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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 172
Abb.: 14
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Kindesvernachlässigung ist nicht auf den ersten Blick sichtbar, auch nicht für den professionell Handelnden - das führt zu Verunsicherungen und folglich auch zu Sackgassen im Verlauf der Hilfeprozesse. Merkmale, die eine Vernachlässigung aufzeigen können, gibt es (noch) nicht in ihrer Deutlichkeit und nicht in empirisch gesicherter Form. Doch aus den Erfahrungen der Praxis gibt es Anhaltspunkte, die, vor allem wenn sie gehäuft auftreten, ernstzunehmende Hinweise auf eine Kindesvernachlässigung geben können. Um einen zielsicheren Blick für Vernachlässigungsfälle zu entwickeln, Anhaltspunkte rechtzeitig zu erkennen und richtig deuten zu können, vermittelt das Buch im ersten Schritt das Grundwissen über Kindesvernachlässigung. Doch auch wenn Anhaltspunkte mehrfach gegeben sind und es sich offenkundig um Vernachlässigung handelt, verhindern ungeklärte Fragen und Wissenslücken in Bezug auf Handlungsbefugnis, der aktuellen Gesetzeslage, den Prävention- und Interventionsmöglichkeiten und ihrer effizienten Umsetzbarkeit ein offensives Herantreten an die Betroffenen. Dieses Buch soll für diese offenen Fragen eine Antwort geben. Eine effektive Hilfe setzt jedoch nicht nur gute theoretische Fachkenntnisse über das aktuelle Rechtssystem und Handlungsabläufe bei Kindesvernachlässigungsfällen voraus, auch eine sicher gehandhabte praktische Ausgestaltung ist ein wesentlicher Teil davon. Schwerpunkt dieses Buches ist das Handeln in der Sozialen Arbeit sowie das kleinschrittige Verfahren bei Anhaltspunkten einer Kindesvernachlässigung mit sozialpädagogischen Methoden und Techniken. Jeder notwendige Arbeitsschritt wird in seinem gesamten Umfang erläutert - mit Hinweisen und Ratschlägen und unter Einbezug hilfreicher Methoden und Instrumente.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 5, Mögliche Folgen von Vernachlässigung: So vielseitig und vielschichtig Vernachlässigungsformen sein können, so mannigfach und komplex können die Folgen davon sein. Im vorherigen Verlauf dieser Arbeit wurde des Öfteren bei der Erläuterung einiger Vernachlässigungsformen auch ihre Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung (Folgen) thematisiert. Hier findet man nun viel mehr eine Ergänzung bzw. eine komplettierte Zusammenfassung. Es ist wichtig in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass es abhängig von der Intensität und/oder Häufigkeit bzw. Dauerhaftigkeit der Vernachlässigung auf allen Entwicklungsebenen des Kindes ist, welche zu erheblichen Defiziten bis hin zu bleibenden Schäden führen kann. Die Folgen sind umso gravierender, je jünger das Kind ist. 5.1, Körperliche Symptome und Fehlentwicklungen: Die körperlichen Anzeichen einer möglichen Vernachlässigung sind auf die Mangel- oder Fehlernährung zurückzuführen. Untergewicht, Übergewicht und Minderwuchs sind deutliche Folgen davon. Aufgrund unzureichender Vitaminenzufuhr kann es z.B. zu schwerster Rachitis (Knochenerweichung aufgrund von Vitamin-D-Mangel), Intelligenzhemmung (durch Eiweiß- und Vitamin-B-Mangel) oder Anämie (Blutarmut durch mangelnde Einsenzufuhr) kommen. Durch das geschwächte Immunsystem besteht eine hohe Infektanfälligkeit, d.h. das Kind leidet häufig an Allergien, Atemwegserkrankungen (insbesondere Bronchitis, Asthma und Pseudokrupp/Krupphusten, Lungenentzündung), Ohrenerkrankungen, Hauterkrankungen etc. Eine falsche oder unzureichende Ernährung kann dazu beitragen, dass das Kind eine gestörte Routine beim Essen, Trinken und Verdauen entwickelt und dies eine konstitutionell-psychische Entwicklungsverzögerung zur Folge hat. So ist das Einnässen (Enuresis) und Einkoten (Enkopresis) auch bei älteren Kindern, obwohl diese aufgrund des Alters/Reife ihre Ausscheidungsorgane steuern könnten, keine Seltenheit. Einige Kinder weisen schwere Ernährungsstörungen auf, in Form von beständiger Angst nicht genügend Essen zu erhalten und verhungern zu müssen. Verhungern kann das Kind im schlimmsten Fall tatsächlich, denn bei ungenügender Kalorienzufuhr ist der Körper gezwungen sich dem Nährstoffmangel anzupassen (Hungeradaptation) und verlangsamt den Stoffwechsel, um 10 – 20 % der ursprünglichen Funktion. Als nächste Maßnahme werden die kurzfristig zur Verfügung stehenden Energiereserven in Anspruch genommen. Nach dem Verbrauch des Glykogens (‘Stärke’) aus der Leber, Nieren und den Muskeln kommt es zu Eiweißverlust, d.h. u.a. Muskelabbau. Ein länger anhaltender Nahrungsmangel kann zum völligen Kräfteverfall führen (Kachexie). Hält der Zustand der Kachexie längere Zeit an, so kommt es dann – etwa wenn ein Drittel bis die Hälfte des gesamten Körpereiweißes abgebaut ist – zum Tode durch Verhungern. Die Fokussierung körperlicher Symptome einer Vernachlässigung basierend auf Mangel- oder Fehlernährung stützt sich hauptsächlich auf den Inhalt des Buches ‘Vernachlässigte Kinder’ von K. Gellert (2007). Und auch der nächstfolgende Abschnitt gibt die Hauptinhalte ihres Beitrags wieder. Körperliche Vernachlässigung findet nicht nur in Form von unzureichender oder falscher Ernährung statt, sondern auch in Form von mangelnder Hygiene. Viele Kinder, die an Vernachlässigung leiden, fallen bei zahnärztlichen Untersuchungen durch deutliche Schäden an den Zähnen (erhöhten Kariesbefall) und Zahnfleisch (Zahnfleischentzündungen/Gingivitis) auf. Als Ursachen sehen Fachleute mangelnde Mundhygiene oder eine einseitige und falsche Ernährung (zuckerreiche Nahrung). Erkrankungen im Mundraum können sich zu ernsthaften Infektionen im Körper entwickeln. Doch auch fehlende Hygiene des gesamten Körpers kann zahlreiche Infektionen/Krankheiten durch pathogene Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Viren, Parasiten) verursachen, wie z.B. Pilzbefall der Haut und Atemwege, Warzen, Herpes, Allergien, sowie Durchfall und Erbrechen. Mangelnde Hygiene bei Säuglingen kann auch bedeuten, dass die Windeln unzureichend gewechselt werden und das Kind einem ständigen Kontakt mit Exkrementen und Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Dabei können akute Entzündungen der Haut, wie z.B. Windeldermatitis (Windelpilz) entstehen. Betroffen sind die Hautareale, die von der Windel bedeckt sind, also Gesäß, äußere Geschlechtsorgane, Leistenregion und Oberschenkel. Windeldermatitis kann aber auch die Folge einer Krankheit sein, muss demnach nicht zwingend die Ursächlichkeit einer Vernachlässigung haben. Permanenter Kontakt mit ausgekühlter Feuchtigkeit (nasser Bettbezug, nasse Bekleidung) birgt die Gefahr einer Unterkühlung des Säuglings/Kleinkindes. Im Winter, bei schlechter Witterung, wenn das Kind unangepasst bekleidet oder das Kinderzimmer nicht beheizt wird, kann das Kind nicht nur an Unterkühlung erkranken sonder auch daran sterben. Viele gebrechliche Familien mit erhöhter Vernachlässigungstendenz, gekennzeichnet von Arbeitslosigkeit, Armut und Verwahrlosung, sind meist in renovierungs- und sanierungsbedürftigen (Sozial-)Wohnungen zu finden. Die oft damit verbundenen unhygienischen Wohnverhältnisse (hohe Luftfeuchtigkeit, Schimmelbefall, Ungeziefer) bieten Krankheitserregern bzw. -überträgern (Schaben, Fliegen und Flöhe) einen idealen Lebensraum und erhöhen somit die Gefahr einer ernsthaften Infektion/Erkrankung.

Über den Autor

Diana Hahn wurde 1985 in Kasachstan geboren. Im Jahre 1994 entschlossen ihre Eltern in ihr ursprüngliches Herkunftsland Deutschland zurückzukehren. Sie absolvierte erfolgreich die Oberschulreife und die Fachhochschulreife in Sozial- und Gesundheitswesen. Anschließend entschloss sich die Autorin zur fachlichen Spezialisierung im Bereich der Sozialen Arbeit. Das Studium an der Fachhochschule Köln und zahlreiche Nebenbeschäftigungen im sozialen Brennpunkt Köln-Meschenich veranlassten die Autorin zur intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Kindesvernachlässigung im fachlichen Bezug zur Jugendhilfe.

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