeinsam mit der Beisheim Stiftung das erste wissenschaftlich fundierte Infoportal zur psychischen Gesundheit und Depression bei Kindern und Jugendlichen gestartet: ich bin alles (LMU Klinikum 2023). Das Zentrum für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter der Univer-sität Bielefeld (2020) hat für den Unterricht das Handbuch des Unterrichtsprogramms für psychische Gesundheit an der Schule aus Kanada übernommen, übersetzt und für deutsche Schulen angepasst. Das Unterrichtsprogramm wendet sich an 13- bis 15-jährige SuS. Dazu wurden verschiedene Unterrichtsmodule erarbeitet, die unter-schiedliche Aspekte verdeutlichen sollen. So geht es auch um das Verständnis zur Aufrechterhaltung und Verbesserung der psychischen Gesundheit, die Behandlung von psychischen Erkrankungen und die Reduzierung von Stigmata (vgl. Zentrum für Prävention im Kindes- und Jugendalter 2020: 4ff.). Im Modul Stigmatisierung psychischer Erkrankungen wird beispielsweise den SuS durch Videos, Informationsblätter, Präsentationen und Arbeitsblättern das Thema nähergebracht. Dadurch sollen u.a. die SuS Stigmata zu psychischen Erkrankungen, die daraus resultierenden Konse-quenzen, wie z.B. die entstehende Erschwerung der Hilfesuchung, verstehen (vgl. Zentrum für Prävention im Kindes- und Jugendalter 2020: 60ff.).

Über den Autor

Anita Bosnjak (M.A.) wurde 1989 in Augsburg geboren und hat kroatische Wurzeln. Nach ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin absolvierte sie ein Bachelor-Studium zur Sozialarbeiterin an der Frankfurt University of Applied Sciences. Anschließend erwarb sie den Masterabschluss in Bildung und Bildungsmanagement im Gesundheitssystem an der KSH München. Beruflich ist sie aktuell als Lehrende an einer Berufsfachschule für Pflege tätig und verfügt über vielfältige Erfahrungen in verschiedenen Bereichen der Sozialen Arbeit mit psychisch kranken Menschen. Ihre Arbeit ist geprägt von einem tiefen Interesse an der Förderung der psychischen Gesundheit und der Verbesserung der Ausbildungssituation in der Pflege. Anita Bosnjak engagiert sich für eine ganzheitliche Betreuung und unterstützt die Entwicklung innovativer Konzepte im Gesundheits- und Bildungsbereich. Durch ihre vielfältigen Qualifikationen bringt sie eine breite Perspektive in ihre Tätigkeiten ein.

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