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Gesellschaft / Kultur

Anna Engelbrecht

Fahrkomfort und Fahrspaß bei Einsatz von Fahrerassistenzsystemen

ISBN: 978-3-95425-224-4

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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 07.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 376
Abb.: 183
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Konstruktion und Überprüfung eines Fragebogens zur Erfassung und Messung von Fahrkomfort und Fahrspaß. Der Fragebogen soll dazu beitragen, die zuverlässige Bewertung von Fahrerassistenzsystemen bezüglich ihrer Wirkung auf Fahrkomfort und Fahrspaß zu ermitteln. Als Basis für die Entwicklung des Fragebogens dient das motivationspsychologische Modell Joy and Convenience in Activities (Engeln, Engelbrecht & Kieninger, 2008), das die vier Konstrukte Spaß , Komfort , Diskomfort und Spaßmangel sowie deren Beziehungen zueinander darstellt. In diesem Buch werden die Entwicklungsschritte eines Messinstrumentes für Fahrkomfort und Fahrspaß vorgestellt. Sie basieren auf einer explorativen Expertenbefragung, zwei Face-to-Face-Autofahrerbefragungen sowie auf einer bundesweiten Onlinebefragung mit 1800 nach bestimmten Repräsentativitätskriterien einbezogenen Autofahrern. Die Entwicklung des Fragebogens findet in mehreren Schritten als iterativer Prozess statt, indem mittels Itemanalysen die Items hinsichtlich ihrer Passung und ihrer Formulierung überarbeitet und die Skalen zur Erfassung von Fahrkomfort und Fahrspaß überprüft werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.4, Einfluss von Motivation und Emotion auf Zeiterleben: Emotionen können auch einen erheblichen Einfluss auf das Zeiterleben von Menschen haben (vgl. Borg & Galinat, 1985 Langner, Wapner & Werner, 1961 Sarason & Stroops, 1978 Watts & Sharrock, 1984). Aus diesem Grund werden im nächsten Abschnitt empirische Befunde zum Einfluss von Motivation und Emotion auf das Zeitempfinden detailliert aufgeführt. Aus der Alltagserfahrung wird man intuitiv schließen, dass die negative emotionale Bewertung einer Situation zur Überschätzung ihrer Dauer führt, die positive Bewertung zur Unterschätzung. Dies wird in einer Studie von Borg und Galinat (1985) bestätigt: die negativen Situationen werden erwartungsgemäß überschätzt. Auch Münzel, Nagel und Tunner (1984) stellen in einem Experiment mit Tönen bzw. Tonserien fest, je stärker das Experimentalintervall als unangenehm erlebt wird, desto größer wird das Intervall eingeschätzt. In einer Reihe von Untersuchungen wird nachgewiesen, dass Situationen, die als Emotion Angst hervorrufen, zu einer Dehnung der erfahrenen Zeit (Zeitschätzung) führen (Langner, Wapner & Werner, 1961 Sarason & Stroops, 1978 Watts & Sharrock, 1984). In den Kapiteln 3.2.5 und 3.2.6 wurden intrinsisch motivierte Tätigkeiten thematisiert. Die Ansätze von Csikszentmihalyi (1985) und Rheinberg (2006) postulieren einen Einfluss der intrinsischen Motivation und des Flow-Erlebens auf die Zeitwahrnehmung. Nach Csikszentmihalyi (1985) scheint beim Flow-Erleben die Zeit schnell zu vergehen, und unter Umständen kann es zu einem völligen Verlust des Zeitempfindens kommen. Sokolowski (1993) konnte diese Beschleunigung der subjektiven Zeit bei motiviertem Handeln für das Anschluss-, Leistungs- und Machtmotiv nachweisen. Andere Studien kamen mit experimentellen Methoden für Leistungsmotivation (Cohen, 1971 Greenberg & Kurz, 1968) und Interesse (Neugiermotivation) (Gray, Gray & Loehlin, 1975 Hawkins & Tedford, 1976) zu vergleichbaren Ergebnissen. Ähnlich vergleichen Borg und Galinat (1985) und Ring (1990) die Wirksamkeit einzelner Faktoren wie ‘angenehme/unangenehme Situation’, ‘variable/monotone Reize’ und ‘schwierige/leichte Aufgabe’ auf das Zeiterleben. Die Autoren verzichten dabei auf Messungen experimenteller Art, kommen aber zu ähnlichen Ergebnissen. So formulieren Borg und Galinat (1985, S. 366) den Einfluss der Tätigkeit auf das Zeiterleben: ‘besonders lang wird einem die Zeit, wenn man eine Aufgabe hat, die keinen Spaß macht und bei der zudem nur wenig, sehr leicht zu Bewältigendes in monotoner Widerholung zu tun gibt. Besonders schnell vergeht die Zeit, wenn sich Positives ereignet und dabei viele, variable Reize auftreten, die relativ hohe Leistungsanforderungen stellen.’ Später bestätigt diese Aussagen auch Ring (1990, S. 78): ‘Je schneller jemandem die Zeit bei der Tätigkeit vergangen ist, desto interessierter, eifriger, verbundener fühlt er sich’. Auch die wahrgenommene Belastung scheint einen Einfluss auf das Zeiterleben zu haben. Die Ergebnisse der Experimente von Schenkel, Winkler und Sedlmeier (2010) zeigen, dass eine Erhöhung des körperlichen Erregungsniveaus die Zeitwahrnehmung ausdehnt. Weil Zeiterleben und Zeiteinschätzungen erheblich von der Motivation der Tätigkeit beeinflusst werden, sind inhaltliche Zusammenhänge besonders zu den Konstrukten Spaß und Spaßmangel zu erwarten. Das Zeiterleben wird auf unterschiedliche Weise gemessen. Jede Variante der Operationalisierung hat dabei ihre speziellen Vor- und Nachteile im Hinblick auf ihre Genauigkeit (Reliabilität) und Gültigkeit (Validität) für die Beantwortung je einer speziellen Fragestellung. Ausschlaggebend für die Wahl der einen oder anderen Methode sollte immer die jeweilige Fragestellung sein. Die wichtigsten Dauerbeurteilungsmethoden sind die verbale Schätzung, die Produktionsmethode, die Reproduktion und der Vergleich (Münzel, 1993, S. 11-16). Bei der verbalen Schätzung gibt der Versuchsleiter ein Zeitintervall bestimmter Länge vor. Am Ende des Zeitintervalls wird die Versuchsperson gebeten, die Dauer des Intervalls, z.B. in Sekunden, einzuschätzen. Bei der Methode der Produktion nennt der Versuchsleiter dagegen ein Zeitintervall von z.B. 30 Sekunden und die Versuchsperson hat die Aufgabe, diese Dauer herzustellen oder zu ‘produzieren’. Dies kann durch konstantes Drücken auf einen Knopf oder Abstoppen mit einer verdeckten Stoppuhr geschehen. Die Reproduktionsmethode stellt eine Mischung aus verbaler Zeitschätzung und Produktion dar. Bei der Vergleichsmethode geht es um den Vergleich unterschiedlicher Zeitintervalle. Es werden z.B. zwei Intervalle präsentiert und die Versuchsperson soll die relative Dauer des zweiten Vergleichsintervalls angeben. Die Versuchsperson kann dabei entweder in Relationen wie ‘kleiner, gleich, größer’ antworten oder in Form einer visuellen Analogie. Hinz (2000) fasst in seinem Überblick über die Zeiterlebensforschung zusammen, dass das menschliche Zeiterleben nicht nur von der Tätigkeit der Person und den begleitenden Emotionen und Kognitionen beeinflusst wird, sondern auch viele Personenfaktoren einen erheblichen Einfluss haben. Es werden hier nur exemplarisch einige persönliche und biologische Einflüsse auf das Zeiterleben vorgestellt, die im Zusammenhang mit den eigenen Studien von Relevanz sind und beachtet werden sollten. Einen auch im Alltag bemerkbaren Einfluss hat dabei das Alter. Aus der Alltagserfahrung schließt man, dass mit dem Älterwerden die Jahre dem Anschein nach immer schneller vergehen. Fraisse (1985, S. 249) nimmt an, dass diese Zeitschätzung auch für kürzere und gerade erlebte Dauern zutreffe, da ältere Menschen aufgrund ihrer Gewöhnung (Habituation) an verschiedene Situationen einfach weniger Veränderungen wahrnehmen. Der Einfluss des Geschlechtes auf das Zeiterleben hat sich bisweilen als widersprüchlich erwiesen. Während ältere Studien (Axel, 1924 Gulliksen, 1927) mit zahlreichen Methoden durchweg nachweisen, dass Frauen bei verschiedenen Aufgaben Zeitstrecken länger einschätzten als Männer, können nachfolgende Untersuchungen (Gilliland & Humphreys, 1943 Thor & Crawford, 1964) keine solche Systematik belegen. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass in bestimmten Fällen Dauerurteile nicht unabhängig vom Geschlecht sind. Auch Persönlichkeitscharakteristika scheinen einen Einfluss auf das Zeiterleben zu haben. So überschätzen in Studien zur Zeitwahrnehmung bei Entscheidungen impulsive Personen Zeitintervalle im Vergleich zu mehr selbstkontrollierten Personen (Wittmann, 2010). Die inhaltlichen Zusammenhänge besonders zu den Konstrukten Spaß und Spaßmangel machen den Nutzen einer Verwendung der Zeiterlebenserfassung in Rahmen von Vergleichs- und Validierungsstudien jedoch deutlich. Die zahlreichen, oft unkontrollierbaren persönlichen, biologischen und situativen Faktoren, die das Zeiterleben erheblich beeinflussen und die Ungenauigkeit der Zeiterlebenserfassung sprechen gegen den Einsatz der Methode für die Messung von Fahrspaß und Fahrkomfort.

Über den Autor

Anna Engelbrecht wurde 1981 in Bischkek, Kirgisien, geboren. Anna Engelbrecht studierte an der Humboldt Universität zu Berlin Psychologie mit einem besonderen Fokus auf Arbeits-, Ingenieurpsychologie und kognitive Ergonomie. Nach erfolgreichem Abschluss Ihres Studiums sammelte sie Berufserfahrungen in der Forschung und Vorausentwicklung im Bereich Human-Machine-Interaction bei der Robert Bosch GmbH in Stuttgart. Dort arbeitete sie an ihrer Industriepromotion im Fachbereich Human Factors und kognitive Ergonomie. Die Promotion schloss sie 2013 mit dem akademischen Grad Dr. rer. nat. ab.

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