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Soziologie

Yvonne Schroerschwarz

Das Image der Katastrophenhilfe seit dem Tsunami

Eine Inhaltsanalyse über fünf Jahre

ISBN: 978-3-8366-8450-7

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 90
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Im Dezember 2004 kam es vor Sumatra zu einem Seebeben. Insgesamt waren zwölf Länder von den Auswirkungen des darauffolgenden Tsunamis betroffen und Menschen aus über 50 Ländern verloren ihr Leben. Weltweit kam es zu einem unvergleichlichen Spendenaufkommen und zu großer Hilfsbereitschaft. Nach dem Tsunami in Asien wurden alleine in der Schweiz durch die Glückskette Spenden in Höhe von 227,7 Millionen Franken generiert. Hilfswerke aus zahlreichen Ländern der Welt leisteten Katastrophenhilfe. Eine geregelte Koordination war schwierig und die Katastrophenhilfe stand vor großen Aufgaben. Das weckt Erinnerungen an die 1990er Jahre, in denen die Katastrophenhilfe in die Kritik geriet. Die Vorwürfe damals: Der Katastrophenhilfe mangele es an Koordination und Professionalität. Dies führte zu einem Imageschaden und zu Vertrauensverlust. Als Referenzpunkt der vorliegenden Studie wurde der Tsunami gewählt, weil auch hier die Gefahr besteht, dass auf Grund der enormen Herausforderungen ähnliche Probleme auftreten und es erneut zu einem Imageschaden kommen könnte. Diese Punkte sind Anlass genug, um sich dem Thema der Katastrophenhilfe und ihres Images aus sozialwissenschaftlicher Perspektive zu nähern. Zur Überprüfung der Frage, wird eine Inhaltsanalyse in vier schweizerischen Tageszeitungen durchgeführt. Der Analysezeitraum beginnt ein Jahr vor dem Tsunami, um zu sehen, wie die Katastrophenhilfe bis anhin dargestellt wurde und endet 2008, vier Jahre nach dem Tsunami. So können die mittelfristigen Auswirkungen des Tsunamis auf das Image aufgezeigt werden. Miteinbezogen in die Untersuchung wird auch die Berichterstattung über die Katastrophenhilfe nach anderen Katastrophen im Untersuchungszeitraum.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1, Imageentwicklung der Katastrophenhilfe vor dem Tsunami: NGOs sind kein neues Phänomen. Die ersten NGOs entstanden Ende des 18. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt waren sie aber noch wenig organisiert und institutionalisiert. Vielmehr schlossen sich Menschen zusammen, die ähnliche soziale Anliegen hatten. Die Welt begann sich zu globalisieren und so taten es auch die Aktivisten. Noch in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts arbeiteten NGOs und Bürgerbewegungen eng miteinander. Am 21. November 1990 wurde der Kalte Krieg mit der Charta von Paris formell beendet. Dadurch vergrösserte sich auch der Aktionsradius der NGOs. NGOs und soziale Bewegungen waren noch immer nah miteinander vernetzt, aber auch hier hat sich der Radius vergrössert. Es ging nicht mehr nur um Themen im eigenen Land, sondern um Menschenrechte weltweit oder den Schutz der Regenwälder. Dadurch wurden, auch von den Aktivisten selber, eine Vielzahl an neuen NGOs gegründet. Dies erzeugte etwas, dass bisher im NGO-Sektor weitgehend unbekannt war: Wettbewerb. Die Hilfswerke standen in einem Wettbewerb um Spenden, Projekte und Finanzierungen. Um sich stärker positionieren zu können, mussten sich die NGOs spezialisieren. Folglich nah auch der Grad der Beschäftigten an Professionalisierung zu. Dies bedeutet gleichzeitig, dass die Ehrenamtlichen zurück gedrängt wurden. Durch die Professionalisierung wurden und werden Hilfswerke in ihren Strukturen for-Profit Organisationen zwar immer ähnlicher, aber ihr Ziel ist weiterhin nicht die Profitmaximierung. Unter anderem dadurch geriet aber die Entwicklungshilfe in die Kritik. In Deutschland löste Brigitte Erler diese Debatte aus. Bezüglich der Katastrophenhilfe schaffte das vor allem Horand Knaup mit seinem Buch ‘Hilfe, die Helfer kommen’. Knaup beschreibt in seinem Buch anhand von Katastrophen in den 1980er und 1990er Jahren Beispiele negativer humanitärer Hilfe. Er zeichnet den Zusammenhang des Wettbewerbs zwischen Hilfswerken, Spendern und Berichterstattung auf. So weist Knaup darauf hin, dass die Hilfsorganisationen kaum Rechenschaft über ihr Tun ablegen müssen. Des weiteren erklärt er, dass die NGOs nicht nur Gutes tun, sondern sie werden ‘zum Wirtschaftsfaktor Nummer eins in der Elendsregion’ und das ist ‘für die sozioökonmische Struktur’ nicht nur positiv, da viele kleine Betriebe ihre Mitarbeiter verlieren, die zu den besser bezahlenden Hilfswerken wechseln. Gibleman und Gelman verweisen in ihrer Studie auf elf Fälle in den USA. In den Fällen geht es vornehmlich um Unterschlagung und Veruntreuung von (Spenden-)Geldern. Dabei ist allerdings auffällig, dass die Schädiger meist aus dem Management kommen. Das Image der NGOs hat darunter stark gelitten, da die Medien sich des Themas angenommen und es der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben. In den 1990er Jahren waren aber nicht nur die Skandale in den Medien. Die Medien entdeckten auch die Katastrophen und vor allem die Bilder von Katastrophen für ihre Zwecke. Hilfe nach Katastrophen lässt sich bestens vermarkten, und damit entbrannte auch ein Kampf zwischen den NGOs. Der Kampf, in den Medien möglichst positiv präsent zu sein und so auf kostengünstige Art Spendengelder zu akquirieren. Durch diesen Umstand wurde die Presse jedoch auch aufmerksamer auf die NGOs und rund um die Welt wurden zahlreiche Skandale im Bezug auf NGOs und Katastrophenhilfe aufgedeckt und die Glaubwürdigkeit der Hilfswerke hat stark gelitten. Diese Skandale haben auch Einfluss auf die öffentliche Meinung: ‘The press ist neither benign nor neutral its messages are a powerful force in influencing public opinion’, zu diesem Schluss kommen Gibelman und Gelman nach ihrer Studie über NGOs, die in den 1990er Jahren in den USA ‘in the financing of medical research or delivery of health, human services and recreational programs for the disadvantaged in order to facilitate comparisons’ involviert waren. ‘Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben wissen, wissen wir durch die Massenmedien.’ Die Presse hat in Katastrophen und der Katastrophenhilfe ein Fortsetzungsthema gefunden. Es hat immer Katastrophen gegeben und es wird sie immer geben. Dadurch entsteht eine ‘Strukturelle Kopplung der Massenmedien mit anderen Gesellschaftsbereichen’. So fand und findet die Katastrophenhilfe Eingang in den persönlichen Gesellschaftsbereich, wie auch in die Politik. Deshalb werden für diese Arbeit, die Medien, insbesondere die Tagespresse als Träger des Images der Katastrophenhilfe in der Öffentlichkeit definiert und genutzt und mittels einer Inhaltsanalyse ausgewertet. Professionalisierung der Katastrophenhilfe: Wie oben beschrieben, ist die Katastrophenhilfe unter Druck geraten. Ihr Image hat beträchtlichen Schaden davon getragen und die Gründe dafür sind zahlreich. Damit wurde die Katastrophenhilfe zu einem Umdenken und einer Professionalisierung gezwungen. Es mussten Standards entwickelt werden. So wurde 1997 das Sphere Project ins Leben gerufen. Das Sphere-Project bedient sich zweier Kernaussagen. Zum einen muss alles, was in der humanitären Hilfe getan wird, das Leid der Betroffenen lindern und zweitens darf dabei ihre Würde nicht angegriffen werden. Damit greifen die Grundsätze kürzer als die mittlerweile und in Kapitel 2 vorgestellten Punkte zur Katastrophenhilfe. Aber die Outputs des Sphere-Projects gelten für alle NGOs. Deswegen dürfen sie nicht zu eng entwickelt sein, damit den Hilfswerken noch Spielraum gelassen wird. Ein Output des Sphere Projects ist die humanitäre Charta, in der sich Hilfsorganisationen dazu verpflichten in der Katastrophenhilfe gewisse Minimum-Standards einzuhalten. Diese Standards umfassen u.a. Wasser, Abwassersysteme und Hygiene. Kapitel drei der Charter widmet sich den Minimum Standards bzgl. Lebensmitteln. Das vierte Kapitel beschreibt die Minimum Standards für Unterkünfte und Non-Food Items. Das letzte Kapitel der Charta erklärt die Minimum Standards zum Gesundheitswesen. Das Sphere-Project dient also der Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement für NGOs, vor allem im Katastrophenfall. Des Weiteren werden im Zuge des Projektes Prozesse und Abläufe der teilnehmenden Hilfswerke gesammelt, bewertet und dann erprobt. Durch das Sphere-Project wird deutlich, dass die NGOs ihre Lage erkannt haben und versucht haben, der Kritik der Öffentlichkeit entgegenzuwirken. Seitdem hat die Zahl der Skandale in den Medien bezüglich der humanitären Hilfe abgenommen und das Image der Hilfswerke ist wie im Kapitel 2 erläutert vorwiegend positiv.

Über den Autor

Yvonne Schroerschwarz, geb. 1981, studierte Gesellschaft und Kommunikation an der Universität Luzern, Abschluss 2009.

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