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Recht / Wirtschaft / Steuern

Matthias Hochleitner

Die ethische Bewertung von Sportgroßveranstaltungen in Schwellenländern

ISBN: 978-3-95935-232-1

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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 01.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 148
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dieses Buch befasst sich mit der ethischen Bewertung von Sportgroßveranstaltungen in Schwellenländern. Das Ziel ist es, einzelne Sportgroßveranstaltungen in Schwellenländern auf deren jeweilige Chancen und Auswirkungen hin zu analysieren. Dabei erfolgt eine theoretische Einführung in das Thema und eine Analyse der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika, der olympischen Winterspielen 2014 im russischen Sotschi, der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien und der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Eine abschließende ethische Bewertung der Vergabe dieser Turniere wird erbracht. Der zweite Teil besteht aus der Durchführung und Analyse einer Pilotstudie, die die Meinungen der Deutschen bzgl. der Durchführung von Sportgroßveranstaltungen in Schwellenländern herausfinden soll. Der Auswertung der erhobenen Daten und der Analyse verschiedener Hypothesen folgt eine Handlungsempfehlung. Als Ergebnis kann sowohl bei der eigenen Analyse, als auch bei der Analyse der Daten aus der Pilotstudie festgehalten werden, dass eine differenzierte Betrachtung und Bewertung der unterschiedlichen Sportgroßveranstaltungen unabdingbar ist. Grundsätzlich sind die untersuchten Ereignisse aus ethischen Gesichtspunkten durchwegs kritisch zu bewerten.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3. Schwellenländer: 3.1 Der Begriff Schwellenland: [Schwellenland ist die] nicht exakt definierte Bezeichnung von Ländern auf dem Wege zum Industrieland. Kennzeichnend für Schwellenländer sind vor allem ihre im Vergleich zu den Entwicklungsländern hohe wirtschaftliche Eigendynamik und das oftmalig hohe wirtschaftliche Wachstum. Die Disparitäten zwischen diesen Ländern und den Industriestaaten, wie Deutschland oder den USA, bzgl. Industrialisierung und Entwicklungsstand sind bei Weitem nicht mehr so groß wie noch vor einigen Jahren. Eine allgemeingültige Einordnung eines Landes als Schwellenland anhand von fest-gelegten Kriterien ist in der Literatur nicht existent. Es gibt jedoch einige Indikatoren, die in der Literatur und der Praxis zur Einstufung dieser Länder zugrunde gelegt werden können. Dies sind vor allem soziale Indikatoren wie die Alphabetisierungsrate, die Lebenserwartung, die Säuglingssterblichkeit oder die Einkommensverteilung. Die Einkommensverteilung wird mit dem sog. Gini-Index oder Gini-Koeffizient gemessen. Der Gini-Koeffizient liegt in Südafrika bei 0,631, bei 0,53 in Brasilien, bei 0,43 in Russland und zum Vergleich bei nur 0,29 in Deutschland. Südafrika gehört mit dem Wert von 0,631 zu den Ländern mit einem der höchsten Einkommens-differenzen der Welt. Ein weiteres Kennzeichen von Schwellenländern ist das enorme Ungleichgewicht der Verteilung von wirtschaftlich gut entwickelten Regionen. So konzentriert sich diese Entwicklung in vielen Ländern, wie bspw. in Brasilien, auf die wenigen großen Metropolregionen. Außerhalb der großen Industriestandorte liegt die wirtschaftliche Entwicklung eher auf dem Niveau von Entwicklungsländern. Zusätzlich sind die politischen Strukturen in den als Schwellenländern geltenden Staaten vielfach noch sehr festgefahren. Dies bedeutet, dass demokratische Züge eines gut entwickelten westlichen politischen Systems vielerorts kaum zu erkennen sind. In Russland oder China sind bspw. Presse- und Meinungsfreiheit größtenteils immer noch nicht akzeptiert. Aktuell können etwa 40 Staaten als Schwellenländer charakterisiert werden (Stand: Ende 2014). Zu den 40 Staaten gehören Erdöl exportierende Staaten wie Saudi-Arabien und Kuwait, lateinamerikanische Länder wie Argentinien, Mexiko und Chile, asiatische Länder wie Südkorea und Singapur sowie die sog. BRICS-Staaten . 3.2 Ländercharakteristiken und die Probleme ausgewählter Schwellenländer: 3.2.1 Südafrika: Südafrika ist mit einer Fläche von 1,2 Mio. km² mehr als dreimal so groß wie Deutschland, besitzt dabei aber nur etwa 53 Mio. Einwohner. Nach Nigeria stellt Südafrika die zweitgrößte Volkswirtschaft Afrikas. Das Land, mit Hauptstadt Pre-toria, ist seit 1997 als Präsidialdemokratie mit föderalen Elementen aufgebaut und wird von Jacob G. Zuma von der African National Congress -Partei regiert. Aus-zeichnen kann sich Südafrika mit einer sehr gut ausgebauten Infrastruktur, einem stabilen Finanzsektor, großen Rohstoffreserven, einer vorzeigbaren Wissenschaft sowie einem zuverlässigen Rechtssystem. Doch Südafrika leidet auch unter großen sozialen Problemen. So lebt seit dem Ende der Apartheid vor allem die schwarze Bevölkerung immer noch in großer Armut. Zunehmende Migration aus Ländern wie dem Kongo, Malawi, Simbabwe und Mosambik führt bei der einheimischen Unterschicht zu einer gewissen Ausländer-feindlichkeit. Die Einwanderer werden oftmals als billige Arbeitskräfte eingestellt und die vor allem südafrikanische Unterschicht finanziell und sozial benachteiligt. Etwa 31% der Bevölkerung leben von weniger als zwei USD pro Tag. Der Gini-Koeffizient misst für Südafrika einen der weltweit höchsten Werte. Eines der größ-ten Probleme ist die sehr hohe Aids-Rate und die relativ erfolglose HIV-/AIDS-Politik der Regierung. So waren im Jahr 2012 17,9 % der Südafrikaner mit dem HI-Virus infiziert, gleichbedeutend mit der vierthöchsten Anzahl an infizierten Menschen in einem Land auf der Welt. Zudem kämpft Südafrika mit einer hohen Kriminalitätsra-te und einem dadurch leidenden Image. 3.2.2 Russland: Russland ist mit einer Fläche von knapp über 17 Mio. km² das flächenmäßig größte Land der Erde. Die Einwohnerzahl ist im Verhältnis zur Größe mit knapp 145 Mio. relativ gering. Russland, mit der Hauptstadt Moskau, ist als föderale Republik mit präsidialem Regierungssystem aufgebaut und steht unter der Führung des Staats-präsidenten Wladimir Putin aus der Partei Einiges Russland . Wirtschaftlich gesehen ist Russland als einer der größten Energieproduzenten der Welt stark von Öl- und Gasexporten abhängig. Der mit Abstand wichtigste Indust-riezweig ist das Handel- und Dienstleistungsgewerbe, gefolgt von der verarbeiten-den Industrie, dem Bergbau, dem Baugewerbe und der Land- und Forstwirtschaft. Auch in Russland gibt es einige Gegebenheiten, die als äußerst kritisch angesehen werden müssen. So sind freie Meinungsäußerung, kritische Berichterstattung in den Medien sowie freie sexuelle Entfaltung teilweise unter schwere Strafen gestellt. Die Medien sind größtenteils staatsnah und scheuen regierungskritische Berichte. Nachdem Russland im Zuge der Ukraine-Krise seit langem wieder Expansionsbestre-ben zeigt, steht Wladimir Putin mehr denn je in der Kritik der westlichen Politik und Öffentlichkeit. Als Folge der Rolle Russlands im Ukraine-Konflikt beschlossen bspw. die übrigen G8-Staaten Russland solange von der Arbeit der G8 zu suspendieren, bis Wladimir Putin und seine Regierung ihre Rolle in der Ukraine-Krise deutlich ändern. Neben politischen gibt es auch einige wirtschaftliche Sanktionen, die Russland und einheimische Unternehmen hart treffen. Eine der Folgen der Sanktionen ist die in den letzten Monaten auffallende Abwertung der russischen Währung (Rubel) gegenüber dem Euro und dem USD. 3.2.3 Brasilien: Brasilien, mit einer Fläche von 8,5 Mio. km² (etwa 24 Mal so groß wie Deutschland) und knapp über 200 Mio. Einwohnern das größte Land Lateinamerikas, gehört zu den bedeutendsten Nationen der Weltwirtschaft. Aufgebaut ist das Land als präsidiale Bundesrepublik bestehend aus Bund, Bundes-staaten und Kommunen mit der Hauptstadt Brasilia. Präsidentin ist in ihrer zweiten Amtszeit Dilma Rousseff der gemäßigt linken, sozialdemokratischen Partido dos Trabalhadores . Brasilien orientiert sich, geprägt durch seine koloniale Vergangen-heit, stark über den Atlantik in Richtung Westeuropa sowie nach Nordamerika. Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich die wirtschaftliche Situation Brasiliens immer mehr stabilisiert. So war Brasilien jahrelang geprägt durch ein chronisches Staatsdefizit und die hohen Schulden im Ausland. Vor allem die Nachfrage Chinas nach brasilianischen Erzen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen haben Brasiliens Wirtschaft in ein mehr oder weniger stabiles Wachstum gebracht. Es kann mit gutem Gewissen behauptet werden, dass Brasilien […] den Take-off in ein nachhaltiges Wachstum geschafft und […] zu einem Aufsteigerland geworden [ist]. Brasilien verfügt über reichhaltige Ressourcen wie Eisenerze, Rohölvorkommen und für die Landwirtschaft besonders günstige Rahmenbedingungen. Jedoch wird das Land auch mit den für Schwellenländer typischen Problemen belastet. So gibt es zwischen der Mittel- und Unterschicht erhebliche Einkommensunterschiede, wie bereits anhand des Gini-Koeffizienten belegt wurde. Die zum größten Teil aus ländli-chen Gebieten stammende mittellose Unterschicht sucht oftmals ihr Glück in den großen Ballungszentren der Metropolen Rio de Janeiro oder São Paulo. Doch die mangelnde Anzahl an Arbeitsplätzen und die fehlende Bildung zeigen den Zuwande-rern schnell die begrenzten Möglichkeiten eines besseren Lebens in der Großstadt auf. Die Landflüchtigen lassen sich dann meist in den sog. Favelas an den Stadträn-dern nieder und vergrößern so die schon vorhandenen sozialen Probleme. Weitere, die Wirtschaft belastende Probleme sind die mangelhaft ausgebaute Infra-struktur und die Abhängigkeit von der Wasserkraft als Energiequelle. Investitionen in die (Transport-) Infrastruktur sind unausweichlich, da Brasilien mit seiner Größe über enorm weite Transportwege verfügt. Zudem birgt die Abhängigkeit von ledig-lich einer Energiequelle die große Gefahr eines Blackouts.

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