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Recht / Wirtschaft / Steuern


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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 148
Abb.: 24
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die geringe Selbstständigkeitsquote von Akademikern in Deutschland wird schon seit längerem von unabhängigen Experten diskutiert. Ein Diskussionspunkt ist die geringe Anzahl der Unternehmensgründungen nach dem Besuch von hochschulischen Unterstützungsmaßnahmen für studentische Existenzgründer. Hier besteht eine hohe Diskrepanz zu der Zahl der Studenten, die diese Maßnahmen tatsächlich wahrnehmen. Die Ursache für diese Diskrepanz wird bisher in der Fachliteratur nur andeutungsweise aufgezeigt und führt u.a. zu folgenden Fragestellungen. Was für Faktoren beeinflussen die an den Hochschulen angebotenen Maßnahmen zur Unterstützung von Existenzgründungen? Wie können bei den Studenten gute Gründungsideen generiert werden? Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang das informelle Wissen? Warum sollte zusätzlich zu den bestehenden Qualifizierungsmaßnahmen eine Wissenswerkstatt angewendet werden? Eine Antwort auf alle diese Fragen liefert die vorliegende Untersuchung. Sie enthält sowohl aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse als auch ausgewählte Modelle führender Wissenschaftler in den drei Fachbereichen Gründungsforschung, Wirtschaftspädagogik und Wissensmanagement, die sukzessiv miteinander verknüpft werden. Anhand der zahlreichen Verknüpfungen der Fachgebiete untereinander werden derzeit noch bestehende Defizite innerhalb der Existenzgründerausbildung an Hochschulen aufgezeigt und ein theoretisch fundierter Denkansatz offengelegt, der das Potential besitzt, die Nachhaltigkeit der hochschulischen Qualifizierungsmaßnahmen zu unterstützen und die Selbstständigkeitsquote von Akademikern in Deutschland anzuheben.

Leseprobe

Kapitel 3.5, Grenzen des inneren Bezugsrahmens: Obwohl die logische Verschränkung der drei theoretischen Modelle (Innovationsprozess von VAHS und BURMESTER (1999), erweitertes allgemeines Verhaltensmodell von STRAKA (2000) und SECI-Modell von NONAKA und TAKEUCHI (1997)) mehrfach Analogien aufweisen, zeigen sich auch bestimmte Grenzen. Beispielsweise bildet das von VAHS und BURMESTER (1999) entwickelte Grundschema eines Ideenprozesses übertragen auf den Bereich der Existenzgründung den Ideenprozess nur oberflächlich ab. Tiefer gehende Erläuterungen zum eigentlichen Auslöser der Intention, eigene Ideen zu entwickeln, fehlen. Demnach mussten eigene Recherchen vorgenommen werden, um das Schema diesbezüglich in Ansätzen zu ergänzen. Außerdem wird besonders das Modell von NONAKA und TAKEUCHI (1997) in der Wissenschaft stark kritisiert. Kritik am SECI-Modell üben insbesondere SCHREYÖGG und GEIGER (2003). Sie kritisieren den unterschiedlichen Verstehenshorizont zwischen POLANYI (1985) und NONAKA und TAKEUCHI (1997) hinsichtlich des Begriffs ‘implizites Wissen’, obwohl die Ausführungen POLANYIS (1985) dem SECI-Modell zu Grunde gelegt werden. So schreiben sie in einer ihrer Veröffentlichung: ‘Implizites Wissen ist von seiner Natur her nicht verbalisierbar und damit auch nicht formalisierbar. Polanyi sieht deshalb konsequenterweise explizites und implizites Wissen als zwei strukturell verschiedene Kategorien (dort: Dimensionen). Diese beiden Kategorien des Wissens lassen sich dementsprechend auch nicht ineinander überführen, Nicht-Verbalisierbares kann eben auch nicht expliziert werden, alles andere wäre widersinnig. […] Anderenfalls handelte es sich beim impliziten Wissen lediglich um vorläufig unentdecktes explizites Wissen, das seiner Explikation noch harrt. […] Ansätze, die die Artikulation (und damit Explikation) von implizitem Wissen als Schlüsselfaktor der Wissensgenerierung ansehen, stehen damit in deutlichem Widerspruch zu dem Ansatz von Polanyi und erweisen sich damit als sehr fragwürdig. Eine Überführung der Wissensarten ineinander ist von der Logik der »tacit dimension« her vollkommen ausgeschlossen. Verkörperlichtes Wissens sollte ja solche Sachverhalte bezeichnen, die sich gerade nicht explizieren lassen’(Schreyögg & Geiger 2003 , S. 14). Dieses Argument wiegt schwer. Jedoch scheinen SCHREYÖGG und GEIGER (2003) einen wesentlichen Punkt übersehen zu haben. POLANYI (1985) verweist in seinen Ausführungen auf ein angemessenes Ausdrucksmittel, mithilfe dessen implizites Wissen letztendlich doch mitteilbar ist (vgl. POLANYI 1985, S. 14). Als Beispiel für ein angemessenes Ausdrucksmittel führt er Bilder an (vgl. ebd., S. 14). Auch die Bezeichnung von implizitem Wissen als ‘etwas Verborgenes sehen’ (vgl. ebd., S. 28) deutet auf das bildliche Vorstellungsvermögen des Menschen hin. Bilder sind demnach die Brücke, um implizites Wissen transformieren und im Anschluss deklarieren zu können. So sprechen auch NONAKA und TAKEUCHI (1997) bei der Sozialisation von der Transformation von implizitem Wissen in implizites Wissen durch einen Erfahrungsaustausch ohne Sprache (vgl. Nonaka & Takeuchi 1997, S. 75). Zudem sprechen sie bei der Externalisierung vom Reichtum bildlicher Sprache und Fantasie eines Menschen (vgl. Nonaka & Takeuchi 1997, S. 79). Weiterhin argumentiert POLANYI (1985), dass die Überführung impliziten Wissens in explizites Wissen, durch eine exakte Analyse der Tätigkeit zunächst zu einer Zerstörung dieser (Tätigkeit) führt, dieser Umstand aber wieder ‘geheilt’ werden kann (vgl. Polanyi 1985, S. 26). Demnach schließt er eine Transformation der beiden Wissensarten nicht aus. Auch GÜLDENBERG und HELTING (2004) äußern, dass aus den Ausführungen POLANYIS (1985) nicht ablesbar ist, dass implizites Wissen grundsätzlich nicht explizierbar ist (vgl. Güldenberg & Helting 2004, S. 528). Jedoch sprechen sie sich für eine Teilexplizierbarkeit von implizitem Wissen im Sinne POLANYIS (1985) aus (vgl. ebd., S. 528). Dementsprechend wird in dieser Untersuchung der Einwand von SCHREYÖGG und GEIGER (2003) entschieden zurückgewiesen und der Auffassung hinsichtlich einer Teilexplizierbarkeit von implizitem Wissen von GÜLDENBERG und HELTING (2004) gefolgt. Neben dieser kritischen Betrachtung wird noch eine weitere Grenze ersichtlich. Die Mehrzahl der von der Hochschule angebotenen Existenzgründungsveranstaltungen setzt erst bei der Ideenentwicklung an und sieht den Auslöser für die Gründungsintention, die Gründungsintention selbst und die Idee als gegeben an. Aber der Auslöser für die Gründungsintention kann sowohl einen starken, als auch einen schwachen Einfluss auf die Motivation und Emotion des potenziellen Existenzgründers ausüben. Demzufolge ist auch die Gründungsneigung stärker oder schwächer ausgeprägt. Die Gründungsintention ist jedoch neben der guten Idee von entscheidender Bedeutung für die Motivation des Gründers, das Gründungsvorhaben letztlich auch zu realisieren. Zudem konnte aufgezeigt werden, dass nicht jede Idee eine gute Idee ist. Denn Ideen können auf unterschiedlichen Wegen gewonnen werden und erfahren vor ihrer Weiterentwicklung eine eingehende Prüfung hinsichtlich ihrer Problemlösekraft und Realisierbarkeit. Das setzt eine intensive Auseinandersetzung des Individuums mit der Thematik voraus. Bei Suche nach einer guten Idee ist der Student aber sich selbst überlassen, was Unsicherheit hervorrufen kann. Nicht umsonst ist die drittgrößte Hemmschwelle für Ausgründungen aus der Hochschule, ‘keine tragfähige Idee’ zu haben (vgl. BMBF 2008, S. 24). Es verwundert daher nicht, dass nur rund 13 Prozent der teilnehmenden Studenten während des Studiums bzw. 20 Prozent nach dem Studium tatsächlich gründen (vgl. ebd., S. 34). Der Auslöser für die Gründungsintention, die Gründungsintention selbst und die Idee dürfen daher gerade eben nicht als gegeben und unumstößlich vorausgesetzt werden. Weiterhin finden die Veranstaltungen/ Qualifizierungsmaßnahmen derzeitig überwiegend in dozentenorientierten Vorlesungseinheiten oder Block- bzw. Wochenendseminaren statt, was dem notwendigen Kreativitätsprozess bei der Durchführung des gesamten Ideenprozesses entgegenwirken würde. Im Umkehrschluss kann folglich festgehalten werden, dass bisher kaum eine geeignete Veranstaltungsform entwickelt wurde, mithilfe derer der gesamte Ideenprozess bei potenziellen Existenzgründern aus der Hochschule durchgeführt werden könnte. Dennoch scheint es eine Überlegung wert zu sein, über eine geeignete Veranstaltungsform nachzudenken, um das bestehende Defizit auszugleichen. Wie könnte also ein derartiges Vorhaben effektiv realisiert werden?

Über den Autor

Marion Pohl [M.Sc.] wurde 1987 in Chemnitz geboren. Ihr Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Universität Chemnitz schloss die Autorin im Jahr 2010 mit dem akademischen Grad Bachelor of Science erfolgreich ab. Anschließend setzte Sie ihre akademische Laufbahn im Fachbereich Betriebliche Berufsbildung und Berufsbildungsmanagement an der Otto-von-Guericke- Universität in Magdeburg fort und schloss im Jahr 2013 mit dem akademischen Titel Master of Science erfolgreich ab. Bereits während des Studiums wirkte die Autorin im Jahr 2011 bei der Organisation des landesweiten Businessplanwettbewerbs in Sachsen-Anhalt mit und arbeitete als Assessorin im TGZ Brandenburg. Es folgten zahlreiche Referententätigkeiten, u.a. für Fach- und Führungskräfte aus Laos, Vietnam, Indonesien und China. Zudem wirkte die Autorin an einer Studie zur Fachkräftesicherung in Hessen mit. Heute ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

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