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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Migration und Zuwanderung nach Deutschland sind Thematiken, die in den Medien, auf politischer Ebene und in der Fachliteratur seit Jahrzehnten stark kontrovers diskutiert werden. Seit der Anwerbung von Gastarbeitern in den 1950er Jahren und dem damit zusammenhängenden Zuzug von Familienangehörigen ist die Zahl der Ausländer bis in die 1990er Jahre stark angestiegen. Als politische Konsequenz wurden in der Folge die Ausländergesetze und Einwanderungsbestimmungen immer restriktiver. Daraus resultierte eine verstärkte illegale Einwanderung. Einen Teilbereich dieser irregulären Migration stellt der Frauenhandel dar, bei dem Frauen aus wirtschaftlich benachteiligten Ländern mit Hilfe von Schleppern nach Deutschland migrieren. Dieser Problematik wird gerade in den letzten Jahren auf internationaler Ebene vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt, vor allem angesichts tagespolitscher Geschehnisse und internationaler Krisenherde auch vor der eigenen Haustür , sodass der Zustrom von betroffenen Frauen weiterhin zunimmt. Dieser Arbeit liegen folgende Fragestellungen zugrunde: Wie stellt sich das Phänomen Frauenhandel insgesamt dar? Wie wird Frauenhandel gesetzlich reglementiert und strafrechtlich verfolgt? Wie stellt sich die Lebenssituation der betroffenen Frauen in Deutschland dar? Welche Antworten und Lösungsstrategien werden für dieses gesellschaftliche Phänomen gefunden?

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1, Geschichte des Frauenhandels: Der Handel mit Frauen zwischen verschiedenen Staaten, aber auch innerhalb eines Landes ist kein neues Phänomen, sondern in vielen historischen Zusammenhängen zu finden. So wurden bereits in der Antike Sklavinnen zum Zweck sexueller Dienstleistungen gehandelt. Dementsprechend finden sich in historischen Quellen immer wieder Angaben über das Vorkommen von Frauenhandel. Frauenhandel wurde aber über die Jahrhunderte unterschiedlich verstanden und beurteilt. Oft werden Prostitution und Frauenhandel als notwendig miteinander zusammengehörig assoziiert. So wurde Prostitution noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts gleichgesetzt mit Frauen- und Mädchenhandel. Anfang des 19. Jahrhunderts bezogen sich alle Veröffentlichungen zum Thema Frauenhandel auf Handel mit Prostituierten, Rahmenbedingungen von Prostitution, die Sklaverei ähneln und auf Prostitution selbst. ‘Prostitution und Frauenhandel sind aber zwei verschiedene Vorgange. Frauenhandel kann dementsprechend jedenfalls nicht gleichbedeutend mit Prostitution an sich sein’. Frauenhandel entwickelte sich an unterschiedlichen Orten mit Frauen der verschiedensten Nationalitäten. ‘Nach Ansicht der Geschichtswissenschaftler und der zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstehenden feministischen Bewegung um Josephine Butler hing der sich damals neu entwickelnde Frauenhandel unmittelbar mit der Einführung der Regulierung von Prostitution zusammen’. Die Regulierung der Prostitution wurde im Zuge der französischen Revolution als hygienische Maßnahme erst in Frankreich, dann in Deutschland und schließlich in ganz Europa eingeführt. Mit dem Ziel der Verbesserung hygienischer Verhältnisse wurden die Prostituierten staatlich registriert und mussten sich regelmäßig Zwangsuntersuchungen unterziehen. Durch die Regulation wurde Prostitution gleichzeitig staatlich anerkannt. Es kam in diesem Zusammenhang zur Bildung von Rotlichtvierteln. Die dort herrschende Anonymität führte dazu, dass die Prostituierten aus der Gesellschaft ausgegrenzt und damit für Dritte leichter ausbeutbar wurden. Abolitionismus und Prostitutionsbewegung: Anfang des 20. Jahrhunderts gründete sich eine neue feministische Bewegung, deren Ziel es war, die Position von Frauen in der Gesellschaft allgemein zu verbessern. Ein wesentliches Hindernis für die Verwirklichung dieses Ziels sah die Bewegung in der Existenz von Prostitution und Frauenhandel. Nach Auffassung der Feministinnen führte die staatliche Anerkennung der Prostitution zu einer weiteren Verbreitung von Frauenhandel. ‘Unter Frauenhandel verstand man vor allem erzwungene Prostitution, wobei allerdings viele Vertreterinnen der feministischen Bewegung explizit davon ausgingen, dass Prostitution als solches eine Versklavung von Frauen darstelle, keine Frau diese freiwillig ausübe und es gelte, die Prostitution als solche abzuschaffen’. Der Protest richtete sich gegen die staatlich reglementierte Ausbeutung von Frauen und verlangte die Abschaffung aller Regelungen, die die Existenz von Prostitution förderten. Aufgrund der Intention, die Prostitution abzuschaffen, wurde die Bewegung auch abolitionistische Bewegung genannt (abolition = engl. Abschaffung). ‘Die Bewegung mündete schließlich in die ersten internationalen Konventionen des Völkerbundes von 1904, 1910 und 1924 gegen Frauenhandel und letztlich in die Konvention zur Unterdrückung des Menschenhandels und der Ausbeutung von Prostituierten von 1949’ (siehe 2.4.2, S.6). Obwohl das Phänomen Frauenhandel auch nach Verabschiedung der Konventionen an verschiedenen Orten der Welt nahezu unverändert auftrat, wurde es in der Folge lange Zeit öffentlich nicht als Problem wahrgenommen, bis sich Anfang der 1980er Jahre abermals eine Bewegung zur Bekämpfung des Frauenhandels bildete. Anders als zuvor entstanden nun zwei inhaltlich von verschiedenen Grundeinstellungen ausgehende Bewegungen: die neoabolitionistische und die Prostitutionsbewegung. Beide Strömungen existieren noch heute. Die Neoabolitionisten sehen in der Prostitutionsausübung und deren Legalisierung den Kernpunkt patriarchaler Unterdrückung, den es durch die Abschaffung der Prostitution zu bekämpfen gilt. Dagegen hält die Prostitutionsbewegung die Ausübung der Prostitution für eine reguläre berufliche Tätigkeit und setzt sich für die Rechte der in der Sexindustrie tätigen Frauen ein.

Über den Autor

Jessica Bangisa, Diplom-Sozialpädagogin, wurde 1980 in Wolfenbüttel geboren. Ihr Studium der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule Braunschweig /Wolfenbüttel schloss die Autorin im Jahre 2004 mit dem Diplom erfolgreich ab. Durch ihre Arbeit mit Migranten in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber und in der Flüchtlingsberatungsstelle entstand die Grundlage für dieses Buch.

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