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Politik


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In der Öffentlichkeit der Deutschen Bundesrepublik erwächst zu Zeiten wirtschaftlicher Krisen der Eindruck, deutsche Politiker suchen Glanz und Gloria statt politisch relevante Entscheidungen. Dieser Eindruck kann nicht für alle Politiker pauschalisiert werden. Dass jedoch eine solche Mutmaßung in der Gesellschaft und den Medien vehement umgeht, ist unumstritten. Der Verweis auf die aktuelle Problematik zwischen Gesellschaft und Politik verdeutlicht den Bedarf an einem modernen Rednerideal. Es ist die Aufgabe des Rednerideals, Richtlinien für ein maßvolles, vertrauenerweckendes und glaubwürdiges Agieren aufzuzeigen. Diese Untersuchung macht es sich daher zur Aufgabe, nach eben diesen Grundzügen eines modernen politischen Rednerideals und dessen Umsetzung zu suchen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2, Mediendemokratie: Das Verhältnis zwischen Politik und Medien: In der aktuellen Kommunikations- und Politikforschung ist ein Konsens darüber zu verzeichnen, dass Politik und Medien eng miteinander verflochten sind. Der mittlerweile etablierte Begriff ‘Mediendemokratie’ wiederspiegelt die Nähe beider Instanzen. Ebenso die subjektive Politikwahrnehmung, welche in der Gesellschaft unmittelbar über die Medien stattfindet, bestätigt dieses Bild. Sarcinelli differenziert die Politik nach ihrer herstellenden und darstellenden Funktion in ‘Entscheidungspolitik’ und ‘Darstellungspolitik’. Bezieht sich erstere auf die Sache an sich, die intern verhandelt wird, richtet sich die ‘Darstellungspolitik’ an die externe Legitimation mittels personalisierter Darstellung und ‘mediendramaturgischer’ Aufwertung. Sarcinelli konstatiert, dass die beiden Funktionen aktuell nicht nur auseinander divergieren, sondern zwischen beiden ein regelrechtes Spannungsverhältnis entsteht. Der Politikwissenschaftler Thomas Meyer unterscheidet hingegen drei Ebenen von Politik: Die Herstellung der Politik als operatives Handeln, die Selbstdarstellung der nicht- und hergestellten Politik als Eigen-Inszenierung durch das politische System sowie die Fremddarstellung der Politik mittels Regeln der Medien. Meyer statuiert auf Basis der zweiten und dritten Ebene, dass die mediale Macht des Politikers, die auf seiner persönlichen Inszenierungskompetenz beruht, signifikant für den Erhalt des Führungsamtes ist. Thiel kommt zu dem kritischen Fazit, dass im Wechselverhältnis von Politik und Medien eine ‘falsche’ Politik wiedergegeben werden kann: ‘Erstens können auf Seiten der Politik auch Ereignisse dargestellt werden, die politisch irrelevant sind. Zweitens kann es aufgrund der Fremddarstellung von Politik nach Medienregeln zu einer mit der politischen Wirklichkeit divergierenden Politikwahrnehmung beim Publikum kommen.’ Diese Risiken sind nicht unbekannt. Die Beschönigungen von politischen Sachverhalten durch die Politiker selbst und die Entertainisierung der Politik in den Medien sind Gründe für die gesellschaftliche Politikverdrossenheit. Hingegen kann die Selbst- und Fremddarstellung zur Partizipation auch nützlich sein: Mittels Inszenierungsmechanismen positioniert sich die Partei und macht sich zugleich interessant. Durch die Medienvielfalt und die oft differente Berichterstattung kann der Rezipient eine eigene Meinung entwickeln, die sich wiederum im Online-Dialog in Sozialen Netzwerken und Blogs festigen oder ändern kann. In der Medienforschung wird davon ausgegangen, dass themenspezifische Erstinformationen in den Massenmedien eingeholt und anschließend in der interpersonalen Kommunikation verhandelt werden. In der aktuellen politischen Vertrauenskrise bieten die Medien, vor allem die Online-Medien, eine neue Grundlage für die politische Partizipation. Daher werden euphemistische Politikdarstellungen möglicherweise vom Bürger aktuell schneller aufgedeckt. Das heißt jedoch nicht, dass sich Parteien bzw. Politiker weniger präsentieren müssen, um Legitimation zu gewährleisten. Vertrauen stellt sich nur mit vertrauensvollem Handeln ein, das wiederum über die Medien lanciert wird. Sarcinelli manifestiert eine zweiseitige Instrumentalisierung zwischen Politik und Medien: ‘Publizität wird gegen Informationen getauscht’. Medien brauchen exklusive Informationen, um für den Leser interessant zu bleiben, und Politiker brauchen die sogenannte Medienöffentlichkeit. Es bleibt festzuhalten, dass sich Medien und Politiker an der Öffentlichkeit orientieren, jedoch mit unterschiedlichen Zielen, was zu Dissonanzen zwischen politischem Handeln und der diesbezüglichen Berichterstattung führen kann. Letztendlich ist die Darstellung von Politik über die Medien die entscheidende Instanz zu dem Bürger: Das, was die Medien von Politik vermitteln, ist meist alleinig das, was der Bürger von der Politik wahrnimmt. In diesem Sinne spricht Sarinelli von einer ‘Medien-Bourgeois’. Besonders jüngere Bürger bedienen sich in hohem Maße der Medien, von welchen sie mehr Unterhaltung und weniger Information verlangen. Charakteristisch für diese Entwicklung ist der von Andreas Dörner geprägte Begriff des ‘Politainment’: ‘Politainment bezeichnet eine bestimmte Form der öffentlichen, massenmedial vermittelten Kommunikation, in der politische Themen, Akteure, Prozesse, Deutungsmuster, Identitäten und Sinnentwürfe im Modus der Unterhaltung zu einer neuen Realität des Politischen montiert werden.’ Im Zuge dessen differenziert Dörner ‘unterhaltende Politik’ und ‘politische Unterhaltung’. Erstere ist die politische Verwendung von Instrumenten und Stilmitteln der Unterhaltungskultur zur Durchsetzung politischer Ziele wie PR-Kampagnen. ‘Politische Unterhaltung’ wird dagegen von den Medien praktiziert, welche politische Figuren, Themen und Geschehnisse zur fiktionalen Konstruktion nutzen banale, emotionale Belege dienen hier als sachlicher Beweis. Laut Dörner stärken u. a. politische Unterhaltungsshows, Fernsehduelle, Kampagnen und Berichte das Verhältnis zwischen Bürger und Politik. ‘Politainment’ macht Politik sichtbar und sinnlich erfahrbar, steigert die politische Aufmerksamkeit, lanciert, verstärkt und popularisiert politische Werte und emotionalisiert die politische Welt. ‘Politainment’ klingt wie das ‘Wunderrezept’ gegen Politikverdrossenheit. Kritisch betrachtet mag dies sein, wenn grundlegendes gesellschaftliches Vertrauen in die Politik herrschen würde. Wenn politische Fiktion der Medien mit der Realität nicht übereinkommt, da das reale politische Handeln ein anderes ist, wird eine Senkung des Vertrauens und Verdrossenheit weiter geschürt. Politik ist in den Medien ein dauerpräsentes Thema, daher sind die Medien als entscheidende Instanz zum Macht- und Vertrauensaufbau anzusehen. Folglich verwirklicht sich politische Legitimation unter medialer Abhängigkeit.

Über den Autor

Alexandra Donath (Qualifizierte Redenschreiberin DRS & Rhetoriktrainerin / www.ihr-redeskript.de) wurde 1986 in Karlsburg geboren. Das Studium der Rhetorik an der Eberhard Karls Universität Tübingen schloss die Autorin im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad des Master of Arts erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin praktische Erfahrungen im Redenschreiben auf politischer Ebene. Anschließend folgte gleichfalls der Einblick in die Kommunikation auf Wirtschaftsebene, bevor es für die Autorin in die Selbstständigkeit ging. Sprache als authentisches Verständigungsmittel und gehirngerechte Kommunikation sind das Steckenpferd, worauf Frau Donath den Fokus ihrer Tätigkeit legt. Fasziniert von den antiken politischen Redneridealen begibt sich die Autorin in diesem Buch auf die Suche nach einem modernen Rednerideal.

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„Moin Timmy, alter Hinterbänkler“ – Die Systemtheorie Niklas Luhmanns als theoretischer und empirischer Bezugsrahmen für politische Partizipation in Social Media

Eine Untersuchung am Beispiel der Interaktionen zwischen Abgeordneten des Deutschen Bundestages und Bürgern auf Twitter

ISBN: 978-3-95935-574-2
EUR 49,50


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