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Recht / Wirtschaft / Steuern

Kai Gausmann

Die Zukunft des Sportvereins: Der Jugendclub des ASC von 1846 Göttingen

Eine Fallstudie

ISBN: 978-3-95425-348-7

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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 164
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Zentrales Thema der vorliegenden Arbeit ist die Beeinflussung der Mitgliederentwicklung in Sportvereinen, insbesondere die Entwicklung jugendlicher Mitglieder. Eingangs diskutiert der Autor eine Zielvorstellung, die Anregungen für eine weitere Diskussion des Veränderungsprozesses im Verein bietet. Die Bedeutung des informellen Lernens für die Jugendarbeit im Verein beleuchtet die vorliegende Arbeit ebenso wie eine Lebensweltanalyse und Werteuntersuchung. Kriterien von Bindung & Dropout liefern einen tieferen Einblick in die verschiedenen Beweggründe des Sporttreibens von Sportlern. Auf dieser Basis betrachtet der Autor weiterhin, wie freiwilliges Engagement im Verein gestärkt werden kann. Die vorliegende Studie untersucht ein Modell, welches einige grundsätzliche Phänomene aufgreift, die eigentlich dem informell geprägten Sporttreiben anhaften. Ziel dieser Untersuchung ist herauszufinden, ob die Implementierung von Wirkmechanismen des informellen Sporttreibens auf Vereine übertragbar ist. Außerdem wird untersucht, ob diese dazu beiträgt, den Verein als primären Ort des Sportgeschehens für Jugendliche attraktiv zu gestalten.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2, Trendsport & Informelle Szenen: Dieses Kapitel widmet sich weniger einer allgemeinen Betrachtung der Kennzeichen von Trendsport und informellen Szenen. Wichtiger erscheint mir in diesem Rahmen der Bezug zum organisierten Sport. Ein qualitativer Vergleich sowie eine Abgrenzung zwischen informellem und formellem Sporttreiben sollen Besonderheiten unterstreichen, um mögliche Chancen zu subsumieren und auf Anwendungsmöglichkeiten schließen zu können. Bezogen auf die Sporthäufigkeit bei informell und formell engagierten Sportlern findet der Brandenburgische Jugendsportsurvey keine signifikante Differenz. Besonders wenn man nicht nur die Sporthäufigkeit pro Woche sondern die Umfänge in Stunden betrachtet, ergibt sich sogar die Tendenz, dass diejenigen die vereins-ungebunden Sport betreiben größere Umfänge erreichen als Abbildung 5: Kompetenzerwerb des informellen Lernens die Vereins-gebundenen. Jedoch bleibt hierbei die Art des Sporttreibens unklassifiziert (Baur und Burrmann 2004, S. 26). Interessant an dieser Aussage ist besonders die Frage nach den Ursachen für die höheren Umfänge des informellen Sporttreibens. Viele Faktoren können dafür verantwortlich sein. Zum Beispiel sind die vereins-gebundenen Sportler an die vorgegebenen Trainings- und Hallenzeiten gebunden, sofern dies die einzige sportliche Aktivität ist, welche sie in ihre Antwort einbeziehen. Des Weiteren stellt BAUR (Baur und Burrmann 2004, S. 27) dar, dass vereinsorganisierte Sportler ihrer sportlichen Betätigung einen deutlich höheren Stellenwert in der Lebensplanung zuschreiben als nicht-Vereinsorganisierte. Informell Engagierte stimmen dem Merkmal ‘Sport ist für mich unverzichtbar’ nur zu 47% zu. Vereinssportler dagegen stimmen mit 76% deutlich häufiger zu. Am meisten bejahen Mehrfachengagierte diese Aussage. Mit 81% messen sie dem Sporttreiben in ihrem Leben von allen drei Gruppen die höchste Bedeutung zu. Daraus lässt sich ein Zusammenhang zwischen der Verbindlichkeit der angenommenen Angebote und dem Stellenwert der Aktivität in der persönlichen Lebensführung vermuten. Anders ausgedrückt: Denjenigen Menschen, welche Sport in ihrem Leben keinen hohen Stellenwert beimessen, fällt es schwer, sich verbindlichen Aktivitäten langfristig zu verpflichten. So steht es letztendlich nur zu einem gewissen Maß in der Möglichkeit von Vereinen, diese Menschen mit geringer Eigenmotivation zum organisierten Sporttreiben zu animieren. Allerdings liegt hierin ebenfalls eine Chance. Gelingt es, Breitensport auf eine Art und Weise zu inszenieren, in der Verbindlichkeit stark in den Hintergrund rückt, so eröffnen sich neue Möglichkeiten. Es ist vorstellbar, das Angebot flexibler zu gestalten, so dass eine Teilnahme weniger an feste Trainingszeiten als an flexiblere ‘Öffnungszeiten’ gebunden ist. In diesem Kontext formuliert BRETTSCHNEIDER (Brettschneider und Kleine 2002, S. 120–126) drei Motive für eine Teilnahme am informellen Sport. Diese Motive sollen im Folgenden helfen, die Phänomene Dropout und Bindung, die ich in Kapitel 5 ausführlich betrachten werde, zu verstehen: 1. ‘Für einen anderen Sport und gegen Wettkämpfe 2. Sport in der Gruppe, aber ohne soziale Kontrolle durch Erwachsene 3. Autonomie und flexible Sportgestaltung’ Besonders das zweite Motiv spielt im Rahmen dieser Arbeit eine übergeordnete Rolle. Wie auf Seite 21 angedeutet, muss die Übungsleiterrolle unter den Bedingungen eines differenzierten Lehr- / Lernverständnisses anders betrachtet werden. In informellen Szenen gibt es keine Übungsleiter. Damit fehlt also auch die Basis für ein unter didaktisch/methodischen Aspekten gestaltetes Sporttreiben. Um ein Bild aus der modernen Kommunikationslehre aufzugreifen gleicht der klassische Übungsleiter einem Provider im Web 1.0. dem Internet in den Anfangsphasen als Webseiten fast ausschließlich dazu dienten wie in einem Buch Informationen nachzulesen. Einige wenige Provider haben die Möglichkeit Inhalte ins Internet zu stellen. Auf diese Inhalte können Millionen Nutzer zugreifen und diese konsumieren. Der klassische Übungsleiter in dieser Analogie ist also der Provider, welcher die Möglichkeit hat sein Wissen weiterzugeben, dabei aber wenig in Interaktion mit den Teilnehmenden bezüglich der Trainingsgestaltung tritt. Ein anderer Ansatz ist die Analogie zum Web 2.0. Es gibt einen Provider, der Inhalte online stellt, aber gleichzeitig die Grundlage dafür schafft, dass Benutzer sich miteinander austauschen können. Viel wichtiger aber noch, als dass ausschließlich Inhalte online gestellt werden ist, dass im Web 2.0 der Provider die Rahmenbedingungen für eigene Wissensgeneration und Interaktion der Nutzer schafft. Als Beispiel sei die Internetplattform Wikipedia genannt. Die Infrastruktur wird von einem Provider zur Verfügung gestellt. Die Inhalte letztlich sind allerdings von den Benutzern der Seite generiert. Besonders anschaulich wird diese Analogie von Wissensgeneration im Sport. So sind informelle Szenen stark von dem Prinzip des Lernen nach Versuch und Irrtum geprägt. Auf gut Glück versuchen sich die Sportler an Bewegungen, die so vielleicht noch niemand vorher ausprobiert hat. Ihre einzigen Rückmeldungen sind ihr körpereigenes sensomotorisches Feedback und ggf. die Beobachtungen Dritter. So faszinierend das Lernen nach Versuch und Irrtum ist, so hat es jedoch auch einige Nachteile. Zu sehen sind vornehmlich jene Jugendlichen, die damit erfolgreich sind. Andere Jugendliche, und deren Zahl dürfte nicht unerheblich sein, trauen sich an bestimmte Herausforderungen kaum heran, weil sie sich überfordert fühlen und Misserfolge antizipieren. (Wopp 2004, S. 49) In den Interviews in Kapitel 8.3 wird berichtet, dass sich häufig besonders talentierte oder fortgeschrittene Sportler in solch informellen Gruppen als Übungsleiter herauskristallisieren. Im Rahmen gruppenpädagogischer Prinzipien formen sich so also ‘Anführer’ heraus, welche dem Sporttreiben der Gruppe einen gewissen Rahmen geben, die denjenigen, die nicht so schnell lernen, Tipps geben und Hilfestellung leisten. Dies ist aber eine spezielle Eigenart des in Gruppen betriebenen informellen Sports. ‘revolution kontra konvention, spontaneität statt spießigkeit, coolness statt karomuster, kreativität statt regeln, crosscountry statt country club, gruppendynamik statt handycap [...]’ (Natural Born Golfers 2011) zit. nach (Schwier 2003, S. 198)) Jugendliche die sich in informellen Szenen bewegen treffen damit eine klare Entscheidung für ein selbstgestaltetes, selbstbestimmtes Sporttreiben. Sie sind nicht gegen Regeln, aber sie sind gegen die unreflektierte Übernahme tradierter Regeln, die aus ihrem Entstehungszusammenhang losgelöst neuen Rahmenbedingungen entsprechend nicht angepasst sind. Teil des Entwicklungsprozesses von Jugendlichen ist die sich ausweitende Teilhabe an Entscheidungsprozessen, Übernahme von Verantwortung in Entscheidungsprozessen und damit auch der Abnabelungsprozess nicht nur von der räumlichen Abhängigkeit der Eltern sondern auch von der Entscheidungs- und Verantwortungsabhängigkeit der Erwachsenen. Dass dies kein Geheimnis mehr ist haben einige Institutionen längst erkannt. Um Kinder und Jugendliche besser als bisher zu erreichen, bemühen sich Schulen und Vereine verstärkt darum, Inhalte und Formen von Aneignungs- und Anwendungsprozessen aus der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen aufzunehmen und in ihre Angebote zu integrieren. (Wopp 2004, S. 54)

Über den Autor

Kai Gausmann, M.A., wurde 1982 in Osnabrück geboren. Sein Studium der Sportwissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen schloss er 2011 ab. Seit 2007 ist er als Referent des Landessportbundes Niedersachsen sowie des Niedersächsischen Turnerbundes und für weitere Organisationen tätig. Im Anschluss an das Studium arbeitete er für den Landessportbund Bremen und sammelte so weitere Erfahrungen im Bereich der Sportentwicklung. Zurzeit ist er als systemischer Berater in Veränderungsprozessen für die Weiterentwicklung von Sportorganisationen tätig. Als leidenschaftlicher Sportler in Trendsporten fasziniert ihn die Idee, moderne Entwicklungen für die Weiterentwicklung von Sportvereinen zugänglich zu machen.

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